Kellhuber: State Of Mind
Kellhuber: State Of Mind

CD-Kritik: Lorenz Kellhuber: „State of Mind“

Von Thomas J. Krebs – Der Pianist Lorenz Kellhuber dürfte bisher in erster Linie Jazzconnoissieurs bekannt sein. Bisher! Seine neue, dritte CD Veröffentlichung „State of Mind“ wird das hoffentlich ändern und Kellhuber mit seinem Trio auch einem breiteren Publikum erschließen. Seit gut 20 Jahren spielt er nun Piano, absolvierte unter Prof. Massinger eine klassische Ausbildung und zu seinen wichtigsten Einflüssen zählen Art Tatum, Oscar Peterson, Hampton Hawes, Wynton Kelly und Keith Jarrett, wobei in seinen Stücken manchmal durchaus auch mal groovende Läufe á la Vince Guaraldi eingestreut sind. Mit 8 Jahren gab Kellhuber sein erstes Konzert, mittlerweile ist er 25 Jahre alt und legt eine für sein Alter unglaubliche musikalische Reife an den Tag! So etwas lässt aufhorchen, zumal sein junges Spiel erfrischend unique und selbstbewusst ist. Im Sommer 2011 formierte er sein „German“ Trio mit dem er eigene Kompositionen spielt, seit 2012 spielt Kellhuber auch frei improvisierte Solo-Konzerte, die ausnehmend spannend sind und seit 2014 performt er zusätzlich mit seinem „Standard Experience“ Trio, das in New York beheimatet ist und Stücke aus dem Great American Songbook interpretiert. Lorenz Kellhuber ist ungemein umtriebig ohne sich …

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Jazz Sommer im Bayerischen Hof von 22. bis 26. Juli 2015

Seit 2007 setzt das Festival „Jazz Sommer im Bayerischen Hof“ mit seinen Konzerten im Night Club und Festsaal die Tradition des Münchner Klaviersommers fort, welcher 1981 mit einer Serie von Konzerten von Friedrich Gulda im Amerika-Haus in München begann, und der seit 1991 vom Bayerischen Hof als Mitveranstalter unterstützt wurde. Die Highlights Am 22. Juli beginnt das Festival mit dem Konzert der TONY ALLEN BAND im Festsaal. Dem Zauberer von Lagos, der sein Schlagzeug als ‘Orchester’ versteht, welches er „zum Singen“ bringen möchte, ist mit seinem neuen Projekt ‘The Film of Life’ ein Meilenstein seiner Karriere gelungen, das er mit seinen jungen Musikern in München vorstellt. Im Night Club tritt am 22. Juli THE NEW STANDARD TRIO feat. Jamie Saft, Steve Swallow und Bobby Previte auf. Der 1971 in New York geborene „downtown improviser“ Jamie Saft hat sich nicht nur dem Jazz, sondern auch dem Soul verpflichtet. Für sein Projekt hat er sich die beiden Kollegen auserwählt, die zu den besonders hell leuchtenden Sternen auf dem Jazz-Firmament zählen: Bobby Previte und Steve Swallow. „BossaNegra“, das neue Projekt des HAMILTON DE HOLANDA und DIOGO NOGUEIRA wird …

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Wolfgang Sauer gestorben

Von Dietrich Schlegel – Dass der am 26. April im Alter von 87 Jahren in Köln verstorbene Sänger und Pianist Wolfgang Sauer seine größten Erfolge und eine breite Popularität mit Schlagern wie „Glaube mir“ und „Tränen in den Augen“ zu verdanken hatte, sollte nicht vergessen lassen, dass auch er, wie so viele Stars der sogenannten leichten Muse, seine Wurzeln im Jazz hatte. Mit seinem volltönenden Bariton verfügte er über eine Bluesstimme par excellence. Außerdem hatte er, 1928 in Wuppertal geboren und seit Kindheitsjahren blind, an der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg neben dem Schulunterricht auch Musik, Chor und Komposition studiert und spielte ausgezeichnet Klavier. Seine Liebe galt dem Jazz. Nach dem Abitur 1946 trat er mit einer Studentenband in Amiclubs auf. 1951 ging er mit seiner „No Name Band“ bereits auf Tournee, wurde dann Mitglied der „Ebony Blue Five“ des Dortmunder Klarinettisten Glen Buschmann. Wolfgang Sauer gewann in den ersten fünfziger Jahren mehrfach den Gondel-Poll als bester deutscher Jazzsänger. Bei den Deutschen Jazzfestivals 1954 und 1955 in Frankfurt, bei denen er auch mit dem Glen-Buschmann-Quintett auftrat, wurde er mit standing ovations gefeiert. Davon finden sich drei …

