Audience Development (7) – „externe“ Vermittlung

In den vergangenen Blogfolgen habe ich diverse Möglichkeiten beleuchtet, wie Musiker und Veranstalter als „interne“, unmittelbar am Konzert beteiligte Personen die Vermittlung zum Publikum intensivieren und/ oder verbessern können. Es gibt jedoch auch etliche Ideen und Konzepte für die „externe“ Vermittlung, die ich im folgenden vorstellen möchte. Einziger Haken: sie kosten meistens Geld, was im Jazzbereich schnell zum Ausschlusskriterium werden kann. 1) Outsourcen von Dienstleistungen Wenn man nicht das Glück hat, sich entweder selbst gut auszukennen oder enge Freunde und Bekannte zu haben, die einem Bandfoto, Homepage oder Konzerteinführung in guter Qualität kostenfrei oder zu Freundschaftspreisen ermöglichen, kann (und muss) man sich diese Leistungen einkaufen. Im besten Fall spart man dabei viel Zeit und bekommt Resultate, die man selbst nie so gut hinbekommen hätte. Je genauer die eigene Vorstellung dessen ist, was man erhalten möchte, desto besser stehen die Chancen auf ein stimmiges Ergebnis ohne kostspielige Umwege und schlechte Kompromisse. Für alle Dienstleistungen, die keine persönliche Anwesenheit erfordern (wie z.B. Homepage-Gestaltungen), bieten sich im Internet zahllose Möglichkeiten, diese in Ländern mit niedrigeren Lohnkosten durchführen zu lassen. Könnte, je nach Sachlage, auch ein Tauschhandel möglich sein? …

Weiterlesen

Breaking News +++ neue Vorstände in der UDJ +++ Jazzfest Bonn 2015 +++ jazzahead 2015 +++ Jazzfestival Münster im Januar

Auf der jährlichen Mitgliederversammlung der Union Deutscher Jazzmusiker in Köln wählten die Mitglieder zwei neue Vorstände. Die Saxophonistinnen Alexandra Lehmler aus Mannheim und Silke Eberhard aus Berlin folgten auf Angelika Niesicer aus Köln und Johannes Lauer aus Berlin, die beide nicht erneut kandidierten. Der Vorsitzende der Union Deutscher Jazzmusiker, Gebhard Ullmann, dankte den scheidenden Vorständen für ihren ehrenamtlichen Einsatz und gratulierte den neuen zu ihrer Wahl: „Wir freuen uns mit Silke Eberhard eine starke Frau in Berlin und mit Alexandra Lehmler eine hochprofilierte Musikerin in der Rhein-Neckar-Region gefunden zu haben. Damit sorgt die UDJ für Kontinuität in der Hauptstadt und unterstreicht gleichzeitig ihre Aufgabe der Musikervertretung, die unterschiedlichen lokalen Szenen in Deutschland zu repräsentieren.“ Alexandra Lehmler kommt ursprünglich aus Bad Ems bei Koblenz und lebt seit 15 Jahren in Mannheim. Mit Ihrem Quintett veröffentlichte sie 4 CDs. Sie ist im In- und Ausland mit Ihren Bands unterwegs. „Ich freue mich darauf, im Vorstand der UDJ mitarbeiten, da die Arbeit der UDJ in den letzten Jahren stark an Fahrt aufgenommen hat und ich diese tolle Entwicklung unterstützen möchte. Die Wahrnehmung des Jazz in Deutschland muss weiter …

Weiterlesen

Improvisation über Improvisation #15

In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Motivationen auf das Thema Improvisation geschaut – was die Improvisation ausmacht, was sie bewirken kann, vor welche Probleme sie den Improvisierenden stellt und wie sie helfen kann, Probleme zu lösen. Mal sind die Einträge innerhalb eines vorher definierten Rahmens entstanden (solo over changes, sozusagen…), mal wusste ich bis zuletzt nicht, was und über welches Thema ich schreiben würde. So sind Texte entstanden, die teils wohlüberlegt und geordnet daherkamen, teils aber auch unrund waren und mit denen ich, wie ich gestehen muss, nicht immer zufrieden war. Mir war jedoch wichtig, gerade letztere auch zuzulassen, sie zu veröffentlichen und damit „für die Ewigkeit“ zu konservieren – denn sie zeigen, dass Improvisationen weder zuverlässig planbar noch von gleichbleibender Qualität sind. Das gilt nicht nur für mich, sondern für jede(n) Improvisierende(n), egal in welchem Bereich. Wenn es bei unseren großen Vorbildern den Anschein hat, dass jede ihrer Improvisationen von gleich hoher Qualität ist, dann liegt das – und das ist ein zentraler, weil „entzaubernder“ Punkt! – einzig und allein daran, dass sie sich durch jahrelanges, …

