CD-Rezension: Nils Kugelmann Trio – „Stormy Beauty“

Im Süden der Republik ist der Bassist Nils Kugelmann längst kein Unbekannter mehr. Das wird sich mit seiner Trio Debut-CD „Stormy Beauty“, erschienen auf dem Münchner ACT Label, jetzt auch bundesweit ändern. Kurz vorweg genommen: Was Kugelmann mit seinem Trio anstellt, sprengt die musikalischen Grenzen. Sein Bassspiel ist absolut getrieben, trotzdem eingängig und von seinem individuell unverkennbaren, eigenen Ton geprägt.   Nils Kugelmann ist zu Recht der Senkrechtstarter in der deutschen Jazzszene und hat in letzter Zeit so ziemlich alles an wichtigen Jazzpreisen abgeräumt, was Rang und Namen hat: vom Jungen Münchner Jazzpreis über den Förderpreis des bayerischen Jazzverbands, den BMW Young Artist Jazz Award, den Biberacher Jazzpreis, das Musikstipendium der Landeshauptstadt München und im März diesen Jahres gerade den Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis – mehr als verdient! Konzentration, Aufmerksamkeit und Inspiration sind für ihn der Antriebsmotor, der sein schöpferisches Schaffen ausmacht und in seinem Spiel die Attribute „Schönheit, Spannung und Leidenschaft“ vereint. Dabei muss man bedenken, dass Kugelmann vorrangig zwar als Bassist auftritt, aber in Wirklichkeit ein universeller Musiker ist, der parallel zu seinem Hauptinstrument auch Piano, Klarinette oder Synthesizer spielt, damit seinen kompositorischen Horizont erweitert …

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Chorleiter und Bühnenderwisch: Jacob Collier beim Tollwood-Festival in München

Jacob Collier passt in die Zeit. Er wirkt wie die künstlerische Verkörperung einer Ära der Optionen. Der junge Brite rennt auf die Bühne des Tollwood Musikzelts, sprintet zu den Instrumenten und wechselt sie oft und präzise choreografiert. Er spielt eine Handvoll davon ziemlich gut, vor allem Klavier und Bass, außerdem Gitarre und Percussion, flankiert und sekundiert von einer hervorragend stilflexiblen Band. Er packt viel in die zwei Stunden Konzert, Funk und jazzgetönten Soul, dunkle Club-Beats und helle Latin-Passagen, Freddie-Mercury-Pathos und Singer-Songwriter-Intimität. Die Rasanz der Opulenz erinnert strukturell ein wenig an Kulturtechniken, die die Mobiltelefonie in die Welt gebracht hat, das Wischen vom einen zum anderen, geklammert über die Plattform, die die Vielfalt zur Verfügung stellt. Magische Zusammenklänge Ein wesentlicher Unterschied ist aber, dass Collier nicht nur vom Publikum etwas will, sondern ihm auch viel zurückgibt. Zu den magischen Momenten des Abends gehören neben hinreißend privaten Songs wie „The Sun Is in Your Eyes“ die Passagen, wo sich der hyperaktive Bühnenderwisch in einen brillant intuitiven Chorleiter verwandelt, der die Menschen im Zelt zu einer Stimme zurückführt, von der sie wahrscheinlich gar nicht wussten, dass sie sie …

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ISARJAZZ startet durch: Gard Nilssen’s Supersonic Orchestra live in München

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So haben in München ein paar jazzbesessene Enthusiasten unter der Marke ISARJAZZ die Jazz gGmbh gegründet, nicht zuletzt, um die lokale Jazzszene weiter zu beleben und in Zukunft dafür Sorge zu tragen, dass Jazz außerhalb der hiesigen Clubszene auch mit großformatigen Veranstaltungen in der Isar-Metropole München stattfinden kann und lebendig bleibt. Gemeinsam mit der JazzStiftung München und der Unterstützung des Kulturreferates München findet am 16. Juni 2023 in der Münchner Muffathalle mit Gard Nilssen’s Supersonic Orchestra das erste ISARJAZZ Großereignis statt. Der Schlagzeuger Gard Nilssen ist nicht nur in seiner Heimat Norwegen ein Superstar, sondern mittlerweile ein Aushängeschild des europäischen Jazz. Dreh- und Angelpunkt seines Supersonic Orchestras ist per se Nilssens vielfach ausgezeichnetes Trio Acoustic Unity, um das er eine „Big Band“ mit drei (!) Schlagzeugern, drei Bassisten und elf Blasmusikern formiert hat. Diese Besetzung hat es wirklich in sich. Sie lebt von den gemeinsamen Momenten, die sich aus hymnischen, sangbaren Melodien improvisatorisch frei entwickeln und den Hörer mit ungezügelter Energie in Bann ziehen. In München werden u. a. Erik Johannessen, Maciej Obara und die wunderbare Mette Rasmussen mit …

