Traumzitate fließen in Musik – die Schweizer Sängerin, Vokalkünstlerin und Stimmcoach Saadet Türköz

Zürich. Sie sieht sie „eigentlich nicht als typische Musikerin“. „Ich kenne keine Noten“, erklärt Saadet Türköz und will das auch nicht als Koketterie verstanden wissen. „Ich bin keine Volkssängerin, keine Jazzsängerin“, formuliert die 60-jährige Züricherin, die seit rund drei Jahrzehnten als Sängerin, Vokalkünstlerin und Improvisationsmusikerin tätig ist. Seit Anfang der 1990er Jahre hat sie mit zahlreichen Musikerinnen und Künstlerinnen zusammengearbeitet, darunter Elliott Sharp, Nils Wogram, Hans Hassler, Fritz Hauser, Lionel Friedli, Julian Sartorius und Koch-Schütz-Studer aka Hans Koch, Martin Schütz und Fredy Studer, Paul Lovens, Bertl Mütter und andere. In den Bereichen Video, Theater, Film, Tanz und Literatur arbeitete sie unter anderem mit Pipilotti Rist, Sven Holm und Nikola Weisse. Aufzählungen, die sich scheinbar beliebig verlängern lassen und doch nur schlaglichtartig das vielfältige Schaffen Türköz‘ beleuchten. Das hat mit ihrer eigenständigen künstlerischen Persönlichkeit, aber auch den Genres zu tun, in welchen die Schweizerin aktiv ist. Es ermöglicht ihr mit südafrikanischen Musikern wie ZIM Ngqawana ebenso intensiv zu interagieren, wie mit der Wuppertaler Geigerin Gunda Gottschalk oder traditionellen kasachischen Musikern. Im Bereich freier, improvisierter Musik kommt es häufig zur Zusammenarbeit von Künstlern,  die dann oft nur …

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Radiowoche

Die Radiowoche vom 18.10.21–24.10.2021

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 42. Nach kurzer krankheitsbedingter Pause geht es erst wieder langsam an. Dies ist die reduzierte Radiowoche, wenn nur die Daten eingepflegt werden, die von den Redaktionen angeliefert werden und „benutzbar“ sind. Die kommen von BR-KLASSIK, der SWR-Jazzredaktion und dem Österreichischen Rundfunk, ORF mit Ö1. Man könnte umgekehrt meinen: Reicht auch! Bis bald, Ihr Radiotrüffler, Martin Hufner. Apropos: Ausgiebig mit vielen Sendungen wird der 90. Geburtstag von Sofia Gubaidulina bedacht. Das freut mich. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. mo – 18.10.2021 19:30 | Ö1 Clemens Rofners CLERQ und Pol.D beim Outreach-Festival 2021 Im Zentrum des Eröffnungsabends des diesjährigen Outreach-Festivals stand am 5. August 2021 eine mit Spannung erwartete Premiere: Der Tiroler Bassist Clemens Rofer, bekannt u. a. aus dem Quartett HI5, stellte mit CLERQ sein erstes allein verantwortetes Projekt vor. Unterstützt von Kai Schumacher (Klavier), Sebastian Schneider (Mono-Synthesizer) und Simon Springer (Schlagzeug), choreografierte Rofner eine rund 48-minütige, basslastige Groove-Soundscape, organisch entwickelt, akkurat und vielfältig ausgearbeitet, und mit Adam Holzmans per Video zugespieltem Keyboard-Solo als gewitzter Pointe. Für den Ausklang des Abends sorgte später das Wiener …

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Frida Gold eröffnete die „Courtyard Concerts“ im De Medici Living Hotel Düsseldorf

Überzeugender Versuchsballon Die gewohnten Plätze und Abläufe von Konzerten sind selten Corona-tauglich, es braucht neue Orte, Ideen und Kooperationen, um im Augenblick Kultur mit persönlichen Begegnungen unter die Leute zu bringen. In Düsseldorf sind jetzt alle drei Punkte zusammengekommen. Beginnen wir mit dem Ort: Da ist das De Medici Living Hotel zwischen Altstadt und Rhein, ein echtes Grandhotel und Flaggschiff der Derag Hotelgruppe, voller Kunst und mit einer bewegten 400-jährigen Geschichte. Es hat einen großen Innenhof mit der Andreaskirche als Rückseite und drei Seiten Hotelfront. Neben der Kultur ist die Hotellerie mit der größte Leidtragende der Krise, und nach einiger Zeit der Schockstarre besann sich Hotel-Direktor Bertold Reul auf eine seinem Haus innewohnende neue Möglichkeit: Als Spielort für „Courtyard Concerts“. „Wir konnten in den vergangenen Wochen nicht das sein, was wir im Kern sind – Gastgeber“, erklärt er. „Das hat uns gefehlt. Darum möchten wir mit unserer neu geschaffenen Courtyard-Reihe ein Stück dazu beitragen, dass wir wieder Gastgeber sein, dass Gäste bei uns besondere Momente erleben und Künstler wieder einen Ort der Begegnung mit ihrem Publikum haben können.“ 70 Quadratmeter Bühne wurden über den Brunnen …

