Beruf: Jazzmusiker (8) – Unterricht und Unterrichtsvergütung

Auch wenn viele (Jazz-)Musiker ihren Lebensunterhalt gerne allein durch das Musikmachen finanzieren können würden, gibt eine große Mehrheit von ihnen zusätzlich Unterricht, um über die Runden zu kommen. Unterrichtet wird in den eigenen Räumlichkeiten, an einer privaten oder städtischen Musikschule oder an einer der derzeit gut 20 deutschen Musikhochschulen. Jede dieser Unterrichtsarten hat ein eigenes Anforderungsprofil mit jeweils eigenen Reizen, Schwerpunkten und Schwierigkeiten. Welchen Umfang dabei die Vermittlung von Improvisation im Allgemeinen und Jazzmusik im Speziellen haben kann, hängt nicht in erster Linie von der Unterrichtsstufe, sondern vom jeweiligen Schüler ab. Die Nachfrage nach Musikschulunterricht und Musik-Studienplätzen in Deutschland ist unverändert hoch. Die Unterrichtsqualität ist in der Regel ebenso hoch und wird durch einen konstanten Zulauf von bestens ausgebildeten Musikern gesichert. Alles bestens also, könnte man denken. Leider jedoch macht sich der vermeintliche Sparzwang in Politik und Gesellschaft auch im Unterrichtsbereich deutlich bemerkbar. Waren noch vor einigen Jahren Festanstellungen mit Vergütung nach Bundes-Angestelltentarif an städtischen Musikschulen keine Seltenheit, fallen inzwischen viele Musikschulen ganz aus dem Geltungsbereich von Tarifverträgen; feste Stellen werden gestrichen und durch Honorarverträge ohne soziale Absicherung und mit dramatisch schlechterer Bezahlung ersetzt. So …

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Beruf: Jazzmusiker (7) – KSK

Nachdem es in den beiden letzten Folgen meines Blogs um für Jazzmusiker wichtige Institutionen (UDJ beziehungsweise GEMA und GVL) ging, hier nun der dritte und letzte „organisatorische“ Teil, diesmal zum Thema KSK. Jazzmusiker sind in der Regel freiberuflich tätig und erwirtschaften ihre Einnahmen aus Nicht-Angestelltenverhältnissen. Sie haben also keinen Arbeitgeber, der für sie Sozialabgaben zahlt – und müssen daher theoretisch die Kosten für ihre Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung alleine tragen. Dies stellt für eine Berufsgruppe mit hohen Unwägbarkeitsrisiken (unregelmäßige Auftragslage, schwankende Einnahmenhöhe…) und derart niedrigem Jahresbruttoeinkommen eine große Belastung dar. 1983 wurde deshalb die Künstlersozialversicherung eingeführt. Sie bezieht freischaffende Künstler in die Versicherungspflicht ein und ermöglicht ihnen dafür Zugang zur gesetzlichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung, wobei die Künstler lediglich die Arbeitnehmerbeiträge zahlen. Die fehlende Beitragshälfte – quasi der „Arbeitgeberanteil“ – wird über Bundeszuschüsse und durch eine pauschale Künstlersozialabgabe finanziert, welche die „Verwerter“ von künstlerischen Leistungen (Clubs, Festivals, Unternehmen…) prozentual auf alle gezahlten Honorare abführen müssen. Zuständig für die Versicherungsveranlagung und Beitragserhebung ist die Künstlersozialkasse (KSK). Die KSK zählt derzeit etwa 177.000 Mitglieder, von denen gut ein Viertel im Bereich Musik tätig ist. Da viele „Verwerter“ …

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Beruf: Jazzmusiker (6) – GEMA und GVL

