Radiowoche
Die Radiowoche Foto/Motiv: Hufner

Die Radiowoche vom 27.09.21–03.10.2021

Die Radiowoche vom 27.09.21–03.10.2021

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 39. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Mein Wochentipp:

sonntag – 3.10.20201 – 20:03 Uhr | deutschlandfunk kultur
Konzert: Live aus dem Kulturpalast Dresden – Aktion – Orchestermusik um 1970

Christfried Schmidt: Sinfonie Nr. 2 „In memoriam Martin Luther King“ für Orchester, Bass- und Altsolo (Uraufführung) | Bernd Alois Zimmermann: „Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne“, Ekklesiastische Aktion für zwei Sprecher, Bariton-Solo und Orchester

Antigone Papoulkas, Alt; Robert Koller, Bariton; Martin Jan Nijhof, Bass; Peter Schweiger, Sprecher; Helmut Vogel, Sprecher; Dresdner Philharmonie; Leitung: Jonathan Stockhammer


mo – 27.09.2021


09:05 Uhr | deutschlandfunk
Kalenderblatt: Vor 100 Jahren: Der Komponist Engelbert Humperdinck gestorben

Er gilt als „Ein-Werk-Komponist“, der durch einen einzigartigen Erfolg zu weltweitem Ruhm gelangte. Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ zählt zu jenem festen Kanon von etwa 30 Opern, die immer wieder auf den Spielplänen zu finden sind.

19.30-21.00 | Ö1
Eine Schweizer Band-Legende auf Abschiedstournee – Stiller Has bei Glatt & Verkehrt 2021

Am 21. Juli 2021 war eine legendäre Formation bei Glatt & Verkehrt zu vernehmen: Stiller Has, die 1989 in Bern gegründete, in der Schweiz kultig verehrte Mundart-Band um Sänger Endo Anaconda alias Andreas Flückiger, machte auf der Abschiedstournee im Hof der Winzer Krems Station. 13 Alben konnte Stiller Has in der Schweizer Hitparade platzieren, das Opus „Endosaurusrex“ hielt sich 2017 sogar 15 Wochen auf Platz 1. Und das trotz oder wegen des anarchischen Witzes und der beißenden Gesellschaftskritik, die das Quartett in seinen bluesigen Liedern gerne auf das verduzte Publikum loslässt – und die in wunderbarem Kontrast zum Bandnamen stehen. Auch Österreich wird von Stiller Has mitunter gerne auf’s Korn genommen – schließlich verfügt Andreas Flückiger mütterlicherseits über Kärntner Wurzeln, zudem hat er während seiner Jahre als Siebdrucker-Lehrling das vielzitierte goldene Wienerherz studieren dürfen. All das und noch viel mehr machte auch in Krems großen Eindruck: Andreas Felber präsentiert die Höhepunkte des Konzerts von Stiller Has bei Glatt & Verkehrt.

21:05 Uhr | deutschlandfunk
Musik-Panorama: Neue Produktionen aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal – Tanzen am Abgrund. Lars Vogt spielt Leoš Janácek

Leoš Janácek: Sonate für Klavier „1.X.1905“ / „Im Nebel“ für Klavier solo / „Auf verwachsenem Pfade“ für Klavier solo. Lars Vogt, Klavier. Aufnahmen von 2016, 2019 und 2020 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln

Am Mikrofon: Sylvia Systermans. Zwischen kindlichem Glück und kalter Todesahnung bewegen sich die Werke für Klavier von Leoš Janácek. Schmerzhafte Erinnerungen an seine früh verstorbene Tochter Olga prägen den Zyklus „Auf verwachsenem Pfade“. Zerbrechlich zart bis raukantig scharf sind die Klänge, mit denen Janácek in seinem Zyklus „Im Nebel“ nach neuen Ausdrucksformen sucht. Mit extremen Kontrasten verarbeitet Janácek in seiner Sonate „1.X.1905“ die Ermordung eines Arbeiters während politischer Unruhen in Brünn. Die autobiografischen Klangwelten Janáceks seien singulär, sagt Pianist Lars Vogt. Er hat die poetisch bildhafte Musik mit dem slawischen Zungenschlag im Deutschlandfunk Kammermusiksaal aufgenommen.

21:30 Uhr | deutschlandfunk kultur
Einstand: Digitalisierung 3.0 – Musikhochschulen im Wandel: Zu Gast: Rico Gubler, Rektor der Musikhochschule Lübeck

Musizieren auf Distanz und intelligente Hybridformate: Mit einem großen Pragmatismus haben die Musikhochschulen in der Pandemie die Lehr- und Lernkulturen verändert. Was jedoch wird bleiben? Wie sieht die Musikhochschule der Zukunft aus?

22:30 | hr2-kultur
Jazz Now Aus dem Dschungel der Neuveröffentlichungen

heute mit: Throttle Elevator Music | Wolfgang Lackerschmid | Jens Düppe. Am Mikrofon: Karmen Micovic

23:03 – 24:00 | Ö1
Verabschiedung vom Eurozentrismus: Geschichte und Zukunft der zeitgenössischen Musik im selbstkritischen Diskurs

Zentrale Institutionen zeitgenössischer Musik beschäftigen sich in jüngster Zeit vermehrt mit dem Thema der Dekolonisation. Das spiegelt sich einerseits in der diverser werdenden Einladungspolitik der Festivals wider, aber auch im begleitenden Diskursprogramm: Das Berliner Festival maerzmusik brachte heuer u.a. Workshops und eine Diskussionsrunde zur „Identität und Zukunft der zeitgenössischen Musik“ sowie ein von George E. Lewis kuratiertes Konzert des Ensemble Modern unter dem Motto „Afro-Modernism in Contemporary Music“. Auch beim ORF musikprotokoll im steirischen herbst wird seit geraumer Zeit das Primat des westzentrierten Blicks in Frage gestellt – etwa mit Festivalprogrammen zum Schwerpunkt „Nebenan – Erkundungen in Europas Nachbarschaft“ und dem Programmaustausch über das Festival-netzwerk ICAS der International Cities of Advanced Sound. Zum 100. Geburtstag der Donaueschinger Musiktage wird es im Oktober 2021 beim ältesten Neue-Musik-Festival einen Schwerpunkt unter dem Titel „Donaueschingen Global“ geben. Dazu wurden seit 2019 Musik-Scouts durch alle Kontinente geschickte, die ihre Entdeckungen in Donaueschingen bei Konzerten, Installationen, Performances sowie Panels vorstellen und diskutieren werden. Organisationen wie das Berliner Kunst-Laboratorium Savvy und das EU-Finanzierte Projekt „Sounds Now“ stellen das Thema der Inklusion bei kuratorischen Entscheidungsprozessen in den Fokus. Gestaltung: Rainer Elstner

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: In memoriam George Mraz

Ein Nachruf auf den Bassisten George Mraz (9. September 1944 – 16. September 2021). Moderation und Auswahl: Henning Sieverts


di – 28.09.2021


00:05 Uhr | deutschlandfunk kultur
Neue Musik: Selbstermächtigung – Zur Rolle der Ensembles für Neue Musik in der DDR

Von Florian Neuner. Die Gruppe Neue Musik »Hanns Eisler« in Leipzig gab das Startsignal: Bald folgten Initiativen in Dresden, Weimar und anderswo.

00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Zum 80. Geburtstag von Viera Janárceková

Viera Janárceková: „Vier Tangomutanten“ (Bianca Breitfeld, Violoncello, Stefanie Schumacher, Akkordeon); „Dotyk“ (Kremerata Baltica: Roman Kofmann); „Spievanky, spievanky“ (Eva Susková, Sopran; Andrea Mosorjaková, Flöte); Klavierkonzert (Ivan Buffa, Klavier; Bamberger Symphoniker: Jonathan Nott); „Yan“ (Urla Kahl, Horn); „Solipsismus zu zweit“ (Martin Müller-Weiffenbach, Violoncello; Viera Janárceková, Klavier)

09:05 Uhr | deutschlandfunk
Kalenderblatt

Vor 70 Jahren: Das Bundesverfassungsgericht nimmt seine Arbeit auf

20:05 – 21:00 | SWR2
SWR2 Jazz Session: 100 Fairies – Das Phantom Orchard Orchestra 2011 bei den Donaueschinger Musiktagen.

Von Nina Polaschegg. Die Donaueschinger Musiktage feiern in diesem Jahr ihr 100. Jubiläum. 1921 wurde das Festival „zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst“ gegründet, ein halbes Jahrhundert später bekam der zeitgenössische Jazz hier einen regelmäßigen Spot. In den Monaten vor dem Musiktage-Jubiläum im Oktober präsentieren wir einen Querschnitt der historischen Jazzkonzerte in Donaueschingen. 2011 war das Phantom Orchard Orchestra dort zu Gast – einer Erweiterung des Phantom Orchard Duos von der Elektronikerin Ikue Mori und der Harfenistin Zeena Parkins mit dem norwegischen Quartett SPUNK.

20:10 Uhr| deutschlandfunk
Hörspiel: Tapetentraktat

Von Carl Ceiss. Regie: Barbara Plensat. Mit Jürgen Holtz. Komposition: Lutz Glandien. Ton und Technik: Manfred Hock, Alfons Steffens, Angelika Hagen. Produktion: SFB 1991. Länge: 44’31

Hörspiel mit Jürgen Holtz. Stefan Merau ist wütend. Seine DDR-Musterbiographie ist nichts mehr wert. Der ehemalige Vorzeigeschüler, Vaterlandsverteidiger, Beststudent und später diplomierte Ingenieur der Mikroelektronik rechnet ab

„Keiner hält den Rand wie ich beim Schreiben ein / und die Klappe beim Sprechen / Schönschrift war angesagt beim Denken / Ziffer eins alle Noten / der Stolz der ganzen Schule”.

