Standing ovations für swingenden Höhenflug: Das Schneeberger Quartett in Regensburg

Das Quartett von Diknu Schneeberger und Christian Bakanic stellt sein gefeiertes Debütalbum beim Jazzclub vor Fast sieben Jahre ist es her, dass Helmut Nieberle den damals 27-jährigen Diknu Schneeberger zu einem Konzert in den Thon-Dittmer-Hof eingeladen hatte. Der verstorbene Regensburger Musiker und Pädagoge förderte häufig andere Gitarristen und liebte es, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Schneeberger galt damals schon als herausragender junger Gypsy-Gitarrist, der gerade dabei war, aus dem Schatten seines Vaters Joschi Schneeberger herauszutreten. Nachdem er mit 14 begonnen hatte, Gitarre zu lernen und bereits nach zwei Monaten an seiner ersten Cd-Aufnahme beteiligt war, spielte er viele Jahre in dessen Band. Ein fulminanter Erfolg und eine ungewöhnliche Kombination Jetzt gastierte der Autodidakt, dessen einstiger Ruf als Wunderkind seiner Entwicklung zeitweise im Weg stand, mit dem Bakanic-Schneeberger-Quartett beim Jazzclub im Leerer Beutel. In einem begeistert gefeierten Konzert stellte die Wiener Band ihr Debütalbum „Avanti, Avanti“ vor. Entstanden ist es während der Coronazeit und wurde vergangenes Jahr auf dem Preiser-Label veröffentlicht. Der obligatorische Verkaufsstand im hinteren Teil des Leeren Beutels war nach dem Konzert derart belagert, dass die im Akkord Autogramme verteilenden Musiker kaum mehr erreichbar …

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Unit Records Labelnight mit Moritz Stahl und Nico Weber im Jazzclub Unterfahrt

Zwei Debutalben und die große Renovierung standen letzte Woche Donnerstag im Münchner Jazzclub Unterfahrt unter anderem als Highlights auf dem Programmzettel. Nach siebzehn Jahren wurde das Clubmobiliar der Unterfahrt komplett erneuert. Gut 700.000 Besucher haben bis dato ca. 2,5 Millionen Stunden Musik im Club darauf verbracht und Jazz vom Feinsten genossen. Die neuen Stühle, Tische und Bänke fügen sich wunderbar in den Club ein und sind herrlich bequem. Darauf lassen sich die Konzerte nun noch entspannter genießen. Aber zurück zum eigentlichen Thema. Das Moritz Stahl Quintett und Nico Weber mit seinem Kwartett haben aktuell zwei Debutalben am Start, veröffentlicht auf dem Schweizer Label Unit Records, die im Rahmen eines Doppelkonzertes in der Unterfahrt vorgestellt wurden. Das Moritz Stahl Quintett mit Traumsequenzen Gleich zu Beginn startet der Münchner Saxophonist Moritz Stahl durch, zusammen mit Philipp Schiepek an der Gitarre, dem Pianisten Julius Windisch, Lorenz Heigenhuber am Bass und dem Schlagzeuger Fabian Rösch (auf der Unit Aufnahme spielt Leif Berger). Mit seinem Debutalbum „Traumsequenz“ zeigen Moritz Stahl und seine Band musikalische Wege auf, sich in freier Improvisation und tiefgründigem gemeinsamen Spiel auszudrücken. Hier wechseln traumhafte Themen zu …

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Emotional schimmerndes Amulett: Das neue Album Jasper Van´t Hofs

