Das gibt’s nur einmal: das Birdland Neuburg

Jazzclubs gibt es einige in Deutschland, vor allem natürlich in den mittleren und den Großstädten. Warum ist einer der berühmtesten und angesehensten dann mitten in der bayerischen Provinz, im kleinen Barockstädtchen Neuburg an der Donau angesiedelt? – Alles begann bereits im Jahr 1958, als der spätere Gründer der Jazzwoche Burghausen, Helmut Viertel eine Ausbildung zum Gerichtsvollzieher in Neuburg machte. Er hatte interessante Jazzplatten, die damals noch schwer erhältlich waren und hörte sie zusammen mit Manfred Rehm. Aus Liebe zum Jazz gründeten sie den Club, der aber erst ab 1985 richtig auf Kurs gelangte. Viertel war inzwischen nach Burghausen versetzt worden, und Rehm veranstaltete in verschiedenen Gaststätten regelmäßig Konzerte. 1991 zog man in die jetzigen Räumlichkeiten, ein Kellergewölbe unter der Hofapotheke: ein Ambiente, das Seinesgleichen in Deutschland und Europa sucht. Sponsor Fritz von Philipp erklärt sich den Erfolg folgendermaßen: „Ich merk’s immer an der Reaktion der Musiker, die sind so etwas gar nicht mehr gewöhnt. Hier ist der Club super, das Publikum super und das Umfeld bestens. Die Gastronomie steht nicht im Vordergrund, nichts klappert, man kann sich auf die Musik konzentrieren. Das ist phantastisch.“ (Text …

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Vadim Neselovsky (p) und Arkady Shilkloper (Horn). Foto: Hans Kumpf

Harmonie zwischen einem Russen und einem Ukrainer

Ende Juni nahm der Hornist Arkady Shilkloper (geboren 1956 in Moskau) mit dem Pianisten Vadim Neselovskyi (geboren 1977 in Odessa) in Ludwigsburg die erste gemeinsame CD auf. Das Eigenlabel der dortigen Bauer Studios wird die mit „Krai“ (Land) betitelte Scheibe Anfang Oktober auf den Markt bringen. Hans Kumpf sprach am 25. Juni mit den aus Russland und der Ukraine stammenden Musikern. Hans Kumpf: Arkady, 1980 habe ich Dich erstmals gehört, als Du im Orchestergraben vom Moskauer Bolschoi-Theater in der Oper „Boris Godunow” von Modest Mussorgski mit Deinem Waldhorn gespielt hast. Gesehen und gesprochen habe ich Dich dann Mitte der 80er Jahre bei der Jazz Jamboree in Warschau. Mittlerweile trafen wir uns bei vielen Festivals – und Du bist sogar nach Deutschland umgezogen. Wann? Arkady Shilkloper: 2003. Zunächst war ich in Wuppertal, seit November 2011 wohne ich in Berlin. Hans Kumpf: Wie oft bist Du noch in Russland? Arkady Shilkloper: Sehr oft! In den letzten beiden Jahren habe ich mehr Konzerte in Russland gehabt. Nicht nur In Moskau, sondern auch in Jekaterinburg, Irkutsk, Ufa, Omsk Nicht nur Jazz, sondern auch mit Kammerorchester. Aber ich hoffe mit …

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JazzZeitung 2014/04 - Titelblatt

Neue JazzZeitung 2014/04 im Handel

Gedruckt und zugänglich: Die neue aktuelle JazzZeitung 2014/04. Berichte: Südtirol Festival, Jazz Sommer im Bayerischen Hof, Bayerisches Jazzweekend, Festival Bingen swingt, Andreas Dombert / Chris Gall im Leeren Beutel Regensburg, Ystad Sweden Jazz Festival 2014 Portrait: Ketil Bjørnstad, Andrea Keller (Pianistin und Komponistin aus Australien), der Harfenist Edmar Castañeda, das Dortmunder Duo „about aphrodite“, 5 Fragen an den Bassisten Robert Landfermann Dossier: Jazz und die progressive Form – von Hans-Jürgen Schaal CD-Rezensionen: 35 Jahre Leo Records, Katharina Maschmayer, Tingvall Trio, Jacob Karlzon, Michael Schiefel u.v.m. Club-Portrait: das Birdland Neuburg Farewell: Horace Silver, Charlie Haden, Giorgio Gaslini

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Jazzkritik ist käuflich

Die Dinge sind kompliziert. Neulich übersandte mir Redakteur Andreas Kolb einen Einladung zu einem JazzFestival, das in wenigen Tagen im September auf der Krim stattfinden soll. Rossiya Segodnya International Information News Agency invites Jazz Zeitung to take part in a press trip to the International Jazz Festival Koktebel Jazz Party. The press trip scheduled for September 10-17, 2014 will be held in Koktebel, a picturesque and cozy coastal town in Crimea. Die Sache ist vollfinanziert und so, als ob man Jazzjournalisten einkaufen könnte. (Kann man natürlich und das wird auch gerne, wo Kohle vorhanden, gemacht.  So kam ich zum Winterjazz nach Köln dieses Jahr. Ich glaube, das ist nich okay!) Es wirkt in der Tat teils merkwürdig, was man als bezahlter Gast dann schreibt, wo man sich für die Nettigkeit in der Pflicht fühlt. Ich hätte es auch nie gedacht, dass man nach einer Pressekonferenz über die Qualität des Buffetts nachdenkt und, wenn es mal nur Schnittchen gab statt Frikadellen schon enttäuscht ist. Gehätschelt werden wollen, vollkritisch bleiben und so, wie geht das zusammen? Aber das Geld ist überall knapp. Heute haben die „normalen“ Journalisten …