Stefan Merau ist am Ende. Die Ideale seines Lebens, seine Vorbilder und Ziele gelten nichts mehr. Für einen wie ihn, der immer nach fremden Maßstäben gelebt hat, wird die Begegnung mit sich selbst zur Katastrophe. Ein Blick zurück im Zorn, der – exemplarisch – zu einer Abrechnung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR wird.

Carl Ceiss, geboren 1959 in Leipzig, arbeitete von 1982-85 als Dramaturg in Berlin, Quedlinburg, Stendal und Detmold. Lebt als Autor in Berlin.

21:05 Uhr | deutschlandfunk
Jazz Live: Balance der Gefühle – Das Nicolas Masson Quartett beim Schaffhauser Jazz Festival 2021

Nicolas Masson, Tenorsaxofon; Colin Vallon, Piano; Patrice Moret, Kontrabass; Lionel Friedli, Schlagzeug. Aufnahme vom 28.5.2021

Am Mikrofon: Karl Lippegaus. Mit zwölf Jahren hörte Nicolas Masson in seiner Heimatstadt Genf gern Metallica und wollte unbedingt E-Gitarre spielen. Dann begeisterte er sich für den Jazz. Heute zählt er zu den großen, expressiven Lyrikern des Tenorsaxofonspiels mit viel Sinn für verhangene Atmosphären. Mehrere Aufenthalte in New York brachten den Schweizer mit großen Saxofonisten wie Frank Lowe und Ken McIntyre in Kontakt, deren freie Energie auch sein eigenes Spiel beflügelte. 2006 gründete Masson, der auch Kunstfotograf ist, sein festes Quartett. Ziel, so sagt er, sei die richtige Balance aller expressiven Mittel beim Improvisieren – was Melodiösität und Sanftheit einschließt. In Schaffhausen stellte er das Programm seiner Platte „Travelers“ vor. Ausgangspunkt der Stücke war das Nachdenken über die Spuren, die andere Menschen in unserem Leben hinterlassen. So entstand eine Reihe stimmungsvoller Porträts konkreter Personen.

22:05 bis 23:00 | BR-KLASSIK
Horizonte: Gian Luca Barbero, Gitarre

Giuseppe Rosetta: Fantasia; Aus „Preludi per Gilardino

22:05 Uhr | deutschlandfunk
Musikszene: Musentempel frisch gestrichen! Die Tonhalle Zürich nach der Sanierung

Von Elisabeth Richter. Die Tonhalle Zürich, malerisch am Zürichsee gelegen, blickt auf eine stolze Tradition zurück. Immerhin dirigierte Johannes Brahms 1895 das Eröffnungskonzert, und das hier beheimate Tonhalle-Orchester kann berühmte Chefdirigenten aufzählen, darunter Hans Rosbaud, Rudolf Kempe, David Zinman und den derzeitigen Maestro Paavo Järvi. Doch der wegen seiner exzellenten Akustik gepriesene Saal war in die Jahre gekommen. Muffig soll er gerochen haben, akustische Mängel hätten sich eingeschlichen. Seit 2017 wurde der Gebäudekomplex mit dem Kongresssaal komplett umgestaltet: moderner, großzügiger, technisch auf dem neuesten Stand. Im Konzertsaal wurden Farben aufgefrischt und die Bühne umgestaltet, um die Akustik zu verbessern. Nach ersten Proben schwärmen die Mitglieder des Tonhalle-Orchesters. Wie werden große Tradition und neue Möglichkeiten genutzt? Welche innovativen, musikalisch-künstlerischen Angebote schärfen das Profil? Die „Musikszene“ blickt auf Tradition und Fortschritt eines der berühmtesten europäischen Konzertsäle.

22:30 | hr2-kultur
Jazz and More An den Rändern des Jazz

heute mit: Eivind Aarset | Falkevik | Susanna & David Wallumrød. Am Mikrofon: Timo Kurth

23:03 – 24:00 | Ö1
Donaueschingen Global. Das älteste Festival für zeitgenössische Musik blickt über den Tellerrand.

Zum 100. Geburtstag der Donaueschinger Musiktage wird es im Oktober 2021 beim ältesten Neue-Musik-Festival einen Schwerpunkt unter dem Titel „Donaueschingen Global“ geben. Dazu wurden seit 2019 Musik-Scouts durch alle Kontinente geschickte, die ihre Entdeckungen in Donaueschingen bei Konzerten, Installationen, Performances sowie Panels vorstellen und diskutieren werden. In dieser Sendung erzählen die Kuratoren und Kuratorinnen von ihren Entdeckungen. Gestaltung: Rainer Elstner

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: News & Roots – The Quiet Miles

Zum 30. Todestag des amerikanischen Trompeters Miles Davis. Henning Sieverts erinnert an den Meister-Melancholiker mit zeitlos guten Balladen. Mit Shirley Horn, Gil Evans und anderen. Auswahl und Moderation: Henning Sieverts


mi – 29.09.2021


00:05 Uhr | deutschlandfunk kultur
Chormusik: Spiegel der Seele – Die menschliche Stimme

Moderation: Olga Hochweis. Was sagen unsere Stimmen über uns aus? Wie können wir sie gesund erhalten? Fragen und Antworten rund um das Hamburger Stimmsymposium „Transgender und Stimme“.

Mimik und Gestik kann man verstellen, eine Stimme nur sehr schwer. Sie gibt unmittelbaren Einblick in die Gefühlslage eines Menschen – zittert, wenn man Lampenfieber hat oder bricht bei tiefer Verzweiflung. Wir berichten von einem interdisziplinären Hamburger Stimmsymposium mit Medizinern, Therapeuten und Gesangspädagogen. Schwerpunkt-Themen: „Transgender und Stimme“ sowie „Psyche und Stimme“. Und wir fragen, wie gute Stimmbildung im Chor aussehen kann – nicht zuletzt, damit die individuelle Stimme organisch mit dem kollektiven Klang verschmelzen kann.

00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten

Marcus Maria Reißenberger: „MEM 5“ (Ensemble Kontraste); Ulrich Schultheiß: „Faust-Paraphrasen“ (Thomas Hitzlberger, Georg Schütz, Klavier); Roland Schmidt: „Der Hofnarr“ (Renate Kaschmieder, Mezzosopran; Cabaza Percussion Quartett); Claus Kühnl: „Assisi 06“ (Nürnberger Akkordeonorchester: Stefan Hippe)

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Classic Sounds in Jazz: Blue Tenderness

Mit Musik von Abbey Lincoln, Tommy Flanagan, Chet Baker, Abdullah Ibrahim, Bennie Wallace und anderen. Moderation und Auswahl: Roland Spiegel

20:03 Uhr | deutschlandfunk kultur
Konzert: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – Simultankonzerte in Buchenwald, Jerusalem, Berlin und Jena

Peteris Vasks: „Tala gaisma – Fernes Licht“. Konzert für Violine und Streichorchester | Marc Sinan: „Gleißendes Licht – ein musikalisches Ritual des Erinnerns“ (Uraufführung) | Berlin: Michael Wendeberg, Klavier | Buchenwald: Knabenchor der Jenaer Philharmonie und Blechbläser der Staatskapelle Weimar | Jerusalem: Hadar Dimand, Sprecherin. Jena: Rosa Donata Milton, Violine. Katia Guedes und Johanna Vargas, Sopran. Johanna Krödel, Alt. Andreas Fischer, Bass. AuditivVokal, Dresden. Jenaer Philharmonie. Leitung: Simon Gaudenz, Andrea Molino und Berit Walther

Das Projekt „Gleißendes Licht“ des türkisch-deutschen Komponisten Marc Sinan versucht im Hier und Jetzt, die Impulse von Schmerz und Klage, von Vergeltung und Rache musikalisch zu befragen. „Gleißendes Licht“ bindet das Gestern und das Heute, ist Verneigung vor den Opfern, ist bittere Anklage und radikaler Ruf nach einer Gerechtigkeit, die nicht mehr warten will und kann. „Gleißendes Licht“ verbindet vier Orte: Auf dem Gelände des ehemaligen KZ Buchenwald erklingt ein Knabenchor. Begleitet von der Staatskapelle Weimar, sendet er einen Impuls nach Jena, den die Jenaer Philharmoniker gemeinsam mit dem Dresdner Chor AuditivVokal und vier Solistinnen und Solisten zu einem Oratorium steigern. Weitere Brücken nach Jena schlagen die junge israelische Schauspielerin Hadar Dimand in Jerusalem mit Texten von Batsheva Dagan, die als junge Frau Auschwitz überlebte. Der Pianist Michael Wendeberg wird auf dem Berliner Bebelplatz ein Konzert mit Teilen aus Sinans multilokaler Komposition und weiteren Werken von Beethoven, Schubert, Schumann u.a. spielen. Im Jenaer Volkshaus wird „Gleißendes Licht“ programmatisch durch Stücke von Peteris Vasks und Arvo Pärt ergänzt.

21:05 – 22:00 Uhr | SWR2
NOWJazz: Freiburger Bass-Säule – Dieter Ilg zum 60. Geburtstag

Von Günther Huesmann. Der Star-Trompeter Randy Brecker war von Dieter Ilgs Spiel so beeindruckt, dass er ihn von Deutschland in die Jazz-Metropole New York einfliegen ließ. Mit dem Kontrabass auf dem Nebensitz. Der Freiburger wurde festes Mitglied in Breckers Band. Das war 1987. Damit begann eine Karriere, die inzwischen vier Jahrzehnte umfasst. Dieter Ilg hat deutsche Jazzgeschichte mitgeschrieben: in den Bands von Albert Mangelsdorff, Wolfgang Dauner, Till Brönner und mit seinem eigenen Trio. Das setzte mit seinen Jazz-meets-Klassik-Alben neue Benchmarks im Brückenbau zwischen musikalischen Gattungen.