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CD-Besprechung: Böhm und Scholly – Juvenile

Von Thomas J. Krebs – Komplett unplugged, hoch inspiriert und transparent musizieren der Pianist Rainer Böhm und Norbert Scholly an der akustischen Gitarre auf ihrer neuen CD „Juvenile“ auf dem feinen, audiophil geprägten Oberhachinger Pirouet Label. Mit großem Fingerspitzengefühl aufgenommen und sensibel abgemischt entfaltet sich die Kombination Klavier-Gitarre zu einem herrlichen Klangerlebnis. Mit dem Duo Böhm/Scholly treffen zwei Musiker aufeinander, die sich über die Jahre hohe Anerkennung erspielt haben, und die wahrlich mehr verbindet als ihre gemeinsame Arbeit als Lehrbeauftragte an der Hochschule für Musik in Mainz. Was bei der Aufnahme sofort heraussticht ist, dass sich technisch keiner beweisen muss. Harmonisch (im musikalischen Sinn wie auch spielerisch) musizieren die beiden miteinander und erzählen großartige Geschichten auf ihren Instrumenten mit viel Raum für den Klang der Instrumente. Die Musik fließt mit leisen entspannten, eindringlichen Tönen, die geprägt sind von unglaublicher Schönheit und Feingefühl, ohne dass diese auch nur einen Moment lang manieriert klingen oder ins Banale abdriften. Gleichzeitig gehört eine gute Portion Präzision dazu sich dieser Situation zu stellen, ohne dabei in spieltechnische Artistik abzuschweifen. Die beiden präsentieren auf ihrer CD jeweils 4 Eigenkompositionen und als …

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News und Tipps: 50 Jahre Institut Jazz in Graz+++Lillinger gastiert mit „Grund“ in Graz+++Grossmann spielt mit Lillinger „Earth Tones“

50 Jahre Institut Jazz in Graz Vor 50 Jahren war Graz die europäische Hauptstadt des Jazz: Mit der offiziellen Gründung des Instituts für Jazz am 1. Januar 1965 setzte die damalige Akademie für Musik und darstellende Kunst in Graz ein Zeichen für den Jazz. Die Einrichtung gilt heute als Europas erstes selbständiges Institut im Bereich der künstlerischen und theoretischen Jazzausbildung auf akademischer Ebene. 50 Jahre nach seiner Gründung ist das Institut eine international renommierte Ausbildungsstätte der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Sein Jubiläum begeht das Institut Jazz der Kunstuniversität Graz mit einer Reihe prominenter Konzertereignisse, in deren Rahmen  Künstler/innen zu erleben sind, die für Graz prägend waren, darunter Sheila Jordan, die die Gründung der Vokalklasse begleitet hat, oder der langjährige Institutsvorstand Karlheinz Miklin, der sich mit seinem Auftritt als KUG-Lehrender verabschiedet. Am Dienstag 21.04.2015, stellen Elisabeth Freismuth, Rektorin der Universität für Musik für Musik und darstellende Kunst Graz, Ed Partyka, Institutsvorstand, Sigi Feigl, stellvertretender Institutsvorstand und Sheila Jordan, Jazz Vokalistin in einer Pressekonferenz ein neues Veranstaltungsformat aus Anlass des Jubiläums vor, dessen Etablierung die Dynamik der 50-Jahr-Feier in die Zukunft weitertragen soll. (11:00 …

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Funkelndes Universum: Sebastian Sternals „Symphonic Society“