Wie schon in der vorangegangenen Folge meines Blogs geht es auch diesmal um Institutionen, die für uns Musiker von zentraler Wichtigkeit sind: die Gesellschaft für mechanische Aufführungsrechte (GEMA) und die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL). Beide Institutionen übernehmen für uns Aufgaben, die wir als Einzelpersonen niemals bewältigen könnten: Sie treiben in unserem Auftrag Gebühren ein, die anfallen, wenn unsere Werke oder unsere künstlerischen Leistungen öffentlich aufgeführt oder medial genutzt und vervielfältigt werden. Während sich die GEMA dabei um die Belange der Urheber, also der Komponisten und Textdichter sowie deren Verlegern kümmert (Urheberrecht), nimmt die GVL die Rechte von Interpreten und deren Labels wahr (Leistungsschutzrecht). Grundlage für den Interpreten ist im Regelfall ein komponiertes Werk. Dieses (und mit ihm sein Urheber) wird daher auch als erstes geschützt; für jede Werknutzung – wie öffentliche Aufführung, Sendung oder mechanische Vervielfältigung – fallen GEMA-Gebühren an, die dem Urheber zufließen. Erst wenn sogenannte Zweitverwertungen entstehen, sei es durch den Radio-/ Fernsehmitschnitt eines Konzertes oder die Nutzung von Tonträgern im öffentlichen Raum, sind GVL-Gebühren fällig, die dem jeweiligen Interpreten zugute kommen. Da viele Jazzmusiker sowohl Komponisten als auch Interpreten sind, …

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Beruf: Jazzmusiker (5) – Zusammen ist man weniger allein

Jazzmusiker sind oft als Einzelkämpfer unterwegs in einem Arbeitsfeld, das sehr auf den „ganz eigenen, persönlichen Stil“ fixiert ist. Jeder sucht für sich nach einer Nische, einer Marktlücke, in der er sich sein Auskommen sichern kann. Und die Kollegen sind immer auch ein Stück weit Konkurrenten. Wollen wir unser Werk einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen, ist es fast unumgänglich, dass wir uns in Abhängigkeiten begeben – zu Konzertveranstaltern, Booking-Agenturen, Labels oder Musikverlagen. Solange es dem Marktsegment, in dem wir Einzelkämpfer uns bewegen, einigermaßen gut geht – und das war im 20. Jahrhundert recht lange so –, funktioniert diese „Infrastruktur“ und wir können wir es uns leisten, unseren individualistischen Ansatz konsequent zu verfolgen. In schwierigen Zeiten aber – und momentan sind sie etwas schwierig – wird schnell deutlich, dass der einzelne Musiker das schwächste Glied der Kette ist. Gehen die Einnahmen aus Konzertkarten- und Tonträgerverkauf zurück, reichen Veranstalter, Agenturen und Labels das wirtschaftliche Risiko stets an den Musiker weiter, um ihr eigenes wirtschaftliches Überleben zu sichern. Da wir Musiker aber niemanden haben, auf den wir das Risiko abwälzen könnten, stehen wir plötzlich vor der Frage, für …

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Das Jazzfest Rottweil startet Vorverkauf für 2014

Seit längerem schon laufen die Planungen für das 27. Jazzfest Rottweil, das vom 30. April (Jazz in Town) bis zum 17. Mai 2014 stattfinden wird. Seit Donnerstag, 19. Dezember, gehen die Organisatoren mit den ersten zwei Veranstaltungen in den Vorverkauf:  Für den 2. Mai ist es gelungen, mit „La Nuit de la Chanson“ eine hochwertige, nagelneue Produktion aus Frankreich in die Alte Stallhalle zu engagieren. Die Veranstaltung verspricht eine wunderbare Nacht mit den bekanntesten französischen Chansons von Édith Piaf, Georges Brassens, Barbara, Jacques Brel, Juliette Gréco, Charles Aznavour, Gilbert Bécaud, Charles Trenet u. a. m. – zu werden – das gab es noch nie im Rahmen des Jazzfests. Herausragende Musiker, die sich im „Le Petit Orchestre de L’Opéra Comique de Paris“ vereinigen, präsentieren dieses faszinierende Programm. Allen voran Gérard Daguerre, jahrelang Direktor der Opéra Comique de Paris, Weggefährte und Partner von Charles Aznavour und Leiter wie Produzent von „La Nuit de la Chanson“. Den Gesangspart übernehmen mit Marie-Stéphane Bernard und Frédéric Longbois zwei grandiose Interpreten, die sich weit über die Grenzen Frankreichs hinaus einen Namen gemacht haben. Am Akkordeon musiziert kein Geringerer als Marcel Azzola. …

