Facetten eines ausgewanderten Oberpfälzers – David Plates neues Album

Die vermaledeite Zeit der Lockdowns hat auch der Kölner Gitarrist mit Oberpfälzer Wurzeln David Plate genutzt und Musik für ein neues Album geschrieben. Modern Jazz und Fusion, Funk und sogar Flamenco, sowie Rockmusik in mehr oder weniger deutlichen Dosen sind die stilistischen Säulen von „Bull’s Eye“. Eingespielt in einer Septettbesetzung mit drei Bläsern, klingt das Album wie im suiteartig angelegten „Caraway Seed“ manchmal wie kleine Bigband, einem Format für welches Plate tatsächlich öfter Arrangements schreibt. Erschienen ist es, wie auch Plates Solo- und andere Alben, auf dem künstlereigenen Label mit dem wunderbaren Namen Coffee Break Records. Komplexe Strukturen Die Kompositionen vereinen komplexe Strukturen mit eingängigen Themen. Die Musik ist groovy, dabei durchaus von einer sinnlichen Eleganz und reich an Nuancen und Klangfarben. Und sie kann auch mitreißen, wenn etwa in „Chasing“ über einem markanten Groove, den Alex Morsey mit seinem E-Bass vorantreibt, Plate und Hubert Winter auf dem Sopransaxofon mit schwindelerregenden Soli ihre DNA in den Song einschreiben.   Poetisch-zauberhaft Nach diesem funky Feuerwerk vollführen Stimmung und musikalische Form in „Kokopelli“ eine radikale Wendung hin zu einer poetisch-zauberhaften Stimmung, in die man von einem klassisch …

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Radiowoche

Die Radiowoche vom 27.09.21–03.10.2021

Die Radiowoche vom 27.09.21–03.10.2021 Ein kleiner Blick in die Radiowoche 39. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Mein Wochentipp: sonntag – 3.10.20201 – 20:03 Uhr | deutschlandfunk kultur Konzert: Live aus dem Kulturpalast Dresden – Aktion – Orchestermusik um 1970 Christfried Schmidt: Sinfonie Nr. 2 „In memoriam Martin Luther King“ für Orchester, Bass- und Altsolo (Uraufführung) | Bernd Alois Zimmermann: „Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne“, Ekklesiastische Aktion für zwei Sprecher, Bariton-Solo und Orchester Antigone Papoulkas, Alt; Robert Koller, Bariton; Martin Jan Nijhof, Bass; Peter Schweiger, Sprecher; Helmut Vogel, Sprecher; Dresdner Philharmonie; Leitung: Jonathan Stockhammer mo – 27.09.2021 09:05 Uhr | deutschlandfunk Kalenderblatt: Vor 100 Jahren: Der Komponist Engelbert Humperdinck gestorben Er gilt als „Ein-Werk-Komponist“, der durch einen einzigartigen Erfolg zu weltweitem Ruhm gelangte. Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ zählt zu jenem festen Kanon von etwa 30 Opern, die immer wieder auf den Spielplänen zu finden sind. 19.30-21.00 | Ö1 Eine Schweizer Band-Legende auf Abschiedstournee – Stiller Has bei Glatt & Verkehrt 2021 Am 21. Juli 2021 war eine legendäre Formation bei Glatt & …

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Dream Team Trio: Julian Hesse mit der CD „Troubleshooter“

