Drei glorreiche Pianisten beim 8. Jazz Piano Marathon in Ottobrunn

Wieder einmal beschloss das Wolf-Ferrari-Haus in Ottobrunn bei München seine von den Brüdern Cornelius Claudio & Johannes Tonio Kreusch geleitete Reihe „Ottobrunner Konzerte“ in der Vorweihnachtszeit mit einem Jazz Piano Marathon. Bei der 8. Ausgabe teilten sich die Strecke der Mailänder Antonio Faraò, der Züricher Nik Bärtsch und der Lokalmatador Cornelius Kreusch als Solisten. Der Gastgeber eröffnete über 20 Minuten bescheiden, aber ungestüm mit kurzen Improvisationen, in denen er nach eigenen Worten sein Wesen offenbarte. Nik Bärtsch spielte seine faszinierenden „Module“ im Habit und Habitus des Zen-Meisters, repetitiv und minimalistisch, mit intensiver Spannung in feinsten Veränderungen, direkt auf den Saiten auch mal Koto-Harfen-Klänge erzeugend. Mystisch  zog er mit seiner „ritual groove music“ in den Bann. Aus dem zog, das Publikum ganz anders mitreißend, abschließend Antonio Faraò mit dem ganzen Reichtum der modernen Jazzpiano-Tradion. In langen Improvisationen – mit oft verschwenderisch vielen Noten – gab er dem Marathon eine sportliche Note und verausgabte sich dabei auch physisch.

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Entspannte Stimmung trotz Regen beim 29. Ausburger Jazzsommer

Der Augsburger Jazzsommer ging dieses Jahr in die 29. Runde. Nachdem letztes Jahr Corona bedingt nur ein schmales Programm stattfinden konnte, ging es dieses Jahr endlich wieder in die Vollen! Als Kurator des Augsburger Jazzsommers ist Tilman Herpichböhm nun seit zwei Jahren in der Verantwortung. Was nach 2019 mit Elan und Engagement begann, wurde letztes Jahr pandemiebedingt fast komplett ausgebremst. Allerdings hat sich das seinerzeit aufgestellte Hygienekonzept bewährt. So konnte man dieses Jahr endlich wieder ein komplettes, internationales Programm auf die Beine stellen das sich sehen lassen und, dank der aktuellen Situation, vor bis zu 500 Personen im Botanischen Garten, stattfinden konnte. Fünf Sommernachtskonzerte fanden dieses Jahr im Botanischen Garten statt. Angefangen vom Billy Hart Quartett, über das Julian Lage Trio, dem Ramón Valle Trio, der Formation Humair-Blaser-Känzig und als krönenden Abschluss Nik Bärtschs Ronin. Das Publikum hat die Veranstaltungen sehr gut angenommen und so spielten die Bands vor ausverkauftem Pavillon. Einzig das Wetter ließ dieses Jahr ein wenig zu wünschen übrig. Während es bei Billy Hart zu regnen begann, konnten Lage und Valle an lauen, trockenen allerdings kühlen Abenden auftreten und Schlagzeuglegende Humair begeisterte …

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Nik Bärtschs Solo-Album Entendre

Den Komponisten und Pianisten Nik Bärtsch verortet man spontan mit den Ensembles Ronin oder Mobile. Auf seiner neuen Aufnahme beschreitet er, zumindest beim Label ECM, dem er seit gut fünfzehn Jahre verbunden ist, neue Pfade. Mit „Entendre“ erscheint dort ein Piano-Soloalbum, das Bärtsch im ihm klanglich wohl vertrauten Auditorio Stelio Molo RSI in Lugano aufgenommen hat. Bärtsch hat sich, nach seiner ersten Soloaufnahme vor zwanzig Jahren, in diesem Metier kontinuierlich weiter entwickelt, ob im Rahmen der 2017er Solo-Tournee, anlässlich seines Recitals in New York zum fünfzigjährigen Jubiläum von ECM oder im von Bärtsch gegründeten Züricher Club EXIL, in dem er regelmäßig auftritt. Wo Nik Bärtsch draufsteht, ist auch Nik Bärtsch präsent. Was musikalisch im Ensemble funktioniert klappt solo entsprechend, wobei seine Musik dabei einen wesentlichen Aspekt hervorhebt: es finden sich Nuancen und Momente wieder, die man bereits von den Ensembles Ronin oder Mobile kennt. Anders als im Gruppenkontext aber, wirken Bärtschs Stücke solo gespielt fragiler, sensitiver. Die Kompositionen werden in der Regel nummeriert, mit „Modul“ betitelt und dienen so als musikalischer Rahmen, um sich entsprechend dem instrumentalen Umfeld anzupassen zu können.   Modul 58_12 Das …

