Jazzfest Berlin 2017. Tyshawn Sorey. Foto: Petra Basche

Heimatabend ohne Spirit beim Jazzfest Berlin 2017 (Donnerstag)

Natürlich läuft das Jazzfest Berlin offiziell längst seit man im Schloß Bellevue unter die Fittiche von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier genommen wurde. Die ersten Konzerte auf der Festspiel-Bühne fanden aber erst am Donnerstag statt. Zwei Ensembles, in Besetzung und Ansatz denkbar konträr, schlugen auf der Klangfläche auf. Nicht immer gerade funkensprühend oder funkenstreuend – und auch nicht feuertrunken. Ein Männer-Trio aus den USA und eine Männerbigband aus dem Norden Deutschlands, verstärkt mit norwegischen Musikern. Und: natürlich einer Sängerin. Es gibt Tage, da mag man nicht gerne Kritiker sein. Der erste Abend des Jazzfests Berlin war so einer. Das Tyshawn Sorey Trio und die erweiterte NDR-Bigband legten sich nämlich anfangs stark ins Zeug und scheiterten wenig grandios im Lauf ihrer Auftritte. Warum unangenehm: Weil man eigentlich freudig Schönes berichten möchte, aber nicht kann. Tyshawn Sorey Trio – Zwischen Klangkunst und Abklang Der Pianist Cory Smythe betritt die Bühne und baute aus sparsam zusammengesetzten Klänge, repetierend schönste glockenähnliche Klangstrukturen. Pedalisiert, sich langsam auffüllend. Mal werden sie stark musikalisch angereichert und gewürzt, dann wird es wieder wundervoll leer. Ein Grundmuster, zart und von geradezu träumerischer Leere und Luftigkeit. Nach …

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Ab heute im Kino: „Django – ein Leben für die Musik“ und eine Verlosung

Seit Jahren befand sich der französische Manouche-Gitarrist Django Reinhardt (1910-1953) auf dem Gipfel seines Erfolges, obgleich er sein Quintette du Hot Club de Jazz umbesetzen musste, nachdem sein kongenialer Geiger Stephane Grappelli 1939 aus Furcht vor den Kriegswirren in London geblieben war. Inspiriert von amerikanischen Jazzcombos, vor allem derjenigen des Klarinettisten Benny Goodman, hatte Reinhardt an seiner Stelle den Klarinettisten Hubert Rostaing und anstelle eines der beiden Rhythmusgitarristen einen Schlagzeuger – den Ägypter Pierre Fouad, im Film dargestellt von dem französischen Jazzschlagzeuger Vincent Frade – engagiert. (Text: Gerhard Litterst / Fotos: Roger Arpajou/Weltkino) Das neue Quintett war nicht minder erfolgreich im nunmehr von deutschen Soldaten besetzten Paris und eilte von Auftritt zu Auftritt in den führenden Cabarets, darunter das Folies Bergere, einer der von Reinhardt favorisierten Auftrittsorte. Unter dem ihn feiernden Publikum befanden sich indes zunehmend auch deutsche Offiziere, die einerseits seine als „unarische Negermusik“ verpönte Jazzmusik ablehnten, andererseits von ihrer euphorisierenden und popularisierenden Wirkung fasziniert waren. Hier, 1943, setzt die Handlung von Etienne Comars Film Django ein, der – als Weltpremiere und Wettbewerbsbeitrag – die diesjährige Berlinale eröffnete. Gestützt auf Alexis Salatkos Roman Folles …

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Bericht: Gerd Dudek spielte sich ins 80. Lebensjahr hinein

Das Recklinghäuser Szenelokal Altstadtschmiede mit ihren wöchentlichen Sessions steht für eine hohe Beständigkeit im Jazz, wie sie auch und gerade jenseits der großen Bühnen lebt. Vorausgesetzt man pflegt sie mit so viel Herzblut wie der Gitarrist Ingo Marmulla, der vor Jahrzehnten diese Reihe ins Leben rief – und heute über genug Kontakt in der Szene verfügt, um jede Woche aufs Neue die kleine Bühne voll zu bekommen. Auffällig ist, dass hier auch viel junges Publikum das Klischee von der in Würde ergrauenden Jazzgemeinde fröhlich konterkariert. Erwartungsgemäß voll wurde es, als hier mal wieder ein legendärer Spieler auf der Bühne stand: Der Saxofonist Gerd Dudek improvisierte und solierte sich abendfüllend in sein 80. Lebensjahr hinein. An seiner Seite agierte eine große, spontan zusammengewürftelte Band, und auch die vereint jung und alt in ihren Reihen! Am untersten Ende der Altersskala der groß besetzten Combo auf der kleinen Bühne rangiert Jerry Lu, der „jugend jazzt“ und „jugend musiziert“ erfolgreich meisterte und jetzt in Köln Jazzpiano studiert. Durch nichts lässt sich dessen ruhig pulsierendes Spiel aus der Ruhe bringen. Das beweist er bei dieser improvisierten Spontan-Combo wie sonst auch …

