Das gibt’s nur einmal: das Birdland Neuburg

Jazzclubs gibt es einige in Deutschland, vor allem natürlich in den mittleren und den Großstädten. Warum ist einer der berühmtesten und angesehensten dann mitten in der bayerischen Provinz, im kleinen Barockstädtchen Neuburg an der Donau angesiedelt? – Alles begann bereits im Jahr 1958, als der spätere Gründer der Jazzwoche Burghausen, Helmut Viertel eine Ausbildung zum Gerichtsvollzieher in Neuburg machte. Er hatte interessante Jazzplatten, die damals noch schwer erhältlich waren und hörte sie zusammen mit Manfred Rehm. Aus Liebe zum Jazz gründeten sie den Club, der aber erst ab 1985 richtig auf Kurs gelangte. Viertel war inzwischen nach Burghausen versetzt worden, und Rehm veranstaltete in verschiedenen Gaststätten regelmäßig Konzerte. 1991 zog man in die jetzigen Räumlichkeiten, ein Kellergewölbe unter der Hofapotheke: ein Ambiente, das Seinesgleichen in Deutschland und Europa sucht. Sponsor Fritz von Philipp erklärt sich den Erfolg folgendermaßen: „Ich merk’s immer an der Reaktion der Musiker, die sind so etwas gar nicht mehr gewöhnt. Hier ist der Club super, das Publikum super und das Umfeld bestens. Die Gastronomie steht nicht im Vordergrund, nichts klappert, man kann sich auf die Musik konzentrieren. Das ist phantastisch.“ (Text …

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Zweite Ausgabe des Starnberger SeeJazz-Festivals 2014

Nach dem Debut im letzten Jahr präsentiert sich das Starnberger See Jazz Festival 2014 mit seiner zweiten Ausgabe. Fünf international bekannte Gruppen treten im Zeitraum vom 9. bis zum 16. August in fünf Locations rund um den Starnberger See auf. Die Veranstaltungsorte lassen erahnen, dass die Besucher neben der Musik auch die Region um und sogar auf beziehungsweise im See kennenlernen sollen: Ob Roseninsel, das Museumsschiff in Tutzing oder das Schlossgut Oberambach – allesamt sind an sich schon Sehenswürdigkeiten. Bei der Auswahl der „Hörenswürdigkeiten“ legt der veranstaltende Verein SeeJazz e.V. großen Wert darauf, eine große Bandbreite der Stile innerhalb des Jazz vorzustellen. So findet sich neben einer Gruppe wie dem Radio String Quartett Vienna, bekannt für seine Adaptionen von Fusion-Stücken u.a. von John McLaughlins Mahavishnu Orchestra, bespielsweise auch eine dem Ska und der Folklore nahestehende Gruppe wie das Großmutters Hatz Salon Orkestar. Die Karten zu den einzelnen Konzerten sind an örtlichen Vorverkaufsstellen erhältlich. Zudem kann man die Tickets unter www.seejazz.de ordern. Dort finden sich auch nähere Informationen zu den Künstlern, Terminen und Veranstaltungsorten.

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Newcomer des Monats: Donauwellenreiter

Passend zum Frühsommer schauen wir ins nachbarliche Österreich und stellen den perfekten Soundtrack für die Jahreszeit vor: die Donauwellenreiter. Das sind der Pianist Thomas Castaneda, der auch die meisten der Songs komponiert, Akkordeonist Nikola Zaric und die Sängerin und Violinistin Maria Craffonara. Formiert hat sich das Trio 2010, und nach eigenen Aussagen bewegen sie sich „frei zwischen Pop-Band, Kammerorchester und Jazz-Combo“. Ihr zweites Album, das im April bei Intuition erschienen ist, heißt schlicht „Messëi“. Auf ihrem Weg zu Auftritten in Rumänien beantworteten Maria und Thomas die Fragen von Ursula Gaisa.   JazzZeitung:  Ihr habt euch 2010 als Trio formiert, wie habt Ihr zueinander gefunden und warum der Name „Donauwellenreiter“? Thomas: Das ist unsere Lieblingsfrage. Wir hatten damals alle Wörter der Welt durch ein Ausschlussverfahren ausgesiebt. Donauwellenreiter ist am Ende übrrig geblieben :-) Maria und ich haben uns zufällig kennengelernt. Sie wiederum kannte den damals erst 16-jährigen Niko. Da waren wir ein Trio. JazzZeitung: Seid Ihr heimatverbunden? Thomas: Wir sind derzeit in Wien, weil‘s da ganz gute Wellen gibt. Maria: Heimatverbunden dort, wo wir herkommen? Schon irgendwie aber nicht romantisch oder so… JazzZeitung: Eure neue, zweite …