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+++ news +++ Big Band Port Hamburg im Knust +++ Weltpremiere bei Enjoy Jazz +++ Neue Fachgruppe Jazz & World Partners der VUT +++

Am 19. Mai 2019 präsentiert das Big Band Port Hamburg e.V. fette Bigband-Sounds und ein Workshop-Saxophonensemble unter der Leitung von Anselm Simon im Hamburger Knust. Wer die Bigbands des Big Band Port Hamburg e.V. einmal gehört hat, ist sofort „hin und weg“: Die jungen Musiker der drei Bigbands im Alter zwischen 10 und 25 Jahren begeistern mit immenser Spielfreude und groovigen Sounds, können aber auch mit jazzigen Balladen das Publikum zum Schwelgen bringen. Am Sonntag, 19. Mai 2019 um 19:30 Uhr sind die beiden Bigbands, die Jazzy Buskers unter der Leitung von Paul Muntean und Yo! Jazz unter der Leitung von Benny Brown live im Hamburger Knust zu hören. Als Special Guest hat sich Yo! Jazz den Saxophonisten Lorenz Hargassner eingeladen. Ein besonderes Highlight des Abends ist die Präsentation eines neuen Saxophonensembles unter der Leitung von Anselm Simon. Die rund 20 Musiker dieser Formation spielen erstmalig am Vormittag des Konzerttages im Rahmen eines Workshops mit den beiden Saxophonisten Lorenz Hargassner und Anselm Simon zusammen und wagen bereits am Abend einen gemeinsamen Auftritt. Der Big Band Port Hamburg e.V. fördert Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene auf …

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ECM JazzNights mit dem Vijay Iyer Sextett & Nik Bärtsch’s Ronin

Seit fast dreißig Jahren gibt es nun die bundesweite Konzertreihe JazzNights, präsentiert von der Konzertdirektion Karsten Jahnke. In dem Rahmen werden diesen Herbst zwei außerordentliche Künstler auftreten: die beiden ECM Pianisten Vijay Iyer, gemeinsam mit seinem Sextett, sowie Nik Bärtsch mit der „Zen-Funk“ Formation Ronin. New York meets Zürich! Gegensätze ziehen sich an, zumal beide Pianisten für einen eigenen urbanen Sound stehen. Nik Bärtsch mit einem repetativen, teils perkussiv präzisen Minimalismus, der damit unglaublich intensive Tonräume kreiert. Vijay Iyer mit einer nicht minder rhythmischen Kraft, die er mit seinem Sextett erzeugt, der melodische Themen mit explosiven Improvisationen verbindet und sich dabei ganz nebenbei des kompletten Jazz-Spektrums bedient. Beide Pianisten gelten aktuell zu Recht als Wegweiser für neue Wege im Jazz. Einen Höreindruck kann sich jeder auf YouTube verschaffen. Damit verspricht diese erste ECM JazzNight ein ganz besonderer Abend zu werden, ungeheuer spannend, abwechslungsreich und wegweisend! Die Termine im Rahmen der JazzNights: 06.11.2018, Dortmund (Konzerthaus) 07.11.2018, Hamburg (Großer Saal der Elbphilharmonie) 08.11.2018, Mannheim (Alte Feuerwache) 10.11.2018, München (Prinzregententheater) 11.11.2018, Frankfurt (Alte Oper) 12.11.2018, Berlin (Admiralspalast) Konzertbeginn jeweils um 20:00 Uhr. Ticketservice: 040 413 22 60 // …

