Richardson: Afrofuturism

Schwarz, Türkisch, Weiß. In der HörBar von BLK2LIFE bis Claassen, Linx & WDR Big Band

Eine bunte Mischung aus der Welt der improvisierten Musik hat Huflaikhan im Januar in der HörBar rezensiert. Mischung impossible. Fay Claassen, David Lynx & WDR Big Band: And still we sing Peter Materna: The Kiss The Kevin Brady Electric Quartet: Plan B WOODEN PEAK – Human | Machine | Nature Logan Richardson: Afrofuturism Erkin Cavus & Reentko Dirks: Istanbul 1900 BLK2LIFE – A Future Past / York: The Souljazz Experience, Vol. 1 WOODEN PEAK – Human | Machine | Nature „Human | Machine | Nature ist eine elektroakustische, klangarchäologische Komposition von Sebastian Bode und Jonas Wolter. … Dreh- und Angelpunkt von Human | Machine | Nature ist die ehemalige Brikettfabrik Werminghoff, heute bekannt als Bergbaumuseum Energiefabrik Knappenrode, unweit von Hoyerswerda. Anfang der neunziger Jahre wurde die Fabrik im Zuge der politischen Wende stillgelegt und wenig später in kaum verändertem Zustand als Museum eröffnet.“ Die Autoren fragen, was wohl passiert, „wenn die Sounds aus alten Tagen zurückkehren und mit Musik und Klängen von heute verschmelzen?“ Man könnte es einfach beantworten: Nichts … Weiterlesen Richardson: Afrofuturism Bescheidenheit sieht anders aus: „Frank Zappa, Queen, Brian Wilson and Radiohead …

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Kupke/Zerbe: Monalisa

Very Improvisierte Musik in der HörBar von Henkelhausen bis Zerbe

Eine bunte Mischung aus der Welt der improvisierten Musik hat sich Huflaikhan für Ende Dezember in der HörBar zusammengestellt: Henkelhausen Quintet: Misantropic Tendencies, Ramsch – Carabattola, Sylvain Rifflet – Troubadours und Kupke/Zerbe – Monalisa. Kupke/Zerbe: Monalisa Eine kleine Serenade von Pretiosen musikalischer Improvisationen. Klarinette und Klavier teilen hier nicht nur die beiden ersten Buchstaben, sondern ihr Faible den unsingbaren Rest. Ein spätes Produkt aus dem Gewächshaus der Ehrerbietung an Hanns Eisler. Hier aber nicht in den vier Fäusten für jenen mit der Wildheit, wie sie Heiner Goebbels und Alfred Harth in direkter Konfrontation ausgebildet haben. Sondern wie durch mehrere Schleier gefiltert in der Tradition des Klavierliedes – nur eben statt mit Stimme mit Klarinette. Kein Wunder also, dass in der „Mahlerei“ auch dessen Liebsubstanz zum Schwingen … Rifflet – Troubadours Eine Musik, die einen mitnimmt wie eine Welle oder wie eine Art Treibsand. Nur völlig gefahrlos. Die Kompositionen von Rifflet sind eigentlich im Kern sehr leicht durchschaubar. Auf einem Rhythmus-Bett breitet sich ein melodisches Phrasengeflecht aus. In dieses kann man sich hineinbegeben und sich zurücklehnen. Eine musikalische Karawanenreise ist das am Ende mit so vorzüglicher …

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Protest ist möglich: The Dorf überrascht mit seinem Konzeptalbum

