Zum neunten Mal – das Kölner Festival „Vive Le Jazz“ lebt

Von Dietrich Schlegel – Welch feine Nuance doch in der französischen Aussprache von Jazz liegt im Vergleich mit der amerikanisch-englischen und international gebräuchlichen Ursprungsversion, weich und sanft, fast zärtlich kommt er daher, der Jazz à la française. Von wegen! Der Jazz, den die junge französische Musikergeneration pflegt, lässt keine Assoziationen zu Douceur oder Chanson d’Amour zu. Hier geht es kraftvoll zu, laut und lärmend, dissonant und anarchisch. Klanggewitter und Geräuschkaskaden aus erfindungsreich manipulierten Instrumenten stürzen den Zuhörern entgegen und über sie hinweg. Die Widerspiegelung gesellschaftlicher Zustände? Echo auf unsere reale laute und lärmerfüllte Welt? Diese umwerfende Energetik und widerborstige Kreativität zeigte sich wie schon in den Vorjahren erneut auch beim Festival „Vive le Jazz“, das von seinem nimmermüden Initiator und Organisator, dem Jazzpublizisten Hans-Jürgen von Osterhausen, tatkräftig unterstützt von seiner Partnerin Marieke Rabe, nun schon zum neunten Mal in Köln realisiert worden ist. 35 Musiker in neun Bands verteilten sich im Oktober und November auf acht Konzerte. Der ursprünglichen Idee eines regelmäßigen französisch-deutschen Jazz-Austauschs folgend bestritten auch diesmal 16 französische und zehn deutsche Musiker das Programm, zumeist in gemischt besetzten Formationen. Zu ihnen gesellten sich …

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NEWS +++ Vibraphonissimo Festival 2017 +++ ICI Ensemble trifft Phil Minton +++ Südtirol Jazzfestival 2017 +++

+++ Vibraphonissimo Festival 2017 +++ Es ist das Instrument, das jeder ein wenig kennt, doch keiner wirklich: das Vibraphon. Meist wird es mit Xylophon und Marimbaphon verwechselt, dabei ist es selbst doch wesentlich ausgefeilter, mit seinem elektronisch erzeugten Vibrato. Seit 2014 ist ihm ein eigenes Festival in Nürnberg gewidmet. Das „Vibraphonissimo“ präsentiert das Instrument von seiner ganzen Bandbreite: als Harmoniegeber im Duokontext, in Jazzformationen oder im größeren Ensemblekontext bis hin zum Percussionensemble. Auf dem Festivalprogramm stehen für Januar 2017 fünf Konzerte in Nürnberg, Fürth und Bamberg mit führenden Vibrafonisten und Jazzmusikern:  David Friedman, Peter Weniger, Izabella Effenberg, Taiko Saito, Emanuel Séjourne, Radek Szarek und David Soyza sollen den Facettenreichtum des Vibraphon präsentieren. Die Auftritte des David Friedman & Peter Weniger Duos sowie des Taiko Saito Trios werden vom BR mitgeschnitten. Das Programm: 18.01. Jazzstudio Nürnberg –  David Friedman & Peter Weniger Duo Elegance 19.01. Krakauer Haus Nürnberg – Izabella Effenberg Trio Cd Release „IZA“ 20.01. Kulturforum Fürth – Taiko Saito Trio Kokotob 21.01. Neues Museum Nürnberg – Emmanuel Sejourne, Radek Szarek, Jochen Schorer und Nürnberger Percussion Ensemble 22.01. Musikschule Bamberg –  David Soyza „Fluktuation 3“ Weitere Infos unter: vibraphonissimo.de +++ ICI …

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Galerie: Julian Lage Trio in der Münchner Unterfahrt

Bluegrass, Country, Jazz, klassische Musik und vieles mehr findet sich in der Musik des amerikanischen Gitarristen Julian Lage aufs Friedlichste vereint. Gelernt hat er unter anderem in „Gary Burton’s Next Generation Quintet“ und reiht sich damit in die Reihe der Weltklasse-Gitarristen ein, die von Burton „entdeckt“ wurden: Pat Metheny, John Scofield und Larry Coryell. Jazzgrößen wie Herbie Hancock schwärmen „He plays with such heart, mind, and soul“. Und für unseren Fotografen Ralf Dombrowski war Julian Lages gestriges Konzert in der Münchner Unterfahrt sogar „eines der Konzerte des Jahres. Wow!“

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Brad Mehldau beim Jazzfest Berlin. Foto: Petra Basche