Der Trompeter Julian Hesse präsentiert auf seiner CD „Troubleshooter“ (HGBS Blue 20205) im Trio mit Peter Cudek und Sebastian Wolfgruber ungemein spannende Musik. Eine erste „Premiere“ dieser Formation, mit einem Vorgeschmack auf das nun veröffentlichte Album, fand letztes Jahr Anfang Dezember, corona-bedingt als Stream-Konzert, im Jazzclub Unterfahrt statt. Mit seinem Trio stellt Julian Hesse gekonnt unter Beweis, was man in einer Besetzung ohne klassisches Harmonieinstrument mit Bass, Schlagzeug und Trompete, respektive Flügelhorn, alles anstellen kann. Hesse ist auf seinem Instrument seit jeher ein großartiger Geschichtenerzähler und in verschiedensten Metiers unterwegs. Naheliegend also etwas auszuprobieren, was musikalisch nicht gerade alltäglich ist. Seine Mitstreiter hat Hesse mit Bedacht gewählt: Sowohl der slowakische Bassist Peter Cudek, als auch Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber sind ausgewiesene Experten, wenn es um Trioformationen geht. Mit Verve und Feingefühl erforschen die drei Musiker ihr Zusammenspiel, loten von Anfang bis zum Ende gleichermaßen harmonische wie improvisatorische Grenzen aus und präsentieren damit großartigen, hardbop-orientierten Jazz. Der Name des Albums „Troubleshooter“ ist dabei Programm: Sowohl Hesse, als auch Cudek und Wolfgruber finden im richtigen Moment swingende Wege, harmonische Lösungen und „vermitteln“ untereinander mit rhythmisch pointiertem Interplay. Die …

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Side-Eye NYC (V1.IV) – Neues Pat Metheny Album

Bei Pat Metheny kann man immer gespannt sein, wenn ein neues Album erscheint. Auf seiner vorletzten Veröffentlichung „From This Place“ präsentierte er zwei neue Musiker: die Bassistin Linda May Han Oh, die er in New York entdeckte und den walisischen Pianisten Gwilym Simcock, der Metheny buchstäblich vom Hocker riss. Danach folgte mit „Road To The Sun“ eine Aufnahme, die vor allem in Klassikkreisen für Begeisterung sorgte. Nun veröffentlicht Pat Metheny mit „Side-Eye NYC (V1.IV)“ (BMG / Modern Recordings 538693922) ein lupenreines Jazzalbum, das es in sich hat und nicht zuletzt durch seine Plattform „Side-eye“ überzeugt. „Side-Eye“ – Nachwuchsförderung und Inspirationsquelle zugleich „Side-Eye“ steht für ein Format, das von Metheny begründet wurde und in dessen Rahmen er mit jungen Musikern zusammen arbeitet, die er für sich und eine gemeinsame Zusammenarbeit entdeckt. Mehr als eine verantwortungsvolle Geste, denn er gibt damit das zurück, was er in jungen Jahren selbst erfahren durfte: die Weiterentwicklung eigener Musikalität an der Seite älterer, profilierter Musiker. Der Schwerpunkt seiner Zusammenarbeit im Rahmen der Reihe liegt dabei auf New York City und dort ansässigen, jungen Talenten. Der „Side Eye“-Zusatz V1-IV gibt Auskunft darüber, …

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„Reframing The Moon“ – Neues Album des Haberkamp Trios veröffentlicht

Homogen, vom ersten bis zum letzten Ton Zum neuen Album des Clara Haberkamp Trios Die Pianistin Clara Haberkamp läutet mit ihrem neuen Trio-Album „Reframing The Moon“ einen Wendepunkt ihrer bisherigen Karriere ein. Zwischen ihrer ersten Trio-Aufnahme „Nicht rot, nicht weiß, nicht blau“ und ihrer aktuellen CD liegen mittlerweile 10 Jahre. Zeit, in der Haberkamp viel ausprobiert, sich weiter entwickelt und schließlich zu sich selbst und ihren eigentlichen Wurzeln gefunden hat. Immer im Fluss, neugierig und voller Überraschungen, so kann man Clara Haberkamps bisherigen Werdegang beschreiben. In ihrem Trio von Anfang an mit dabei ist der Schlagzeuger Tilo Weber. Mit Oliver Potratz am Bass hat sie einen weiteren versierten, vielseitigen Musiker an ihrer Seite, der, wie Weber, traumwandlerisch in den unterschiedlichsten Stilen unterwegs ist. Eine immens wichtige Eigenschaft, die Haberkamps Mitstreiter beherrschen, denn die Pianistin spielt nach wie vor heterogen und lässt sich nicht auf eine Richtung festlegen. Ihre Kompositionen tragen eine deutliche, ausdrucksstarke Handschrift. Im Gegensatz zu ihren Anfängen, hat sich Haberkamp ihr Feingefühl und die Tiefe erhalten, geht nun aber ausdruckstechnisch bewusst andere Wege. Ein neues Klangkapitel Auf „Reframing The Moon“ klar zu hören …