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JazzStudio Nürnberg feiert 60-jähriges Bestehen mit Jazzwoche im April

„Ein Kellerloch als Tor zur Welt“ – so lautet der stimmige Titel eines Buches, das anlässlich des 40-jährigen Jubiläums im ConBrio Verlag erschienen ist (derzeit nur mehr antiquarisch erhältlich). Und treffender lässt sich die frisch renovierte Residenz des JazzStudio Nürnberg am Fuß der Burg wohl kaum umschreiben. Denn die Liste der absoluten Topstars, die früher oder später zu Besuch in der Lebkuchenhauptstadt waren, ist lang und illuster. Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre waren durch die Zusammenarbeit mit dem Konzertbüro Lippmann & Rau alle Größen der Jazzszene in Nürnberg zu Gast: Ella Fitzgerald, Miles Davis, Duke Ellington, John Coltrane oder das Modern Jazz Quartet. Nach ihren Auftritten in der Alten Messehalle oder im Lessingtheater traf man sie oftmals noch in den Kellerräumen des JazzStudio an. Ein gesellschaftliches Ereignis mit 2.000 Besuchern wurde das seit 1966 alljährlich stattfindende Festival „Jazz Ost-West“, das während des Kalten Krieges als Begegnungsstätte zwischen Jazzmusikern aus Ost und West diente. Nach dem Zerfall des Ostblocks verlor das Festival an Bedeutung, die Zuschauerzahlen gingen zurück, 2002 wurde es das letzte Mal veranstaltet. Auch mit einem Generationenwechsel hatte man nach dem Ausscheiden …

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Wechsel an der Spitze: ein Interview mit Gebhard Ullmann, dem neuen UDJ-Vorsitzenden

Als einen emotionalen Menschen, der „auch und gerne aneckt, stets aber das Machbare im Blick hat“, bezeichnet sich Gebhard Ullmann selbst. Der 56-Jährige ist vielfach ausgezeichneter, international renommierter Saxophonist, Bassklarinettist, Flötist, Komponist und seit November 2013 neuer Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker. JazzZeitung: „Jazz ist, was wir draus machen – musikalisch aber auch politisch und gesellschaftlich!“ Dieser Satz stammt von dir. Engagierst Du Dich deshalb jetzt in der UDJ in erster Reihe? Gebhard Ullmann: Ich bin früh in die UDJ eingetreten, weil ich das wichtig fand. Dann habe ich mich in der sich neu organisierenden Berliner Szene der 80er sehr engagiert. Angesichts der aktuellen Entwicklungen finde ich die UDJ noch viel wichtiger. Ich will mitgestalten und möchte dies allen anderen auch ans Herz legen: Jammern hilft nicht! JazzZeitung: Zunächst warst Du also politisch sehr aktiv, hast Dich aber dann auf die Musik konzentriert, nun „back to politics“ – wie kommts? Ullmann: Ich wollte mich um meine Musik kümmern, „das kann ich auch alleine“ war für eine Weile das Credo. Jetzt möchte ich etwas zurückgeben. Sicher war ich nach dem Engagement der 80er auch enttäuscht, interessanterweise …

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Weihnachts-CDs Folge 4: Mario Biondi