15 Jahre nach der Bandgründung reflektieren Jan Klare und seine Band The Dorf gesellschaftliche Zustände – und machen musikalisch mächtig Druck dabei Das aktuelle Album von „The Dorf“ irritiert so manchen treuen Fan. Yes! No! Protest Possible steht auf dem Cover. Die Musik klingt genauso, wie diese Optik suggeriert und ist der Sprache immer dicht auf den Fersen. Das ist eine neue Erfahrung bei diesem  Kollektiv für aktuelle Musik im Ruhrgebiet. Die Songs, Slogans und Sprachspiele reflektieren gesellschaftliche Zustände und individuelle Befindlichkeiten im Turbokapitalismus.„Protest Possible“ entstand unter Bedingungen, die völlig neu waren. So spontan sich im Endresultat dieses Albums der ungestüme Druck im Kessel entlädt, so ist das Werk in Wahrheit doch ein lange gehegtes Konzeptwerk. Vor allem die wandlungsfähig agierenden Sängerinnen Marie Daniels und Oona Kastner machen ihren Job exzellent. Das kommt den Wörtern und Sätzen zugute, die sich die beauftragten Gegenwartsautorinnen Lisa Danulat, Natascha Gangl, Laurie Penny sowie der Jazzjournalist Wolf Kampmann und der Publizist Jörn Klare haben hierzu einfallen lassen. Die in 27köpfiger Besetzung agierende Band verleiht den Worten in jedem Moment ein ungestümes Ausrufezeichen. Die Frage nach dem Warum Die Musik …

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Daheim spielt die Musik: Zweites Soloalbum des Pianisten Florian Favre

Auf seinem neuen Album widmet sich der Schweizer Pianist Florian Favre seiner musikalischen und geographischen Herkunft: unaufdringlich, humorvoll und verspielt. Inspiration: Heimat Stellen Sie sich Idylle vor: saftiggrüne Wiesen, dahinter ragen schneebedeckte Berge in den blitzeblauen Himmel. Von weiter Ferne hören Sie sanftes Kuhmuhen und das dazugehörige Glockengebimmel. Diese Kulisse ist Heimat und derzeitiger Lebensraum des Pianisten Florian Favre. 1886 im westschweizerischen Fribourg geboren lebt er momentan nur wenige Kilometer davon entfernt in einem schnuckeligen Dorf voller verwinkelter Gässchen. Nur einen Katzensprung entfernt von seinem Elternhaus. Florian Favre wurde von dieser Umgebung zu seinem zweiten Soloalbum inspiriert – den Wiesen, Bergen, Kühen, Menschen und ihren Geschichten, Traditionen, Liedern. Es trägt den Titel „Idantitâ“ – in der Sprache Patois, die in dem Landkreis gesprochen wurde, wo Favre aufgewachsen ist. Heute ist sie quasi ausgestorben. Favres Großeltern konnten noch ein paar Brocken sprechen, der Jazzpianist verbindet mit der Sprache eine Zugehörigkeit zu seinem Zuhause. Organische Gebilde aus Folklore und Modern Und dem widmet sich Favre auf „Idantitâ“ (Label: Traumton), zunächst einmal, indem er sich dem musikalischen Erbe seiner Heimat annähert. Mehr als die Hälfte der zwölf Stücke …

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Die AG der fiependen Mäuse – neue CD von Gabriele Hasler

Im Jazzfach steckt sie manchmal immer noch. Früher hat Gabriele Hasler „God Is A She“ gesungen und wurde von gestandenen Jazzern wie Bog Degen, Manfred Bründl und ihrem damaligen Partner, dem Modern-Jazz-Schlagzeuger Jörn Schipper begleitet. Von Album zu Album hat sich die aus Hessen stammende Komponistin und Stimmkünstlerin jedoch weiter von herkömmlichen Songstrukturen und Genregrenzen entfernt. Gleichzeitig ist sie immer tiefer in die Sprache selbst als Ausgangsmaterial für ihre Kompositionen eingedrungen. Dabei überlagert der klangliche Aspekt von Worten nicht selten deren eigentliche Bedeutungsebene. Schon die Vertonung von Texten des in Rumänien geborenen Dichters Oskar Pastior (Sonetburger, frösche und teebeutel) und der Dichterin Gertrude Stein eröffnete mittels feinst geformten Stimmgeräuschen ungeahnte musikalische und Klanguniversen.   Herden und andere Büschel Mit ihrem Anfang 2020 aufgenommenen und von ihr selbst produzierten Soloalbum „Herden und andere Büschel“ durchstreift die mittlerweile im Wendtland lebende Musikerin mit ihrer Stimme das Tierreich. Es zirpt und schnarrt, rauscht und schwirrt ohne dass die Anmutung entstehen könnte, hier gehe es um ein besseres Huhn, Schaf oder das dünne Gefiepe einer Maus. Verdoppelt und in rhythmischen Klangbildern vervielfacht trifft die vielfach elektronisch verfremdete Stimme auf …