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Internationale Jazzwoche Burghausen

52. Internationale Jazzwoche Burghausen

Zwar konnte sich die Jazzwoche Burghausen aus dem letztjährigen Corona-Tal mit 20 % mehr Besuchern wieder herausarbeiten, aber ein neues Konzept, das auch jüngere Besucher zu einem Festival mit rundum interessantem Jazz-Programm anlockt, ist noch nicht gefunden. Es gibt anscheinend keinen Nachfolger für Joe Viera mit Überblick über die längst breitere weltweite Szene, der das Festival in eine sichere Zukunft führt. Das 50 Jahre alte Konzept mit den allseits anerkannten Stars des Jazz, die ein großes Publikum magnetisch anziehen, funktioniert  so heute nicht mehr, schon weil es diese Stars nicht mehr gibt. Attraktiv war Burghausen wieder dort, wo es Neues wagte: beim Finale des 13. Europäischen  Nachwuchs-Jazzpreises und dem abschließenden Konzert „Next in Jazz“, beide im intimeren Stadtsaal. Mit dem Landes-Jugend-Jazzorchester unter der bewährten Leitung von Harald Rüschenbaum präsentierte sich dort eine frische Bigband, samt achtköpfigem Vokal-Ensemble. Die LJJB überzeugte unter anderem mit „Ocean Eleven“ von Trio Elf, das sie ihrem 2021 verstorbenen Klavier-Coach Walter Lang widmete. „Wir hatten was mit Björn“ nennen die Posaunistin Maria Trautmann und die Vokalistin und Gitaristin Maika Küster ihr Quartett, mit denen sie sich stark von Jazz beeinflusstem Singer-Songwriting …

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Eine Geigerin im Wasser mit Quallen

Oberfläche und Gegenwelt

Die polymediale Installation „Breaking The Surface“ stellt bei Werksviertel Mitte Kunst Wasser als Gestaltungs- und Reflexionsraum in den Mittelpunkt. Immersion heißt das Zauberwort, die mitfühlende Einbettung des Betrachters oder der Betrachterin in den Kosmos des künstlerischen Erlebens. Between Music sind als Kollektiv um die dänische Komponistin, Sängerin und Konzeptdenkerin Layla Skovmand Spezialisten für solche Formen des Grenzübertritts ins Transmediale. Sie musizieren bei Bedarf, zuletzt im Rahmen der „Out Of The Box“-Festivals 2019 und 2020, unter Wasser, transformieren die entstandenen Klänge in das Medium Luft und produzieren dabei wie nebenbei auch noch archaische Bilder in Flüssigkeiten schwebender Künstler*innen mit viel Assoziationspotential von Mutter Erde bis Vater Ozean. Musikalische Installationen „Breaking The Surface“ geht einen anderen Weg. Sechs Stationen konfrontieren Besucher*innen der audio-visuellen Kunstinstallation mit verschiedenen Stadien des individuellen Erlebens von Wasser als Klang und Raum. Lautsprecher tauchen in hängende Gläser, eine konkave Leinwand mit Unterwasserbildern und Kopfhörern umfängt die Wahrnehmung. Ein nebliger Altar konzentriert die Betrachtung auf einen illuminierten Brunnen mit Videozuspielung, alchemistische, farbig leuchtende Kolben rufen das Existentielle des Mediums Wasser in Erinnerung. Man schreitet durch eine vulkanisch rote, aber neblig kalte Installationsschleuse oder kann …

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Shuteen Erdenabaatar Quartett in Puchheim . Pianistin Shuteen Erdenebaatar, Saxophonist Anton Mangold, Bassist Nils Kugelmann und Schalgzeuger

