Wo sind nur die Frauen im Jazz?

Die JazzZeitung, Ausgabe 2-14 ist gedruckt. Im Anschluss das Editorial der Redaktionsleiterin Ursula Gaisa zum Thema „Frauen im Jazz“. Weiterhin finden Sie unter anderem im neuen Heft: Portraits – Joachim Kühn 70, auf dem Titel Mike Herting auf Afrika-Tournee mit dem BuJazzO, German Jazz Trophy für Chris Barber, Andreas Schaerer und seine Projekte, Kathrin Pechlofs Imaginarium, Christiane Hagedorns Rose Hip, Iiro Rantala, GLM-Jubiläum auf Gut Sonnenhausen, Konzerte in den Bauer Studios; Berichte – Women in Jazz Hall, Neuer deutscher Jazzpreis Mannheim, BuJazzo-Arbeitsphase, WDR Jazzfest mit Rebekka Bakken, Vibraphonissimo Nürnberg, neue Festivalhalle für Moers… Liebe Leserinnen, liebe Leser, in seinem Bericht zur 53. Arbeitsphase des BuJazzO schreibt Reiner Kobe auf S. 19 dieser Ausgabe: „Die zu 80 Prozent neu formierte Band, komplett männlich besetzt, brachten die Gastdirigenten Alexander von Schlippenbach und Manfred Schoof auf Vordermann.“ Dieser Satz bestätigt wieder einmal, dass meine Frage nach den Frauen im Jazz wohl wirklich seine Berechtigung hat. Das fängt schon an bei den Medien: Ebenfalls 80 bis 90 Prozent meiner geschätzten Kollegen sind auch wirklich Kollegen, nicht Kolleginnen. Nachdenklich wurde ich auch bei meiner Suche nach den „Newcomern des Monats“, …

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Beruf: Jazzmusiker (10) – Outro

In den letzten Wochen und Monaten habe ich zahlreiche Facetten meines Berufs beleuchtet, drängende Probleme benannt und nach Lösungen gesucht. Hierbei ging es mir weniger um die Vermittlung szene-internen Detailwissens als um die Einordnung in den gesellschaftlichen Kontext und das aktive Werben für diese großartige und wichtige Kunstform. Ich begreife Jazzmusiker – letztlich Künstler insgesamt – sehr wohl als Teil der Gesellschaft. Sie mögen hin und wieder an deren Rand stehen, um abseits ausgetretener Pfade beobachten, denken und handeln zu können. Dennoch sind und bleiben sie stets integraler Bestandteil jeder denkwilligen Gesellschaft und verdienen als solche nicht nur Duldung und Akzeptanz, sondern eben auch die nötige Unterstützung bei der Schaffung und Erhaltung tragfähiger Strukturen, die sie für die Ausübung ihrer Aufgabe benötigen. Auf Kulturförderung zu verzichten, weil sie sich nicht „rechnet“, ist ein ebenso altes wie grundsätzlich falsches Muster, wie Richard von Weizsäcker mehr als einmal angemahnt hat. In seiner Abschiedsrede heißt es beispielsweise: „Chöre, Orchester und Bühnen, Sammlungen, Ausstellungen und Initiativen aller Art gehören nämlich auch zu den Vorbildern in der Kosten-Nutzen-Relation. Ihre Kosten sind kleiner als fast alle anderen Haushaltstitel, ihre Wirkung aber …

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Kultur erwünscht?