21:30 Uhr | deutschlandfunk kultur
Alte Musik: Universum JSB (28) – „Trocknes mathematisches Zeug?“. Rätsel und Mythen um Bachs „Kunst der Fuge“

Von Michael Maul. Johann Sebastian Bach entwickelte in seinem letzten Lebensjahrzehnt eine starke Vorliebe für raffinierte kontrapunktische Spielereien, deren Kunsthaftigkeit sich den wenigsten musikalischen Kennern vollkommen erschließt. Die Komplexität seiner polyphonen Spielereien erreicht hier jedenfalls ein Maß, dass sie das Ohr kaum noch wahrnehmen kann. Ja es scheint, als habe Bach nun mehr für die Augen als für die Ohren komponiert und sich mit einer schlichtweg abgedrehten Satzkunst in eine Welt zurückgezogen, in der kanonische Hexereien, komplizierte Spiegelungen, Augmentationen und Proportionen von Themen regierten – kurz: in eine Welt weit jenseits der regulären Praxis eines Thomaskantors.

Das Hauptprodukt dieser letzten Lebensphase ist fraglos sein erst posthum veröffentlichter Zyklus „Die Kunst der Fuge” – eine Sammlung aus raffinierten Kontrapunkten über ein einziges Thema, über das die Welt bis heute staunt. Und rätselt! Hat Bach selbst die „Kunst der Fuge” wirklich zur Veröffentlichung vorgesehen? Welche Stücke gehören zu dem Zyklus? Für welches Instrument ist sie gedacht? Ist sie der krönende Abschluss seiner Serie der „Clavier-Übungen” oder lediglich trockenes mathematisches Zeug, um die Kennerschaft zu beeindrucken? Fragen über Fragen, die der Leipziger Bachfest-Intendant Michael Maul im 28. Teil seiner Sendereihe „Universum JSB” versucht, so gut es geht, zu beantworten.

22:05 Uhr | deutschlandfunk
Spielweisen: Vorspiel – Das Preisträgerkonzert – Brüsseler Spitzenförderung. Der Concours Reine Elisabeth 2021

Von Johannes Jansen. Exzellenz zu fördern, war die Idee des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs von Anfang an. Den königlichen Titel gab man ihm allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg. In seinen Anfängen fand er unter dem Namen und zu Ehren des großen belgischen Geigers Eugène Ysaÿe statt. Auf ihn als Berater der damaligen Königin geht auch die Idee zurück, ein Musikinstitut speziell zur Förderung Höchstbegabter einzurichten. Die Klavierabteilung dieser „Chapelle musicale“ leitet heute der kanadische Meisterpianist Louis Lortie. Unter dessen Fittiche kam vor fünf Jahren Jonathan Fournel, der zuvor bereits bei vielen internationalen Wettbewerben erfolgreich war. 2021 hat Fournel gegen starke russische und japanische Konkurrenz als erster Franzose seit 30 Jahren auch im königlichen Klavierwettbewerb triumphiert. Kein gänzlich unerwarteter Erfolg.

22:30 | hr2-kultur
Jazzfacts What’s going on? – Features, Interviews und was die Szene (um-)treibt

Antonio Sanchez. „Bad Hombre“ – Drummer Antonio Sanchez mit brandneuem Projekt beim 52. Deutschen Jazzfestival Frankfurt 2021

23:03 – 24:00 | Ö1
Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen – Zeit-Ton Magazin

Jeden Mittwoch präsentieren wir Ihnen ausgesuchte Veranstaltungstipps für die kommenden sieben Tage und die spannendsten Neuveröffentlichungen. Mit u.a. einer Vorschau auf das Donaufestival in Krems, das wegen der Corona-Pandemie ebenfalls mehrfach verschoben werden musste und nun an den kommenden beiden Wochenenden stattfindet. Gestaltung: Susanna Niedermayr

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: Jazz aus Nürnberg: Special – Improvisation – die Freiheit in Definition

Schüler des Günter-Stöhr-Gymnasiums in Icking bei München haben sich ein Jahr lang mit der Kunst der Improvisation befasst. Hier das, was sie herausgefunden haben – unter anderem mit Musik von Cansu Tanrikulu, Philippp Schiepek, Hugo Siegmeth und Pablo Held.

Eine Sendung von Sandya Hahn, Elmar Mirzayev, Sebastian Neubauer, Catalina Pires, Rafea-Amadea Procida, Vincent Quiring, Noah Schiller und Sebastian Valentiner .Projektleitung: Henner Beermann, Ulrich Habersetzer und Roland Spiegel


do – 30.09.2021


00:05 Uhr | deutschlandfunk kultur
Neue Musik: St. Laurence Church Catford, London – Aufzeichnung vom 12.06.2021

Huw Morgan: „the kestrel stands haloed before the sun“ (2020) | Lauren Redhead: „post-praeludium per organum/organa“ (2021) | Jesse Ronneau: „Six Unmeasured Preludes“ (2020) | Maureen Wolloshin: „Blurred Horizons“ (2020) | Luis Henrique Yudo: „PRÉMESURÉ“ (2020) | Alistair Zaldua: „partial map“ (2021). Lauren Redhead, Orgel – Alistair Zaldua, Live-Elektronik

00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten

Heinz Störrle: Konzert F-Dur (Richard Steuart, Konradin Groth, Trompete; Michael Stöhr, Posaune; Engelbert Schmid, Horn; Hans Joachim Sordel, Tuba; Münchner Rundfunkorchester: Werner Andreas Albert); Alfred Grant Goodman: „Mayfair“ (Bystrík Rezucha); Hans-Herbert Winkel: „Molly Bralla Ghan“ (Max Hecker, Flöte; Kurt Kalmus, Oboe; Gerd Starke, Klarinette; Karl Kolbinger, Fagott; Kurt Richter, Horn); Herbert Blendinger: Klarinettenkonzert op. 72 (Hans Schöneberger, Klarinette; Münchener Kammerorchester: Peter Gülke); Johann Simon Mayr: „Concerto bergamasco“ (Hermann Pfister, Flöte; Wolfgang Teschner, Klarinette, Bassetthorn; Bamberger Symphoniker: Jirí Stárek)

20:00 | hr2-kultur
LIVE – Die hr-Bigband und Gregor Meyle in Frankfurt

Anfangen hat alles 2007 beim Finale einer Casting-Show von Stefan Raab. Da stand am Schluss der Singer-Songwriter Gregor Meyle der späteren Siegerin Stefanie Heinzmann als Sieger der Herzen gegenüber. Schon damals war sein Markenzeichen, dass er nur seine eigenen Kompositionen zum Besten gab.

21:05 Uhr | deutschlandfunk
JazzFacts: Kopfhörer – Gast: Posaunistin Shannon Barnett

Am Mikrofon: Florian Ross und Odilo Clausnitzer. Muss Jazz immer anstrengend sein? Ist Keith Jarrett überschätzt? Wie bitte – Du magst auch Phil Collins? In „Kopfhörer“ treffen Florian Ross und Odilo Clausnitzer auf wechselnde Gäste und hören, untersuchen und streiten über Musik. Diesmal dabei: Posaunistin Shannon Barnett. Die Australierin kam aus Melbourne über den Umweg New York nach Köln und trat dort 2014 in die WDR Big Band ein. 2018 kündigte sie wieder, wurde freischaffende Musikerin und übernahm eine Professur für Jazzposaune an der Kölner Musikhochschule. Auf ihrem Instrument hat Barnett eine enorme Ausdrucksvielfalt entwickelt: von wild und überschwänglich bis zart und fein differenziert. In mehreren Projekten wie ihrem Quartett Wolves And Mirrors singt sie außerdem. Jazz und darüber hinaus: In „Kopfhörer“ ist der Gast für die Musikauswahl zuständig. Den Gastgebern ist zunächst nicht bekannt, um welche Titel es sich handelt, aufgelöst wird erst nach begonnener Diskussion. Florian Ross zählt als Pianist, Komponist und Arrangeur zu den renommiertesten Jazzmusikern Deutschlands und veröffentlichte 19 CDs unter eigenem Namen. Er mag es nicht, wie Brad Mehldau Standards spielt, und hört gerne Toto. Odilo Clausnitzer ist Jazzredakteur des Dlf, liebt Brad Mehldau und hört Toto nur im Supermarkt.

21:30 | hr2-kultur
Neue Musik | Werkzeuge der Neuen Musik: Der Chor – Teil 2 von 2 von Bernd Künzig

Schon die Alten wussten, Musik ist erst Musik, wenn sie klingt. Das ist in der zeitgenössischen Musik nicht anders als in der davor komponierten.

22:05 Uhr | deutschlandfunk
Historische Aufnahmen: Die Klavierkonzerte von Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975)

Exemplarische Einspielungen von 1959 und 1962. Am Mikrofon: Philipp Quiring. Um 1960 entstanden gleich zwei bedeutende Einspielungen der beiden Klavierkonzerte von Dmitri Schostakowitsch. So begeisterte sich Leonard Bernstein für das 2. Klavierkonzert F-Dur, das er immer wieder vom Klavier aus dirigierte und mit dem New York Philharmonic Orchestra aufnahm. Als Solisten für das 1. Klavierkonzert in c-Moll wiederum wählte Bernstein André Previn als weitere schillernde Figur unter den Pianisten aus. Während Schostakowitsch das 1. Konzert vor allem für sich selbst und sein zwischenzeitliches Comeback als Solist schrieb, entstand sein 2. Konzert für die Abschlussprüfung seines Sohnes Maxim am Moskauer Konservatorium. Wenige Jahre danach, 1962, unterstützte der Vater seinen Sohn dann bei einer Aufnahme des a-Moll Concertino für zwei Klaviere.