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Beruf: Jazzmusiker (4) – Der schönste Beruf der Welt

In der ersten Folge meines Blogs schrieb ich, dass Jazzmusiker für mich der schönste Beruf der Welt sei. Warum, das möchte ich nun erläutern. Lebenslang Neues entdecken können Nachdem ich mit 16 den Jazz für mich entdeckt hatte, war mir recht schnell klar, dass ich mich mein ganzes Leben mit (Jazz-)Musik beschäftigen können würde, ohne jemals „ausgelernt“ zu haben. Diese Vorstellung war zunächst durchaus beängstigend; glücklicherweise habe ich während meines Studiums aber eine positive Einstellung dazu gefunden – und freue mich seitdem sehr über den Ausblick, zeitlebens faszinierende Musik neu kennenzulernen oder neue Facetten an vermeintlich Altbekanntem zu entdecken. Selbstbestimmt handeln Ich genieße die Freiheit, selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können. Es wäre mir schwer gefallen, meine Lebenszeit und Arbeitskraft für fremde Zwecke aufzuwenden, hinter denen ich schlimmstenfalls gar nicht hätte stehen wollen. Gleichzeitig trage ich das volle Risiko für meine Entscheidungen und bin daher gezwungen, mich gegenüber allen beteiligten Personen (einschließlich mir selbst) verantwortungsbewusst zu verhalten. Reisen ins Innere… Bei meiner intensiven Beschäftigung mit der Musik – in künstlerischer wie in geschäftlicher Hinsicht – stoße ich unweigerlich immer wieder an Grenzen, auf Sachen, die mir …

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Auf der Suche nach neuen Talenten – Probespiele des Bundesjazzorchesters vom 6. bis 9. Januar in Bonn

Das Bundesjazzorchester, das offizielle Jugendjazzorchester der Bundesrepublik Deutschland, sucht Nachwuchs. Vom 6. bis 9. Januar finden in Bonn Probespiele des Orchesters statt. Als Veranstaltungsort konnte das Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Bonn gewonnen werden, wo im Jahr 1988 das Bundesjazzorchester seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte. Sämtliche Bigband-Instrumente – Trompeten, Posaunen, Saxophone und Rhythmusgruppe – werden 2014 neu besetzt. Denn im Bundesjazzorchester gibt es alle zwei Jahre eine automatische Verjüngung: Jedes Mitglied wird maximal zwei Jahre in die Förderung des BuJazzOs aufgenommen. Dann rücken neue Talente nach. Neben der Bigband-Neubesetzung sucht auch das BuJazzO-Vokalensemble Nachwuchs. Bis zum Bewerbungsschluss am 15. November sind mehr als 170 Bewerbungen im Projektbüro eingegangen – so viele Interessenten wie nie zuvor. Nach Überprüfung der Teilnahmekriterien und einer Vorauswahl der Jury haben nun 142 Musiker – 123 männliche und 19 weibliche – eine Einladung zum viertägigen Probespiel erhalten. Der jüngste Teilnehmer stammt aus Bonn. Er ist 15 Jahre jung und muss sich gegen 15 Mitbewerber in der Instrumentenkategorie „Schlagzeug“ durchsetzen. Die Bewerber, die zu großen Teilen bereits alle an Musikhochschulen Jazz studieren und eine Vergangenheit in einem Landesjugendjazzorchester vorweisen können, werden ab dem 6. Januar …

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Projekt Jazzdatenbank NRW. gestartet