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Das Leben lieben – trotz allem

Unsere Newcomer des Monats April sind eigentlich schon alte Hasen, haben aber ihr erstes Duo-Album mit dem Titel „Lifelover“ beim deutschen Label Traumton herausgebracht. Die ungarische Sängerin und Songschreiberin Veronika Harcsa hat dafür elf federleichte Lieder geschrieben, die sich mit allen Höhen und Tiefen des Lebens auseinandersetzen. Begleitet werden sie und ihre glasklare Stimme nur von dem Gitarristen Bálint Gyémànt, der auch mit komponiert hat. Eine außergewöhnliche Kombination, die überzeugt und sicher ihre Fans bei uns finden wird. (Traumton 4606/Indigo). Ursula Gaisa sprach mit Veronika Harcsa.   JazzZeitung: Der Titel „Lifelover“, ist das sozusagen das Motto des Duos? Was inspiriert Sie zu Ihren Texten? Veronika Harcsa: Die Palette der Gefühle in den Liedern ist sehr breit. Als ich die Texte geschrieben habe, durchlebte ich gerade eine schwierige Periode, und der Schreibprozess war die richtige Therapie dafür. Der Titel „Lifelover“ ist der Abschluss dieser Therapie. Trotz aller Schwierigkeiten, trotz aller Enttäuschungen sind wir dankbar, dass wir unser Leben leben und wir uns mit Musik beschäftigen können. JazzZeitung: Warum nur Gitarre und Stimme? Was ist die Intention dieser Minimalbesetzung? Harcsa: Früher habe ich mit Bálint auch schon …

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JazzStudio Nürnberg feiert 60-jähriges Bestehen mit Jazzwoche im April

„Ein Kellerloch als Tor zur Welt“ – so lautet der stimmige Titel eines Buches, das anlässlich des 40-jährigen Jubiläums im ConBrio Verlag erschienen ist (derzeit nur mehr antiquarisch erhältlich). Und treffender lässt sich die frisch renovierte Residenz des JazzStudio Nürnberg am Fuß der Burg wohl kaum umschreiben. Denn die Liste der absoluten Topstars, die früher oder später zu Besuch in der Lebkuchenhauptstadt waren, ist lang und illuster. Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre waren durch die Zusammenarbeit mit dem Konzertbüro Lippmann & Rau alle Größen der Jazzszene in Nürnberg zu Gast: Ella Fitzgerald, Miles Davis, Duke Ellington, John Coltrane oder das Modern Jazz Quartet. Nach ihren Auftritten in der Alten Messehalle oder im Lessingtheater traf man sie oftmals noch in den Kellerräumen des JazzStudio an. Ein gesellschaftliches Ereignis mit 2.000 Besuchern wurde das seit 1966 alljährlich stattfindende Festival „Jazz Ost-West“, das während des Kalten Krieges als Begegnungsstätte zwischen Jazzmusikern aus Ost und West diente. Nach dem Zerfall des Ostblocks verlor das Festival an Bedeutung, die Zuschauerzahlen gingen zurück, 2002 wurde es das letzte Mal veranstaltet. Auch mit einem Generationenwechsel hatte man nach dem Ausscheiden …

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Die Printausgabe 1-14: Peter Knoll und eine Wochenendverlosung

Das nachfolgende Portrait „Ein Passauer in New York“ von Josefine Koehn ist erstmals in der jetzt vorliegenden Printausgabe der JazzZeitung erschienen. Zur Feier des Erscheinens verlosen wir dieses Wochenende zwei Doppel-CDs aus dem Hause ACT: Duo Art – Creating Magic, unter anderem mit Lars Danielsson & Leszek Mozdzer, Nils Landgren & Esbjörn Svensson, Gwilym Simcock & Yuri Goloubev und Youn San Nah & Ulf Wakenius. Schicken Sie bis Montag, 3.2.2014 eine E-Mail mit Betreff „Duo Art“ und unter Angabe Ihrer Postadresse an gaisa@jazzzeitung.de Weitere Themen im Heft: Michael Wollnys „weltentraum“, Kulturpreis für Sigi Schwab, Bericht vom Festival der Jazzinitiative Würzburg, Interview mit dem neuen UDJ-Vorsitzenden Gebhard Ullmann, großer Fortbildungskalender mit Workshops und Ausbildungsstätten (auch hier als kostenloser Download!); Farewell: Jim Hall und Al Porcino; 5 Fragen an Nils Klein; BMW Welt Jazz Award: die kommenden Events u.v.m. Ein Passauer in New York – Peter Knoll: Der Jimi Hendrix des Avantgarde-Jazz Wer schon mal mit geschlossenen Augen durch New York spazieren gegangen ist, dem wird es nicht schwer fallen, die Klang- und Geräuschwelt der Millionenmetropole in den Improvisationen von Peter Knoll wieder zu finden. Mal schnell, …

