Klangmaler Matthieu Bordenave mit neuer CD „The Blue Land“

Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Im Februar 2019 stellte der Saxophonist Matthieu Bordenave eindrucksvoll sein Trio mit Patrice Moret am Kontrabass und dem Pianisten Florian Weber im Rahmen des BMW Jazz Awards vor. Ein Konzert, das sich tief in meine Erinnerung eingegraben hat. Gut eineinhalb Jahre später erschien dann sein Album „La Traversée“ bei ECM Records und fand national wie international große Beachtung. Bei seinem neuen, gerade erschienenem Album „The Blue Land“ erweitert Bordenave sein bewährtes Trio um den filigran spielenden Schlagzeuger James Maddren. Nach einer inspirierten 2022er Summerweek im Münchner Jazzclub Unterfahrt ging Matthieu Bordenave kurz danach mit dem Quartett ins Studio und nahm sein neues ECM Album „The Blue Land“ auf. Die Beteiligung des Schlagzeugers James Maddren erwies sich als ausnehmend fruchtbar und konstruktiv für die Band. Die auf „La Traversée“ begonnene Klangreise knüpft mit der neuen Aufnahme direkt an und zeigt auf, wie sich Bordenaves musikalische Ideen weiterentwickelt haben. Im Vordergrund stehen dabei nach wie vor behutsam konzentrierte Klänge, ruhig, fast meditativ gespielt. Inspiriert sind die Stücke, die sich teilweise aus freien Assoziationen entwickeln, zum Teil aus Bordenaves Heimat: …

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„Plaist“- ein Festival für aktuelle und zukünftige Musik in München

Der 39-jährige Schlagzeuger und Komponist Christian Lillinger ist derzeit einer der spannendsten, vielseitigsten und gleichzeitig kreativsten Köpfe der deutschen Jazz- & Improvisationsszene. Seit Juli arbeitet Lillinger im Rahmen eines Aufenthaltsstipendiums als Artist-in-Residence in der Feldfinger Villa Waldberta, musiziert dort, entwickelt neue Klangkonzepte und tauscht sich mit Kollegen aus. Als Abschluss seines Aufenthaltes verabschiedet er sich mit dem Plaist-Festival in der Produktions- und Spielstätte Schwere Reiter München, das er mit einer Vielzahl namhafter Musiker über drei Tage kuratiert und veranstaltet hat. Spannende Abende Wer Lillinger kennt weiß worauf er sich musikalisch und medial einlässt. Ein dreitägiges Festival, dessen Namensgeber sein kreatives Label „Plaist“ ist, verspricht spannende wie fordernde Abende. Fernab jeglicher Konventionen traten im Rahmen des Festivals eine Reihe von Musikern solo und in wechselnden Formationen auf, sprengten traditionelle Hörgewohnheiten, öffneten musikalische Räume, die lange nachwirken und die Sinne bereichern. Das Festival startete mit dem Elektroniktüftler György Kurtag jr. solo, sehr atmosphärisch angelegt, leider nur knapp 25 Minuten lang. Wenn man bedenkt, was Kurtag alles zu erzählen hat, hätte man dem Programm gerne noch länger gelauscht. Die slowenische Sängerin Irena Z. Tomažin folgte mit einer Performance, …

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Shuteen Erdenabaatar Quartett in Puchheim . Pianistin Shuteen Erdenebaatar, Saxophonist Anton Mangold, Bassist Nils Kugelmann und Schalgzeuger

Das Shuteen Erdenebaatar Quartett live in Puchheim

Vor den Toren Münchens, im Puchheimer Kulturcentrum PUC, gastierte die Komponistin und Pianistin Shuteen Erdenebaatar mit ihrem Quartett und stellte ihr aktuelles Programm vor. Mit von der Partie waren Nils Kugelmann am Bass, der Schlagzeuger Valentin Renner und Saxophonist Anton Mangold.  Shuteen Erdenebaatar, wurde 1998 in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar geboren, lebt seit 2018 in München und war von Beginn an fest mit der lokalen Jazzszene verwurzelt. Nach einem Doppelmasterstudium in Jazzklavier und Jazzkomposition an der Hochschule für Musik und Theater sowie einem weiterbildenden Zertifikatsstudium Meisterklasse wurde sie im Jahr 2021 mit dem Kurt Maas Jazzpreis ausgezeichnet, letztes Jahr mit dem renommierten BMW Young Artist Jazz Award, dem Publikumspreis des Münchner Jazzpreises und dem Biberacher Jazz-Kompositionspreis. Beeindruckend daran ist, was sie mit ihrem Talent anstellt: Neben ihrem Quartett ist sie Teil des Lightville Duos und Dirigentin ihres neu gegründeten 20-köpfigen, genreübergreifenden Chamber Jazz Orchestra in München. Bei ihrem musikalischen Schaffen stehen ausdrucksstarke Kompositionen im Vordergrund, mit tiefgründigen Harmonien und wundervollen Melodien, die ihren Mitstreiter*innen viel Raum für Improvisationen geben. Restlos begeistertes Publikum Dementsprechend überzeugte das Shuteen Erdenebaatar Quartett im Puchheimer Kulturcentrum PUC von der ersten …