Weiterlesen

22. JazzForum der UDJ 2014 in Köln erfolgreich zu Ende gegangen

Mit einer „Weltpremiere“ am Konzertabend endete das 22. JazzForum der Union Deutscher Jazzmusiker im Stadtgarten Köln. Die Lokalmatadoren Sebastian Sternal (Klavier), Dieter Manderscheid (Bass), Dominik Mahnig (Schlagzeug) und Claudius Valk (Saxophon) waren das erste Mal als Quartett aufeinandergetroffen und vor einem euphorischen Publikum durch eine kontrastreiche und vielschichtige Klangwelt regelrecht gewirbelt. Auch die anderen exzellenten Bands Underkarl – „Symbiose von Disziplin und Anarchie, Jazz und Rock“ (Rolling Stone) – und der hervorragende musikalische Nachwuchs, „Bertram Burkerts Trio Kaktusfeld und Pollon“ hatten begeistert. Das JazzForum, eine Mischung aus Konzerten (abends) Konferenz und Workshops (tagsüber), hatte bereits am Donnerstag mit einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion zum Thema „Audience Development“ begonnen. Anschließend informierten sich zahlreiche Musikerinnen und Musiker sowie weitere Interessierte in Workshops über Themen wie Recht, Musikphysiologie, Förderung und Label/Vertrieb. Eine Informationsveranstaltung der Union Deutscher Jazzmusiker, die Mitgliederversammlung und ein Netzwerktreffen von Landesarbeitsgemeinschaften des Jazz rundeten die politischen Inhalte ab. „Wir freuen uns nach dieser überaus gelungenen Wiederauflage einer alten UDJ-Tradition über die vielen UDJ-Mitglieder, die nach Köln gereist sind, aber ebenso über all die unbekannten Gesichter einer interessierten Öffentlichkeit,“ so Gebhard Ullmann, Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker. …

Weiterlesen

UDJ fordert bessere Bedingungen für Künstler auf der jazzahead!

Anlässlich der Musikmesse jazzahead! in Bremen fordert die Union Deutscher Jazzmusiker bessere Bedingungen bei den Showcases im Rahmen der German Jazz Expo. „Es ist nicht vertretbar, dass Musikerinnen und Musikern weder Hotel- und Reisekosten erstattet werden, noch eine Vergütung für den Rundfunkmitschnitt der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten gezahlt wird; von einer Gage ganz abgesehen“, so Gebhard Ullmann, Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker. „Eine Veranstaltung, die sich dem Jazz verschreibt, kann nicht in finanzieller Hinsicht völlig unangemessen mit seinen wichtigsten Protagonisten umgehen“. Seit vielen Jahren unterstützt die Union Deutscher Jazzmusiker als Kooperationspartner sowohl die jazzahead! selbst, als auch die Idee des Showcase-Formats German Jazz Expo sowie bereits dessen Vorgänger German Jazz Meeting. Die Messe ist in Deutschland mittlerweile eine der wichtigsten Veranstaltungen rund um den Jazz. Dabei sind auch die Module der Exportförderung essentiell für das Vorankommen des Jazz aus Deutschland in Europa und der Welt. Gerade deshalb dürfen die Musikerinnen und Musiker dabei nicht auf der Strecke bleiben. „Die Messe Bremen kann das nicht alleine stemmen. Stattdessen sind alle Beteiligten in der Verantwortung: die Messe als Ausrichter, die Initiative Musik als Förderinstitution sowie die Vertreter der Bundeskulturpolitik“, …