22:30 | hr2-kultur
Jazz Now Aus dem Dschungel der Neuveröffentlichungen

heute mit: Markus Stockhausen Group | Uri Caine | Kenny Garrett. Am Mikrofon: Daniella Baumeister

23:03 – 24:00 | Ö1
Lukas König. Der musikalische Teilchenbeschleuniger.

Der 1988 geborene Lukas König bildet innerhalb der österreichischen Musikszene einen eigenen, enorm vielseitigen Kosmos. Als Gründungsmitglied des bis heute aktiven Quartetts Kompost 3 bespielt er renommierte Jazzfestivals rund um die Welt, als perkussionistische Erweiterung von Bilderbuch sind ihm Publikumsgrößen jenseits der 10.000 nicht fremd. Unter dem Namen Koenig hat er bereits diverse Soloarbeiten veröffentlicht, die von Hip Hop-Produktionen („Best Of 28“) bis zu Klangerforschungen auf einem einzelnen Becken („Messing“) reichen. Mit dem experimentellen Gitarristen Julien Desprez und der Stimmkünstlerin Audrey Chen bildet er zudem das Trio Mopcut, dessen Debut „Accelerated Frames Of Reference“ 2019 für Begeisterung sorgte. Mopcut veröffentlichen im Herbst nun ihr zweites Album und werden es heute in einer Woche erstmals präsentieren, – beim ORF Festival musikprotokoll im steirischen Herbst im Grazer Dom im Berg. Das musikprotokoll hat den versatilen Klangforscher Lukas König heuer für Shape nominiert.

Shape ist die Plattform für spannende neue Projekte aus dem Bereich der Musik und audiovisuellen Kunst des Festival-Netzwerkes ICAS der International Cities of Advanced Sound, die Ende 2014 vom musikprotokoll mitbegründet wurde. Gefördert wird sie durch das Programm „Creative Europe“ der Europäischen Union. Gestaltung: Xavier Plus

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: All that Jazz

Der amerikanische Gitarrist Steve Cardenas war verdientes Mitglied in Paul Motians „Electric Bebop Band“, Charlie Hadens „Liberation Music Orchestra“ oder Joey Barons „Killer Joey“, spielte mit Ben Allison, Paul McCandless oder Norah Jones. Seine Bandleader und viele Kritiker rühmen das ausgeprägt individuelle und sehr lyrische Spiel des heute 62jährigen. Der stammt aus Kansas City und gehört und seit 1995 der New Yorker Jazz-Szene an. Auf seinem neuen Solo-Album „Blue has a Range“ spürt er den vielen Facetten und Tönungen der Musik-Farbe Blau nach.. Moderation und Auswahl: Ssirus W. Pakzad


fr – 01.10.2021


00:05 Uhr  | deutschlandfunk kultur
Klangkunst: Schwerpunkt: Naturschock – Desert Dictionary

Regie, Komposition, Text: Boris Baltschun. Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2021. Länge: 54’30. (Ursendung)

Ein Wörterbuch der Wüste: Wie müsste es klingen? Welche Einträge müsste es enthalten? Mit diesen Fragen hat sich der Künstler und Komponist Boris Baltschun auf eine ausgedehnte Reise durch Südafrika begeben.

Unterwegs machte er Reisebekanntschaften und bat sie um einen Eintrag in seinen imaginären Diktionär. Die Wortspenden offenbaren persönliche Zugänge und individuelle Geschichten zum Themenkomplex Wüste. Aus den einzelnen Teilen ergibt sich in der Bearbeitung des Komponisten ein Ganzes: eine Konversation unterschiedlicher Menschen, die so nie stattgefunden hat.

Die Geräusche der Wüste setzen einen auditiven Übersetzungsprozess in Gang, gehen in die Klänge eines Synthesizers ein. So entsteht das akustische Panorama einer Landschaft als Projektionsraum für Fragen zur Umwelt, zu Kolonisierung und Isolation.

Boris Baltschun ist ein in Berlin lebender Komponist, Musiker und Künstler. Gegenwärtig arbeitet er unter anderem an einer Installation in der Wüste (Südafrika, Provinz Nordkap), an einem Rechercheprojekt in Vietnam zum Zusammenhang von Sprache und Sprechen, Öffentlichkeit und Propaganda und an einer audiovisuellen Installation, die sich den Verbindungen von Architektur, Sound und Bewegtbild vor dem Hintergrund von Waffenmetaphern widmet. 2012 wurde er gemeinsam mit Serge Baghdassarians für „Bodybuilding“ (Deutschlandradio Kultur) mit dem Karl-Sczuka-Preis ausgezeichnet.

00:10 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten

Christoph Wünsch: „Hommage à trois“ (Gerold Huber, Klavier; Tiroler Kammerorchester InnStrumenti: Gerhard Sammer); Lorenz Schmidt: Variationen (Duo Stringendo); Stefan Johannes Walter: „Hohelied auf die Gesellschaft – Betrachtungen des Zusammenlebens“ (Judith Arens, Sopran; Ensemble für Neue Musik Hochschule für Musik Würzburg: András Hamary); Hermann Seidl: Suite (Michael Eckerle, Orgel); Ludger Hofmann-Engl: Sonate Nr. 5 (Ludger Hofmann-Engl, Klavier); Eckhard Kopetzki: Marimbakonzert (Katarzyna Mycka, Marimba; Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken: Dominique Fanal)

09:05 Uhr | deutschlandfunk
Kalenderblatt

Vor 75 Jahren: Der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess endet

14:05 | Ö1
In Concert: John Abercrombie Quartett mit Karl Ratzer 1999 im Wiener RadioKulturhaus

Am 18. September 1999 gastiert der US-amerikanische Gitarrist John Abercrombie im Wiener Radiokulturhaus. Zusammen mit Violinist Mark Feldman, Organist Dan Wall und Schlagzeuger Adam Nussbaum stellt der 2017 verstorbene Abercrombie im ersten Teil dieses Konzerts, das in der Reihe „30A“ des gerade im Umzug befindlichen Jazzclubs Porgy & Bess im Großen Sendesaal stattfindet, seine zu diesem Zeitpunkt aktuelle CD „Open Land“ vor.

Im zweiten Teil betritt dann der Wiener Gitarristenmeister Karl Ratzer die Bühne, um anstelle Mark Feldmans in John Abercrombies Quartett zu musizieren. Nun stehen Perlen aus dem Great American Songbook auf dem Programm. „In Concert“ präsentiert die musikalischen Höhepunkte beider Konzertteile. Gestaltung: Klaus Wienerroither.

19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: „Make the text your bitch“ – Textverständlichkeit in der Oper

Warum versteht man eigentlich in Opern und Operetten so selten die Texte? Wunderschön in klangvolle Töne und fließende Melodien übersetzt, bleibt der Inhalt des Gesungenen oft auf der Strecke. Können Vokale und Konsonanten ab einer bestimmten Höhe, in einer bestimmten Farbe oder ab einem gewissen Klangvolumen nicht mehr deutlich ausgesprochen werden oder liegt die Konzentration des Singenden einfach nicht auf dem Text? Es gab mal eine Zeit, in der Opern ausschließlich auf Deutsch gesungen wurden, das war vor den 1960er Jahren. Sänger aus dieser Zeit – zum Beispiel Fritz Wunderlich, Erika Köth oder Elisabeth Schwarzkopf – artikulierten anders. Dort tummeln sich die rollenden r-, die zischelnden s- und explosiven t- Konsonanten. Die Texte werden förmlich herausgemeißelt. Heute sieht man oft Übertitel in Opernhäusern, die die Konzentration auf das Bühnengeschehen erschweren. Wenn der Text nicht mehr im Fokus steht, was ist dann an dessen Stelle getreten? Mit zahlreichen Mitschnitten von historischen und aktuellen Opern- und Operettenaufführungen sowie Aufnahmen von Liederabenden und in vielen Gesprächen mit Spezialisten, wie Gesangsprofessoren, Musikwissenschaftlern, Regisseuren und Sängern untersucht BR-KLASSIK dieses spannende Thema. Eine Sendung von Nicole Baumann

19:15 Uhr | deutschlandfunk
Mikrokosmos – Die Kulturreportage: Besuch beim Comedy-Seminar – Die große Kunst des Witzigseins

Von Jakob Schmidt. Deutschlandfunk 2020. Kann man lernen, lustig zu sein? Ein Besuch bei einem mehrtägigen Comedy-Workshop soll diese Frage klären. Manche der Teilnehmenden wollen herausfinden, ob in ihnen verborgene Talente schlummern. Andere möchten an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten, sich den Frust von der Seele sprechen und wieder andere träumen von der großen Karriere. Jakob Schmidt erfährt die Geschichten hinter den Witzen und begleitet die Teilnehmenden bei ihren ersten Comedy-Versuchen. Eins ist sicher: Humor ist harte Arbeit.

20.04 | WDR 3
Konzert: Musik für Violine und analoge Keyboards

Hannah Weirich und Ulrich Löffler haben eine internationale Uraufführungsreihe gestartet. Komponist:innen schreiben neue Stücke für Violine und diverse Tasteninstrumente.

Es gibt viele Instrumente in der Wohnung des Pianisten Ulrich Löffler: Fender Rhodes und Wurlitzer Pianos, Minimoogs, Cordophon und Toy Pianos. Alles Instrumente, die zum Zeitpunkt ihrer Entwicklung neuartig, ja futuristisch waren. Wo sind sie geblieben, die analogen elektronischen Keyboards, die in den 1970er und 80ern für neue Impulse in der Pop- und Clubmusik sorgten, die das Publikum mit psychodelischen Soundwellen und Elektrorhythmen umhüllten? Heute funktioniert alles digital. Ulrich Löffler und die Geigerin Hannah Weirich haben eine Reihe von jüngeren Komponist:innen, die diese Art der analogen Klangerzeugung gar nicht mehr kennen, beauftragt, für Geige und diverse Tasteninstrumente zu komponieren. Mit dabei: der innovative Geist von Johann Sebastian Bach.