Demnächst wird er 77. Ans Aufhören aber scheint der Niederländer Jasper van´t Hof keine Sekunde seiner Lebenszeit zu verschwenden. Das Kreative, das Musik machen, erfinden, kreieren ist offenbar die beste Voraussetzung, damit das Leben für ihn seit über fünf Jahrzehnten genießbar bleibt und es verschönert. Aktueller Ausdruck dieser Lebenslust  ist ein neues Quartett-Album, das der agile Tastenmann als „Skin Under“ bei seinem langjährigen Label Jaro veröffentlicht. Das begleitet und unterstützt seinen musikalischen Output immerhin auch bereits seit vier Jahrzehnten. Damals, im düster umwölkten 1984, hatte van´t Hof Pili Pili gegründet, sein tanzbares und clubtaugliches Afrika-Jazz-Projekt, mit dem er sogar einen veritablen Clubhit landete. Zudem erklomm die Sängerin Angélique Kidjo mit dieser Band eine weitere Stufe auf ihrer Weltkarriere. Eine beeindruckende Karriere Mit „Skin Under“ fügt der stilistisch enorm vielseitige und nicht nur bildlich gesehen weit gereiste Pianist, Organist und Keyboarder seiner langen Kette funkelnder Musikperlen ein weiteres musikalisches Amulett hinzu. Sieben Stücke enthält das Album, nur eines nicht aus van´t Hofs Feder. Lediglich die intime Ballade „Marsch fuer Oelze“ mit einem zu Herz gehenden Basssolo (Stefan Lievestro) ist vom Schlagzeuger Ralf Hübner komponiert. Bei der …

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Klangkosmos zwischen freier Improvisation und Struktur: CDs von Joachim Zoepf

Als Jazzmusiker würde er sich heute nicht mehr bezeichnen, meint der in Erftstadt lebende Holzbläser Joachim Zoepf. Dabei hat der im Spessart aufgewachsene Musiker in diesem Genre seine ersten Meriten verdient – und als Mitglied der damals schwer angesagten Kölner Saxophon Mafia auch viele Erfolge gefeiert. Bald schon stieg er bei dieser Bande von Grenzgängern, humorvollen Musikanten und Freigeistern wieder aus und wandte sich mit Kooperationen in viele Regionen Europas dem freien Jazz bis hin zur Neuen Musik zu. Von da aus entwickelte er sich immer mehr zur frei improvisierten Musik und einer eigenen Spielweise. Diese bezeichnet er als „Neue Improvisierte Musik, deren Ausdrucksmittel und Klangmöglichkeiten ich seit über zwanzig Jahren entwickle und erforsche.“ Mit dem zunehmenden Einfluss elektronischer Musik und Mittel hat er sich immer weiter vom (Free-)Jazz entfernt und eine eigenständige Spielpraxis herausgebildet. Wesentliches Stilmerkmal in seiner Soloarbeit ist der hohe Anteil geräuschhafter Elemente, die zum großen Teil durch unorthodoxe Handhabung seiner Instrumente, Überblasen, Veränderung des Ansatzes und andere Techniken erzeugt werden. Lässt sich Adorno mit Free-Jazz versöhnen? In den letzten zwei Jahrzehnten hat er mehrere Soloproduktionen eingespielt, die teils erst in letzter …

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Mit dichten Sounds und feinen Balladen: Jazztrio Renner überzeugt bei erstem Auftritt in Regensburg

Ray Anderson hat es getan und der geniale Albert Mangelsdorff, der früh verstorbene Johannes Bauer und die britische Posaunistin Annie Whitehead. Jeder dieser herausragenden Jazzposaunisten spielte im Laufe der Karriere mindestens einmal in einem Trio ohne Harmonieinstrument. In diese beeindruckende Tradition reiht sich das junge Trio Renner ein, das sich mit eigenen Kompositionen beim Jazzclub im Leeren Beutel dem Regensburger Publikum vorstellte. Ein Album, das man nach dem Konzert als CD mitnehmen könne, wandte sich Schlagzeuger Valentin Renner gegen Ende bedauernd an die entflammten Zuhörenden, „haben wir leider noch nicht“. Vor kurzem „sind wir aber im Studio gewesen“, verriet er freudestrahlend. Vielleicht gibt es „die CD dann bis zum nächsten Auftritt schon“, sagte er mit einem erwartungsvollen Blick in Richtung der Clubverantwortlichen Bernhard Lindner und Lea Aulinger, die im hinteren Bereich des Saales standen. Die nickten beifällig und das Trio, das nach den Brüdern Valentin und Moritz (Posaune) Renner benannt ist, stimmte das letzte reguläre Stück ihres spannenden Programms an. Vielfalt so weit das Auge reicht Das eröffneten sie mit ihrem „Wesensverwandten“, wie sie den kongenialen Bassisten Nils Kugelmann auf ihrer Homepage nennen, und der …