Jazzfest Berlin 2016 (2) – Freejazzflöhe, Verzweiflung und Struktursumpf

Okay, der Beruf der Jazzkritikerin ist nicht ganz einfach. An jeder Ecke wittert man eine Musikerin, die einem die letzte Kritik um die Ohren haut – wenn man Glück hat. Wenn man Pech hat, wird man gar nicht mehr erkannt. Die Sache ist ja doch die: Nach einem Konzert kommen die Menschen mehr oder weniger ungefragt auf einen zu und fragen einen: „Und? Wie fandest Du’s?“ Und dann steht man doof da. Es ist ja eine Fangfrage. Die richtige Antwort ist salomonisch: „Jaaa?!“ Andere treten direkt mit Lob oder Tadel zu einem und sagen das auch deutlich. „Jaaa?!“ „Hmmm.“ Kurzum, es ist nicht einfach, bei so vielen verschiedenen Meinungen und Urteilen gerecht zu sein. Man ist immer ungerecht. Für die Musikerinnen zählt sowieso nur das positive Urteil, bei einer eher negativen Kritik habe man als Kritikerin eben auch nix verstanden oder sei ein Ignorant. Überschwang zählt mehr als Inhalt. Das ist schon traurig häufig. Aber, da muss man durch. Und natürlich kann man auch schiefliegen. Wahrscheinlich tue ich das heute besonders. Der zweite Tag beim Jazzfest Berlin war nämlich ziemlich durchwachsen mies. Die guten Stellen …

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APPLAUS 2016 – Auszeichnungen und Förderungen für 64 herausragende Livemusikprogramme aus 13 Bundesländern

Hauptpreise gehen an Stadtgarten in Köln, Golden Pudel Club in Hamburg und „biegungen im ausland“ in Berlin Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters: „Mit ihren ambitionierten und innovativen Programmen, die sie oft mit erheblichem finanziellem Risiko realisieren, sind sie es, die für eine vielfältige Musik- und Clublandschaft in Deutschland sorgen.“ Unabhängige Musikclubs und Veranstaltungsreihen werden ausgezeichnet und mit insgesamt 900.000 Euro gefördert Dieter Gorny, Juryvorsitzender APPLAUS: „Die Auszeichnung macht von der Bundesebene deutlich, dass die Clubs für ein kulturell hochwertiges Programm stehen.“ Im Rahmen von APPLAUS – kurz für „Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten“ – prämiert Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters heute zum vierten Mal herausragende Livemusikprogramme von unabhängigen Musikclubs und Veranstaltungsreihen. Von dem Förderpreis der Initiative Musik profitieren 64 Preisträger aus 13 Bundesländern. Damit verbunden sind Programmförderungen in Höhe von insgesamt 900.000 Euro, die APPLAUS erneut zum höchstdotierten Bundesmusikpreis Deutschlands machen. Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters: „Für viele Clubbetreiberinnen und Clubbetreiber ist Musik ein Lebenselixier, weil sie die Leidenschaft für Musik jeden Tag antreibt. Mit ihren ambitionierten und innovativen Programmen, die sie oft mit erheblichem finanziellem Risiko realisieren, sind sie es, die für eine vielfältige Musik- und Clublandschaft …

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Erstes Bayrisches Landesjazzfestival feiert heute seine Premiere

Es ist soweit! Das erste Bayrische Landesjazzfestival in Regensburg wird heute mit einem Konzert des Leo Betzl Trios und des Landesjazzensembles eröffnet. Bis zum Sonntag freuen sich die Besucher über Konzerte von Lisa Wahlandt mit Band, dem Ron Carter Trio, Jazzkäppi, Organ Explosion, Johannes Enders und vielen weiteren Künstlern in den verschiedenen Jazzclubs und Veranstaltungsorten der Stadt. Das neue Festival setzt einen Akzent in der bayrischen Jazzförderung. Der künstlerisch reiche, öffentlich aber wenig geförderte Jazzsektor bekommt damit endlich seine nötige – in anderen Bundesländern schon seit Jahren praktizierte – Unterstützung. Horst Seehofer übernimmt die Schirmherrschaft für die Veranstaltung, die in Zukunft jährlich in einer anderen Stadt organisiert werden soll, in der Jazzclubs beheimatet sind, die Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft Jazz in Bayern e. V. sind. Zu den diesjährigen Förderern gehört neben dem Bezirk der Oberpfalz, der Stadt Regensburg und der Sparkasse Regensburg besonders der Kulturfonds Bayern. Alle Konzerte, Veranstaltungsorte, Tickets und weitere Informationen finden Sie unter: jazzclub-regensburg.de

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Katie Cruels musikalische Überraschungen