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Trauer um den Posaunisten, Bandleader und Hochschullehrer Erich Kleinschuster

In der Nacht vom 11. auf den 12. September ist der renommierte Grazer Jazzposaunist und Professor für Jazzposaune an der Kunstuniversität Graz, Erich Kleinschuster, verstorben. Dies meldete heute die Kunstuniversität Graz, an der er seit der Gründung des Grazer Jazzstudiengangs 1965 bis zu seiner Emeritierung wirkte. Der am 23. Januar 1930 in Graz geborene Jazzposaunist Erich Kleinschuster wirkte als Komponist, Arrangeur und Solist, als Leiter zahlreicher Jazzensembles und last but not least als engagierter Pädagoge. Im Laufe seiner langjährigen internationalen Karriere pflegte er Erfahrungsaustausch mit einigen der wichtigsten zeitgenössischen Jazzsolisten, darunter Art Farmer, Dusko Gojkovic, Albert Mangelsdorff, Stan Getz, Joe Zawinul, Volker Kriegel, Mel Lewis und Aladar Pege. Als Start dieser Karriere gilt die Einladung in die USA zum New Port Jazz Festival als Vertreter Österreichs und als Posaunensolist im „New Port International Youth Orchestra“ unter Marshall Brown im Jahre 1958. Nach seiner  Rückkehr wirkte Kleinschuster in Wien als freiberuflicher Studiomusiker und Jazzposaunist, Komponist und Arrangeur. 1965 gehörte er dem Gründungsensemble des Institutes für Jazz an der damaligen MAkad. (jetzt MUniv.) in Graz an. Mitwirkung u. a. im Orchester von J. Fehring (1958–65) in Wien und …

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Die Jutta Hipp-Story, nacherzählt von Dietrich Schlegel

[Dieser Text ist in der Printausgabe 4-13 erschienen.] Am 7. April jährte sich zum zehnten Mal der Todestag der Jazzpianistin Jutta Hipp – Anlass für die Saxophonistin Ilona Haberkamp, „Europe’s first lady of Jazz“ und „first white European woman on Blue Note“ mit einer ungewöhnlichen CD zu würdigen. „Cool is Hipp is Cool“, im Februar aufgenommen, von Laika Records produziert und im Mai veröffentlicht, wurde zu einer gelungenen Hommage an eine singuläre Musikerin und Künstlerin, die in der Geschichte des deutschen und europäischen Jazz der Nachkriegszeit einen wichtigen Platz einnahm, nicht zuletzt als für lange Jahre einzige Instrumentalistin in der Männerwelt des Jazz. Unvergessen sind ihre umjubelten Auftritte auf den Frankfurter Jazz-Festivals von 1953 bis 55. Die junge attraktive Frau, in Leipzig geboren und aufgewachsen, 1946 in den Westen geflüchtet, war ein Star. Auch der einflussreiche amerikanische Jazzkritiker Leonard Feather war von ihr beeindruckt, als er sie bei einem Auftritt mit ihrem Quintett in einem Jazzclub in Duisburg ausfindig gemacht hatte. Er lud sie nach New York ein, wo sie Ende 1955 eintraf, monatelang auf ihre Spielerlaubnis warten musste, aber dann ein von Feather vermitteltes …

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Jazz-Mütter

Habe gestern die Sängerin Lisa Wahlandt zu ihrer neuen CD „Stay a while“ (enja) interviewt, unter anderem zum Thema Mutterschaft: Wie hat sich ihre Musik, ihr musikalisches Leben dadurch verändert? Hier ein kurzer Ausschnitt: „Ich hatte eine  Art Wellenerfahrung: Während meines ersten Auftritts knapp zweieinhalb Monate nach der Geburt dachte ich – wieso steh‘ ich bitteschön hier? Das hat einfach nicht gepasst, wenn man sich noch in dieser abgeschlossenen Welt befindet. Man will sich gar nicht selbst im Mittelpunkt stehen sehen, weil das Kind ganz den Platz in seinem eigenen Zentrum einnimmt. Danach ging es aber ganz easy weiter… Und jetzt merke ich, dass wieder etwas Neues beginnt…“ Das gesamte Interview in der nächsten Jazzzeitung, Ausgabe 3-10. (http://www.jazzzeitung.de) Und diese Zitate einer anderen späten „Jazz-Mutter“, die noch ein bisschen berühmter ist als Lisa, nämlich Diana Krall, möchte ich den geneigten JazzZeit-Leserinnen und -Lesern auch nicht vorenthalten: „Meine Zwillinge Frank und Dexter sind im Dezember zwei geworden. Die Jungs sind wirklich extrem quirlig und zugleich das größte Glück, dass mir in meinem Leben je passiert ist. Wir versuchen aber, die beiden an Musikerzeiten zu gewöhnen. Unser …

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