Weiterlesen

Jazz Prekär? Zu einer Tagung

Aus der aktuellen Printausgabe der JazzZeitung (auch digital erhältlich unter diesem Link): ein Artikel von Jonas Pirzer (UDJ) – Zur Tagung der Kulturpolitischen Gesellschaft und der Evangelischen Akademie Loccum war die Union Deutscher Jazzmusiker eingeladen, um über Lebens- und Arbeitsbedingungen von Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker zu berichten. Das etwas provokante Motto der Tagung lautete: Kreatives Prekariat – Wie lebt es sich von und mit der Kunst. Prekariat, heute Teil des Alltagsvokabulars und so selbstverständlich leicht von den Lippen gehend wie Mittelstandsbauch, Pendlerpauschale oder Krimkrise bietet eine politisch korrekte Begriffsalternative zur hochwertenden „Unterschicht“. Ihm zugerechnet werden Menschen, deren sämtliche Lebensumstände als schlecht bezeichnet werden können; charakterisiert durch Armut, Arbeitslosigkeit, niedriges Bildungsniveau, Krankheit und/oder schlechte Zukunftsaussichten. Was ist also Kreatives Prekariat? Die meisten Künstlerinnen und Künstler sind hochgebildet, hochproduktiv und hochmotiviert! Prekär sind hier in erster Linie die ökonomischen Umstände. Unterdurchschnittliche Vergütung, lockere, Konjunkturschwankungen unterliegende Arbeitsverhältnisse und damit verbundene Unsicherheiten kennzeichnen die soziale Lage im Jazz wie in allen überwiegend freien Künstlerberufen. Feste künstlerische Stellen gibt es nur sehr wenige. Das Berufsbild Jazzmusiker ist heute extrem vielschichtig, die Anforderungen vielfältig. Einkünfte werden in der Regel in vier großen …

Weiterlesen

Wechsel an der Spitze: ein Interview mit Gebhard Ullmann, dem neuen UDJ-Vorsitzenden

Als einen emotionalen Menschen, der „auch und gerne aneckt, stets aber das Machbare im Blick hat“, bezeichnet sich Gebhard Ullmann selbst. Der 56-Jährige ist vielfach ausgezeichneter, international renommierter Saxophonist, Bassklarinettist, Flötist, Komponist und seit November 2013 neuer Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker. JazzZeitung: „Jazz ist, was wir draus machen – musikalisch aber auch politisch und gesellschaftlich!“ Dieser Satz stammt von dir. Engagierst Du Dich deshalb jetzt in der UDJ in erster Reihe? Gebhard Ullmann: Ich bin früh in die UDJ eingetreten, weil ich das wichtig fand. Dann habe ich mich in der sich neu organisierenden Berliner Szene der 80er sehr engagiert. Angesichts der aktuellen Entwicklungen finde ich die UDJ noch viel wichtiger. Ich will mitgestalten und möchte dies allen anderen auch ans Herz legen: Jammern hilft nicht! JazzZeitung: Zunächst warst Du also politisch sehr aktiv, hast Dich aber dann auf die Musik konzentriert, nun „back to politics“ – wie kommts? Ullmann: Ich wollte mich um meine Musik kümmern, „das kann ich auch alleine“ war für eine Weile das Credo. Jetzt möchte ich etwas zurückgeben. Sicher war ich nach dem Engagement der 80er auch enttäuscht, interessanterweise …