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»Ego kills« – Killing Popes veröffentlichen neues Album

(Von Mathias Bäumel) »Jazz from Hell«: Ältere unter den Lesern bzw. Hörern können mit dieser Bezeichnung etwas anfangen; es handelt es sich dabei sowohl um eine Komposition als auch einen LP-Titel von Frank Zappa. Die 1986 veröffentlichte Platte rief sofort Pro und Kontra hervor. Der Rockjournalist Barry Miles soll gesagt haben, dass der Rhythmus der Stücke »merkwürdig« sei und wie eine »maschinelle Version einer singenden Säge« klinge. Andererseits erhielt Zappa für diese Veröffentlichung 1988 einen Grammy Award für die Beste Darbietung eines Rockinstrumentals. Wie dem auch sei – zwei Dinge zeichnen dieses Album aus, das dadurch innerhalb der Populärmusik entgrenzend fungierte: eine künstlich wirkende Klanglichkeit, die in Sound und Melodik vom fast alle Tracks dominierenden Synclavier geprägt ist, und eine konzentrierte Perkussivität mit variablen Metren und Tempi sowie komplexen Rhythmen. Diese Kombination aus klanglicher und rhythmischer »Künstlichkeit« (besonders deutlich bei »G-Spot Tornado« und »Massaggio Galore«) macht den eigentlichen Wert von »Jazz from Hell« aus – und führt mich direkt zu Oli Steidles Killing Popes mit ihrer neuen CD »Ego kills«! Die Musik besticht mit einer spannungsgeladenen, im positiven Sinne widersprüchlichen Klangwelt, in der sich »künstliche« …

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Neue CD von Kilian Sladek: Von „Inner Peace“ bis Tschernobyl   

Man muss schon ein wenig stöbern – heutzutage natürlich ziemlich einfach – um dahinter zu kommen, was der Münchner Sänger und Komponist Kilian Sladek mit dem Albumtitel ausdrücken will. „Syllabulism“ liegt phonetisch nahe beim Wortbestandteil Silbe und beschreibt mit dem anglisierten Nomen den silbenweisen – syllabisch(en) – Gesang über den Notenwerten eines Chorals oder Liedes. Silben in Form von textlosem Gesang prägen das  Debütalbum, das Sladek mit seinem jungen Quartett mit Hilfe einer Fundraising-Aktion auf Startnext (Unit Records) auf die Beine gestellt hat. Zuvor ist lediglich eine EP des Quartetts als quasi Appetizer erschienen. Die sieben Eigenkompositionen Sladeks sind sowohl von ihrem Gehalt, wie auch formal sehr unterschiedlich. Wirkt beispielsweise das entspannt-heitere „Inner Peace“ mit viel Fingerschnippen, rhythmischem Backgroundgesang und Händeklatschen wie eine raue, improvisierte Bobby McFerrinsche Reinkarnation, hebt hinter der Himmelspforte – „Heavens Gate“ – der 2017 verstorbene Al Jarreau vergnügt lachend beide Daumen. Nun ist es keineswegs so, dass hier ein Epigonenalbum entstanden ist, aber die beiden Vokalkünstler sind nun mal die Referenzpunkte, wenn es um Jazzgesang und Vokaltechniken geht. Und davon beherrscht der 26-jährige Münchner, der wie seine Mitmusiker an der dortigen …

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News: +++Mulo Francel & Nicole Heartseeker im Stream-Konzert+++Wo steht ein Klavier für Claus Raible?+++

