Richtig beliebt: Maciej Obara Quartett eröffnet BMW Welt Jazz Award 2019

„Unloved“ hieß das Programm, das Altsaxophonist Maciej Obara am vergangenen Sonntag in den den Doppelzylinder der BMW Welt in  München mitbrachte.  Nach gut zwei Stunden hoch energetischem Spiel seines polnisch-norwegischen Quartetts waren die vier Musiker beim Publikum das krasse Gegenteil von „unloved“, nämlich extrem beliebt. „Unloved“ ist ein Song des Komponisten und Pianisten Krzysztof Komeda, dem Spiritus Rector des modernen Jazz in Polen, der ihn einst für den gleichnamigen Film von Janusz Nasfeter komponiert hatte. Er war das einzige Stück des Jazzvormittags, das nicht von Bandleader Maciej Obara  stammte. Im Zentrum der sinfonisch-opulenten Kollektiv-Improvisationen stand stets das lyrisch-kraftvolle Saxophon von Maciej Obara, der seine vier Mitmusiker sicher durch die Klippen komplexester Rhythmen und Harmonien führte. Seinem virtuosen Spiel standen sein Landsmann Dominik Wania am Klavier sowie die beiden Norweger Ole Morten Vagan am Bass und Gard Nilssen am Schlagzeug um nichts nach. Für die JazzZeitung.de hielten die Photographen Ralf Dombrowski und Thomas J. Krebs Momente in Farbe und Schwarzweiss fest. Ein ausführliche Kritik von Ssirus W. Pakzad lesen Sie demnächst unter www.nmz.de Mit diesem Auftakt ging der BMW Welt Jazz Award 2019 unter dem Motto …

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Inspiriert vom Inuit-Klang

Jazzkonzert. Das junge österreichisch-bayerische Quartett Tiktaalik überrascht bei Preisträger-Tour durch Clubs mit eigenen Stücken. Von Michael Scheiner   Regensburg. Gibt man bei einer Suchmaschine den Begriff Tiktaalik ein und schaut sich die gesammelten Bilder an, findet man Fische. Keinen gewöhnlichen „großen Süßwasserfisch“, wie der Name aus der Sprache der Inuit übersetzt lautet, sondern einen ausgestorbenen Fleischflosser, der sich an Land robbt. Das wird sich vermutlich ändern, wenn Fotos von Liveauftritten des nach diesem fossilen Tier benannten Quartetts aus Österreich nach und nach das Netz fluten. Die vier jungen Musiker aus Österreich waren kürzlich auf einer Tour durch Bayern. Dabei gaben sie auch beim Jazzclub im Leeren Beutel ihre musikalische Visitenkarte ab. Vergangenes Jahr hatte die Band in der letzten Runde eines Wettbewerbs gegen drei andere Jazzgruppen bei der Jury die Nase vorn und holte sich den LAG-Jazzpreis. Der undotierte Preis ist bei Nachwuchsmusikern und jungen Bands durchaus begehrt, weil damit eine Clubtour verbunden ist. Die verhilft jetzt dem 2015 von Saxofonist Oliver Marec gegründeten Quartett zu einer größeren Bekanntheit. Der Alt- und Sopransaxofonist ist in Bayern aufgewachsen, daher war die Teilnahme am Wettbewerb möglich. Nach …

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+++News: +++Eine Kammermusik-Hommage an Leonard Bernstein im Studio 2 des Bayerischen Rundfunks+++

„A Bernstein Story“ Werke von Leonard Bernstein, Igor Strawinsky und Steve Reich sowie eigene Kompositionen und Improvisationen: „A Bernstein Story“ nennen der Klarinettist Sebastian Manz und der Jazzpianist Sebastian Studnitzky ihr Programm, das sie am 22. Januar 2019 im Studio 2 des Bayerischen Rundfunks vorstellen. Das Konzert beginnt um 20.00 Uhr, BR-KLASSIK/Hörfunk überträgt es live. Mit dem Klarinettisten Sebastian Manz und dem Jazz-Pianisten Sebastian Studnitzky treffen zwei Musiker aus völlig verschiedenen Welten zusammen. Mit ihrer Hommage an Leonard Bernstein brechen sie in eine gemeinsame Welt auf und katapultieren Bernsteins Musik ins 21. Jahrhundert: Voller Risiko- und Experimentierfreude, mit Improvisationen und Live-Elektronik, übergreifend, unkonventionell und experimentell – wie einst Bernstein selbst seine Musik dachte. Werke von Igor Strawinsky und Steve Reich haben ebenso ihren Platz in diesem Programm. Diese Melange aus Originalkompositionen, einzigartigen Arrangements und eigenen Kompositionen lässt erahnen, in welch ungeheurem künstlerischen Universum Bernstein zuhause war. www.br-klassik.de  