Anlässlich einer Retrospektive „40 Jahre Glasgestaltung“ der Künstlerin Eva Sperner im Bayerischen Kunstgewerbeverein trat die Formation „Katie Cruel“, das Gesang-Gitarren-Duo mit der albanischen Sängerin Fjoralba Turku und dem amerikanischen Gitarristen Geoff Goodman, zusammen mit dem Violinisten Max Grosch als Gast auf. Das Publikum erlebte ein eindrucksvolles Konzert. Ob Weltmusik im weitesten Sinn, Blues oder Jazz – „Katie Cruel“ kennt keine Genregrenzen und interpretiert mit Verve und spannenden Arrangements. Ob albanische Liebes- oder Volkslieder, Songs von Blueslegende Robert Leroy Johnson, der Jazzikone Billie Holiday oder eigene Kompositionen/Improvisationen, Katie Cruel‘s Sound war von der ersten bis zur letzten Minute spannungsgeladen, unkonventionell und steckt voller musikalischer Überraschungen. Im Januar wird die zweite CD des Duos erscheinen, diesmal mit Max Grosch an Bord. Man darf gespannt sein. Wir bleiben weiter dran und berichten. Für alle Neugierigen vorab schon mal ein Teaser zum neuen Album: Text & Fotos: TJ Krebs  

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Tanzender Schmetterling im Hurrikan

Zum 30-jährigen Bandjubiläum machten die „Fun Horns“ Halt beim Jazzclub im Regensburg – und begeisterten mit anspruchsvollem Akustikspiel. Vier Musiker, sieben Blasinstrumente und sonst nichts auf der Bühne. Halt, ein Mikrofon für die Ansage noch, Mineralwasserflaschen und kleine vergnügliche Erzählungen aus dem Tourleben, aus der Vergangenheit und von Aufnahmesessions im „Alten Lager“. Die „Fun Horns“ sind keine junge Kapelle, wie sie sich selbst nennen. Gleichzeitig sind sie so erfrischend in ihrer Musik wie es nur freie oder auch junggebliebene Geister sein können. Wer bei ihrem fantastischen Konzert im Leeren Beutel die Augen geschlossen hielt, konnte leicht in Verwirrung stürzen – waren doch da schwirrende Insekten, meckernder Streit und zuckersüsses Liebesgeflöte zu hören. Aus Posaune, Saxofonen, Bassklarinette, Trompete und einer Flöte. Pur, unverfälscht, spielte das Quartett ganz ohne jegliche elektrische Verstärkung. „Das ist doch ein wunderbarer Raum“, freute sich Tonangeber Jörg Huke (tb) sichtlich über die hervorragende Akustik, „der trägt das ohne weiteres bis in die letzte Reihe“. In einer Zeit, als weltweit Saxofonquartette wie Pilze aus Boden schossen, dachten sich vor drei Jahrzehnten einige Jungs in Ostberlin – wie die Hauptstadt der DDR damals hieß …

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Markus Stockhausen Quadrivium in Gröbenzell

Im Rahmen der Konzertreihe ALL THAT JAZZ @ GRÖBENZELL trat Markus Stockhausen mit seiner Formation Quadrivium am vergangenen Samstag im Stockwerk auf. Gemeinsam mit Angelo Comisso Klavier, Jörg Brinkmann am Cello und dem Drummer Christian Thomé auf der Suche nach Klangräumen faszinierten sie und schlugen das Publikum in ihren Bann. Die Konzertreihe wird fortgesetzt am 26.11.2016 mit der Gruppe “Blume“ (Echo Preisträgers Wanja Slavin, Peter Gall, Magnus Schriefl & Bernhard Maier) und am 21.12.2016 mit dem Münchner Rock- und Jazzchor „VoicesInTime“, ebenfalls im Gröbenzeller Stockwerk. Text & Fotos: TJ Krebs

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„State of Jazz“ – ein Bericht von den Jazztagen Leipzig 2016

In keinem anderen Festival ist die jüngere deutsche Jazzgeschichte derart präsent wie bei den Leipziger Jazztagen. 1976 gegründet, waren die Jazztage Sammelbecken und Heimat für die DDR-Kreativen und gleichzeitig das Fenster in den Westen, sowohl was die amerikanischen Stars anging, als auch die westdeutschen Kollegen. Die 40. Ausgabe der Leipziger Jazztage stand bewusst in dieser historischen Tradition und präsentierte zum einem den internationalen „State of Jazz“, zum anderen spürte sie den Lebenslinien ostdeutscher Jazzmusiker nach und damit ihrer eigenen Vergangenheit. Ein geradezu historisches Konzert gab es in der neu renovierten Kongresshalle am Zoo, die bereits in den 70er-Jahren der Hauptspielort der Jazztage gewesen war. Dort wo erst wenige Tage zuvor  „der Löwe los war“ – im Zoo war tatsächlich ein Löwe seinem Käfig entkommen und musste erschossen werden – hatte der Tastenlöwe Joachim Kühn zusammen mit seinem 15 Jahre älteren Bruder und Klarinettisten Rolf Kühn zu einem beispiellosen, fast vier Stunden dauernden Konzert eingeladen. Mit ihrem Duo, ihren jeweiligen aktuellen Formationen – etwa einem Klaviertrio mit Eric Schaefer (dr) und Chris Jennings (b) oder einem Quartett mit Christian Lillinger (dr), Ronny Graupe (g), Johannes Fink …

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