Die Uraufführungsreihe „Zurück in der Zukunft“ wird gefördert von der Kunststiftung NRW, dem Musikfonds und der Ernst von Siemens Musikstiftung.

Johann Sebastian Bach: Sonate Nr. 3 E-Dur, BWV 1016 für Violine und Tasteninstrument | Dariya Maminova: Microstories About Tenderness, Uraufführung, Kompositionsauftrag gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung | John Cage: Six Melodies für Violine und Keyboard | Gordon Kampe: tanzen! für E-Geige und analoge Keyboards, Kompositionsauftrag gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung | Rodney Sharman: Remembering J.C.

Hannah Weirich, Violine und diverse Effektgeräte; Ulrich Löffler, Piano und weitere analoge Tasteninstrumente. Aufnahme aus dem Kölner Funkhaus

21:05 Uhr | deutschlandfunk
On Stage. Psychedelisch mäandernd durch Zeit und Raum (3/3) – Die norwegische Band Motorpsycho

Aufnahme vom 16.10.2019 im Conne Island, Leipzig. Am Mikrofon: Tim Schauen. Und wieder blenden wir uns in das Conne Island in Leipzig, wo die norwegische Band Motorpsycho ihre dreistündige Show gespielt hat. Gut zwei Jahrzehnte hat keine Radioanstalt ein Konzert der Norweger mitgeschnitten. Zu sperrig? Unbedingt, aber ungeheuer hochwertig, einzigartig klingt Motorpsycho. So weit ab des Mainstreams, dass Fans Mitte der 1990er-Jahre eigens ein Label für diese Band gründeten, damit sie ihre künstlerische Freiheit fernab des Kommerzes ausleben kann – und auf diesem Label veröffentlicht Motorpsycho bis heute. Am Ende des Leipziger Konzerts blendet sich die Band beim Titel „Fool’s Gold“ selbst aus, sie wird leiser, immer leiser: Dann hört zuerst der Trommler auf zu spielen, danach steigen der Bass, dann die Gitarre aus – übrig bleibt das Mellotron. Allein dieses Outro des letzten Songs dauert gut vier Minuten – und die Zuhörerinnen und Zuhörer, die atemlos Zeuge dieser spacigen Zeitreise geworden sind, lauschen bis zum Schluss mucksmäuschenstill. Psychonauten nennen sich die treuesten Motorpsycho-Fans…

22:03 Uhr | deutschlandfunk kultur
Musikfeuilleton: November – Kleist und die algebraische Formel der Musik

Von Peter Knopp. Heinrich von Kleist schrieb in ganz besonderer Weise über die Wirkung von Musik.. Heinrich von Kleist hat über das Entfesselte und Entfesselnde von Musik Bescheid gewusst und über das Zerstörerische in ihr, so in seiner Erzählung „Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik“. Die „algebraische Formel der Musik“ erwähnt Kleist in einem Brief. Er sucht auch in den Strukturen der Musik für sich eine feste, haltgebende Grundlage. Das Mathematische in diesen Strukturen ist ihm wichtig.

23:03 – 24:00 | Ö1
Porträt-CD mit Werken von Elisabeth Harnik – Elisabeth Harnik vereint Improvisation und Komposition in „Superstructure“. Eine neue CD aus dem Haus Trost Records

Zwei Werke der Pianistin und Komponistin Elisabeth Harnik sind 2021 auf dem Label Trost Records erschienen: „Superstructure“ entstand 2006 und ist die erste Komposition, in der Harnik in ihrer kompositorischen Arbeit einen Platz für improvisatorische Elemente fand. Es wurde 2007 von Ö1 live im RadioKulturhaus aufgenommen – als Teil eines Konzerts der Jeunesse-Reihe „Fast Forward“, interpretiert vom All Ears Area Ensemble mit Elisabeth Harnik (Klavier), Petra Stump (Klarinetten), Krassimir Šterev (Akkordeon), Michael Moser (Violoncello), Christian Wolfarth (Schlagzeug), Josef Novotny (Elektronik), Klaus Janek (Kontrabass).

„Holding up a bridge“ ist das zweite Werk der Komponistin auf dieser Platte. Die Komposition wurde 2018 vom Wiener Ensemble Studio Dan in Auftrag gegeben und aufgeführt. Es spielen Thomas Frey (Flöte), Viola Falb (Altsaxophon), Dominik Fuss (Trompete), Daniel Riegler (Posaune), Michael Tiefenbacher (Klavier), Hubert Bründlmayer (Schlagzeug), Sophia Goidinger-Koch (Violine), Maiken Beer (Violine) und Philipp Kienberger (Kontrabass). Gestaltung: Franz Josef Kerstinger – Steiermark

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Jazztime: Bühne frei im Studio 2 …

… für das Alma Naidu Quartett, das Markus Harm Quartett und „JAZZBABY!“ mit Sängerin Stefanie Boltz. Aufnahmen aus den Live-Sessions vom 18. November 2020, 29. Juli 2020 und 26. Mai 2021. Moderation und Auswahl: Beate Sampson

sa – 02.10.2021

01:05 Uhr | deutschlandfunk
Deutschlandfunk Radionacht: Lied & Chanson

Zu Gast: José González. Liederbestenliste: die Platzierungen im Oktober / Global Sound: neue internationale Singer-Songwriter-Alben / Original im Ohr: ungewöhnliche Coverversionen / Am Mikrofon: Anna-Bianca Krause

José González hat sich erst in härteren Musikstilen wie Indierock, Hardcore und Punk ausgetobt, bevor er zum Leisetreter wurde. Heute begleitet der 1978 in Göteborg geborene Sänger und Musiker seinen sanften aber markanten Gesang meist auf der akustischen Gitarre. „Local Valley“ hat der Schwede mit den argentinischen Wurzeln sein viertes Album genannt, auf dem er erstmals in den drei Sprachen singt, die er spricht. Seine neuen, sehr nachdenklichen Songs hat González in einem improvisierten Studio aufgenommen, das er im Sommerhaus seiner Familie eingerichtet hat, weshalb man hier und da Vögel oder andere Umgebungsgeräusche der Natur hört.

09:05 – 10:00 Uhr | SWR 2
SWR2 Musikstunde: Jazz across the border

Von Günther Huesmann. Der wohl auffallendste Trend im aktuellen Jazz ist seine fortschreitende Globalisierung. Entstanden um 1900 in den USA als hybride Musik, ist der Jazz durch die Idee groß geworden, dass es sich immer lohnt, wenn man sich auch mit etwas Anderem beschäftigt als nur mit sich selbst. Die in der Improvisation angelegte Idee des Dialogs erleichtert es Jazzmusikern, sich anderen Stilen und Musikkulturen zu öffnen. So ist Jazz zu einer „global language“ geworden. „Jazz across the border“ hört auf unterhaltsam-informative Weise hin.

14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: „Make the text your bitch“ – Textverständlichkeit in der Oper

Warum versteht man eigentlich in Opern und Operetten so selten die Texte? Wunderschön in klangvolle Töne und fließende Melodien übersetzt, bleibt der Inhalt des Gesungenen oft auf der Strecke. Können Vokale und Konsonanten ab einer bestimmten Höhe, in einer bestimmten Farbe oder ab einem gewissen Klangvolumen nicht mehr deutlich ausgesprochen werden oder liegt die Konzentration des Singenden einfach nicht auf dem Text? Es gab mal eine Zeit, in der Opern ausschließlich auf Deutsch gesungen wurden, das war vor den 1960er Jahren. Sänger aus dieser Zeit – zum Beispiel Fritz Wunderlich, Erika Köth oder Elisabeth Schwarzkopf – artikulierten anders. Dort tummeln sich die rollenden r-, die zischelnden s- und explosiven t- Konsonanten. Die Texte werden förmlich herausgemeißelt. Heute sieht man oft Übertitel in Opernhäusern, die die Konzentration auf das Bühnengeschehen erschweren. Wenn der Text nicht mehr im Fokus steht, was ist dann an dessen Stelle getreten? Mit zahlreichen Mitschnitten von historischen und aktuellen Opern- und Operettenaufführungen sowie Aufnahmen von Liederabenden und in vielen Gesprächen mit Spezialisten, wie Gesangsprofessoren, Musikwissenschaftlern, Regisseuren und Sängern untersucht BR-KLASSIK dieses spannende Thema. Eine Sendung von Nicole Baumann

17:05 bis 17:55 | Bayern 2
Jazz & Politik: Politisches Feuilleton

Moderation: Lukas Hammerstein. Musikauswahl: Roland Spiegel

18:05 bis 19:00 | BR-KLASSIK
Jazz und mehr: Die Unbegleiteten

Mit Musik von Marc Johnson, Keith Jarrett, Joni Mitchell, Coleman Hawkins und anderen. Moderation und Auswahl: Roland Spiegel

19:00 | hr2-kultur
Live Jazz Nicolas Masson Quartet | 32. Schaffhauser Jazzfestival 2021

„Jazz in Suspension” – Insider Tip: Nicolas Masson Quartet | Nicolas Masson, sax, c | Colin Vallon, p | Patrice Moret, b | Lionel Friedli, dr | 32. Schaffhauser Jazzfestival, Kammgarn, Schweiz, Mai 2021

19:05 Uhr | deutschlandfunk kultur
Themenabend Musik – Chor.com

Neustädter Hof- und Stadtkirche, Hannover. Aufzeichnungen vom 23.- 25.09.2021. Konzerte, Reportagen, Gespräche. Calmus Ensemble. Norwegischer Solistenchor. Leitung: Grete Pedersen. Moderation: Ruth Jarre und Carola Malter

20.04 | WDR 3
Konzert. Mit Michael Struck-Schloen und Martina Seeber – Musik der Zeit [1] 70 Jahre

Vor 70 Jahren, am 8. Oktober 1951, erlebte die WDR-Konzertreihe Musik der Zeit im frisch eröffneten Funkhaus Wallrafplatz ihren Auftakt. Der runde Geburtstag wird hier auf besondere Weise gefeiert.