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Der „Blackbird“ fliegt im Duo – Yumi Ito und Szymon Mika in Regensburg

Das polnisch-japanische Duo mit Yumi Ito und Szymon Mika spielt bei seinem Regensburger Debüt mit Vielfalt und Offenheit auf Regensburg: Fast konnte man meinen, das Konzert fiele aus, so kahl wirkte die Bühne im Leeren Beutel. Zwei Ständer mit Mikros, der Flügel abgedeckt, zwei scheinbar zufällig rumstehende Monitorboxen und ein Ständer mit einer Gitarre. Erst als Sängerin Yumi Ito und der Gitarrist Szymon Mika vom seitlichen Backstagebereich auf die Bühne kamen, konnten die Zuhörer sicher sein, dass das unter dem Titel „Ekual“ stehende Duokonzert tatsächlich stattfindet. Eine kleine Wasserflasche, die Ito neben der Monitorbox abstellte, verstärkte  den minimalistischen Eindruck noch. Duos sind im Jazz keine Seltenheit, haben manchmal auch ökonomische Gründe. Bei dem polnisch-japanisch-schweizerischem Duo hat das keine Rolle gespielt. Ito, die eine polnische Mutter hat, und Mika lernten sich in Basel kennen. Sie lebt dort und der polnische Gitarrist vervollständigte in der Kulturhauptstadt der Schweiz sein in Krakau begonnenes Studium mit einem Masterabschluss. Als die beiden während einer Aufnahmepause ein wenig zusammen spielten, meinte der amerikanische Bassist Steve Swallow, sie sollten „unbedingt ein Duo gründen“. Davon angefixt, nahmen die jungen Musiker die Aufforderung als …

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Auf dem Pfad der Bluestugend – Shuteen Erdenebaatar in Regensburg

Shooting Star Shuteen Erdenebaatar präsentierte beim Jazzclub im Leeren Beutel ihr Debütalbum mit ihrem Quartett Regensburg: Angekommen in Deutschland, habe sie sich anfänglich sehr fremd und unwohl gefühlt, erzählt Shuteen Erdenebaatar über ihre Ankunft 2018 in München. Die DAAD-Stipendiatin kannte weder die Sprache noch das hiesige Essen, hatte keine Anbindung und wusste nicht, wie man sich verhält. Erst als sie das Voralpenland mit den Bergen entdeckte, habe sie endlich etwas gefunden, das sei an ihre mongolische Heimat erinnerte. Darüber hat die Musikerin, die mittlerweile ein Doppelmasterstudium erfolgreich abgeschlossen hat, ihre erste Komposition in Deutschland geschrieben. Beim bejubelten Auftritt ihres Quartetts im Leeren Beutel geriet „An Answer From the Distant Hill“, wie die Nummer betitelt ist, zum absoluten Hinhörer am Ende des ersten Sets. Es begann lautmalerisch mit Querflöte, gespielt von Saxofonist Anton Mangold. Erst ruhig, entwickelte es sich mit mächtigem Groove zu einer mitreißenden Nummer. Der hörte man die Freudengefühle und das Vergnügen der Komponistin in jeder Phase an. Mit seinem zeitweise rockigen Groove und einem ohrenschlackernden erregenden Disput zwischen Bassist Nils Kugelmann und Valentin Renner am Schlagzeug fiel es ein wenig aus dem Rahmen …

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Weiche Klänge, sehnsuchtsvolle Melodie – Angela Avetisyan in Regensburg

