Facetten eines ausgewanderten Oberpfälzers – David Plates neues Album

Die vermaledeite Zeit der Lockdowns hat auch der Kölner Gitarrist mit Oberpfälzer Wurzeln David Plate genutzt und Musik für ein neues Album geschrieben. Modern Jazz und Fusion, Funk und sogar Flamenco, sowie Rockmusik in mehr oder weniger deutlichen Dosen sind die stilistischen Säulen von „Bull’s Eye“. Eingespielt in einer Septettbesetzung mit drei Bläsern, klingt das Album wie im suiteartig angelegten „Caraway Seed“ manchmal wie kleine Bigband, einem Format für welches Plate tatsächlich öfter Arrangements schreibt. Erschienen ist es, wie auch Plates Solo- und andere Alben, auf dem künstlereigenen Label mit dem wunderbaren Namen Coffee Break Records.

Komplexe Strukturen

Die Kompositionen vereinen komplexe Strukturen mit eingängigen Themen. Die Musik ist groovy, dabei durchaus von einer sinnlichen Eleganz und reich an Nuancen und Klangfarben. Und sie kann auch mitreißen, wenn etwa in „Chasing“ über einem markanten Groove, den Alex Morsey mit seinem E-Bass vorantreibt, Plate und Hubert Winter auf dem Sopransaxofon mit schwindelerregenden Soli ihre DNA in den Song einschreiben.

 

Poetisch-zauberhaft

Nach diesem funky Feuerwerk vollführen Stimmung und musikalische Form in „Kokopelli“ eine radikale Wendung hin zu einer poetisch-zauberhaften Stimmung, in die man von einem klassisch anmutenden Gitarrenintro hineingezogen wird. Plate ließ sich dafür von „Felsenzeichnungen der Anasazi, im Südwesten der USA lebenden Ureinwohner“ inspirieren. Kokopelli ist demnach eine mythische Figur, halb Gott, halb Schelm, der „mit seinem Flötenspiel Regenwolken anlockt“ und so für Nahrung und Leben sorgt. Aus einzelnen Tropfen – dargestellt durch Flageoletts und andere Effekte – wird allmählich ein lauer, klingender Sommerregen. Eindeutig gitarrenlastig ist das namensgebende „Bull`s  Eye“, eine rhythmisch mitreißende, jazzig gehaltene Buleria.

Federleicht

Während sich Plate mit seinem federleichten, variantenreichen Spiel keineswegs in den Vordergrund drängt, vielmehr immer wieder auch den Mitspielern Raum für Soli einräumt, steht auch beim ruhigen „Pacification“ ein geschmackvolles Solo am Beginn eines modern swingenden Bluesthemas. Darin kommt auch seine Wertschätzung für Wes Montgomerys modernes Spiel zum Ausdruck, das bis heute viele Gitarristen beflügelt. Überzeugen kann das zugängliche Album vor allem durch seine Vielseitigkeit und eine abwechslungsreiche Reise durch Stimmungen und Stile.

CD:

David Plate, Bull`s Eye, CBR 2106

Besetzung:

DAVID PLATE                       Guitar/Compositions

HUBERT WINTER      Tenor-/Sopranosaxophone

MATTHIAS KNOOP    Trumpet/Flugelhorn

SHAWN GROCOTT   Trombone

JURA WAJDA             Piano

ALEX MORSEY          Bass

MIREK PYSCHNY      Drums

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