Wie beim Eröffnungskonzert, zu dem Igor Strawinsky den Taktstock hob, steht mit Enno Poppe auch bei der Jubiläumsfeier ein Komponist und zugleich Dirigent am Pult des WDR Sinfonieorchesters, das seit 1951 das Rückgrat der Reihe bildet. Danach ist ein Parcours mit allerlei Überraschungen geplant, der zum Teil durch das Funkhaus führt, dem wichtigsten Tat-Ort für so viele Ereignisse dieser Reihe. Kurze Formen und Formate geben dabei den Ton an: Das klassische Konzert kreuzt sich mit Elementen aus Theater, Installation, Hörspiel und Film, Happening, Ständchen und Fanfare, Promenaden- und Wandelkonzert. Zu entdecken gibt es Uraufführungen u.a. von Daryia Maminova, Peter Ablinger, Justé Janulyté, Klaus Ospald und Brigitta Muntendorf neben selten gespielten Klassikern der alten Helden von Musik der Zeit, aber auch Gespräche und die eine oder andere Fanfare.

Pierre Boulez: Initiale für Blechbläser | Iannis Xenakis: Syrmos für Streichinstrumente | Klaus Ospald: Se da contra las piedras la libertad… für Klavier und Bläser, Kompositionsauftrag des WDR, Uraufführung | Justé Janulyté: Recordare für Chor, Orchester und Orgel, Kompositionsauftrag des WDR, Uraufführung | Manos Tsangaris: Pater Noster, Szenische Installation für 2 Darsteller und 2 Akkordeons | Brigitta Muntendorf: Theater des Nachhalls, audiovisuelle Installation, Kompositionsauftrag des WDR, Uraufführung

Sowie Musik u.a. von Carola Bauckholt, Mauricio Kagel, John Cage, Peter Ablinger, Bernd Alois Zimmermann Sarah Nemtsov und Simon Steen-Andersen

Pierre-Laurent Aimard, Klavier; WDR Rundfunkchor, Einstudierung: Edward Caswell; WDR Sinfonieorchester, Leitung: Enno Poppe. Übertragung und Aufnahmen aus dem Kölner Funkhaus

22:03 – 23:00 Uhr | SWR 2
SWR2 Jazztime: Melos mit Tiefgang – Der norwegische Tubist und Basstrompeter Daniel Herskedal

Von Thomas Loewner. Daniel Herskedal ist ein Spezialist für tiefe Töne: Der norwegische Musiker spielt die Basstrompete, vor allem hat er sich in den letzten Jahren aber zu einem herausragenden Tuba-Spieler entwickelt. Herskedal ist es gelungen, dem Instrument sprichwörtlich Flügel zu verleihen. Von der vermeintlichen Schwerfälligkeit der Tuba, die lange Zeit nur als „Bassknecht“ im Jazz diente, bevor der Kontrabass diese Rolle übernahm, ist in Herskedals Spiel nichts mehr zu spüren. Seine Tubalinien sind luftig, leicht, tänzelnd, groovy und immer auch ein bisschen melancholisch – typisch skandinavisch halt.

22:05 Uhr | deutschlandfunk
Atelier neuer Musik: Gesänge im Spätsommer – Der finnische Komponist Mikko Heiniö

Von Lutz Lesle. Stilistisch durchschritt er mehrere Phasen – von strenger Konstruktion über exotischen Minimalismus bis zu postmodernen Kreuzungen. Der humane Grundton von Mikko Heiniös Musik, ihre vegetative Rhythmik, ihre Erzählfreude und verspielte Formenwelt treffen in Skandinavien auf offene Ohren. Heiniö, der 1948 in Tampere geborene finnische Tonkünstler und Musikologe, hatte in Helsinki bei Joonas Kokkonen und in Westberlin beim polnischen Komponisten Witold Szalonek studiert. Parallel dazu lief seine musikwissenschaftliche Ausbildung, die er mit einem Doktortitel an der Universität Helsinki abschloss. Mitte der 1980er-Jahre verlagerte sich sein Wirken nach Turku, wo er lehrte und Composer in residence des Philharmonischen Orchesters war. Als Urheber verfasste Heiniö neun Klavierkonzerte, drei Sinfonien und zahlreiche Kammermusik sowie mehrere Opern. Autor Lutz Lesle porträtierte ihn im Jahre 2011, als Turku Europäische Kulturhauptstadt war und Heiniö namhafte Uraufführungen erlebte – darunter die Premiere seines Orchesterlieder-Zyklus’ „Gesang im Spätsommer“.

23:00 | hr2-kultur
The Artist’s Corner | Wingel Mendoza: Wind hr 2021 | 40 Min. | Erstsendung

Moderation: Stefan Fricke. In der Mythologie der Mayas und der Azteken ist der Wind eine Gottheit – verbunden mit der wiederkehrenden Zerstörung und der (Neu-)Erschaffung des Kosmos.

23.03 | WDR 3
Open Sounds: Studio Elektronische Musik – Stromlinie reloaded [13]: Maggie Payne

Mit Björn Gottstein. Maggie Payne komponiert liquide Welten, Klanglandschaften im Fluss. Ganz gleich, ob sie den überhitzten Stillstand der kalifornischen Wüste, das Rattern eines Gasdruckventils oder das Aufkochen einer Flüssigkeit zu musikalischem Material erklärt, stets ist es die „Temperatur“ des Gegenstands – sein Aggregatzustand, seine Energie und seine Stimmung -, die den Werken ihre Signatur verleiht.

Maggie Payne: Fluid Dynamics, Elektroakustische Komposition / Phase Transitions, Elektroakustische Komposition / Distant Thunder, Elektroakustische Komposition

23:05 bis 00:00 | BR-KLASSIK
Musik der Welt – Aktuelle Projekte des Goethe-Instituts: „Egmont in Iraq“ – Ein Musiktheater nach Beethoven

Eine Sendung von Susanne Schmerda

23:20:00 | Ö1
Die Ö1 Jazznacht: Tina Heine im Studio, Sam Amidon Trio bei Glatt & Verkehrt 2017

Im Rahmen der Reihe „Kennerinnen & Komplizen – Jazzmenschen im Gespräch“ wird Tina Heine zum Gespräch gebeten. Heine ist Gründerin des Elbjazz-Festivals in ihrer Heimatstadt Hamburg, seit 2016 fungiert die Kulturmanagerin als künstlerische Leiterin des heuer von 14.-17. Oktober stattfindenden Festivals Jazz & The City in Salzburg. Im Jazznacht-Studio gewährt die engagierte Visionärin, die auch als Dozentin an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg und an der Universität Mozarteum Salzburg tätig ist, im Gespräch mit Verena Göltl Aus- und Einblicke in die Veranstalterszene, erzählt von ihren vielfältigen Projekten und plaudert über ihre Jazzverbundenheit.

Aus Krems kommen nicht nur edle Tropfen, sondern auch ebensolche Töne. Am 29. Juli 2017 trat das Sam Amidon Trio bei Glatt & Verkehrt auf. Amidon, der US-amerikanische Multiinstrumentalist, Sänger und Songwriter, reiste mit Akustikgitarre, Banjo, Violine und zwei hochkarätigen Bandkollegen im Talon ins Donautal. Shahzad Ismaily (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Soundelektronik) und Klarinettist Ben Goldberg erwiesen sich – wie könnte es anders sein – als musikalisch äußerst versierte Dialogpartner. Hillbilly-Musik, Folksongs und improvisierte Passagen wurden ebenso lustvoll zelebriert wie Jimi-Hendrix- Zitate. Ein gelungenes, kontrastreiches musikalisches Bukett mit stimmungsvollem Abgang!


so – 03.10.2021


00.03 | WDR 3
Musik der Zeit: Lange Nacht – Mit Michael Struck-Schloen

Im Anschluss an den „großen“ Abend im Funkhaus lassen wir in einer Langen Radio-Nacht von Mitternacht bis 6 Uhr früh Highlights der Reihe Musik der Zeit im Fast Forward auf WDR 3 Revue passieren. Bei dieser Reise durch sieben Jahrzehnte der jüngeren Musikgeschichte begegnen uns Altmeister wie Stockhausen, Zimmermann, Boulez, Nono, Xenakis oder Cage, die einst hier debütierten ebenso wie Vertreter:innen jüngerer Generationen.

Legendäre Uraufführungen, Meilensteine der Moderne oder zu Unrecht vergessene Werke sind in Ausschnitten zu erleben. Über große und kleine musikalische Revolutionen, ästhetische Moden und wechselnde „Ismen“ hinweg haben die WDR-Klangkörper in dieser Reihe die Entwicklung der Neuen Musik 70 Jahre lang maßgeblich mitgeprägt. Hörgewohnheiten wurden hier auf die Probe gestellt, utopische Raumklänge in Szene gesetzt und scheinbar „Unspielbares“ zum Klingen gebracht. Dazu kommen, in Gesprächen, Zeitzeugen, Komponierende wie Ausführende, Dirigenten wie Musikerinnen sowie die Macher und Organisator:innen.

