Von Marathon bis „Everlasting“ – Mein persönliches Jahr 2013, Teil 2

April-August 2013:

Mittlerweile im April angekommen stieg die Anspannung immer mehr und mehr. Denn das erste  Ziel rückte unaufhaltsam näher. Am 28ten April fand der Marathon in Madrid statt, und die Vorbereitung ging in die Endphase. Da ich aber gut vorbereitet war lief ich Anfang April noch einmal zwei längere Strecken über 30km, und versuchte die Woche davor mich mit kürzeren Läufen in Form zu halten.

Musikalisch war es ein wenig ruhig, aber dennoch ein wichtiger Monat, denn ich besuchte die „Frankfurter Musikmesse“. Es ist jedes Jahr immer wieder schön dort zu sein, sich mit Musikern, den  Ausstellern uvm auszutauschen. Vor allem mit den tollen Firmen „Vandoren“ und „Selmer“, die mich mittlerweile seit mehreren Jahren unterstützen. Es war ein schöner Tag, und mein Besuch wirkte sich auch positiv auf mein Album aus. Schon auf dem Weg nach Hause, ging ich kurz vor Messeende noch einmal durch die Bläser Abteilung, und hörte jemand Trompete spielen. Sofort dachte ich mir:

 „Den kenn ich doch“ !?

@Frankfurter Musikmesse
mit Michael „Patches“ Stewart

Ich täuschte mich nicht und es war Michael „Patches“ Stewart, langjähriger Trompeter der „Marcus Miller Band“. Sofort nutzte ich die Möglichkeit mit Ihm ins Gespräch zu kommen. Wie schon 2007 im „Bayerischen Hof“, wo ich die Möglichkeit hatte mit der Band einen Nachmittag beim Soundcheck zu verbringen, war sofort ein „Vibe“ da, und ich muss wirklich sagen dass er nicht nur ein grandioser Trompeter ist, sondern auch ein wahnsinnig liebenswürdiger Mensch! Durch Zufall kamen wir auf Alex, denn ich erzählte dass er mir ein wenig mit dem Album bzw Songwriting hilft, woraufhin er meinte, dass er erst vor einem Monat mit ihm auf der „Smooth Jazz Cruise“ war. So war direkt die Verbindung hergestellt und wir sprachen ein wenig über meine CD, weil mir kam „Different Moods“ in meinen Kopf geschossen. Dies ist der erste Song der neuen Scheibe, und am Ende kommt ein sehr „smoother“ Solopart, der ein Hauch von „J Dilla“ Flow hat. Monate überlegte ich wer vielleicht darauf spielen könnte, denn da wollte ich niemand der abdrückt, oder zeigen will was er kann. Es sollte einfach nur schön, und mit „Feeling“ sein. Und wer „Patches“ kennt, weiss genau, dass er dafür der richtige Mann ist. Vorsichtig brachte ich den Song ins Gespräch. Er zeigte sofort Interesse, und er gab mir seine Visitenkarte mit. So ging ein schöner Tag in Frankfurt zu Ende. Am am selben Abend schickte ich „Patches“ den Track.

Ein paar Tage später kam Alex wieder und blieb nochmals bis Ende Mai, so hatten wir Zeit die aufgenommen Songs durchzuhören, und langsam das Puzzle zusammenzusetzen. Was mir schon beim Recording auffiel, dass wir den ein oder anderen Song nicht in dem Tempo einspielten wie ich mir das vorgestellt hatte. So zerbrachen wir uns Tage lang den Kopf was wir machen sollten. Effektiv ging es um drei Tracks. Wir überlegten, ob ich die Band noch einmal zusammentrommeln sollte für eine Session, die Songs zu programmieren, oder diese um ein paar bpm schneller zu machen. Mit diesem Prozess verlor ich bestimmt zwei Monate, denn wir kamen nicht wirklich weiter. Wir fingen an zu programmieren, die Songs im Studio schneller zu machen, aber wirklich glücklich waren wir damit nicht. Zwei der Songs hatten diesen R&B Charakter, der fasst nur programmiert so rüberkommt wie ich es wollte. Noch dazu empfand ich diese für zu langsam. In diesen zwei Monaten war ich oft am Boden, weil ich keine Lösung fand mit der ich glücklich war.