Münchner Trompeterin Angela Avetisyan begeistert mit ihrem Quartett und einem „Eastern Sketchbook“ Regensburg: Patriarchale Diskussionen, ob Frauen Musik machen und bestimmte Instrumente spielen können, sind im letzten Jahrhundert sowohl in der Rockmusik, wie im Pop- und Jazzbereich geführt worden. Heute ist es um diese Fragen still geworden. Dennoch sind Musikerinnen, die als Leaderinnen eine eigene Band führen immer noch eher die Ausnahme als der Normalfall. Für die Münchnerin Angela Avetisyan ist das kein Thema – und war es vermutlich auch nie. Nach Ausbildung und Musikstudium, die sie mit zwölf Jahren begann und bei Professor Claus Reichstaller an der Hochschule für Musik und Theater München mit Bravour abschloss, legte sie sofort mit ihrem ersten Quartett los. Jetzt stellte die exzellente Trompeterin mit der aktuellen Besetzung ihr neues Album „The Eastern Sketchbook“ beim Jazzclub im Leeren Beutel vor. Entstanden ist es vor knapp zwei Jahren im Eigenverlag und folgt der konzeptionellen Idee einer musikalischen Reise Richtung Osten. Den leicht schaukelnden Start mit einem rhythmischen Trompetenmotiv zum „Breakfast in Damaskus“ kann man sich heute in Wirklichkeit kaum noch vorstellen, zu sehr steht auch die uralte malerische Stadt im …

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Ein besonderes Abenteuer: Lupo und der Jazz

Die etwas Älteren unter uns erinnern sich sicherlich noch an Rolf Kaukas Abenteuerhefte mit Fix & Foxi, Lupo & Co. Im Jahr 1964 erschien seinerzeit ein Lupo Sonderheft, in dem sich der Zeichner Florian Julino einem ganz besonderen Thema widmete: „Lupo und der Jazz“. Nachdem er Lupo bereits erfolgreich in Szene gesetzt hatte, kam ihm die Idee, diese Figur, bzw. seinen Onkel, für eine Jazzstory zu verwenden. Er skizzierte das Szenario, schrieb Rolf Kauka dazu an und bekam von ihm höchstpersönlich grünes Licht, sein Jazzprojekt umzusetzen. Bekannt wurde Florian Julino in den sechziger Jahren mit Fix & Foxi und Raumfahrer Mischa Abenteuern, er zeichnete sogar einmal eine Pumuckl Adaption. Seine eigentliche Leidenschaft war der Jazz. So adaptierte er schließlich die Figur „Lupo“ und erzählte im Rahmen einer fünfteiligen Reihe von dessen Vorfahren „Loupo“ die Geschichte und verschiedenen Stile des Jazz (von New Orleans über Chicago, Swing, Bebop bis hin zum Cool Jazz). Im ersten Heft der Lupo Sonderreihe erschienen die ersten beiden Episoden seiner Story mit einem speziell dafür gestalteten Jazz-Heftcover. Es sollten dann drei Jahre vergehen, bis letztendlich die fehlenden drei Episoden im Fix …

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Neues Album von Anna Maria Sturm und Sven Faller

„…Und er fällt, fällt, fällt!“ Regen als Freund, als willkommen geheißener Begleiter, als Reinwascher. Selten gibt es einen schöneren Song im Pop, der den Regen und das Gefühl besingt selbst ein Regentropfen zu sein. „Nur mich“ nennt Anna Maria Sturm dieses innige Bekenntnis, mit dem das gleichnamige neue Album der Sängerin und Schauspielerin endet. Es erscheint am 26. Januar und wird auf allen gängigen Plattformen zu finden sein. „Nur mich“ Gleich mit zwei Konzerten feiert die Schwandorferin mit ihrer neuen Band Sturm die Veröffentlichung beim renommierten Münchner Label Enja Records. Nachmittags singt sie in Germering und am gleichen Abend ist sie in der Abendschau des BR-Fernsehens zu erleben. „Nur mich“ ist das bisher persönlichste musikalische Projekt Sturms. Geprägt ist es vorrangig von den Eindrücken welche die schwierigen Corona-Jahren bei der Künstlerin hinterlassen haben. „Ich habe damals in einer Druckerei gearbeitet“, erzählt sie über ihre Strategie von einem Tag auf den anderen ohne Arbeit, Aufträge und Einkommen dazustehen. „Manchmal war ich richtig verzweifelt, wußte nicht wie es weitergehen sollte und hasste alles und mich selbst am meisten“. Mit knalliger Wucht Mitten hinein in diese von Ängsten, …

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