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Jazz im Radio

Die Jazz-Radio-Woche vom 10.10. bis 15.10.2017

Ein subjektiver Blick in die Jazzwoche im Radio. Schwerpunkt ist selbstverständlich Thelonious Monks 100. Geburtstag. Weiters gibt es zum Beispiel: Michel Camilo & Tomatito, Babette Michel, Porträt der Saxofonistin und Komponistin Angelika Niescier, Emile Parisien Quartet und das Trio Idioma, John Patitucci, Pianoduo Iana mit Christine Wodrascka und Betty Hovette, Christian Sands, Deutsches Jazzfestival Frankfurt 2016, Die Kunst des Trompeters Lester Bowie, Nik Bärtsch’s Ronin & hr-Bigband, cond. & arr. by Jim McNeely, Jazzfest Berlin 2016. Alle Angaben ohne Gewähr.

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Tyshawn Sorey. Copyright: Tyshawn Sorey

Jazzfest Berlin 2017 blickt nach London und New York

Festivaleröffnung mit Bands aus den USA und London im Lido in Kreuzberg. Erster Artist-in-Residence: Amerikanischer Musiker Tyshawn Sorey  Die Verbindung der Berliner Musikszene mit den USA und London ist eines der Themen der dritten und letzten Festivalausgabe des künstlerischen Leiters, des britischen Autors Richard Williams. Der US-amerikanische Schlagzeuger und Komponist Tyshawn Sorey ist der erste Artist-in-Residence des Festivals und tritt in vier Formationen auf, darunter im Abschlusskonzert mit 20 Musiker*innen aus Berlin. Außerdem reisen aus den USA Dr. Lonnie Smith, Nels Cline mit seinem Projekt „Lovers“, Ambrose Akinmusire, Heroes Are Gang Leaders, Steve Lehman & Sélébéyone und John Beasley’s MONK’estra an. Die „Berlin-London Conversations“ im A-Trane und die Auftritte von Shabaka and the Ancestors, Mônica Vasconcelos, Kit Downes und Empirical bringen die Londoner Musikszene nach Berlin. In seiner dritten und letzten Festivalausgabe präsentiert der künstlerische Leiter Richard Williams beim 54. Jazzfest Berlin an sechs Tagen, vom 31. Oktober bis 5. November, ein Programm mit 24 verschiedenen Jazzformationen – vom Solo bis zur Bigband, über 150 Musiker*innen verschiedenster musikalischer Herkünfte aus den USA, Südamerika, Südafrika, Asien und Europa. In den Konzerten werden teilweise ganz neue Konstellationen, zum Beispiel bei den „Berlin-London Conversations“ im A-Trane, zu erleben sein. Eigens für das Festival konzipierte Projekte, darunter drei neu …

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+++ news +++ Bayreuther Jazz-November +++ Jazzwoche Hannover +++ Göttinger Jazzfestival +++

+++ Bayreuther Jazz-November +++ Der Bayreuther Jazz-November präsentiert sich in seinem elften Jahr vom 9. bis 12. November musikalisch noch breiter aufgestellt. Das mehrfach ausgezeichnete Jazzforum (Kulturpreis 2017 der Stadt Bayreuth, Spielstättenprogrammpreis bzw. APPLAUS 2013, 2014 und 2016) zündet als Veranstalter die nächste Stufe für das Herzensprojekt Bayreuther Jazz-November. Beinahe könnte man ihn „Allstar-Jazz-November“ nennen, wenn da nicht die Spätkonzerte wären mit spannenden jungen Projekten. Wenn an den Festivaltagen um 20 Uhr die Jazzgrößen Makiko Hirabayashi, Marilyn Mazur, Rolf Kühn, Jasper van‘t Hof, Tony Lakatos, Wolfgang Haffner oder Christopher Dell auf der Bühne im Becher stehen, machen sich die jungen Wilden schon mal warm: Mario Rom im Glashaus oder die fulminante Jazzrausch Bigband und die meistgehörte deutsche Jazz-Soul-Stimme Pat Appleton im Lamperium. In Kooperation mit den Kulturfreunden Bayreuth kommt sogar ein ganzes Orchester auf die Bühne des Zentrum, um mit dem David Gazarov Trio und der Sängerin Fola Dada den Sonntag Nachmittag mit dem Great American Songbook zu versüßen. In den Werkstätten der Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne gibt es einen Workshop für Kinder mit Percussion am halbfertigen Flügel. Und zusammen mit Kino ist Programm e.V. …

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VERLEY UNS FRIEDEN: Neueste Aufnahme des Bundesjazzorchesters mit Chorälen und Texte nach Martin Luther