Das Shuteen Erdenebaatar Quartett live in Puchheim

Vor den Toren Münchens, im Puchheimer Kulturcentrum PUC, gastierte die Komponistin und Pianistin Shuteen Erdenebaatar mit ihrem Quartett und stellte ihr aktuelles Programm vor. Mit von der Partie waren Nils Kugelmann am Bass, der Schlagzeuger Valentin Renner und Saxophonist Anton Mangold.  Shuteen Erdenebaatar, wurde 1998 in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar geboren, lebt seit 2018 in München und war von Beginn an fest mit der lokalen Jazzszene verwurzelt. Nach einem Doppelmasterstudium in Jazzklavier und Jazzkomposition an der Hochschule für Musik und Theater sowie einem weiterbildenden Zertifikatsstudium Meisterklasse wurde sie im Jahr 2021 mit dem Kurt Maas Jazzpreis ausgezeichnet, letztes Jahr mit dem renommierten BMW Young Artist Jazz Award, dem Publikumspreis des Münchner Jazzpreises und dem Biberacher Jazz-Kompositionspreis. Beeindruckend daran ist, was sie mit ihrem Talent anstellt: Neben ihrem Quartett ist sie Teil des Lightville Duos und Dirigentin ihres neu gegründeten 20-köpfigen, genreübergreifenden Chamber Jazz Orchestra in München. Bei ihrem musikalischen Schaffen stehen ausdrucksstarke Kompositionen im Vordergrund, mit tiefgründigen Harmonien und wundervollen Melodien, die ihren Mitstreiter*innen viel Raum für Improvisationen geben. Restlos begeistertes Publikum Dementsprechend überzeugte das Shuteen Erdenebaatar Quartett im Puchheimer Kulturcentrum PUC von der ersten …

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News: +++ Burghausen: B-Jazz Jam +++ Schallkultur Weimar +++ Balafon-Workshop +++

+++ B-Jazz Jam: Jazzkeller Burghausen lädt zur open Stage mit Profis. +++ Einmal im Monat veranstaltet der Jazzkeller in Burghausen eine Jam-Session. Als Opener treten Nachwuchstalente aus dem Raum München und Salzburg auf, danach wird die Bühne für eine offene Jam-Session freigegeben. Am Freitag 03.03.2023 findet die nächste Ausgabe der B-Jazz Jam statt. Feature-Künstlerin ist Amelie Scheffels (voc) – mit dabei sind Diego Riedemann (g), Manolo Diaz (b) und Minchan Kim (d). Das Eröffnungskonzert der internationalen Combo findet zwischen 20.00 und 21.00 Uhr statt, im Anschluss heißt es dann „Bühne frei“: Alle Einsteiger*innen sind herzlich eingeladen aktiv am Geschehen auf der Bühne teilzunehmen. Natürlich ist es auch gerne gesehen, einfach zuzuhören. Die nächsten B-Jazz Jam Termine sind: Freitag, 03.03.2023 mit Amelie Scheffels (voc), 14.04.2023 mit Lukas Jochner (tb), 05.05.2023 mit Thomas Ganzenmüller (b) und 02.06.2023 mit Sam Hylton (p), jeweils um 20.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter: b-jazz.com +++ Das Schallkultur-Festival bringt zum dritten mal Jazz und Weltmusik nach Weimar +++ In diesem Jahr findet das dritte „Schallkultur-Festival” in der Kulturstadt Weimar statt. 2023 besteht das Line-up erneut aus international bekannten Größen …

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Ein Festival, das lange nachglitzert