Langsam drängte auch die Zeit, weil falls es im Oktober hätte erscheinen sollen, hätte es spätestens Ende Juli im Presswerk sein müssen. So musste ich Entscheidungen treffen, sonst wäre die CD wahrscheinlich heute noch nicht fertig. Wir machten dann einen Mix. Ein Song konnte leicht schneller gemacht werden, sodass dieser noch natürlich klang, bei dem anderen Track versuchte ich ein wenig mehr nach vorne zu spielen. So war dieser für meine Begriffe dann sehr kompakt, da ich ja manchmal gerne „laid back“ bin. Zuletzt rief ich einen alten Freund von mir an. Ein fantastischer Soulsänger aus München namens Adriano, den ich bat einen Text auf den dritten Song zu schreiben. Für das was ich eigentlich mit dem Song vorhatte, hätte dieser programmiert werden müssen, und dafür hatten wir leider keine Zeit mehr.

So kam es mir Recht mit meinem besten Kumpel am 26ten April nach Madrid zu fliegen und das erste große Ziel zu meistern. Es fühlte sich fast wie Urlaub an, denn die Produktion der „Everlasting“ Platte machte mir zu dieser Zeit viele Sorgen und keine gute Laune. Es waren unvergessliche Tage in Madrid, die wir beide wohl nie vergessen werden. Denn mit 10000 Leuten zu starten, durch die ganze Stadt zu laufen, und vor allem zu sehen dass sich das Training ausgezahlt hat ist ein Gefühl was keiner einem nehmen kann. Noch dazu fühlte ich mich so gut an dem Tag, dass ich die 4 Stunden Marke geknackt hab, und bei 3:54:55 ins Ziel kam. Trotz des wirklich fertigem Zustands gönnten wir uns am Abend das ein oder andere Bier, und flogen tags darauf wieder nach München.

with my man Boozer
with my man Boozer nach dem Marathon

Die Tage taten wirklich gut, denn so war ich wieder motiviert mich an das Album zu setzen.

Mittlerweile bekam ich von „Patches“ eine Version und war begeistert. So konnte es weitergehen. Eine meiner größten Sorgen war einen Rapper zu finden der den „Try“ part für das Album übernimmt. Bei unseren Live Shows macht das immer „Roger Rekless“, bloß wollte ich es bei dieser Aufnahme auf englisch haben. Durch Kontakte gelang es mir Illa J für das Album zu gewinnen, und noch dazu war er mit „Slum Village“ auf Tour in München, sodass wir den Rap Part zusammen recorden konnten. Mich freut es deswegen so besonders, dass er auf der Aufnahme rappt, weil er ein Künstler ist, der für guten Geschmack steht, und einfach gute Musik macht. Für mich als Hip Hop Liebhaber natürlich was ganz besonderes, denn wie viele wissen ist er nicht nur der Bruder des legendären „J Dilla“, sondern mittlerweile auch Mitglied der amerikanischen Hip Hop Gruppe „Slum Village“. Es war ein tolles Erlebnis im Studio, denn er ist nicht nur ein guter Rapper, sondern auch begabter Sänger, was auf der Aufnahme zu hören sein wird. So ging es mit den Features doch schneller als ich dachte, denn mit Alex und Adriano war das Album komplett, was die Gäste betraf.

mit Illa J bei recorden für "Try"
mit Illa J bei recorden für „Try“

Neben der üblichen Übeeinheiten in meinem berühmten Keller zu Hause, hatte ich die Ehre für „SELMER Saxophones“ meinen ersten Workshop zu geben. Dadurch dass ich eher von der Bühne komme, und nicht vom unterrichten war es für mich eine neue Erfahrung. Da musste ich mich erstmal zurecht finden, bei so vielen Saxophonisten, wo sich jeder einzelne auf einem anderen Level befindet. Nach zwei Stunden muss ich aber sagen, dass wir uns gut zusammengefunden hatten, und ich hoffentlich auch das ein oder andere weitergeben konnte.