Von Dietrich Schlegel – Sebastian Sternal, viel gefragter und beschäftigter Jazzpianist und einfallsreicher Komponist, hat sich drei Jahre nach dem Erfolg mit seiner „Symphonic Society“, einer aus ausgesuchten Jazzmusikern und einem klassischen Streichquartett bestehenden „symphonischen Combo“, erneut und noch weiter auf das Terrain des symphonischen Jazz vorgewagt. Auf die mit dem ECHO Jazz 2013 ausgezeichnete erste CD folgt nun Volume 2, eine Fortsetzung mit derselben Formation, doch mit noch stärkerer Ausprägung des Symphonischen. Versuche, Jazz und symphonische Musik zueinander zu bringen, hat es schon mannigfach gegeben. Aber Sternal strebt da keine Anleihen an, etwa bei Strawinskys 1945 für Woody Herman geschriebenem berühmten „Ebony Concerto“. Erst recht sieht er sich nicht in der Tradition eines Paul Whiteman, der in den zwanziger Jahren für sein aus klassischen Streichern und bekannten Jazz-Musikern wie Bix Beiderbecke gebildetes Orchester erstmals den anspruchsvollen Begriff „Symphonic Jazz“ geprägt hatte. Sternal ist kein Fan einer „Verjazzung“ von Klassik – wie es z.B. Jacques Loussier mit seinem „Play Bach“ getan hat, , „indem er Bach einfach mit Swing-Achteln spielte“. Ihn interessiert eher eine Verbindung von Jazz und Klassik „aus dem Innern des Materials heraus“. …

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Kari Ikonen Trio in der Münchner Unterfahrt

Im Rahmen der 4-tägigen Veranstaltungsreihe MADE IN: FINNLAND trat am Freitag den 27. März das Kari Ikonen Trio in der Münchner Unterfahrt auf und begeisterte das Publikum. Ikonen, 2013 mit dem Yrjö Award ausgezeichnet und sein Drummer Ounaskari, 2014 ebenfalls mit dem Yrjö Award prämiert, gehören mittlerweile zu den Stars der finnischen Jazzszene. Der Dritte im Bund, der armenische Bassist Ara Yaralyan, steuert entsprechend heimatlich, folkloristische Klänge dazu, die nahtlos in den Jazzkontext aufgenommen werden. Die drei Musiker agieren mit großer Leichtigkeit und Spielwitz, nehmen das Publikum mit ihrer persönlichen Präsenz für sich ein und spielen überlegt virtuos, aber nie überfrachtet, detailverliebt und trotzdem klar. Dass das finnisch-armenische Ikonen Trio immer noch als Geheimtipp gilt, wird sich mit zunehmender Präsenz, live und mit der gerade erschienenen, wunderbaren CD „Beauteous Tales and Offbeat Stories“, hoffentlich bald ändern und auch einem breiteren Publikum Zugang zum inspirierten Trio verschaffen. Thomas J. Krebs fotografierte vor Ort und präsentiert Impressionen vom Soundcheck und Konzert für die Jazz Zeitung. Thomas J. Krebs

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Andreas Schaerer Meets Arte Quartett & Wolfgang Zwiauer: Perpetual Delirium, BMC CD 214

Verrückt vor Musik: Andreas Schaerer und das Arte Quartett mit „Perpetual Delirium“

Seit 20 Jahren bereichert das Arte Quartett die Saxophonliteratur durch aufregende, neue Werke. Wie ein Streichquartett ist auch ein Saxophonquartett ein eingespielter Organismus. Damit dieser Organismus nicht hermetisch wird, sondern stets in Beziehung zur musikalischen Außenwelt treten kann, initiieren die Ensemblemitglieder Beat Hofstetter, Sascha Armbruster,  Andrea Formenti und Beat Kappeler immer wieder Projekte mit Künstlern, die über reine Kompositionsaufträge hinausgehen. Darunter waren bisher musikalische Unternehmungen mit Urs Leimgruber, Hans Feigenwinter, Terry Riley, Michael Riessler, Tim Berne, Fred Frith, Nick Didkovsky, Pierre Favre, Lucas Niggli und Rabih Abou-Khalil. Der jüngste Auftrag ging an den Sänger, Beat Boxer, Vokalartisten, Komponisten und musikalischen Tausendsassa Andreas Schaerer – in personam Bandleader und Hauskomponist der extravaganten Schweizer Formation „Hildegard lernt fliegen“. Schaerer nahm erst einmal die Vermessung des Virtuosenensembles vor, indem er spezifische Sounds, die das  Quartett ihm anbot, wie Multiphonics, diverse Anblastechniken und Mischklänge aufzeichnete. Mit diesem Material auf der Festplatte setzte Schaerer sich ans Klavier und machte sich ans Komponieren. Entstanden ist eine 9-teilige Suite „Perpetuum Delirium“ für Saxophonquartett, E-Bass und Stimme. Komponierte Passagen wechseln sich mit improvisierten ab, und der E-Bass von Wolfgang Zwiauer gibt vor allem Schaerer …