„Liebe Regensburger, kämpft um eure freie Kultur!“ heißt es in einem Beitrag des Bayerischen Rundfunks. Leider geschieht das kulturelle Ausbluten der Stadt nicht Abrupt, sondern schleichend, schon seit Jahren. Und hat mehr Gründe als ein paar böse Regionalpolitiker. Am 28. Februar wurde im Bayerischen Rundfunk ein Beitrag (hier anschauen) zum Thema Kultur in Regensburg ausgestrahlt, welcher zur Zeit bei facebook die Runde macht. In dem siebenminütigen Clip „Regensburg: Kultur muss draußen bleiben?“ geht es um Gentrifizierung, das Verbot von Kulturveranstaltungen durch das Ordnungsamt und die Schließung studentischer Kneipen und Kulturstätten. In einer emotionalen Szene wird der Betreiber des Ostentorkinos, welches in einem Jahr schließen muss, mit Tränen in den Augen gezeigt. Es heißt, Regensburg habe eine schöne Altstadt. „Doch unter der Oberfläche brodelt es gewaltig.“ „Die junge Kultur hält die Stadt lebendig.“ Und schließlich: „Liebe Regensburger, kämpft um eure freie Kultur!“ Natürlich ist das alles relativ schade. Jedoch wäre es falsch, die Gründe für das kulturelle Ausbluten der Stadt ausschließlich bei bösen Reichen, korrupten Regionalpolitikern und fiesen Spießbürgern zu suchen. Tatsächlich gibt es im Hinblick auf junge Kultur viel mehr Probleme als es dem Regensburger …

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Beruf: Jazzmusiker (9) – I would work for free, if…

Ich gebe zu – die Idee des freiwilligen, kostenlosen Teilens oder Tauschens von Gütern und Leistungen gefällt mir sehr. Ich bin oft gerührt vor Freude, wenn ich Berichte über öffentliche Gemüsebeete, Tauschhandel oder Recycling-Initiativen sehe. Klitzekleine gallische Dörfer. Winzige Lichtpunkte auf der dunklen Landkarte des wirtschaftlichen Weltimperiums. Daher möchte ich meine Güter und Leistungen gerne unverzüglich kostenlos anbieten – sobald ich es mir leisten kann, das zu tun, ohne dadurch meine Selbstverantwortung zu verletzen und mich in Lebensgefahr zu bringen. Genau genommen also ab dem Moment, in dem ich im Gegenzug kostenfreien Zugang zu folgenden Gütern und Leistungen habe: Sauberes Wasser. Nahrung in ausreichender Menge. Wetterfeste Kleidung und Behausung, letztere gerne mit grundsätzlichen Komforts wie Strom, Heizung, fließend (Warm-)Wasser, einem Bett und ein paar Möbeln. Toilette nach Möglichkeit mit Anschluss ans Abwassernetz. Mobilität auch für Strecken, die nicht fußläufig erreichbar sind. Medizinische Grundversorgung. Gerne ein Telefonanschluss. Kulturelle Veranstaltungen und Erzeugnisse. Dazu natürlich funktionstüchtige Rahmenbedingungen und Infrastruktur zur Ausübung meines Berufs, was für mich als Musiker bedeutet: Ein angemessen gutes Instrument mit sämtlichem notwendigen Zubehör. Ein Proberaum, falls ich in meiner Behausung nicht spielen darf, wegen …

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Von Marathon bis „Everlasting“ – Mein persönliches Jahr 2013, Teil 3

September-Dezember 2013: Schon war es wieder September und das Jahr verging wie im Flug. Nachdem ich am 5ten aus meinem Urlaub frisch erholt wieder in München angekommen war, ging es schon gleich weiter mit den ersten Jobs. Was die CD Produktion betraf, war ich immer noch motiviert und hatte das Ziel diese 2013 auf den Markt zu bringen. So trafen wir uns in der zweiten September-Hälfte mit Claus für sechs Tage um die Songs zu mischen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch endlich das Gefühl, dass es Richtung Zielgerade geht mit der Produktion, trotz der nervigen Unterbrechungen, die sich immer wieder einschlichen. Es machte mich verrückt, die ganzen Leute zu koordinieren, Zeiträume zu finden an denen das Studio frei ist etc … Am ersten Mix-Tag versuchten wir die Grundeinstellungen festzulegen, damit wir am nächsten Tag direkt anfangen konnten. Es war für uns Beteiligten im Studio wichtig drei Tage mischen zu können, und dann mit einer Woche Pause den Rest abzuarbeiten. So konnten wir das Material in Ruhe anhören, Dinge, die uns negativ auffielen in der letzten Mix-Runde aus der Welt schaffen. Mir ging es da …