Egal ob Archie Shepp im Teatro del Giglio in Lucca in den 80ern, Johannes Faber und Freunde im Münchner Theater am Gärtnerplatz in den 90ern oder das neue Jazzfestival „Sparks & Visions“ im Regensburger Stadttheater heute: Jazzmusik im Ambiente eines klassizistischen Theaters ist und bleibt etwas Besonderes. Das beginnt damit, dass sich die Musiker in einem anderen Setting wiederfinden als gewohnt. Das geht weiter mit guten akustischen Verhältnissen – und lässt man den Blick vom Parkett in die Ränge schweifen, findet man ein anderes Publikum vor, als man es vom Jazzclub her kennt. Erkannt und vorgemacht hat das in Regensburg bereits der Jazzclub mit seiner Reihe Jazz im Theater. Bei „Sparks & Visions“ kam noch einmal ein ganz besonderes Festival-Flair hinzu. Von München bis Münster – teilweise von weit her war das Publikum angereist und traf sich drei Tage als verschworene Gemeinde in Regensburgs Kultur-Schmuckstück. Kulturpolitisch ist es der Festivalmacherin Anastasia Wolkenstein gelungen, mit den Partnern Theater Regensburg, Regensburg Tourismus und dem Regensburger Kulturreferat in die verregnete oder bestenfalls verschneite Saure-Gurken-Zeit der Welterbestadt neues Glitzern und Attraktivität zu bringen. Sie schaffte es, mit einem programmatischen …

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News: +++ German Jazz Trophy 2023 geht Steve Turré +++ Hamburger „Jugend jazzt“-Preisträger spielen mit NDR Big Band +++ Jazz-Institut München featured Brasilien +++

+++ German Jazz Trophy 2023 geht an Steve Turré +++ Unter dem Motto „A Life for Jazz“ zeichnet die German Jazz Trophy seit 2001 jährlich Musiker*innen aus, die durch ihr Lebenswerk dem Jazz neue Impulse gegeben und seinen Stellenwert gefördert haben. 2023 wird das Lebenswerk von Posaunist (und Muschelspieler) Steve Turré mit der German Jazz Trophy geehrt. Steve Turré hat mit Ray Charles gespielt und ist durch die Schule von Art Blakeys „Jazz Messengers“ gegangen, er war Ensemblemitglied von Lester Bowies Projektband „Brass Fantasy“, Mitglied und Arrangeur bei Slide Hamptons „World of Trombones“ und hat mit vielen Größen des Jazz und der Latin Music gearbeitet. Im Schatten dieser „Überväter“ stehe er aber nicht, so die Jury in ihrer Begründung. Unter seiner über Jahre gehaltenen hohen Produktivität steche ein Projekt besonders hervor: seine jüngste Band „Generations“ – eine Art gelebtes Mehrgenerationen-Jazzprojekt, mit dem Turré nicht nur Jazzgeschichte rekapituliert, sondern diese auch gemeinsam mit den Größen und dem Nachwuchs der Szene auf die Bühne bringt. Posaunen- und Muschelvirtuose Alleinstellungsmerkmal seiner Konzerte sind die wundersamen Instrumente, die er stets in einem roten Koffer auf die Bühne trägt. Ssirus …

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Jazz im Radio. Foto/Montage: Hufner

Die reduzierte erweiterte Jazz-Radiowoche vom 17.10. bis 23.10.2022

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 42. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Ergänzt mit den tollen Sendungen zur Neuen Musik von BR-KLASSIK und Ö1. Wichtig: Petition zum Erhalt des österreichischen Musiklebens – Einladung zum Dialog. Alle wichtigen Informationen zum Thema. Inhalt Senderliste: 1 mo – 17.10.2022. 2 di – 18.10.2022. 2 mi – 19.10.2022. 3 do – 20.10.2022. 3 fr – 21.10.2022. 5 sa – 22.10.2022. 6 so – 23.10.2022. 7 Senderliste: ORF – Ö1 Deutschlandfunk – „Fakten und mehr“ Deutschlandfunk-Kultur – „Das Feuilleton im Radio“ ndr Kultur – Hören und genießen radio bremen – Neugier lohnt sich. rbb-kultur – DEINE OHREN WERDEN AUGEN MACHEN. mdr-kultur – Das Radio. wdr3 – Das Kulturradio hr2-kultur – Das Kulturradio für Hessen. sr2 Kulturradio – … gut zu hören. swr2 – Kultur neu entdecken BR-KLASSIK – Klassikstars geben auf BR-KLASSIK den Ton an. Attraktive Magazine bringen Interviews und Neuigkeiten aus dem Musikleben. Bayern 2 – Preisgekröntes Radio für Hörer, die mehr wissen wollen mo – 17.10.2022 19:30:00 | Ö1 Richard Bona & Alfredo Rodriguez Trio bei den INNtönen 2022 Am 23. Juli 2022 …

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