1951-1972: Mit Ausschnitten u. a. aus Werken von Bernd Alois Zimmermann, John Cage, Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen, Krzysztof Penderecki, Hans Werner Henze, Bruno Maderna, Mauricio Kagel, Vinko Globokar

ab 02:03: 1973-1997 – Mit Ausschnitten u. a. aus Werken von Iannis Xenakis, Morton Feldman, Luciano Berio, Dieter Schnebel, Steve Reich, Conlon Nancarrow, Christoph Delz, Helmut Lachenmann, Luigi Nono, Giacinto Scelsi, Peter Eötvös, York Höller, Salvatore Sciarrino, Younghi Pagh-Paan

ab 04:03: 1998-2021 – Mit Ausschnitten u. a. aus Werken von György Kurtág, Georg Friedrich Haas, Toshio Hosokawa, Gérard Grisey, Claude Vivier, Rebecca Saunders, Martin Smolka, Enno Poppe, Fabio Nieder, Thomas Kessler, Francesco Filidei, Unsuk Chin, Hans Abrahamsen, Christophe Bertrand, Philippe Manoury, Isabel Mundry, Manos Tsangaris, Vito Žuraj

00:05 Uhr | deutschlandfunk kultur
Stunde 1 Labor: Festival Pop-Kultur Berlin. Aufzeichnung vom 26.08.2021

Brauchen wir eine neue Musiker:innen-Vertretung? Podiumsdiskussion mit Balbina, Musikerin; Ella Rohwer, Verband Pro Musik; Klaus Lederer, Kultursenator Berlin; Moderation: Juliane Reil, Christoph Reimann

00:05 | Ö1
Die Ö1 Jazznacht (Fortsetzung) Tina Heine im Studio, Sam Amidon Trio bei Glatt & Verkehrt 2017; 01:00, 03:00 und 05:00 Uhr Nachrichten

Im Rahmen der Reihe „Kennerinnen & Komplizen – Jazzmenschen im Gespräch“ wird Tina Heine zum Gespräch gebeten. Heine ist Gründerin des Elbjazz-Festivals in ihrer Heimatstadt Hamburg, seit 2016 fungiert die Kulturmanagerin als künstlerische Leiterin des heuer von 14.-17. Oktober stattfindenden Festivals Jazz & The City in Salzburg. Im Jazznacht-Studio gewährt die engagierte Visionärin, die auch als Dozentin an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg und an der Universität Mozarteum Salzburg tätig ist, im Gespräch mit Verena Göltl Aus- und Einblicke in die Veranstalterszene, erzählt von ihren vielfältigen Projekten und plaudert über ihre Jazzverbundenheit.

Aus Krems kommen nicht nur edle Tropfen, sondern auch ebensolche Töne. Am 29. Juli 2017 trat das Sam Amidon Trio bei Glatt & Verkehrt auf. Amidon, der US-amerikanische Multiinstrumentalist, Sänger und Songwriter, reiste mit Akustikgitarre, Banjo, Violine und zwei hochkarätigen Bandkollegen im Talon ins Donautal. Shahzad Ismaily (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Soundelektronik) und Klarinettist Ben Goldberg erwiesen sich – wie könnte es anders sein – als musikalisch äußerst versierte Dialogpartner. Hillbilly-Musik, Folksongs und improvisierte Passagen wurden ebenso lustvoll zelebriert wie Jimi-Hendrix- Zitate. Ein gelungenes, kontrastreiches musikalisches Bukett mit stimmungsvollem Abgang!

12:30 Uhr | deutschlandfunk kultur
Die Reportage: Ungleiche Nachbarn – Eisenhüttenstadt und Kloster Neuzelle

Von Stefan May. Eisenhüttenstadt, ganz im Osten Brandenburgs an der Oder gelegen, galt als sozialistische Musterstadt der DDR. Auf dem Reißbrett war ein riesiges Stahlkombinat samt Wohnstadt auf der grünen Wiese entstanden. Heute ist Eisenhüttenstadt Deutschlands größtes Flächendenkmal. Direkt benachbart liegt Neuzelle, ein Ort mit einem barocken Kloster als Mittelpunkt. Vor 200 Jahren wurden die Mönche von dort vertrieben, vor drei Jahren haben Zisterzienser das Kloster Neuzelle wiederbelebt. Die ungleichen Nachbarn sind von gegensätzlichen Weltanschauungen geprägt. Wie funktioniert das Zusammenleben?

13:30 Uhr | deutschlandfunk
Zwischentöne: Musik und Fragen zur Person – Die Schlafforscherin Christine Blume im Gespräch mit Stephan Beuting

Wer am Schlaf spart, der spart an der falschen Stelle, sagt die Neurobiologin und Schlafforscherin Christine Blume. Denn ausreichende Nachtruhe ist Voraussetzung für Leistungsfähigkeit und Gesundheit. Wenn Blume den Schlaf erforscht, dann auch, um aufzuklären. Was ihr persönlich den Schlaf raubt? Dass selbst Erfolg nicht vor den prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft schützt.

14.00 Uhr, Das Ö1 Hörspiel
„Das Wechselbälgchen“ von Christine Lavant.

Mit Sophie Rois. Musik: Franz Hautzinger, Matthias Loibner und Peter Rosmanith. Ton: Philipp Adelmann und Robin Gillard. Textbearbeitung: Julia Hahn und Peter Rosmanith. Regie: Peter Rosmanith (ORF 2015)

Mit großer Eindringlichkeit, direkt, rau und zeitlos beschreibt Christine Lavant (1915 -1973) die Ausgrenzung einer Schwachen aus der Dorfgemeinschaft. Stoff und Motive schöpft Lavant aus der Volksüberlieferung, der (Kärntner) Zeit- und Sozialgeschichte und aus ihrer Biografie.

Die Sage vom Wechselbalg, dem von dämonischen Mächten untergeschobenen, missgestalteten und unersättlichen Kind, das dem Haus, in dem es lebt, Unglück bringt, ist an die 1.000 Jahre alt und in unzähligen Variationen in ganz Europa verbreitet. Sie dient Lavants Erzählung, die zwischen 1945 und 1949 geschrieben, aber erst 1998 veröffentlicht wurde, als Fundament.

Peter Rosmaniths Inszenierung mit Sophie Rois als Erzählerin zeigt die Universalität des Themas. Irrationalität und Abwehr des „Fremden“, des von der Norm Abweichenden, gefährden die Basis zivilisierten Zusammenlebens – damals wie heute. „Das Wechselbälgchen“ ist eine zeitlose Parabel über die Besessenheit. Besessenheit, wie sie nur wenige Jahre vor der Entstehung der Erzählung von den Nationalsozialisten, den deutschen und österreichischen, stattfand: Mit der Vernichtung „unwerten Lebens“ (zit. Klaus Amann). Das Wechselbälgchen: „Weltliteratur aus dem Lavanttal“ (Klaus Nüchtern, Falter).

Das Hörspiel wurde vom Publikum zum „Hörspiel des Jahres 2015“ gewählt.

15:05 Uhr | deutschlandfunk kultur
Interpretationen: Zwischen Mahler und Lenin – Der Dirigent und Komponist Oskar Fried (1871-1941)

Gast: Alexander Gurdon, Musikwissenschaftler. Moderation: Elisabeth Hahn

18:00 | hr2-kultur
Feature | Sie können mich einsperren, ich bin bereit Wie zwei fränkische Pfarrer mit ihrer Gemeinde den Nazis trotzten | Roman Grafe und Maximilian Schneider

1936 hatte sich der katholische Pfarrer August Wörner offen mit den Nazis im Ort angelegt. Unter seiner Führung protestierten Hunderte Mömbriser Katholiken gegen den Aushang des NS-Hetzblattes „Der Stürmer“ und stellten sich einem Aufmarsch der örtlichen SA entgegen.

19:00 | hr2-kultur
Jazz am Feiertag „Serenade with Jazz” – Music by Duke Ellington and Nils Lindberg

„Serenade with Jazz” – Music by Duke Ellington and Nils Lindberg | WDR Rundfunkchor | WDR Big Band | WDR Funkhaus Wallrafplatz, Klaus von Bismarck Saal, Köln, Juni 2016

19:16 – 20:00 Uhr | SWR 2
SWR2 Jazz: Geschichte eines Jazz-Standards (35) Just One of Those Things

Von Hans-Jürgen Schaal. Ein aristokratischer Song, vorgestellt in einem Musical, das in einer fiktiven königlichen Familie spielt. Der Songwriter Cole Porter lebte selbst gerne das Leben der Upper Class – er schrieb „Just One Of Those Things“ 1935 auf einem Luxusdampfer. Einen Liebesend-Song mit einem so nonchalant-arroganten Tonfall, etwa: „Wir hatten doch nur eine kleine Affäre …“ – den konnte sich kaum eine Jazzsängerin entgehen lassen. Die Bebop- und Hardbop-Musiker wiederum verdoppelten einfach den Beat und machten so aus „Just One Of Those Things“ ein Uptempo-Instrumentalstück.

19:34 | Ö1
Ö1 Kunstsonntag: Tenschert/Singer/Baumgartner im Studio 2 des Wiener Funkhauses

Es ist eine erfrischend anders klingende Interpretation des Begriffs Jazz, mit der die Formation Triol aufwartet. Anders, weil in diesem Fall von den Beteiligten wirklich versucht wird, ungewöhnliche und den üblichen Usancen entgegengesetzte Wege zu beschreiten. Die drei Exil-Tiroler Florian Baumgartner (Schlagzeug und Kleinstgeräusche), Walter Singer (Kontrabass, Elektronik) und Andreas Tentschert (E- Piano, Analog-Synthesizer) präsentieren sich als Musiker, die es verstehen, Atmosphäre zu erzeugen.

