Trauer um den Posaunisten, Bandleader und Hochschullehrer Erich Kleinschuster

In der Nacht vom 11. auf den 12. September ist der renommierte Grazer Jazzposaunist und Professor für Jazzposaune an der Kunstuniversität Graz, Erich Kleinschuster, verstorben. Dies meldete heute die Kunstuniversität Graz, an der er seit der Gründung des Grazer Jazzstudiengangs 1965 bis zu seiner Emeritierung wirkte.

Der am 23. Januar 1930 in Graz geborene Jazzposaunist Erich Kleinschuster wirkte als Komponist, Arrangeur und Solist, als Leiter zahlreicher Jazzensembles und last but not least als engagierter Pädagoge. Im Laufe seiner langjährigen internationalen Karriere pflegte er Erfahrungsaustausch mit einigen der wichtigsten zeitgenössischen Jazzsolisten, darunter Art Farmer, Dusko Gojkovic, Albert Mangelsdorff, Stan Getz, Joe Zawinul, Volker Kriegel, Mel Lewis und Aladar Pege.

Als Start dieser Karriere gilt die Einladung in die USA zum New Port Jazz Festival als Vertreter Österreichs und als Posaunensolist im „New Port International Youth Orchestra“ unter Marshall Brown im Jahre 1958. Nach seiner  Rückkehr wirkte Kleinschuster in Wien als freiberuflicher Studiomusiker und Jazzposaunist, Komponist und Arrangeur.

1965 gehörte er dem Gründungsensemble des Institutes für Jazz an der damaligen MAkad. (jetzt MUniv.) in Graz an. Mitwirkung u. a. im Orchester von J. Fehring (1958–65) in Wien und Beginn der Zusammenarbeit mit Fatty George und F. Gulda; 1966 Gründung einer eigenen auf Modern Jazz ausgerichteten Formation, des E. K. Sextetts mit R. Politzer (tp), H. Salomon (sax), R. Hansen (b), H. Neuwirth (p) und E. Bachträgl (dr). Daneben spielte Kleinschuster unter anderem in der Kenny Clarke/Francy Boland Big Band, in Friedrich Gulda’s Euro-Jazz-Orchestra, in der George Gruntz-Concert Jazz Band, der Peter Herbolzheimer Rhythm-Combination and Brass und der Hans Kollers Free Sound and Super Brass.

1969 wurde er zum ersten Leiter des Instituts für Jazz am Konservatorium Wien bestellt, ab 1971 wirkte  er als Produktionsleiter der Abteilung für Unterhaltungsmusik des ORF, wo er die ORF Big Band gründete. 1971 Bestellung zum Produktionschef für Unterhaltungsmusik im Hörfunk des ORF und Gründung der ORF Big Band (Big Band), die bis 1981 bestand. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit und seinen Konzertaktivitäten absolvierte er zahlreiche Tourneen nach Amerika, Afrika und Asien. 1990 neuerlich Gründung einer Big Band, The Austrian Jazz Orchestra. Ab 1998 Programmierung und Organisation des Grazer Jazz Sommers.

Ab 1976 hatte Erich Kleinschuster einen Lehrauftrag für Jazzposaune an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz inne, ab dem Wintersemester 1981 war er Außerordentlicher Hochschulprofessor für Improvisation, ab 1983 für Posaune. 1985 folgte die Ernennung zum Ordentlichen Hochschulprofessor. Als solcher emeritierte er am 30. September 1998.

Kleinschuster war ursprünglich von Jay Jay Johnson und Bob Brookmeyer beeinflusst. Später zählte er selbst zu den führenden europäischen Solisten auf seinem Instrument und hat als Leiter der ORF Big Band dem modernen Jazz in Österreich entscheidende Impulse gegeben. Zu Erich Kleinschusters zahlreichen erfolgreichen Studierenden zählen unter anderen Wolfgang Muthspiel, Bertl Mütter oder Andreas Mittermayer.

Foto: KUG Archiv

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Ein Kommentar

  1. Ich bin sehr traurig dass Erich nicht mehr unter uns ist die Zeit 1971 bis 1975 in der ich in seinem Sextett und in der ORF
    BigBand spielte, war für mich einer der schönsten und lehrreichsten Zeiten meines Lebens. Er hat mich aus Graz wo ich an der Akademie Jazz und Klassik Sax, Flöte und Klarinette studierte zu seinenen musikalischen Projekten nach Wien geholt. Durch ihn habe ich sehr viel dazu gelernt und mit einigen Stars der damaligen Welt Jazz Szene
    wie zB Art Farmer, Dexter Gordon, Jimmy Woody, Jimmy Heath, Hans Koller, Fatty George und vielen anderen, gespielt habe. Auch nachher als ich nach Deutschland umgesiedelt bin haben wir uns immer wieder auch musikalisch getroffen.

    I’ll remember Erich

    Prof Leszek Zadlo

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