Weiterlesen

Die Printausgabe 1-14: Peter Knoll und eine Wochenendverlosung

Das nachfolgende Portrait „Ein Passauer in New York“ von Josefine Koehn ist erstmals in der jetzt vorliegenden Printausgabe der JazzZeitung erschienen. Zur Feier des Erscheinens verlosen wir dieses Wochenende zwei Doppel-CDs aus dem Hause ACT: Duo Art – Creating Magic, unter anderem mit Lars Danielsson & Leszek Mozdzer, Nils Landgren & Esbjörn Svensson, Gwilym Simcock & Yuri Goloubev und Youn San Nah & Ulf Wakenius. Schicken Sie bis Montag, 3.2.2014 eine E-Mail mit Betreff „Duo Art“ und unter Angabe Ihrer Postadresse an gaisa@jazzzeitung.de Weitere Themen im Heft: Michael Wollnys „weltentraum“, Kulturpreis für Sigi Schwab, Bericht vom Festival der Jazzinitiative Würzburg, Interview mit dem neuen UDJ-Vorsitzenden Gebhard Ullmann, großer Fortbildungskalender mit Workshops und Ausbildungsstätten (auch hier als kostenloser Download!); Farewell: Jim Hall und Al Porcino; 5 Fragen an Nils Klein; BMW Welt Jazz Award: die kommenden Events u.v.m. Ein Passauer in New York – Peter Knoll: Der Jimi Hendrix des Avantgarde-Jazz Wer schon mal mit geschlossenen Augen durch New York spazieren gegangen ist, dem wird es nicht schwer fallen, die Klang- und Geräuschwelt der Millionenmetropole in den Improvisationen von Peter Knoll wieder zu finden. Mal schnell, …

Weiterlesen

Beruf: Jazzmusiker (5) – Zusammen ist man weniger allein

Jazzmusiker sind oft als Einzelkämpfer unterwegs in einem Arbeitsfeld, das sehr auf den „ganz eigenen, persönlichen Stil“ fixiert ist. Jeder sucht für sich nach einer Nische, einer Marktlücke, in der er sich sein Auskommen sichern kann. Und die Kollegen sind immer auch ein Stück weit Konkurrenten. Wollen wir unser Werk einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen, ist es fast unumgänglich, dass wir uns in Abhängigkeiten begeben – zu Konzertveranstaltern, Booking-Agenturen, Labels oder Musikverlagen. Solange es dem Marktsegment, in dem wir Einzelkämpfer uns bewegen, einigermaßen gut geht – und das war im 20. Jahrhundert recht lange so –, funktioniert diese „Infrastruktur“ und wir können wir es uns leisten, unseren individualistischen Ansatz konsequent zu verfolgen. In schwierigen Zeiten aber – und momentan sind sie etwas schwierig – wird schnell deutlich, dass der einzelne Musiker das schwächste Glied der Kette ist. Gehen die Einnahmen aus Konzertkarten- und Tonträgerverkauf zurück, reichen Veranstalter, Agenturen und Labels das wirtschaftliche Risiko stets an den Musiker weiter, um ihr eigenes wirtschaftliches Überleben zu sichern. Da wir Musiker aber niemanden haben, auf den wir das Risiko abwälzen könnten, stehen wir plötzlich vor der Frage, für …

Weiterlesen

Jazz im Koalitionsvertrag

Lobby-Deutschland schaut gebannt auf den Entwurf des Koalitionsvertrages. Und dafür kann man sich heuer Zeit lassen, benötigt die SPD doch noch einige Zeit zur Abwicklung der Abstimmung. Zeitgenössische Musikkultur und ihre Förderung heißt das Zauberwort, und die einzelnen Spartenvertreter sitzen in den Startlöchern, diesen relativ breiten Begriff möglichst als erste mit ihrem Musikverständnis zu füllen. So auch der Jazz. Der Jazz wiederum hat da einige Vorteile. Durch mindestens zwei Abgeordnete (Börnsen und Ehrmann) ist der Jazz bis noch kurz vor der Bundestagswahl im Parlament eine nicht so ganz unbekannte Größe gewesen, wenn es denn überhaupt um Förderung von Kunst und Kultur ging. Die UDJ wurde daher zu einem nicht ganz ungünstigen Zeitpunkt 40 Jahre und vergab in der Feierstunde am Ort des Jazzfestes Berlin gleichzeitig den Albert-Mangelsdorff-Preis. Das Gutachten der SPD zur Bundesmusikförderung erwähnt explizit die Bundeskonferenz Jazz. Beim erstmaligen Spielstättenprogrammpreis waren es in der Mehrheit Jazzclubs, die die Förderungen abgeräumt haben. All das werden wir „am Kochen“ halten, denn irgendwann wird klar sein, wer von unseren Fürsprechern im neuen Bundestag sitzt und wer die Nachfolge von Staatsminister und Filmfreund Neumann antreten wird – vielleicht …

Weiterlesen