Bevor Alex Mitte Juni wieder zurück nach Amerika flog, spielte er noch einige Keyboard Pads für die CD ein und natürlich gab er sich auch die Ehre auf einem Track das Saxophon auszupacken. Es ist wirklich ein schöner Song geworden, den wir dann auch dementsprechend benannt haben:

 „Do It Together“

So organisierte ich direkt für Juli einen Studio-Termin, dass ich mit Claus Fischer (Co-Producer) durch das Material hören konnte. In den letzten Zügen von Juni und Anfang Juli, nahm ich mit meinem alten Studienkollegen Andre Schwager nochmal Keyboards auf. Adriano kam ins Studio sang „At Midnight“, wo ich jetzt einfach nur sagen kann. Es ist so geil geworden, dass es dazu noch ein Video geben wird!!

Meine letzten Beulen besserte ich auch noch aus, und dann traf ich mich endlich mit Claus Mitte Juli für eine „Listening Session“ im Studio. Ganz einfach bin ich auch nicht, muss ich zugeben, weil einmal von etwas überzeugt ist es schwer mich von der Meinung wegzubringen, auch wenn es nur zum Guten ist. Mein Plan war es eigentlich die ganze Produktion im August zu mischen, mastern, und dann mit einem Monat Verspätung an ENJA abzugeben. Es sind immer Kleinigkeiten die sich über Monate anhäufen, und die Laune wird dadurch natürlich nicht besser, weil wenn die CD nicht rechtzeitig erscheint sind das alles Dinge, die am Bandleader hängenbleiben. Wiederum holte ich tief Luft, und begriff, dass nach soviel Arbeit es wichtig ist, das Projekt mit dem Elan und der Qualität zu beenden, wie ich es Anfang des Jahres angefangen hatte. Da sollte es auch nicht an ein oder zwei Monaten scheitern. So hatte Claus noch die Idee Till Sahm, Keyboarder aus Berlin, ins Boot zu holen, der bei fünf Songs mitwirkte und nochmal eine andere Farbe reinbrachte. Hinzu kam noch Alfonso Garrido, langjähriger Perkussionist der Fernsehsendung „TV Total“, der die Rhythm Section bei vier Songs unterstützte. Trotz Verspätung war ich sehr froh vier Tage im September zum mischen zu vereinbaren.

So kam langsam Sommer und ich hatte einige Auftritte, wo ein Highlight definitiv das SPLASH Festival war. Roger Rekless trat mit Band auf und ich war mit von der Partie, was mich sehr freute. Wir spielten eine „geile“ Show vor traumhaften Publikum. Selbst von Blumentopf stiegen einige Rapper während der Show ein. Neben Ikonen wie KRS-One, traten Grammy Gewinner John Legend und Macklemore auf. So begann ein schöner Sommer mit einem aufregendem, einmaligen Konzert beim „Füssen Goes Jazz“ Festival. Wohlgemerkt sollte es ein „Open Air“ Auftritt werden, aber es regnete, stürmte wie in den besten Filme von Anfang bis zum Ende des Konzertes. Trotz dessen haben wir die Bühne gerockt und alles gegeben für die letzten Verbliebenen, die dem Wetter strotzten.

nach der Show auf dem Splash Festival (ich arbeite noch an meinem Hip Hop Blick)
nach der Show auf dem Splash Festival (ich arbeite noch an meinem Hip Hop Blick)

Zum Glück ging es dann paar Tage in den wohlverdienten Urlaub nach Frankreich, zum abschalten mit Familie, um noch einmal die letzten Reserven für das Jahr zu mobilisieren…

Nächster Blog Ausblick:

mischen & mastern der CD, wann kommt die CD endlich raus, Release Konzerte ohne CD, Klamottenlabel mit ins Boot geholt für Artwork ein Fehler!?…

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