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Beruf: Jazzmusiker (8) – Unterricht und Unterrichtsvergütung

Auch wenn viele (Jazz-)Musiker ihren Lebensunterhalt gerne allein durch das Musikmachen finanzieren können würden, gibt eine große Mehrheit von ihnen zusätzlich Unterricht, um über die Runden zu kommen. Unterrichtet wird in den eigenen Räumlichkeiten, an einer privaten oder städtischen Musikschule oder an einer der derzeit gut 20 deutschen Musikhochschulen. Jede dieser Unterrichtsarten hat ein eigenes Anforderungsprofil mit jeweils eigenen Reizen, Schwerpunkten und Schwierigkeiten. Welchen Umfang dabei die Vermittlung von Improvisation im Allgemeinen und Jazzmusik im Speziellen haben kann, hängt nicht in erster Linie von der Unterrichtsstufe, sondern vom jeweiligen Schüler ab. Die Nachfrage nach Musikschulunterricht und Musik-Studienplätzen in Deutschland ist unverändert hoch. Die Unterrichtsqualität ist in der Regel ebenso hoch und wird durch einen konstanten Zulauf von bestens ausgebildeten Musikern gesichert. Alles bestens also, könnte man denken. Leider jedoch macht sich der vermeintliche Sparzwang in Politik und Gesellschaft auch im Unterrichtsbereich deutlich bemerkbar. Waren noch vor einigen Jahren Festanstellungen mit Vergütung nach Bundes-Angestelltentarif an städtischen Musikschulen keine Seltenheit, fallen inzwischen viele Musikschulen ganz aus dem Geltungsbereich von Tarifverträgen; feste Stellen werden gestrichen und durch Honorarverträge ohne soziale Absicherung und mit dramatisch schlechterer Bezahlung ersetzt. So …

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Von Marathon bis „Everlasting“ – Mein persönliches Jahr 2013, Teil 2

April-August 2013: Mittlerweile im April angekommen stieg die Anspannung immer mehr und mehr. Denn das erste  Ziel rückte unaufhaltsam näher. Am 28ten April fand der Marathon in Madrid statt, und die Vorbereitung ging in die Endphase. Da ich aber gut vorbereitet war lief ich Anfang April noch einmal zwei längere Strecken über 30km, und versuchte die Woche davor mich mit kürzeren Läufen in Form zu halten. Musikalisch war es ein wenig ruhig, aber dennoch ein wichtiger Monat, denn ich besuchte die „Frankfurter Musikmesse“. Es ist jedes Jahr immer wieder schön dort zu sein, sich mit Musikern, den  Ausstellern uvm auszutauschen. Vor allem mit den tollen Firmen „Vandoren“ und „Selmer“, die mich mittlerweile seit mehreren Jahren unterstützen. Es war ein schöner Tag, und mein Besuch wirkte sich auch positiv auf mein Album aus. Schon auf dem Weg nach Hause, ging ich kurz vor Messeende noch einmal durch die Bläser Abteilung, und hörte jemand Trompete spielen. Sofort dachte ich mir:  „Den kenn ich doch“ !? Ich täuschte mich nicht und es war Michael „Patches“ Stewart, langjähriger Trompeter der „Marcus Miller Band“. Sofort nutzte ich die Möglichkeit mit Ihm ins …

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Beruf: Jazzmusiker (7) – KSK