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Von Marathon bis „Everlasting“ – Mein persönliches Jahr 2013, Teil1

Es kann sein, dass wenn dieser Blog online geht, wir schon mitten im Januar sind und voller Tatendrang die neuen Vorsätze umsetzten wollen. Falls nicht auch nicht schlimm, denn dass ist mein persönlicher Rückblick auf das Jahr 2013.  Mancher wird sich fragen warum von mir?? Ganz einfach, über andere zu schreiben, da gibt’s draußen in der Fachwelt schon genug, und vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen was ein junger Saxophonist aus München so musikalisch getrieben hat im Jahr 2013. Mir hat es schon immer gut getan mich in mancher Situation wieder zu finden, die vielleicht jemand anders schon erlebt hat, ob Musiker, Familie, Sportler oder ein guter Freund. So fühlt man sich in manchen Momenten nicht alleine, oder denkt: „Warum passiert dass genau immer nur mir?“ Finde es immer sehr interessant mitzuerleben wie jeder Mensch anders mit einer Form von Druck umgeht. Und wenn ich da an mich denke, verstehe ich jetzt immer mehr was es heisst „schnell“ eine CD zu machen, oder eine Band zu leiten. Früher wo ich CD’s gekauft hab, oder heute schnell bei iTunes ein Album lade, konnte ich den …

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45. Jazzwoche Burghausen 2014 mit Jamie Cullum

Die Internationale Jazzwoche Burghausen feiert in diesem Jahr ihr 45. Jubiläum mit einem hochkarätigen Programm, Grund genug, die ausführliche Pressemitteilung an dieser Stelle zu veröffentlichen. Schließlich pilgern Jazzfans aus ganz Deutschland und Europa Jahr für Jahr nach Burghausen – Zum nunmehr 45. Mal lädt die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen zur Internationalen Jazzwoche in ihre Stadt an der Salzach – 45 Jahre, in denen Burghausen fest auf der Landkarte des Jazz verankert wurde. Grund genug auch in diesem Jahr, mit einem fulminanten Programm aufzuwarten, das Jazzpilger von Nah und Fern anlockt! Große Stars, musikalische Geheimtipps und hochkarätige Newcomer geben sich in Burghausen vom 25. – 30. März 2014 die Hand und sorgen wieder dafür, dass sich die Stadt zu Füßen der längsten Burg der Welt für eine Woche in das Mekka des Jazz verwandelt. Mit von der Partie: der charismatische Grenzgänger zwischen Jazz, Pop und Rock Jamie Cullum, NEA Jazz Master und Grammy Award-Gewinner Jack DeJohnette mit seinem drei Generationen übergreifendem Spring Quartet (Joe Lovano, Esperanza Spalding und Leo Genovese), Ausnahme-Trompeter Nils Petter Molvær und Gitarren-Spezialist Bill Frisell. Die vortreffliche Jazzschlagzeugerin und -bassistin Terri Lyne Carrington hat …

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Die taktlos-Nachrichten vom 12.12.

Vergangenen Donnerstag widmete sich das musikmagazin taktlos der neuen musikzeitung und des Bayerischen Rundfunks dem Jazz. Unter dem Titel „Jazz prekär“ ging es eine Stunde lang um die Lebens- und Überlebensbedingungen der Musiker, Spielstätten, Kritiker und des Publikums. Jetzt gibt es den Podcast zum Nachhören sowie ein paar Impressionen hier. Zu Gast waren übrigens Oliver Hochkeppel, Monika Roscher und Michael Stückl sowie das Duo Kreitmeir und Zehrfeld. Zum Nachlesen veröffentlichen wir an dieser Stelle die taktlos-Nachrichten: Berlin: Ab kommendem Jahr will die schwarz-rote Bundesregierung den blasmusiklastigen oder auch orchestral-pomadigen Klang der deutschen Nationalhymne auffrischen. Das teils swingende, teils bebopige Arrangement Klaus Doldingers wird künftig vom Bundes-Jugend-Jazzorchester interpretiert. Den Text rappt exklusiv im Rahmen politisch ersehnter Inklusion: Bushido. Leipzig/Köthen. Neue Manuskriptfunde belegen: Johann Sebastian Bach leitete während seine Kantorenzeit in Leipzig bereits eine BigBand. Bislang sind die Manuskripte von Musikwissenschaftlern als gefälschter Humbug abqualifiziert worden. Erst der Jazzforscher Martin Pfleiderer von der Musikhochschule Weimar hat den tieferen Sinn der Kompositionen wie „It’s enough“ oder „Nobody knows the trouble I’ve seen“ entdeckt. In diesem Zusammenhang bekommt auch endlich die angeblich vollkommen falsch gestimmte Orgel des Jazzclubs Köthen einen …

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