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Wolfgang Sander: Keith Jarrett. Eine Biographie. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2015 364 Seiten, 22,95€ / E-Book 19,99€

Wolfgang Sandner: Keith Jarrett. Eine Biographie.

Keith Jarrett feiert am 8. Mai diesen Jahres seinen 70. Geburtstag. Das wird natürlich gebührend gefeiert. Im Hause ECM werden zu diesem Anlass gleich zwei Aufnahmen erscheinen. Eine klassische Einspielung mit Werken von Samuel Barber & Bela Bartok, sowie eine Solo CD mit Live-Improvisationen aus dem Jahr 2014. Soviel zu seiner Musik, die aktuell veröffentlicht wird. Und damit kommen wir auch gleich zum wesentlichen Punkt. Bei Jarrett steht immer die Musik im Vordergrund. Über den Menschen Keith Jarrett selbst blieb bisher vieles im Hintergrund und Verborgenen. Wolfgang Sandner, der ihn in persönlichen Gesprächen kennenlernen durfte, legt nun ebenfalls rechtzeitig zum seinem 70. Geburtstag eine fundierte Biografie über den Ausnahmepianisten vor. Das bis dato einzige erschienene, groß angelegte Werk schrieb 1992 der britische Trompeter Ian Carr. In der Zwischenzeit hat sich aber nicht nur im Jazz, sondern auch bei Jarrett viel ereignet, so dass Sandners Buch nicht zuletzt zu diesem Anlass überfällig war. Der Leser erfährt hier keine voyeuristischen Einblicke in Jarretts Leben, sondern seinen Lebenslauf, der parallel mit der Entwicklung des Jazz in soziologischen und historischen Kontext gestellt und mit persönlichen Ereignissen verwoben wird. Selbstverständlich …

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Ungarische Klassiker „verjazzt“

Von Mathias Bäumel – Neue CD »Hungarian Jazz Rhapsody« von Mihály Borbély bietet Hingabe und Substanz Wie sagte einst meine ungarisch-jüdische Nenn-Oma aus Budapest auf meine Frage, wieso es bei ihr immer so gut schmecke? »Nun, man darf nicht nur mit Liebe kochen – man muss auch ein paar Zutaten hineingeben!« Diese ernst gemeinte, aber schalkhaft vorgetragene Weisheit hat mein Leben bisher mitgeprägt. Die Nenn-Oma liegt längst auf jenem jüdischen Friedhof in Budapest, auf dem auch der Komponist des Liedes vom traurigen Sonntag, Rezsö Seress, liegt, und ich selbst bin seither immer wieder auf der Suche nach der Verbindung beider Aspekte: Hingebung und Substanz, auch im Rahmen meines Interesses für Jazz. Kürzlich wurde ich diesbezüglich wieder einmal fündig. Und – wieder einmal – in der Musik des ungarischen Saxofonisten und Tárogató-Spielers Mihály Borbély. Der hat, nach seinen großen Würfen, den Veröffentlichungen »Hommage à Kodály« und »Meselia Hill«, nun ein Album herausgebracht, das sich unter dem beziehungsreichen und von Attila Zoller stammenden Namen »Hungarian Jazz Rhapsody« einigen Kompositionen der ungarischen Populärmusik zuwendet, älteren und nicht so alten. »Várj, Míg Felkel Majd A Nap« (Warte bis die …

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