Nachlese zum 5. Ottobrunner Klavier-Festival

Das mittlerweile fünfte Klavier-Festival war gleichzeitig auch der Abschluss des 10-jährigen Jubiläums der Ottobrunner Konzerte. An zwei Abenden gaben drei außerordentliche, stilbildende Pianisten jeweils eine Solo-Performance am Steinway. Ketil Bjørnstad & Bobo Stenson traten am ersten Abend auf, und den zweiten Abend schließlich bestritt Pianolegende Martial Solal.

Ketil Bjørnstad spielte ein ungemein kraftvolles Set, das er Manfred Eicher und dem ECM Label widmete. Stürmische Momente wechselten mit lyrischen Klängen. Bjørnstad spannte einen Bogen von seinen eigenen Kompositionen bis hin zur Klassik.

Bobo Stenson dagegen schlug sehr viel leisere Töne an. Seine Improvisationen, hoch inspiriert, waren emotional spannungsgeladen und wirkten gegen Bjørnstads Spiel fast zerbrechlich. Ein großartiger erster Abend, abgerundet durch das traditionelle „Meet The Artist“ Künstlergespräch nach dem Konzert.

Der mittlerweile 91-jährige, in Algier geborene, französische Pianist Martial Solal setzte am zweiten Tag des Festivals spielerisch einen ganz besonderen Akzent. In zwei Sets interpretierte er Jazz-Standards auf seine eigene Art und Weise und zerlegte gekonnt Stücke wie „Tea For Two“, „I Remember April“ oder gar das französische Kinderlied „Frère Jacques“. Solals Spiel war ungemein frisch und gleichzeitig erfrischend, humorvoll wie virtuos. Der Schalk sitzt ihm bis heute im Nacken. Da blieb harmonisch zwischenzeitlich kaum ein Stein auf dem anderen, bis er schließlich wieder zum Thema der ursprünglichen Kompositionen zurückkehrte. Das Publikum war außer Rand und Band und Solal bedankte sich mit zwei wunderbaren Zugaben, wirklich ergreifend: „My One and Only Love“. Seine Performance war ein Parforceritt durch die Geschichte des Jazzpianos und er bediente sich ganz nebenbei in Versatzstückern auch bei Mozart, Bach oder Grieg. So humorvoll Solal mit seinem Spiel den Abend über das Publikum begeisterte, war auch das Künstlergespräch nach seinem Auftritt, bei dem er den Zuhörern so manchen Tipp für das Altwerden oder seine Inspiration(en) mit auf den Heimweg gab.

Text & Fotostrecke: Thomas J. Krebs

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