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Sven Faller. Foto: Michael Scheiner
Sven Faller. Foto: Michael Scheiner

Bassist Sven Faller leitet künftig den Bereich Jazz bei der Sommerakademie Neuburg an der Donau

Neuburg a.d. Donau. Neben Musik- und Musikfachschulen haben sich Workshops zu einem wichtigen Standbein der „jazz education“ entwickelt. Mit einem außerordentlich breiten Angebot aus Bildender Kunst, Tanz, Kunsthandwerk, Alter Musik, Klassik und Jazz hat die Neuburger Sommerakademie dabei immer eine Sonderstellung eingenommen. Spezialisierte Workshops, wie in Bayern in Erlangen und Burghausen, haben sich gegenüber diesem Gemischtwarenladen – um es einmal flapsig auszudrücken –  immer leichter getan, interessierte Musikschaffende anzusprechen. Das möchte der neue Leiter der Jazzabteilung, der Bassist Sven Faller, mit einer neuen, jüngeren Dozentenmannschaft und erweitertem Konzept künftig ändern. Kommenden Sommer will er bei der Sommerakademie ein neues Kapitel aufgeschlagen. Nach mehr als drei Jahrzehnten anfänglich zäher Aufbauarbeit zieht sich der Saarländer Professor Herbert Wiedemann von der künstlerischen Leitung im Musiksektor zurück. Den Bereich Klassik hat er bereits vor drei Jahren an den Cellisten Alexander Suleiman abgegeben, im Bereich Jazz ist Faller vor einiger Zeit vom Stadtrat als neuer Leiter bestätigt worden. Mittlerweile hat Suleiman, Professor an der Musikhochschule in Suzhou, den Klassikbereich mit neuen Ideen und Ansätzen spürbar internationalisiert. Auch Faller, seit vier Jahren bereits als Dozent in Neuburg tätig, will den Jazzzweig …

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Magnetische Sternstunde der Musik: Das Lorenz Kellhuber New Trio im Stadttheater Regensburg

Regensburg. Verpufft, beiseite geschoben, weggewischt. Jeglicher Vorbehalt, ob ein reines Instrumentalkonzert bei den Zuhörern auch ankommt, war schlussendlich atomisiert. Anfänglich sorgte sich Pianist Lorenz Kellhuber im Theater Regensburg noch, dass Besucher sein Konzert mit dem New Trio vorzeitig verlassen könnten. Am Ende konnte die euphorisierte Menge kaum noch mit Zugaben beruhigt werden. Nach einer über dreiviertelstündigen Improvisation hatten die drei Musiker ihre Zuhörer derart in einem magisch-magnetischen Klangkosmos gefangen, dass sie wie Süchtige nach immer mehr verlangten. Einige wenige waren tatsächlich nach der Pause nicht mehr ins Theater zurückgekehrt, ihre Plätze blieben verwaist. Vielleicht hatten sie sich etwas mehr Groove, normaleren (Mainstream-)Jazz oder songartige Strukturen erwartet. Wer allerdings die Entwicklung des mit 28 Jahren noch jungen Berliner Pianisten mit oberpfälzischen Wurzeln ein wenig verfolgt hat, konnte darauf ernsthaft kaum gesetzt haben. Kellhuber hat sowohl als Solist, Bandleader, wie als Begleiter oder Partner über Genregrenzen hinweg der Improvisation immer einen breiten Raum eingeräumt oder gar ganz frei gespielt. Dennoch war es vom Jazzclub, als engagierter Veranstalter, eine mutige Entscheidung das neue Trio um Kellhuber in der Reihe „Jazz im Theater“ zu präsentieren. Anders als im intimeren …