Gelsenkirchen. Das von nrwjazz lange angekündigte und geplante Projekt Jazzdatenbank NRW. läuft jetzt an. Ab sofort können sich alle Jazzmusiker mit Lebensmittelpunkt NRW, Formationen mit mindestens zwei Musikern aus NRW, Spielstätten und Veranstalter mit Standort NRW beim Jazzportal nrwjazz.net eintragen. Der Veröffentlichungstermin der Jazzdatenbank im Internet, deren Zugang kostenlos sein wird, ist bereits für Ende Februar 2014 geplant. Mit Hilfe der Jazzdatenbank werden zunächst alle dort erfassten Spielorte, Veranstalter, Initiativen, Jazzmusiker und Formationen aus NRW zu finden sein. Vielfältige  Auswertungsmöglichkeiten ermöglichen einen schnellen Zugriff auf zahlreiche Informationen und auf die Webpräsenzen der Akteure. Im Sinn hat nrwjazz mit der Jazzdatenbank NRW. aber nicht allein gezielten Recherchen der Presse, Veranstalter, Netzwerker oder einfach nur des jazzinteressierten Publikums, sondern der erst Anfang 2013 gegründete Verein will damit auch die Größe und Bedeutung der JazzSzene in NRW nachweisbar in der Öffentlichkeit dokumentieren. „Dabei bleibt zu hoffen, dass die Jazzakteure selbst das Angebot intensiv nutzen und den Wert einer solchen Datenbank für die Jazzszene auch erkennen,“ so Geschäftsführer und Projektleiter Bernd Zimmermann vom nrwjazz e.V.. „Von allein kommen die Informationen nämlich nicht da rein. Leider müssen die Jazzmusiker oder …

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Beruf: Jazzmusiker (3) – Mehr Selbstbewusstsein, bitte!

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich unsere Vorstellung von Arbeit grundlegend gewandelt. Ursprünglich nur Mittel zum Zweck der eigenen Bedarfsdeckung (Sicherung des Lebensunterhalts), wurde die Arbeit mehr und mehr zum Selbstzweck und das Erwirtschaften von Gewinnen zum erklärten Ziel. Alsbald wurde nach Wegen gesucht, diese Gewinne zu maximieren. Mittlerweile ist es oberstes Ziel, den Vorgang der Gewinnmaximierung auch noch größtmöglich zu beschleunigen. Kurzfristige Rendite wird höher gewichtet als langfristige Entwicklung. Leider ist diese Form des Kapitalismus zu einer gesamtgesellschaftlichen Lebensphilosophie mutiert, mit dramatischen Folgen: es gilt das Recht des (wirtschaftlich) Stärkeren, Banken zerstören Volkswirtschaften, Börsen dulden Spekulationen mit Grundnahrungsmitteln, Konzernlobbyisten diktieren Politikern Gesetzestexte; jahrhundertealte Vorstellungen von Ethik und Moral werden scheinbar achselzuckend über Bord geworfen. Fast wirkt es, als wäre besonders in der westlichen Welt Geld das einzige, was manchen Menschen noch heilig ist.

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Gebhard Ullmann übernimmt Vorsitz der Union Deutscher Jazzmusiker

Der Berliner Multiinstrumentalist und Komponist Gebhard Ullmann ist neuer Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker. „Nach zwei sehr intensiven und fruchtbaren Jahren freue ich mich über einen so renommierten und hochgeschätzten Kollegen als Nachfolger“, so Julia Hülsmann, die der Union Deutscher Jazzmusiker seit Februar 2012 vorgestanden hatte und auf eigenen Wunsch nicht mehr kandidiert hatte. Gleichzeitig löst der Kölner Pianist Benjamin Schaefer den Berliner Schlagzeuger Christian Lillinger im Vorstand ab. „Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben und über das Vertrauen der Mitglieder“, so Gebhard Ullmann nach der Wahl auf der Mitgliederversammlung. „Dabei kann ich an die hervorragende Arbeit meiner Vorgängerin und des Vorstands anknüpfen und für den Jazz aus Deutschland eine starke Stimme sein. Ich habe keine Angst auch mal anzuecken, ohne dabei das Machbare aus den Augen zu verlieren“. Mehrere Schwerpunkte stehen für die Arbeit der Union Deutscher Jazzmusiker in den kommenden Monaten an. Zunächst geht es nach wie vor um die weitere Professionalisierung des Berufsverbandes, der sich erst Anfang 2012 neu aufgestellt und runderneuert hatte. Gleichzeitig sollen die guten politischen Kontakte auf Bundesebene nach der Bundestagswahl erneuert und ausgebaut werden, um das in …

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