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Silent Explosion Orchestra – Portraits of New York City

Pogopostmoderne und aktuelle Musik in der HörBar 2021 – kw 49

Eine bunte Mischung von Solo bis Big Band hat sich Huflaikhan für Anfang Dezember in der HörBar zusammengestellt: Kämmerling Quartett: This Way – Weber: Once Upon A Time – Woody Black 4: The Lost Tapes – Silent Explosion Orchestra – Portraits of New York City – Pride: I Hate Work Kämmerling Quartett: This Way Jazz, Jazz, Jazz. Das Quartett hier kommt dem Begriff des traditionellen europäischen (deutschen) Mainstream-Jazz sehr nahe. Jedes der 10 Stücke des Debut-Albums bildet einen eigenen Charakter aus, ohne großes Brimborium, immer dicht am Material, das sich die vier Herren da zu Füßen legen. Das kann ein Chopin-Prelude sein, das können aber vor allem traditionelle Volkslieder sein wie „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ oder Kirchen-„Volkslieder“ wie „Nun ruhen alle Wälder“. Und dabei ergibt sich folgende schöne Konstellation: Man hat nicht das Gefühl, dass da etwas „verjazzt“ wird (etwas, was …) Weiterlesen Weber: Once Upon A Time Konzert im August 1994 beim „Festival International De Contrebass“ in Avignon. Eberhard Weber solo. Elektrisch mit Effektgeräten für Overdubs. Sechs Stücke. Der Grundklang des Weberschen Musizierens ist bekannt: Ein sündig-süffige Klang, der kugelblitzartig durch …

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mikroPULS

Jazz und aktuelle Musik in der HörBar 2021 – kw 47

Eine bunte Mischung hatte sich Huflaikhan für die letzte Novemberwoche in der HörBar zusammengestellt. Wie nicht selten, sind die Übergänge zwischen Neuer Musik und Jazz im Bereich der Improvisation fließend: Slowfox: Freedom – Hildenbrand: Mater – Tchiba: klang collection – mikroPULS – Schönegg / Enso: Strukturen Slowfox: Freedom Slowfox sind das Trio Hayden Chisholm (sax, fl), Philip Zoubek (p, moog) und Sebastian Gramss (b, comp), die mit diese Aufnahme eine ganz aparte, schummerige Platte vorlegen, die so kammermusikalisch intim klingt, wie selten etwas. Teils in komplexer Song-Struktur, die dann aber doch durchschaubar auftritt. Virtuos ist alles ohne dabei diesen Eindruck selbst zu erwecken. Kompositionen wie Freedom leben in dieser Zurückgezogenheit des Ausdrucks, dieser Druckarmut mit hoher Intensität gleichwohl. Keine musikalische Prosa: Hier spricht das „lyrische Wir“ aus den Kompositionen. Die Titel der 15 Einzelstücke entstehen, wenn man das Plattenmotto Weiterlesen Hildenbrand: Mater Im September 2020 hat sich Hub Hildenbrand für die Aufnahmen seines Mater-Zyklus in die Dorfkirche von Woddow begeben. Das ist ein kleines Dorf der Uckermark mit ca. 109 Einwohnern. „Die Saalkirche wurde in sauber gequadertem Feldsteinmauerwerk während der Ostkolonisation in der zweiten Hälfte …

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Muriel Grossmann – Reverence