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Nachlese zum 5. Ottobrunner Klavier-Festival

Das mittlerweile fünfte Klavier-Festival war gleichzeitig auch der Abschluss des 10-jährigen Jubiläums der Ottobrunner Konzerte. An zwei Abenden gaben drei außerordentliche, stilbildende Pianisten jeweils eine Solo-Performance am Steinway. Ketil Bjørnstad & Bobo Stenson traten am ersten Abend auf, und den zweiten Abend schließlich bestritt Pianolegende Martial Solal. Ketil Bjørnstad spielte ein ungemein kraftvolles Set, das er Manfred Eicher und dem ECM Label widmete. Stürmische Momente wechselten mit lyrischen Klängen. Bjørnstad spannte einen Bogen von seinen eigenen Kompositionen bis hin zur Klassik. Bobo Stenson dagegen schlug sehr viel leisere Töne an. Seine Improvisationen, hoch inspiriert, waren emotional spannungsgeladen und wirkten gegen Bjørnstads Spiel fast zerbrechlich. Ein großartiger erster Abend, abgerundet durch das traditionelle „Meet The Artist“ Künstlergespräch nach dem Konzert. Der mittlerweile 91-jährige, in Algier geborene, französische Pianist Martial Solal setzte am zweiten Tag des Festivals spielerisch einen ganz besonderen Akzent. In zwei Sets interpretierte er Jazz-Standards auf seine eigene Art und Weise und zerlegte gekonnt Stücke wie „Tea For Two“, „I Remember April“ oder gar das französische Kinderlied „Frère Jacques“. Solals Spiel war ungemein frisch und gleichzeitig erfrischend, humorvoll wie virtuos. Der Schalk sitzt ihm …

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BMW Welt Jazz Award 2019: Der elfte Wettbewerb feiert Jazz mit dem Motto „Saxophone Worlds“

München. Der elfte BMW Welt Jazz Award wird mit dem Leitmotiv „Saxophone Worlds“ zelebriert. So sind auch im Jahr 2019 Jazz-Begeisterte und solche, die es werden wollen, wieder zu sechs kostenfreien Sonntagsmatineen von Januar bis März eingeladen. Im Mittelpunkt steht dabei das Instrument, das wie kein anderes den Jazz repräsentiert und durch seine große Bandbreite beeindruckt: das Saxophon. Ihm widmen sich sechs international herausragende Ensembles, die das Motto „Saxophone Worlds“ im Doppelkegel der BMW Welt interpretieren. Die Musiker kommen in diesem Jahr aus Deutschland, Estland, Frankreich, Norwegen, Polen, Schweiz sowie Großbritannien und den USA. Das große Finale um den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten BMW Welt Jazz Award findet am 4. Mai 2019 im Auditorium der BMW Welt statt. Künstler und Ensembles Januar 2019: Maciej Obara Quartet Der 37-jährige polnische Alt- und Tenorsaxofonist Maciej Obara gehört zu den wichtigsten Musikern der mittleren Generation des europäischen Jazz, in dem Polen mit Virtuosen von Zbigniew Seifert bis Leszek Mozdzer immer schon eine bedeutende Rolle spielt. Nachdem er 2006 mit seinem Trio den renommierten Wettbewerb in Bielka Zadymka für junge Jazzbands gewonnen hatte, eroberte Obara im Jahr darauf …

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5. Klavier Festival in Ottobrunn mit Bobo Stenson, Ketil Bjørnstad & Martial Solal am 13. & 14. Dezember