Der italienische Crooner par excellence hat es jetzt auch getan und singt sich ganz tief in das Repertoire ein, was ihm dank seiner angenehmen und außergewöhnlichen Stimmer sehr gut gelingt. „Last Christmas“ klingt hier plötzlich ziemlich erwachsen, und vor allem kann man es wieder hören –  was bei der Frequenz, mit der es ansonsten von George Michael vorgetragen, seit Ende November aus dem Radio schallt, schon erstaunlich ist. „White Christmas“ wird zum Ragtime und einer Hommage an Louis Armstrong, aber es wird auch besinnlich mit dem wunderbaren „Have Yourself A Merry Little Christmas“ oder „Dreaming Land“ des Pianisten und Komponisten Paolo di Sabatino. An Instrumenten kommt so ungefähr alles zum Einsatz, was die Palette hergibt: eine Bigband, Streicher, Backgroundsänger/-innen, ein weiteres Quintett, (fast) alles produziert und arrangiert von Biondi himself. Und man merkt die ganze Zeit hindurch, dass dieses Weihnachtsprojekt lange geplant und eine Herzensprojekt ist. Gewidmet ist es den Familien der Musiker, denn „Music Is Life“. Als eine Art Bonus kommen zum Schluss noch Burt Bacharachs „Close To You“ und „After The Love Has Gone“ im Duett mit „Earth Wind & Fire“ dazu. Kinder …

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Radio-Tipp: taktlos „Jazz prekär“

Am 12. Dezember 2013  wird von 21.03 bis 22.00 Uhr live aus dem Studio 9 des Bayerischen Rundfunks in München die Sendung taktlos gesendet. Die Moderation übernehmen wie immer JazzZeitungs-Herausgeber Theo Geißler und Marlen Reichert. Thema ist der Jazz. Hier einige Zeilen zum Inhalt – eigentlich toll: Es gibt so viel Jazz wie nie zuvor. Aber der Markt ist klein. Jazzclubs und –musiker müssen sich das Publikum teilen, stehen in Konkurrenz und treiben teilweise in die Insolvenz. Die „Initiative Musik“ des Bundes legte jetzt ein hochdotiertes Spielstättenförderungsprogramm auf. Was kommt davon aber bei den Musikern und Clubs wirklich an? Tropfen auf den heißen Stein oder Impuls für ein neuerblühendes Jazzleben in Deutschland? Darüber diskutieren bei taktlos 170  auf BR-Klassik Musiker, Clubbetreiber und Förderer. Gäste sind Michael Stückl (1. Vorsitzender Unterfahrt, München), Monika Roscher (Musikerin, München), Oliver Hochkeppel (Journalist, SZ, JazzZeitung), Live-Musik: Duo Kreitmeier & Zehrfeld. Weitere Informationen auf der Website von taktlos.

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SOFIA – ein Förderprogramm für junge Jazzmusikerinnen

Sie ist hochbegabt, attraktiv und versteht gleich viel von Business und Vermarktung ihrer Talente wie von ihrer Musik. Die Rede ist von Nicole Johänntgen, der Initiatorin von SOFIA. SOFIA ist ein auf Nachhaltigkeit angelegtes Projekt zur Förderung begabter Jazz Musikerinnen. Sechs junge Frauen werden aus der Schweiz, Frankreich und Deutschland von einer Fachjury sorgfältig ausgewählt und für SOFIA nominiert.  Im März 2014 finden dann in den Metropolen Paris, Köln und Zürich Konzerte und Workshops statt. SOFIA verhilft jungen Musikerinnen zu einem vertieften Know-how, wie sie sich selber oder ihre Band vermarkten können. Mit gezielten Business-Kursen und Workshops zu Themen wie Booking, Moderation, Labelarbeit, Urheberrechte, Medientraining, PR oder Musikphysiologie machen sich die Frauen fit für ihre Zukunft. Ihre musikalischen Talente werden gefördert, indem sie als SOFIA Band 2014 unter Anleitung internationaler Jazzmusiker Eigenkompositionen einstudieren, die sie im März 2014 in exquisiten Konzerten in den drei Ländern vortragen. Den Auftakt bildet je ein Konzertabend in Paris und Köln. Hier werden die sechs Jazz Musikerinnen als SOFIA-Band auftreten. Die Krönung bildet das SOFIA-Festival im Jazzclub Moods in Zürich vom 17. bis 19. März 2014. Neben den Konzerten wird …