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Jazz im Radio

Die Jazz-Radio-Woche vom 10.10. bis 15.10.2017

Ein subjektiver Blick in die Jazzwoche im Radio. Schwerpunkt ist selbstverständlich Thelonious Monks 100. Geburtstag. Weiters gibt es zum Beispiel: Michel Camilo & Tomatito, Babette Michel, Porträt der Saxofonistin und Komponistin Angelika Niescier, Emile Parisien Quartet und das Trio Idioma, John Patitucci, Pianoduo Iana mit Christine Wodrascka und Betty Hovette, Christian Sands, Deutsches Jazzfestival Frankfurt 2016, Die Kunst des Trompeters Lester Bowie, Nik Bärtsch’s Ronin & hr-Bigband, cond. & arr. by Jim McNeely, Jazzfest Berlin 2016. Alle Angaben ohne Gewähr.

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Eve Risser’s White Desert Orchestra @ Jazzfest Berlin. Foto: Petra Basche

Jazzfest Berlin 2016 (4) – Fegefeuer, Turbine und das/der Rauschende

Bisher war das Jazzfest Berlin 2016 eher „naja“. Der letzte Abend brachte die Wendung, es war Stimmung im Saal, es wurde auch mal gebuht. Irgendwer im Publikum durfte lautstark behaupten: „Das ist doch kein Jazz“. Emotionen! Die Antwort darauf kann nur lauten: Wenn man Jazz nur an den Namen, nicht aber an der Musik festmacht, dann habe der Jazz sich eben selbst kannibalisiert. Aber nehmen wir die Aussage als Frage auf: Was ist Jazz? Der Abend im Haus der Berliner Festspiele lieferte drei Antworten. Fegefeuer des Einfachen Julia Holter & Strings Julia Holters Musik lässt sich sicher ganz einfach und trivial beschreiben als Singer/Songwriter-Show mit ihr selbst an Stimme und Keyboard (immer schön leicht in den Songstrukturen freundlich singend), einer Rhythmusgruppe, einem Saxophon und einem Streichtrio (!). Holter hat darauf Arrangements gesetzt, die einfach perfekt waren, in Tonsatz und Timing. Man wird vergebens nach dem virtuosen Solo suchen, denn das gab es nicht. Kammermusik als ArtPop, so wie man es vielleicht verbinden mag mit der brodelnden Zeit der 80er und 90er Jahre, als die Genres ineinandergriffen und Bernd Leukert im Hessischen Rundfunk seine „Avantgarderobe“ lancierte. …

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Angelika Niescier – Florian Weber Quintet. Angelika Niescier. Foto: Petra Basche

Jazzfest Berlin 2016 (3) – Unter Groovekillern: Spielen und kaputtspielen

Eigentlich eine Domäne des europäischen Jazz, das Kaputtspielen – ganz aus den späten 68ern heraus. So wie vorgestern beim Globe Unity Orchestra. Man kann die Dinge aber auch anders kaputtspielen: entweder wegen Überforderung oder durch ein aneinander vorbeispielen. Wird ja schon keiner merken – bei Profis oder gar Superstars der Szene gelingt doch sowieso immer alles. Nein! Dafür ist Platz für andere da. So war der erste Act des Abends im Haus der Berliner Festspiele einer der Höhepunkte des Festivals bislang! [Alle Fotos: Petra Basche] Robust, ökonomisch, fluffig! Das Angelika Niescier und Florian Weber Quintet Das Quintet um Angelika Niescier (as) und Florian Weber (p) beherrscht sich selbst und beherrscht das Metier. Mit „And Over“ betitelten sie ihr erstes Stück: Eine famose Komposition, bei der die Musikerinnen jeweils ihre Linien durchführen, wenig doppeln – im Gegenteil, tatsächlich ihre Wege einzeln komponiert verfolgen, ja geradezu polyphon. Virtuose Soli bei allen Instrumentalisten, ein groovender Bass (Eric Revis) und ein wunderbar ökonomischer Schlagzeuger (Gerald Cleaver), der mit wenig Aufwand ein Maximum an Wirkung erzielt. Großartig! Toll schon das Doppelsolo von Florian Weber und Ralph Alessi, entspannt, leicht, präzise. …

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