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Shuteen Erdenebaatar kommt mit großer Besetzung und Streichquartett zum BMW Young Jazz Award-Preisträgerkonzert

Erst 2018 ist die Pianistin und Komponistin Shuteen Erdenebaatar von Ulaanbaatar/Mongolei nach München an der Isar gezogen und schon fünf Jahre später kann sie Einiges vorweisen: ein phänomenales eigenes Quartett, ein Duo, und ein 18-köpfiges Orchester mit inkludiertem Streichquartett, zwei abgeschlossene Münchner Masterstudiengänge (Jazzklavier & Jazzkomposition) und ein weiterbildendes Zertifikatsstudium Meisterklasse sowie Auszeichnungen wie den BMW Young Artist Jazz Award (2022), den Jungen Münchner Jazzpreis (2022), den Biberacher Jazzpreis (2022) sowie den 1. Preis beim Kurt Maas Jazzpreis 2021. Wer Shuteen Ertenebaatar vergangenen Donnerstag in der Unterfahrt mit ihren beiden Ensembles gehört hat, konnte spüren und miterleben, dass die junge, ursprünglich klassisch ausgebildete Musikerin, ihren Weg gefunden hat, sich als Jazz-Künstlerin  auszudrücken. Die noch druckfrische Komposition für ihr Jazzorchester, bestehend aus den besten jungen Musikern, die München derzeit zu bieten hat, ging dank diesen – trotz gegen Null tendierender Probenzeit – mitreißend über die Bühne und Shuteen versprach einem frenetisch applaudierenden Publikum, dass das gesamte Opus demnächst auf Tonträger zur Verfügung stehen wird. Dessen Produktion wird durch ein Musikstipendium der Landeshauptstadt München 2022 gefördert – um eine weitere Auszeichnung nicht zu unterschlagen. Fotos: Thomas J. …

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Masako Ohta & Matthias Lindermayr – CD „MMMMH“

Die in München lebende Pianistin Masako Ohta und der ebenfalls in München ansässige Trompeter Matthias Lindermayr haben auf der gerade erschienenen Aufnahme „MMMMH“ im Duo zusammen gefunden und präsentieren ein wunderbar fließendes, homogenes Album. Dass sich die Musiker, die aus unterschiedlichen Genres stammen, kenngelernt haben ist dem Musikförderpreis der Stadt München zu verdanken, der im Jahr 2019, wohl verdient, an die beiden Künstler verliehen wurde. Dabei wirken sie in unterschiedlichen musikalischen Bereichen: Masako Ohta ist maßgeblich sowohl der Klassik als auch der zeitgenössischen Moderne verbunden, während Lindermayr in erster Linie als Jazz-Solist und diversen Formationen beheimatet ist. Trotz allem haben beide eine gemeinsame Verbindung: sie legen sich nicht per se auf eine bestimmte musikalische Richtung fest, sondern loten Stile aus und musizieren vielseitig wie abwechslungsreich. Das Album „MMMMH“, aufgenommen im Unterföhringer Mastermix Studio, präsentiert neun Kompositionen von Lindermayr und Ohta, die leichtfüßig und beruhigend den Hörer in ihren Bann ziehen. Inspirierte Themen werden vorgestellt, die mit Fingerspitzengefühl weiter gesponnen werden, darüber schichten sich Improvisationen, ab und zu mit leichter Rhythmik, versetzen den Hörer dabei in eine Art Trance. Sich fallen lassen Man kann sich zur …

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Alpenrausch Festival: Z’Fuaß am Flaucher mit dem Duo Schriefl-Bär

Am vergangenen Wochenende fand an zwei Tagen in der Münchner Isarphilharmonie HP 8 das erste Alpenrausch Festival statt, kuratiert von Stefanie Boltz, die in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich nach dem Alpen Jazz am Tiroler Achensee das Alpenspektakel auf Gut Sonnenhausen organisiert und durchgeführt hat. Präsentiert wurde sowohl in der Philharmonie, im Saal X und dem Außengelände ein abwechslungsreiches, grenzüberschreitendes und vielseitiges Programm rund um das Thema Neue Volksmusik. Ein kleiner Höhepunkt des Festivals war eine musikalische Wanderung mit Matthias Schriefl und Johannes Bär, die im Anschluss dazu ihren Dokumentarfilm „Auf Tour Z’Fuaß“ vorstellten. Zusammen mit den beiden Musikern ging der Ausflug von der Isarphilharmonie über die Schinderbrücke zum Flaucher und wieder zurück. Im Gepäck ein Sammelsurium an Instrumenten von Alphörnern bis hin zu Trompeten, Akkordeon und Tuba. Auf dem Weg gab es ein Alphornkonzert mit Jodelworkshop, am Flaucher bei den „Nackerten“ wurde u.a. der 60ziger Jahre Hit „Für Gaby tu‘ ich alles“ zum Besten gegeben, samt Tipps zum Trinken und Pieseln auf Wanderungen, immer wieder begleitet von musikalischen Einlagen. Nach gut  einer Stunde ging es dann wieder zurück zur Isarphilharmonie. Das Ganze alles in …