Ihre spielerische Finesse, die Freude am Experiment lässt Stücke entstehen, die zwar komplexer Natur sind, aber doch zum Gemüt sprechen. Die Frage der stilistischen Ausrichtung ihrer Musik, die zwischen Komposition und Improvisation pendelt, bleibt unbeantwortet, ja, wird nicht einmal gestellt. Jazz dient als Ausgangspunkt und wird mit Elementen von Drum & Bass, Funk und anderen Genres verknüpft. Das ergibt, gerade auch wegen der analogen Vintage-Sounds, etwas erfrischend Neues.

20:00 | hr2-kultur
Hörspiel-Nacht | „Tower of Babel II“ von Robert Wilson Zum 80. Geburtstag von Robert Wilson

Die Erzählung des Babylonischen Turmbaus im 1. Buch Mose gehört mit nur neun Versen zu den kürzesten des Alten Testaments, ihr Widerhall in der Kunst ist gleichwohl immens. Der Konflikt sowie die Verschmelzung fremder Kulturen und der Zusammenbruch kultureller Einheiten lassen die Erzählung bis heute wie eine andauernde Fortsetzungsgeschichte erscheinen.

20:03 Uhr | deutschlandfunk kultur
Konzert: Live aus dem Kulturpalast Dresden – Aktion – Orchestermusik um 1970

Christfried Schmidt: Sinfonie Nr. 2 „In memoriam Martin Luther King“ für Orchester, Bass- und Altsolo (Uraufführung) | Bernd Alois Zimmermann: „Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne“, Ekklesiastische Aktion für zwei Sprecher, Bariton-Solo und Orchester

Antigone Papoulkas, Alt; Robert Koller, Bariton; Martin Jan Nijhof, Bass; Peter Schweiger, Sprecher; Helmut Vogel, Sprecher; Dresdner Philharmonie; Leitung: Jonathan Stockhammer

20:55 | Ö1
Ö1 Kunstsonntag: Milestones: Julius Watkins: „Les Jazz Modes“ (1957)

Dass das Waldhorn bis zum heutigen Tag noch immer eher im Konzertsaal als im Club zu finden ist, liegt sicher nicht an den hervorragenden Musikern, die seit Mitte des letzten Jahrhunderts daran gingen, das Blechblasinstrument mit dem anmutigen Klang in die Welt das Jazz zu integrieren. Ein Pionier auf diesem Gebiet war der US-Amerikaner Julius Watkins, der das Instrument mit einer Leichtigkeit bediente, die vergessen lässt, dass es gemeinhin als heikel bekannt ist.

Der 1921 in Detroit geborene Watkins wählte schon als Neunjähriger aus dem reichhaltigen Schulinstrumentarium das edel klingende Waldhorn mit der Absicht, darauf zu improvisieren.

Nach seiner klassischen Ausbildung an der Manhattan School of Music in New York City und Studien bei den Hornisten der Detroit Symphony und der New York Philharmonic, begann Watkins 1949 in Milt Buckners Big Band seine Jazzkarriere. 1956 gründete er gemeinsam mit dem Tenorsaxofonisten Charlie Rouse die Band „Les Jazz Modes“, die in der Zeit ihres Bestehens bis 1959 vorwiegend Kompositionen und Arrangements des Hornisten und Bandleaders interpretierte und insgesamt fünf Alben veröffentlichte.

Als Charlie Rouse die Band verließ, um Mitglied des Thelonious Monk Quartetts zu werden, avancierte Watkins zum gefragten Solisten: Er war auf allen Telefonlisten an vorderster Stelle gereiht, wenn es darum ging, Arrangements, beispielsweise von Gil Evans und Quincy Jones, mit dem warmen, samtenen Ton des Waldhorns zu veredeln oder eine virtuose Improvisation über ausgeklügelte Jazzharmonien zu konzipieren. Julius Watkins etablierte das als obskur geltende und eigentlich jazzuntypische Waldhorn als Melodieinstrument, indem er den Tonumfang zwischen Posaune und Trompete beeindruckend abdeckte und elegante Linien entwarf, die den Vergleich mit der Beweglichkeit von anderen Blechblasinstrumenten nicht scheuen mussten.

Der Geburtstag des 1977 verstorbenen Julius Watkins jährt sich am 10. Oktober 2021 zum 100. Mal, und die Milestones nehmen dies zum Anlass, den Komponisten und Hornisten mit der Einspielung „Les Jazz Modes“ aus dem Jahr 1957 zu würdigen. Neben Watkins sind unter anderem Charlie Rouse am Saxofon, Gildo Mahones am Piano, Ron Jefferson am Schlagzeug und die Bassisten Paul Chambers und Oscar Pettiford zu hören. Mit diesem Album ebnete Julius Watkins den Weg, den etliche Hornsolisten im Jazz- Mainstream nach ihm beschreiten konnten, und veränderte gleichzeitig die Erwartungshaltung, wie ein traditionelles Jazzensemble auszusehen hat.

21:05 Uhr | deutschlandfunk
Konzertdokument der Woche: TONLAGEN. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik

Paul-Heinz Dittrich: Memento Mori. Todesfuge – Auditiv Vokal Dresden. Leitung: Olaf Katzer | Friedrich Goldmann: Trio | Wolfgang Heisig: „Klaviertöne“, instrumentiert von Steffen Schleiermacher (UA) | Hermann Keller: Ich … Du (Lasker-Schüler-Montage) | Reiner Bredemeyer: Quartett  | Annette Schlünz: verschattet

Julia Sophie Wagner, Sopran; Steffen Schleiermacher, Klavier;  Ensemble Avantgarde. Aufnahmen vom 17./18.4.2021 aus dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau

Am Mikrofon: Leonie Reineke. Wer die „Todesfuge“ vertont, traut sich etwas. Denn durch seine markante Form und Sprache ist das berühmteste Gedicht von Paul Celan schon für sich genommen ein überaus starkes Werk. Der 1930 im Erzgebirge geborene Komponist Paul-Heinz Dittrich nahm sich dennoch dieser Herausforderung an: Im Alter von 68 Jahren beendete er die Arbeit an seinem 32-stimmigen Chorstück „Memento Mori. Todesfuge nach Paul Celan“. Mit dieser Komposition hatte er ein Werk von außerordentlicher Komplexität geschaffen, an das sich lange Zeit keine Interpreten heranwagten. Erst in diesem Jahr, kurz nach Dittrichs Tod, kam das Stück beim Festival „TONLAGEN – 30. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik“ mit dem Ensemble AuditivVokal zur Uraufführung. In einem anderen Konzert der „TONLAGEN“ fokussierte das Leipziger Ensemble Avantgarde schlaglichtartig weitere künstlerische Standpunkte ostdeutscher Komponistinnen und Komponisten mit sehr unterschiedlichen Handschriften: Friedrich Goldmann und Reiner Bredemeyer, auch Hermann Keller gehören zu jenen Vertretern ostdeutscher Avantgarde, die sich am DDR-Kulturbetrieb heftig rieben. Präsent war im Programm ebenso deren Schüler-Generation mit Annette Schlünz, Nicolaus Richter de Vroe, Wolfgang Heisig und Steffen Schleiermacher, denen sich um 1989/90 neue Wirkungsräume eröffneten.

23.03 | WDR 3
Studio Neue Musik: Mit Angelleine und Pferdehaaren

Mit Johannes Zink. John Cages Music for Three (1984-87) bietet fast unendlich viele Optionen. Es ist ein Kompendium von insgesamt 17 Partien, für eine Vokalstimme und 16 Instrumente, die alleine oder in allen erdenklichen Kombinationen ausgeführt werden können. Nicht nur die Musik, auch der Titel ändert sich je nach Zahl der Beteiligten: Music for One bis Music for Severteen. Im Falle unserer Neuaufnahme heißt das Ergebnis: Music for Three. Die drei Musiker*innen spielen in der von Brahms begründeten Besetzung des Horntrios, dessen Repertoire hier auf unerwartete Weise erweitert wird.

Cage lässt vieles offen. Es gibt keine Partitur. Das Zusammenspiel wird vor allem durch das Prinzip der Time Brackets geregelt, das die Einsätze flexibel vorgibt. Den Ausführenden lässt Cage ansonsten allerlei Freiheiten zur Gestaltung. Auch die, einzelne Töne oder Teile zu wiederholen oder ganz wegzulassen. Auch die Freiheit, das Stück, das maximal 29 Minuten dauert, zu kürzen.

Eine Besonderheit findet sich im Klavierpart: Die Saiten sind mit Angelleine oder Pferdehaar zu streichen – im schnellen Wechsel mit normal, auf Tasten zu spielenden Aktionen, was einige Geschicklichkeit erfordert. Auch das garantiert, dass jede Version anders klingt.

Zu den fast philosophischen Mirakeln dieser Musik gehört: Auch wenn Cage weitgehend auf Kontrolle verzichtet, offenlässt, was wann passiert, so klingt diese Musik, egal wie man sie spielt, doch immer. Vor allem nach Cage: Wenn man sich auch als Hörer darauf einlässt, mitunter sehr an- und aufregend.

John Cage: Music for Three, Version für Violine, Horn und Klavier; Premysl Vojta, Horn; Ye Wu, Violine; Florence Millet, Klavier

 

Der tägliche
JazzZeitung.de-Newsletter!

Tragen Sie sich ein, um täglich per Mail über Neuigkeiten von JazzZeitung.de informiert zu sein.

DSGVO-Abfrage *

Wir senden keinen Spam! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Der Jazz-im-Radio
JazzZeitung.de
Newsletter!

Tragen Sie sich ein, um wöchentlich per Mail über unsere neue Radio-Vorschau informiert zu werden.

DSGVO-Abfrage *

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.