Sven Faller. Foto: Michael Scheiner
Sven Faller. Foto: Michael Scheiner

Bassist Sven Faller leitet künftig den Bereich Jazz bei der Sommerakademie Neuburg an der Donau

Neuburg a.d. Donau. Neben Musik- und Musikfachschulen haben sich Workshops zu einem wichtigen Standbein der „jazz education“ entwickelt. Mit einem außerordentlich breiten Angebot aus Bildender Kunst, Tanz, Kunsthandwerk, Alter Musik, Klassik und Jazz hat die Neuburger Sommerakademie dabei immer eine Sonderstellung eingenommen. Spezialisierte Workshops, wie in Bayern in Erlangen und Burghausen, haben sich gegenüber diesem Gemischtwarenladen – um es einmal flapsig auszudrücken –  immer leichter getan, interessierte Musikschaffende anzusprechen. Das möchte der neue Leiter der Jazzabteilung, der Bassist Sven Faller, mit einer neuen, jüngeren Dozentenmannschaft und erweitertem Konzept künftig ändern.

Kommenden Sommer will er bei der Sommerakademie ein neues Kapitel aufgeschlagen. Nach mehr als drei Jahrzehnten anfänglich zäher Aufbauarbeit zieht sich der Saarländer Professor Herbert Wiedemann von der künstlerischen Leitung im Musiksektor zurück. Den Bereich Klassik hat er bereits vor drei Jahren an den Cellisten Alexander Suleiman abgegeben, im Bereich Jazz ist Faller vor einiger Zeit vom Stadtrat als neuer Leiter bestätigt worden.

Mittlerweile hat Suleiman, Professor an der Musikhochschule in Suzhou, den Klassikbereich mit neuen Ideen und Ansätzen spürbar internationalisiert. Auch Faller, seit vier Jahren bereits als Dozent in Neuburg tätig, will den Jazzzweig „behutsam erweitern“ und vor allem stilistisch öffnen. So nennt sich der Workshop künftig Jazz und Pop. Der gebürtige Bad Kreuznacher versteht „Pop durchaus umfassend als populäre Musik von Funk bis World, Blues, Rock und Latin, bis hin zum Singer-Songwritertum“. Dem 49-Jährigen geht es bei dieser Öffnung um zwei „Zielgruppen, die wir erreichen wollen“, wie er im Gespräch erläutert. Das seien einmal „junge Musiker und natürlich Musikerinnen, die eventuell in den akademischen Bereich hinein wollen“, etwa „Leute aus Colleges und Fachschulen“. Ihnen will er mit seinem neu aufgestellten Team „den richtigen Rat mit auf den Weg geben“, sich bei dieser oder jener Hochschule zu bewerben. Der Workshop sei  „ideal um anstehende Prüfungen für eine Aufnahme“ gut vorbereitet zu bewältigen. Als weitere Teilnehmende hat der vielseitig aktive Bassist „Amateurmusiker und Semi-Profis“ im Visier, die bereits „auf einem guten Niveau unterwegs sind“, aber „vielleicht mal einen Arschtritt brauchen“. So erlebe er öfter, wenn er auf Tour unterwegs ist, „Leute, die technisch oder kreativ weiterkommen wollen“. Ihnen böte die Sommerakademie ein „anregendes Umfeld, um auf frische Gedanken zu kommen“, wenn sie mit „ihrer bisherigen Arbeit in einer Band oder am Instrument an eine Grenze gestossen“ seien. Beim Workshop, der 2019 zum 41. Mal in der Renaissancestadt an der Donau stattfindet, fänden sie die Dozenten, die es ihnen ermöglichten „das spielerische und künstlerisch-kreative Niveau zu heben“.

Erstmals gehört im Sommer ein Gitarrist zum Dozententeam. Martin Kursawe steht  besonders für die inhaltliche Öffnung und Erweiterung des Workshopangebots, hat er doch von Till Brönner, über David Garrett bis Klaus Doldinger und Helene Fischer ein Spektrum von Künstler in seiner Vita stehen, bei denen er an Produktionen oder Live mitgewirkt hat. Er will „jeden Teilnehmer da abholen, wo er steht – von akustischer und elektrischer Song-Begleitung, dem kreativer Umgang mit Effektgeräten bis zur Improvisation im Solospiel“. Bläser von Holz bis Blech unterrichtet künftig der Saxofonist Peter Weniger, Professor an der Universität der Künste Berlin und Leiter des Jazz-Instituts Berlin. Pianisten und andere Tastenkünstler finden in dem gebürtigen Münchner Tino Derado den richtigen Ansprechpartner, um „Horizonte zu erweitern und kommunikative Spielfreude beim Solospiel und Begleiten“ zu forcieren. Dorado ist Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. In seiner Vita stehen 13 Jahre in den USA, wo er mit Künstlern wie Adam Nussbaum, Avishai Cohen, Dave Liebman und Nils Landgren gespielt hat und einige Jahre als musikalischer Direktor für Gloria Gaynor tätig war. Sänger und Sängerinnen schart die Berlinerin Esther Kaiser um sich, um „ihre Stimme zu schulen und jazz- und poptypische Stimmklänge unter Einbezug der Individualität zu entdecken“. Kaiser hat mehrere Soloalben veröffentlicht und prägt seit Jahren stilübergreifend den „german vocaljazz“. Sie ist Professorin für Gesang an der Hochschule für Musik in Dresden. Der „Groove steht im Mittelpunkt“ bei Guido May. Der Münchner Schlagzeuger begleitete bereits Lynne Arriale, The New York Voices, Barbara Dennerlein, Mose Allison und Don Grusin auf Tourneen und bei Aufnahmen.

Das neue Dozententeam um Faller, der selbst längere Zeit in New York gelebt hat, schätzt die Mischung aus Amateurmusikern, angehenden Profis und Profis der Sommerakademie, denn es „ist eine besondere Herausforderung, keine reinen Meisterkurse anzubieten.“

Michael Scheiner

Die 41. Sommerakademie findet vom 28. Juli bis 10. August 2019 in Neuburg an der Donau statt. Nähere Infos unter www.sommerakademie-neuburg.de . Anmeldungen: Postfach 1740, 86622 Neuburg an der Donau, Fon 08431 55-230

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