Die Printausgabe 1-14: Peter Knoll und eine Wochenendverlosung

Das nachfolgende Portrait „Ein Passauer in New York“ von Josefine Koehn ist erstmals in der jetzt vorliegenden Printausgabe der JazzZeitung erschienen. Zur Feier des Erscheinens verlosen wir dieses Wochenende zwei Doppel-CDs aus dem Hause ACT: Duo Art – Creating Magic, unter anderem mit Lars Danielsson & Leszek Mozdzer, Nils Landgren & Esbjörn Svensson, Gwilym Simcock & Yuri Goloubev und Youn San Nah & Ulf Wakenius. Schicken Sie bis Montag, 3.2.2014 eine E-Mail mit Betreff „Duo Art“ und unter Angabe Ihrer Postadresse an gaisa@jazzzeitung.de

Weitere Themen im Heft: Michael Wollnys „weltentraum“, Kulturpreis für Sigi Schwab, Bericht vom Festival der Jazzinitiative Würzburg, Interview mit dem neuen UDJ-Vorsitzenden Gebhard Ullmann, großer Fortbildungskalender mit Workshops und Ausbildungsstätten (auch hier als kostenloser Download!); Farewell: Jim Hall und Al Porcino; 5 Fragen an Nils Klein; BMW Welt Jazz Award: die kommenden Events u.v.m.

Ein Passauer in New York – Peter Knoll: Der Jimi Hendrix des Avantgarde-Jazz

Knoll2Wer schon mal mit geschlossenen Augen durch New York spazieren gegangen ist, dem wird es nicht schwer fallen, die Klang- und Geräuschwelt der Millionenmetropole in den Improvisationen von Peter Knoll wieder zu finden. Mal schnell, laut und chaotisch, dann wieder sphärisch abgehoben entführt der in Passau geborene Gitarrist mit seinen Avantgarde-Kompositionen mitten in den Puls des Big Apple. Wenn er mit seinem Gitarrenkoffer in der rechten Hand von seiner Wohnung am Times Square zur Subway schlendert, erinnert er an einen modernen Großstadt-Mariachi auf dem Weg ins nächste Abenteuer, auch wenn er diesmal nur auf dem Weg ist, um eine Musikstunde zu geben. Yellow Cabs sausen vorbei, Dampf steigt aus den Subway-Schächten, die gigantischen Neon-Reklamen blinken im Hintergrund, eine Sirene heult auf. „Das Chaos, der Lärm – das ist es, was ich vermisse, wenn ich weg bin aus der Stadt. New York macht einfach süchtig“, sagt er.

Genau wie seine Musik. Jeder Rhythmus, jede Harmonie, jede Rückkopplung eröffnet unzählige neue Möglichkeiten für die Reise in Knolls Experiment „Jazz“, eine Kollektion von Jimi-Hendrix-inspirierten Gefühls- und Geistesblitzen mitten ins Herz des Molochs New York. „Free Jazz at it’s best“, urteilte das GuitarPlayerZen- Magazine, dessen Award Knoll vor ein paar Jahren gewann. Derzeit ist der Wahl-New-Yorker in den ReverbNation (www.reverbnation.com/peterknoll) Charts für experimentellen und Avantgarde Jazz.

Feste Auftritte hat der 48-Jährige nicht, aber es gibt ein paar Clubs, in denen er immer wieder spielt, Etwa das Shapeshifter Lab in Brooklyn oder ABC No Rio in der Lower East Side, manchmal auch im Stone, einem Club im East Village, den John Zorn als Artistic Director ganz der Avantgarde Szene gewidmet hat. Leicht ist es nicht, hier reinzukommen, aber Peter Knoll ist mittlerweile ein bekannter Name in der Szene. So ist etwa auch Bassist Mark E. Peterson (Cassandra Wilson, Lyle Lovett, Joan Baez) Teil seines Trios. Außerdem spielte Knoll an der Seite der Percussionisten Hahlil (Roberta Flack), Gerardo Velez (Jimi Hendrix, David Bowie, Spyro Gyra) und Mike D. (Beastie Boys).

Derzeit hängt eine mögliche Tournee durch China als Gitarrist für das Broadway-Musical Chicago in der Luft. Außerdem plant Knoll zwei neue Alben – und eine Tour durch Deutschland (tba). „In Europa sind die Leute für Free Jazz aufgeschlossener“, glaubt Knoll. Und dann schwärmt er von den Möglichkeiten in Norwegen, den genialen skandinavischen Avantgardisten, vor allem Stian Westerhus, der bei ECM unter Vertrag ist. „Der spielt oft mal in alten Kirchen oder anderen architektonisch interessanten Kulissen.“

Es ist das einzige Mal, dass Knoll sich aus dem Big Apple wegwünscht. Zwar sei es nicht leicht, im Flux der Metropole Fuß zu fassen, meint er, andererseits „hast du so viele Möglichkeiten, es ist einfach verrückt.“ So lernte er in einem Schuhgeschäft Gloria von Thurn und Taxis kennen, die den Landsmann prompt zum Abendessen in ihr New Yorker Loft einlud. Natürlich spielte Knoll auch die Dinner-Musik. „Gut bezahlt hat sie leider nicht“, gibt er zu. Finanziell am lukrativsten ist es für ihn, Gitarrenunterricht zu geben. Doch selbst das kann in New York zum Abenteuer werden – wenn man etwa den Sprössling von Ex-Topmodel Helena
Christensen, den Sohn von Diana Krall und Elvis Costello oder die Kinder von U2-Gitarrist David Evans („The Edge“) zu seinen Schülern zählen kann.

„New York überrascht mich immer wieder“, erklärt Knoll, der 1998 die Green Card gewann, aber erst 6 Jahre später den großen Schritt über den Atlantik wagte. „Nach dem Musikstudium am Berklee College in Boston war ich erstmal so eingeschüchtert, dass ich zurück nach Deutschland ging. Die waren alle so viel besser als ich, der erst mit 25 sein formales Musikstudium begann.“ Immerhin hatte der Absolvent des Münchner Gitarreninstituts in seinen knapp zwei Jahren am Berklee College genug positive Schlüsselerlebnisse, um seine Leidenschaft für experimentellen Jazz in Berlin weiter zu treiben – unter anderem mit den Aufnahmen, die er als Tourist in den 90er-Jahren in New Yorks Straßenschluchten sammelte. „Ich wollte halt schon immer hierher.“

Peter Knolls aktuelles Album „Certainty is“ ist auf iTunes erhältlich.