Die Neuvertonung ausgewählter Luther-Choräle und prägnanter Zitate des Reformators war Anfnag des Jahres bereits in protestantischen Kernlanden auf Tournee und  in Berlin, Dessau, Weimar und Wittenberg live zu hören. Am 8. September erscheint die neueste Aufnahme des Bundesjazzorchesters: VERLEY UNS FRIEDEN Choräle und Texte nach Martin Luther für Jazzorchester und Vokalensemble (Komposition und Arrangement: Michael Villmow). Anklänge an gregorianische Mönchsgesänge und mehrstimmiger Choralgesang vereinen sich mit zeitgenössischer Jazz- und Bigband-Stilistik. „Für mein Werk habe ich Kompositionen aus prägnanten Zitaten erstellt, die entscheidende Situationen in Luthers Leben spiegeln“, so Villmow. „Ergänzend dazu habe ich drei Choräle ausgewählt, die in Musik und Text Martin Luther zugeschrieben werden: ‚Aus tiefer Not schrei ich zu Dir‘, ‚Ein feste Burg ist unser Gott‘ und ‚Verley uns Frieden‘.“ Das Werk erscheint am 8. September bei dem Label Double Moon Records (DMCHR 71192). Die Produktion ist eine Zusammenarbeit mit dem Erich-Thienhaus-Institut (Tonmeister-Ausbildung) der Hochschule für Musik Detmold und entstand im März 2017 im Rahmen der 59. Arbeitsphase des Bundesjazzorchesters in der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung Trossingen.   VERLEY UNS FRIEDEN Bundesjazzorchester Michael Villmow, Komponist und Künstlerischer Leiter Double Moon Records DMCHR 71192

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Omar Sosa. Foto: Thomas J. Krebs

Hamburger „Jazz“- Sommerprogramm in der Elbphilharmonie

Die Hamburger Elbphilharmonie veranstaltete in den vier Augustwochen einen vielseitigen Konzertsommer: Klassik, World-, Filmmusik & Jazz wechselten sich ab und boten dem Publikum ein spannendes Programm. Im Jazz mit von der Partie u.a. Omar Sosa, die Monika Roscher Big Band und das Andromeda Mega Express Orchestra. Alles im großen Konzertsaal und natürlich vor ausverkauftem Haus. Omar Sosa‘s einziges Deutschlandkonzert am 23. August mit seinem Quarteto AfroCubano präsentierte dem Publikum eine gelungene Mischung aus Latin Jazz, Funk, afrikanischen und kubanischen Rhythmen. Eine ganz eigene „Sosa“-Fusion mit hochkomplexen, inspirierten Kompositionen, die sich mit jazzigen Balladen abwechselten. Der Saxophonist Leandro Saint-Hill kommunizierte von Beginn an aktiv mit dem Publikum, und so gelang der Band eine nicht nur musikalische, sondern vor allem ganz persönliche Nähe zum Publikum. Omar Sosa schaffte es mit seiner Formation binnen kürzester Zeit in der Elbphilharmonie ein Havanna-Feeling zu zaubern und das ca. 2000-köpfige Publikum, Fans wie neugierige Besucher, restlos zu begeistern. Ein musikalisches Feuerwerk! Kontrastprogramm dann am 26. August: Im ersten Teil des Abends gab sich die Monika Roscher Big Band bei ihrem zweiten Konzert in der Hansestadt die Ehre (2014 fand ihr erster …

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BMW Welt Young Artist Jazz Award bringt Roman Sladek zweimal auf die Bühnen des Landes

Leipzig/München. Roman Sladek, Preisträger des BMW Welt Young Artist Jazz Award 2017, wird als Teil des Preises am 14. Oktober im Werk 2 während der Leipziger Jazztage und am 23. Oktober im Münchner Jazzclub Unterfahrt mit der Jazzrausch Bigband auftreten. Darüber hinaus erhält das Nachwuchstalent 3.000 Euro als Preisgeld. Ausgewählt wurde der Jazzposaunist von der BMW Welt Jazz Award Jury für den gemeinsam von der BMW Group und der Landeshauptstadt München gestifteten Preis. „Ich freue mich sehr über den BMW Welt Young Artist Jazz Award und empfinde es als große Ehre, diese ermutigende Anerkennung stellvertretend für die vielen großartigen Musikerinnen und Musiker der Jazzrausch Bigband entgegennehmen zu dürfen“, so Roman Sladek. Dirk Reinicke, Leiter BMW Niederlassung Leipzig, dazu: „Kulturengagement bedeutet für uns nicht nur, Kultur für alle verfügbar zu machen, sondern auch Nachwuchsförderung. Der BMW Welt Young Artist Jazz Award verbindet dies hervorragend, daher freuen wir uns sehr, als langjähriger Partner der Leipziger Jazztage unserem jungen Preisträger Roman Sladek dort eine Bühne zu bieten.“ Dr. Hans-Georg Küppers, Kulturreferent der Stadt München, ergänzt: „Mit Roman Sladek erhält ein großartiger Münchner Nachwuchsmusiker den BMW Welt Young Artist …

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