+++Mulo Francel & Nicole Heartseeker im Stream-Konzert+++ Mulo Francel & Nicole Heartseeker streamen am 28.2. ein Konzert. Um 18:00 Uhr ist die Premiere. Einen ersten kurzen Ausschnitt aus den Video-Aufnahmen präsenteirt die Jazzzeitung unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=KxqOtPc96P4 Mulo und Nicole spielen im Lokschuppen Rosenheim in der Corona-bedingt geschlossenen Ausstellung „Saurier der Meere“. Auch auf dem Album der beiden, „Forever Young“, wird dem Alten etwas Neues gegenübergestellt – Werke alter Meister der Klassik bilden die Grundlage, Francel und Heartseeker setzen dem Improvisationen und jazzige Farben gegenüber. Beitragsbild Mulo Francel & Nicole Heartseeker: WildCat +++Wo steht ein Klavier für Claus Raible?+++ In Zeiten von Corona muss man auch mal andere Wege gehen. Warum nicht mal eine Bookinganfrage als Pressemailing „tarnen“? Das dachte sich wohl auch Peter Guschelbauer von der Agentur Sounddesign Austria und schrieb uns: Claus Raible möchte gerne mit seinem Trio spielen, was das Zeug hält. Da natürlich jeder Veranstalter einen großen Rückstau an Künstlern hat, die die verschobenen Konzerte nachholen möchten, das aber vor allem bei amerikanischen Künstlern nicht so leicht ist, da eine abgesagte/verschobene Tour nicht so ohne weiteres 1:1 nachzuholen ist, müsste es …

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Universalist, Forscher, Musikant – Zum Tod des Jazzpianisten und Komponisten Chick Corea

[avatar]Ralf Dombrowski[/avatar] Chick Corea war ein Meister des Verspielten. Natürlich ist das eine Vereinfachung. Denn hört man seine Improvisationen mit dem analytischen Ohr oder vertieft sich in Notenblätter und Partituren seiner zahlreichen Kompositionen, wird die Leichtigkeit der Oberfläche schnell zu profunder Komplexität der Gestaltung. Aber darum ging es ihm nicht. Musik sollte zugänglich wirken, greifbar sein, ihm selbst, seinen Mitmusikern und dem Publikum Freude machen. Ein Medium, das die eigene Inspiration beflügelt und die Neugier befeuert. Kurz bevor er am 9. Februar 2021 in Tampa, Florida, an einem spät diagnostizierten, bösartigen Krebs starb, gab er der Welt noch eine über seine Website verbreitete Botschaft mit: „Ich danke allen auf meiner Reise, die geholfen haben, das Feuer der Musik am Lodern zu halten. Ich hoffe außerdem, dass alle, die eine Ahnung vom Spielen, Komponieren, Auftreten haben, das auch weiterhin machen, wenn schon nicht für sich selbst, so doch für alle anderen. Die Welt braucht nicht nur mehr Künstler, Musik macht einfach auch unglaublichen Spaß“. Und dieses Motto trieb ihn an, ein Leben lang. Schon in jungen Jahren hörte Armando Anthony, am 12.Juni 1941 in Chelsea, Massachusetts …

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Klänge zum Zeitgeschehen – eine Veröffentlichung von Matthieu Bordenave

Gerade mal zwei Auftrittstermine hat Matthieu Bordenave für dieses Jahr 2021 auf seiner Homepage stehen. Davon nur einen mit seinem neuen Trio mit Patrice Moret (bass) und dem Pianisten Florian Weber. Mit diesen beiden hat der Franzose, der in Bayern lebt, sein neues Album „La Traversée“, also die Durch- oder Überfahrt, bei ECM eingespielt. Veröffentlicht worden ist es im Spätherbst, es ist das erste für die Edelschmiede und erinnert ein wenig an die Anfangszeit von Eichers Label mit seiner damals aufregend neuen Klangästhetik. Mit ruhigen, traumverloren schwebenden Stücken, die nach Zeilen und Bildern des französischen Schriftstellers und Poeten René Char betitelt und von diesen inspiriert sind, fügt das Trio dieser Tradition eine eigene Note hinzu. Diese ist neben Chars Poesie, die hierzulande wenig bekannt ist, auch von den Innovationen des Jimmy Giuffre Trio beeinflußt, das ebenfalls neue Akzente im Klangraum zwischen Jazz und zeitgenössischer  Kammermusik setzte. Auch für den lyrischen Franzosen mit dem weichen Klang auf seinem Tenor spielt der (Klang-)Raum eine gewichtige Rolle. Das ist bereits auch am starken Hall ablesbar ist, der sein Spiel von zartesten, fast verschwindenden Momenten bis zu kurzen vogelrufartigen …

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