HörBar Jazz – September 2021

Musik von Muriel Grossmann, Philipp Wisser, Udi Shlomo, dem Arthur Hnatek Trio und Uygar Çağlı. Ab- und durchgehört von Huflaikhan. Muriel Grossmann – Reverence Was für eine musikalische Energie und Klang- und Rhythmus-Suppe sich gleich mit dem ersten Track „Okan Ti Aye“ augenblicklich ausbreitet. Die seit 2004 in Ibiza lebende Französin Muriel Grossmann hat hier etwas gewebt, das die Grafik des Covers verheißt. Verschlungene, saftige und doch auf einem einfachen Melos beruhendes buntes Gewusel. Das hält nicht die ganze Platte über so extrem konspirativ an. Doch über weite Strecken. Ibiza wirkt plötzlich gar wie ein Brennpunkt musikalische Weltkultur. Besonders aber referenziert die Musik auf diejenige des afrikanischen Kontinents. Sowohl in rhythmischer Gestaltung wie auch … Weiterlesen Philipp Wisser – Just a Glimpse Man muss nicht überall große Wort dazu machen. Da machen fünf Männer eine CD an der man nichts auszusetzen haben kann, außer, dass man an ihr nicht einmal etwas aussetzen kann. Die Tracks murkeln so vor sich hin, mal im Chorus, mal wieder solistisch, alles im Lot soweit. Ja. Läuft durch. Könnte aber auch alles ganz anders sein. … Weiterlesen Udi Shlomo – …

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Olaf Taranczewski, Jean-Philippe Wadle und Benedikt Stehle legen mit »When I was« ein beeindruckendes Album vor

Melancholie … Was ist Melancholie? Mit der landläufigen Vorstellung, Melancholie sei ein Zustand der Traurigkeit, kann man sich eigentlich nicht zufriedengeben. Tiefer schürfen da Essayisten und Philosophen wie Béla Hamvas (»Anatomie der Melancholie«, »Die Melancholie der Spätwerke«) und László F. Földényi (Essayband »Lob der Melancholie«). Die Melancholie habe nichts mit einer Stimmung zu tun, sie sei keine Empfindung, kein Seelenzustand, keine Krankheit, schreibt Hamvas. »Die Melancholie ist die letzte Station der Vergänglichkeit, der letzte, allerletzte Tropfen Honig des Lebens. Die letzte Wonne und das allerletzte Wissen«, so Hamvas. Diese süße Trauer sei die letzte Verlockung des Lebens. – Die letzte Wonne. Diese Musik. Das kinderliedartige »Coco«, die einleitende Komposition dieser CD, verklanglicht diese Trauer über das Leben als Abfolge süßer Letztmaligkeiten. Die zehn weiteren Stücke auf dieser Scheibe scheinen wie Variationen solcher Verlockungen, wie immer neue Versuche, Erinnerungen an vergangenen Zauber zurückzuholen, aufglimmen zu lassen. Wie lautet der Titel der CD? »When I was« … Béla Hamvas: »Das ganze Leben in den letzten Tropfen Honig getunkt. Man weiß, mehr gibt es nicht, das ist das Letzte. Dieses Wissen, dass es das Letzte ist, das ist …

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Facetten eines ausgewanderten Oberpfälzers – David Plates neues Album

Die vermaledeite Zeit der Lockdowns hat auch der Kölner Gitarrist mit Oberpfälzer Wurzeln David Plate genutzt und Musik für ein neues Album geschrieben. Modern Jazz und Fusion, Funk und sogar Flamenco, sowie Rockmusik in mehr oder weniger deutlichen Dosen sind die stilistischen Säulen von „Bull’s Eye“. Eingespielt in einer Septettbesetzung mit drei Bläsern, klingt das Album wie im suiteartig angelegten „Caraway Seed“ manchmal wie kleine Bigband, einem Format für welches Plate tatsächlich öfter Arrangements schreibt. Erschienen ist es, wie auch Plates Solo- und andere Alben, auf dem künstlereigenen Label mit dem wunderbaren Namen Coffee Break Records. Komplexe Strukturen Die Kompositionen vereinen komplexe Strukturen mit eingängigen Themen. Die Musik ist groovy, dabei durchaus von einer sinnlichen Eleganz und reich an Nuancen und Klangfarben. Und sie kann auch mitreißen, wenn etwa in „Chasing“ über einem markanten Groove, den Alex Morsey mit seinem E-Bass vorantreibt, Plate und Hubert Winter auf dem Sopransaxofon mit schwindelerregenden Soli ihre DNA in den Song einschreiben.   Poetisch-zauberhaft Nach diesem funky Feuerwerk vollführen Stimmung und musikalische Form in „Kokopelli“ eine radikale Wendung hin zu einer poetisch-zauberhaften Stimmung, in die man von einem klassisch …

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