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Helge Schneider und der Jazz

Ein Ausschnitt aus einem Interview von Ulrich Habersetzer in der aktuellen Printausgabe der JazzZeitung 5-13 – „Helge Schneider ist ein Gesamtkunstwerk: Musikclown, Komiker, Schauspieler, Filmemacher, aber auch großartiger Jazzmusiker und genialer Improvisator. Auf fast allen seiner CDs finden sich zwischen den Helge-Schneider-Spaßliedern auch Jazzstandards. In seiner Live-Band spielen Jazzgrößen wie Schlagzeuger Pete York oder Tenorsaxophonist Scott Hamilton. Auch in seinem aktuellen Film, der Krimikomödie „Im Wendekreis der Eidechse“, hört man Jazzklänge. Ulrich Habersetzer hat mit Helge Schneider über seine jazzige Seite gesprochen. JazzZeitung: Wann und wie wurden Sie Jazzfan? Helge Schneider: Ich bekam, als ich 12 Jahre alt war, von meiner Oma ein kleines, rotes Radio mit Batterie geschenkt. Damals habe ich mit meinem Vater zusammen in einem Zimmer geschlafen, so Fuß-an-Fußende. War ein schmales Zimmer und wir waren sechs Leute in einer kleinen Wohnung. Dann habe ich unter der Bettdecke, wenn er schlief, heimlich Radio gehört, das ist wirklich wahr! Über Mittelwelle bekam man einen englischen Sender oder auch einen Ami-Sender rein. Jazz und Blues, Louis Armstrong, aber auch Jimi Hendrix, Roland Kirk und Memphis Underground mit Herbie Mann. Die Querflöte habe ich also …

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Jazzfest 2013 – Michael Riessler „Big Circle“ und Jack DeJohnette Group – Solistenzwang und Gruppenklang

Der zweite Tag des Jazzfestes hat im Haus der Berliner Festspiele ein Kontrastprogramm bereitgehalten. Ein großer Kreis, Michael Riesslers „Big Circle“ traf auf ein Jazzquartett um den Schlagzeuger Jack DeJohnette. Kraftsuppe trifft auf kammermusikalisches Quartett. Die Fragen stellten sich an diesem Abend anders: Reproduktion des Selbst (Michael Riessler) Der große Kreis von Michael Riesslers Auftritt war recht eigentlich das Zusammentreffen von drei kleineren. Im Zentrum Riessler selbst mit Bassisten und Schlagzeuger (Manuel Orza und Robby Armeen); links davon ein Bläsersextett der Hochschule für Musik und Theater München; rechts der Drehorgel-Virtuose Pierre Charial. Letzteres wirft automatisch die Frage auf: Drehorgel und Jazz? Wie soll das gehen? Werden Lochstreifen improvisierend gelöchert? Nein, die Drehorgel spielt, was man ihr vorgibt. Und vorgegeben ist ihr, was eine über Minuten gehende Soloeinlage anging, eine präzise staunenswerte, rhythmisch-harmonische Arbeit. Was soll daran auch Staunen machen. Den größten Teil unserer Zeit hören wir Musik, die ebenso reproduziert aus dem Radio kommt, auf Schelllackplatten, CDs und sonstigen Tonträgern längst festgehaltenes reproduziert. Daran ist man eigentlich gewöhnt. Aber in der Live-Situation ruft es Verwunderung hervor. Doch die Maschine bewährt sich. Riesslers „Big Circle“ stellt …

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