Nachdem es in den beiden letzten Folgen meines Blogs um für Jazzmusiker wichtige Institutionen (UDJ beziehungsweise GEMA und GVL) ging, hier nun der dritte und letzte „organisatorische“ Teil, diesmal zum Thema KSK. Jazzmusiker sind in der Regel freiberuflich tätig und erwirtschaften ihre Einnahmen aus Nicht-Angestelltenverhältnissen. Sie haben also keinen Arbeitgeber, der für sie Sozialabgaben zahlt – und müssen daher theoretisch die Kosten für ihre Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung alleine tragen. Dies stellt für eine Berufsgruppe mit hohen Unwägbarkeitsrisiken (unregelmäßige Auftragslage, schwankende Einnahmenhöhe…) und derart niedrigem Jahresbruttoeinkommen eine große Belastung dar. 1983 wurde deshalb die Künstlersozialversicherung eingeführt. Sie bezieht freischaffende Künstler in die Versicherungspflicht ein und ermöglicht ihnen dafür Zugang zur gesetzlichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung, wobei die Künstler lediglich die Arbeitnehmerbeiträge zahlen. Die fehlende Beitragshälfte – quasi der „Arbeitgeberanteil“ – wird über Bundeszuschüsse und durch eine pauschale Künstlersozialabgabe finanziert, welche die „Verwerter“ von künstlerischen Leistungen (Clubs, Festivals, Unternehmen…) prozentual auf alle gezahlten Honorare abführen müssen. Zuständig für die Versicherungsveranlagung und Beitragserhebung ist die Künstlersozialkasse (KSK). Die KSK zählt derzeit etwa 177.000 Mitglieder, von denen gut ein Viertel im Bereich Musik tätig ist. Da viele „Verwerter“ …

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Von Marathon bis „Everlasting“ – Mein persönliches Jahr 2013, Teil1

Es kann sein, dass wenn dieser Blog online geht, wir schon mitten im Januar sind und voller Tatendrang die neuen Vorsätze umsetzten wollen. Falls nicht auch nicht schlimm, denn dass ist mein persönlicher Rückblick auf das Jahr 2013.  Mancher wird sich fragen warum von mir?? Ganz einfach, über andere zu schreiben, da gibt’s draußen in der Fachwelt schon genug, und vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen was ein junger Saxophonist aus München so musikalisch getrieben hat im Jahr 2013. Mir hat es schon immer gut getan mich in mancher Situation wieder zu finden, die vielleicht jemand anders schon erlebt hat, ob Musiker, Familie, Sportler oder ein guter Freund. So fühlt man sich in manchen Momenten nicht alleine, oder denkt: „Warum passiert dass genau immer nur mir?“ Finde es immer sehr interessant mitzuerleben wie jeder Mensch anders mit einer Form von Druck umgeht. Und wenn ich da an mich denke, verstehe ich jetzt immer mehr was es heisst „schnell“ eine CD zu machen, oder eine Band zu leiten. Früher wo ich CD’s gekauft hab, oder heute schnell bei iTunes ein Album lade, konnte ich den …

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Beruf: Jazzmusiker (6) – GEMA und GVL

Wie schon in der vorangegangenen Folge meines Blogs geht es auch diesmal um Institutionen, die für uns Musiker von zentraler Wichtigkeit sind: die Gesellschaft für mechanische Aufführungsrechte (GEMA) und die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL). Beide Institutionen übernehmen für uns Aufgaben, die wir als Einzelpersonen niemals bewältigen könnten: Sie treiben in unserem Auftrag Gebühren ein, die anfallen, wenn unsere Werke oder unsere künstlerischen Leistungen öffentlich aufgeführt oder medial genutzt und vervielfältigt werden. Während sich die GEMA dabei um die Belange der Urheber, also der Komponisten und Textdichter sowie deren Verlegern kümmert (Urheberrecht), nimmt die GVL die Rechte von Interpreten und deren Labels wahr (Leistungsschutzrecht). Grundlage für den Interpreten ist im Regelfall ein komponiertes Werk. Dieses (und mit ihm sein Urheber) wird daher auch als erstes geschützt; für jede Werknutzung – wie öffentliche Aufführung, Sendung oder mechanische Vervielfältigung – fallen GEMA-Gebühren an, die dem Urheber zufließen. Erst wenn sogenannte Zweitverwertungen entstehen, sei es durch den Radio-/ Fernsehmitschnitt eines Konzertes oder die Nutzung von Tonträgern im öffentlichen Raum, sind GVL-Gebühren fällig, die dem jeweiligen Interpreten zugute kommen. Da viele Jazzmusiker sowohl Komponisten als auch Interpreten sind, …

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