Im Dezember finden in Ottobrunn seit nunmehr 5 Jahren Piano Abende der besonderen Art statt. Im Rahmen des Jubiläums „10 Jahre Ottobrunner Konzerte“ wird das diesjährige Klavier Festival im Wolf-Ferrari-Haus am Donnerstag, den 13. Dezember von zwei ganz besonderen ECM-Pianisten eröffnet: dem Schweden Bobo Stenson, der u.a. in Formationen mit Jan Garbarek und Charles Lloyd Maßstäbe gesetzt hat, sowie Ketil Bjørnstad, der nicht nur als außerordentlicher Jazzpianist, sondern auch als erfolgreicher Autor lyrischer Werke und Essays weit über die Grenzen seiner Heimat  Norwegen bekannt geworden ist. Am 14. Dezember folgt dann ein absolutes Piano-Highlight: Kein Geringerer als der 1927 in Algier geborene Martial Solal, Grandseigneur des französischen Jazz-Pianos, wird den zweiten Abend des Festivals bestreiten! Wie kein Zweiter beeinflusste er in der Tradition von Bud Powell, Lennie Tristano oder auch zeitgenössischer Musik die französische wie internationale Jazzszene. Bis heute gilt er als einer der ganz Großen, der mit seinem Spiel den Jazz maßgeblich geprägt und bereits zu Lebzeiten Geschichte geschrieben hat. Gleichzeitig hat Solal immer gelehrt und sein Wissen weiter gegeben. So geschehen vor ca. 30 Jahren an einen seiner Schüler, den Pianisten Cornelius Claudio …

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Florian Weber live mit „Lucent Waters“ im Kölner Stadtgarten

„Lucent Waters“, die gerade auf dem Label ECM erschienene CD des Pianisten Florian Weber, wurde vergangenem Montag live mit seinem Quartett im Kölner Stadtgarten vorgestellt. Mit dabei Ralph Alessi an der Trompete, die Ausnahmebassistin Linda May Han Oh und Dejan Terzic am Schlagzeug. Die Idee zum Titel des Albums stammt von Webers Erfahrungen beim Tauchen, wenn man sich darauf einlässt sich vom Wasser umspülen zu lassen und in die Wellen eintaucht. Das konnten auch die Zuhörer im Kölner Stadtgarten: sich auf die Musik des Quartetts einlassen und eintauchen in die polyrhythmische und polyphone Welt von Florian Weber mit seinen wunderbar komplexen, tiefgründigen Kompositionen. Thematisch passend wurde das Konzert mit dem Stück „Melody of a waterfall“ eröffnet. Es folgten dann weitere Kompositionen von Weber wie „Fragile Cocoon“, „Sonnenwind“ oder „The Traveller“. In zwei Sets wurde ein spannender musikalischer Bogen geschlagen. Angefangen von neuen Stücken aus dem aktuellen Album, bis hin zu Webers „Wurzeln“ und seinem Mentor Lee Konitz, vor dem er sich mit dem Stück „Lee’s Line“ verbeugte. Nomen est omen ziehen Webers Stücke den Hörer in seinen Bann. Seinen Spitznamen „Flow“ hat Florian Weber vollkommen …

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Vom Duo bis zur NDR Big Bigband: zum Tod des Vibraphonisten Wolfgang Schlüter

Der Jazzmusiker Wolfgang Schlüter ist tot. Wie seine Plattenfirma Skip Records am Dienstag mitteilte, starb er am Montag im Alter von 85 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Der 1933 in Berlin geborene Musiker wollte eigentlich klassischer Solopaukist werden, wechselte dann aber zum Vibraphon und zum Jazz. 2001 wurde er mit dem Deutschen Jazzpreis, 2013 mit einem Echo Jazz und 2017 mit dem Hamburger Jazzpreis ausgezeichnet. Der Vibraphonist Wolfgang Schlüter ist am 12. November 2018, im Alter von 85 Jahren völlig unerwartet – und gerade mit den abschließenden Aufgaben eines neuen Projektes mit seinem Quartett und Streichern beschäftigt – verstorben. Wolfgang Schlüter hat viele Jazzepochen miterlebt und sie mit seinem unverwechselbaren Spiel geprägt: vom Swing der Nachkriegszeit über den Bebop und den „coolen“ Jazz der 50er-Jahre bis zu freieren Experimenten. Er spielte in unterschiedlichsten Besetzungen: vom Duo über das Quartett bis zum Jazzorchester. 30 Jahre war Wolfgang Schlüter Mitglieder der NDR Bigband; daneben spielte er mit vielen Jazzgrößen wie Kurt Edelhagen und Peter Herbolzheimer, vor allem aber fast ein halbes Jahrhundert lang mit dem Pianisten und späteren Redakteur Michael Naura. An der Hamburger Hochschule für …

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