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Vadim Neselovskyi „Odesa“ – Impressionen aus seiner Heimatstadt

Der ukrainische, in Odessa geborene, Pianist und Professor am renommierten Berklee College of Music Vadim Neselovskyi setzt seiner Heimatstadt Odessa mit „Odesa: A Musical Walk Through A Legendary City“ ein musikalisches Denkmal. Konzipiert und entstanden ist das Album lange vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Kurz vor dem Tod seines Vaters hat er ihm noch ein paar Stücke vorgespielt und sich nicht zuletzt durch seine Reaktion bestärkt gefühlt auf dem richtigen Weg zu sein, auch wenn sowohl Intention des Werkes als auch der Blick „seinerzeit“ noch ein vollkommen anderer war. Aufgenommen wurde das Piano Solo Album zwischen August 2020 im Sendesaal Bremen und September 2021 in den Kölner Riverside Studios. Eine der ersten „Odesa“ Live-Versionen wurde am 11. März 2021 im Rahmen eines Streaming Konzertes, coronabedingt ohne Publikum, aus dem Jazzclub Unterfahrt übertragen. Seinerzeit bereits klanggewaltig und mitreißend, aber noch etwas leichtfüßiger, sorgenfreier und natürlich politisch längst nicht so relevant wie bei Neselovskyis nächstem Münchner „Odesa“ Solo-Konzert in der Unterfahrt am 28. April 2022, bei dem an einigen Stellen, wie in „Odesa 1941“, die Zerstörung durch die russische Armee im Ukraine Krieg klanglich einen …

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Ark Noir mit neuer CD im Gepäck… – see you next time!

Alles war minutiös geplant: die Produktion lief perfekt, artwork was done, VÖ und Release Party im Rahmen der “Tunnel Visions 8”, der ersten nach der Pandemie, diesmal im Münchner Club Import/Export, steht. Mit von der Partie die Berlinerin Kid be Kid und Polygonia B2B Delusional Circuits … aber dann kommt leider doch alles ganz anders! Drummer Marco Duffner bricht sich kurz vor dem Gig den Fuß. Ersatz musste her, für ihn springt der Schlagzeuger Margo ein, dann am frühen Abend der Soundcheck und kurz vor Ende die Hiobsbotschaft: das Mischpult spinnt und funktioniert nicht. Hin und her, verschiedene Optionen wurden gecheckt, aber letztlich dann doch schweren Herzens das “Aus” für den Abend! Endlos schade – nun warten wir gespannt auf einen neuen Termin für “Tunnel Visions” mit der offiziellen Release Party zum neuen Album. „See You On The Other Side“ Alles dreht sich hier nun um Ark Noir’s neue CD “See You On The Other Side”, die Ende Mai auf dem Münchner Enja Label erschienen ist. Das Debut Album “Tunnel Visions” aus dem Jahr 2019 sorgte mit der gleichnamigen, kurz zuvor gestarteten Festivalreihe, die sich …

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Abdullah Ibrahim solo im Stadttheater Landsberg

In unserer mittlerweile permanent von neuen Krisen geschüttelten Zeit, spendete der mittlerweile 88-jährige Abdullah Ibrahim dem Publikum mit seinem Solo Konzert Mut für die Zukunft. Ein improvisiertes Piano-Solo-Konzert ist für den Künstler wie für das Publikum eine Herausforderung. Ungemeine Spannung liegt auch bei Abdullah Ibrahim im Raum, ähnlich wie bei einem Jarrett Konzert, bei dem ungeteilte Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert ist. Aber Abdullah Ibrahim präsentierte kein pianistisches Feuerwerk, keine polyrhythmische oder harmonisch komplexe Tastenartistik, sondern spielte mit Bedacht und Sorgfalt. Langsam tastete er sich vor, die Sitzposition wurde angepasst, erste, leicht zögerlich anmutende Töne erklingen im voll besetzten Stadttheater Landsberg mit seiner einzigartigen Akustik, der Yamaha Flügel passt klanglich perfekt zum Raum und zu Abdullah Ibrahims Spiel. Dream Time Dreh- und Angelpunkt des Konzertes war sein aktuelles, 2019 bei Enja erschienenes Soloalbum „Dream Time“, und so gab es auch kein „Best of“, sondern eine einstündige Suite, die musikalische Lebenslinien Revue passieren ließ. Nach und nach perlen Themenfragmente, Duke Ellingtons Spirit war gegenwärtig, der monksche Schalk blitzt ab und zu durch. Das Spannende an sich waren bewusst gesetzte Pausen. Der Abend musikalisch und atmosphärisch komplett entschleunigt, …

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