Schönberg-Zyklus als skelettierter Blues

Mit dem Regensburger Debüt des David Helbock Trios setzte der Jazzclub Regensburg seine Reihe hochkarätiger Konzerte im Jahresprogramm fort „Voll und ganz“ habe das Konzert ihren Erwartungen entsprochen, strahlte eine Konzertbesucherin nach der letzten Zugabe des David Helbock Trios. „Es hat sie sogar  übertroffen, würd` ich sagen“, ergänzt sie noch sichtlich eingenommen von dem mitreißenden Auftritt. Die Vorschusslorbeeren, die dem österreichischen Trio des Voralbergers Pianisten nahezu überall vorauseilen, haben bei den zahlreichen Zuhörern im Leeren Beutel offensichtlich voll ins Schwarze getroffen. Selten, dass die eher kritisch-zurückhaltenden Jazzfans mehr als eine Zugabe einfordern, sich gar zu „Standing Ovations“ hinreißen lassen. Beim Debüt des Trios beim Jazzclub Regensburg gab es keine Zurückhaltung und wenn der hochgewachsene Musiker nicht unmissverständlich auf dem letzten Stück bestanden hätte, wer weiß, wann das Jazzclub-Team dann das Licht ausknipsen und zusperren hätte können. Mit den drei österreichischen Musikern, neben Helbock gehören Reinhold Schmölzer und Raphael Preuschl dem Trio an, setzte der Jazzclub die Reihe hochklassiger Konzerte fort, die schon jetzt ein herausragendes Jazzjahr erwarten lassen. Der Wiener Preuschl spielte neben einer fünfsaitigen Bassgitarre bei einigen Stücken auch eine elektrisch verstärkte Bass-Ukulele. Wegen …

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Kölner Pianist Simon Nabatov begeistert in der Schwandorfer Kebbel-Villa

Der Kontakt geht noch auf Norbert Vollath zurück. Pianist Simon Nabatov gehörte zu den favorisierten und bewunderten Pianisten des zu früh verstorbenen Oberpfälzer Musikers und Klangkünstlers, der für die Kebbel-Villa in Schwandorf-Fronberg ein exquisites Jazzprogramm kuratierte. Nabatov gastierte vor drei Jahren als Solokünstler erstmals in Schwandorf, das Konzert konnte Vollath noch erleben. Diesmal stellte sich der in Moskau geborene Kölner mit einem neuen jungen Trio vor – und begeisterte um keine Spur weniger. Trotz des geringeren Interesses, welches dem Auftritt unverdientermaßen entgegengebracht wurde, war der stürmische Beifall am Schluss noch bis auf die Strasse deutlich vernehmbar. Nabatov ist ein Rasender, ein hochemotionaler Künstler und virtuoser Pianist. Einer der Empfindungen und Eindrücke in eine dichte, komplexe Musik überführen kann, durchzogen von glimmenden Spuren schlichter Poesie. Er packt das in dynamisch spannende Kompositionen, die voller Überraschungen stecken und Raum lassen für spontane Einfälle und Improvisationen. Für das Trio mit dem Schweizer Schlagzeuger Dominik Mahnig und dem Konstanzer Bassisten Stefan Schönegg hat der 58-Jährige ein komplettes Programm neu geschrieben. Vergangenes Jahr ist es bei Leo Records des emigrierten Russen Leo Feigin als feines Album – Picking Order – …

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+++ News +++ „Maxwell Oliveira Trio“ im Jazzkeller Hürth-Gleuel am 19.05.17 +++ Star-Trompeter Till Brönner sorgt in Kampen erneut für den guten Ton +++

+++ „Maxwell Oliveira Trio“ im Jazzkeller Hürth-Gleuel am 19.05.17 +++ Der brasilianische Gitarrist und Sänger aus Minas Gerais zeigt wofür sein Herz schlägt: für gute brasilianische Musik wie Samba, Bossa Nova, Baião, Choro, MPB und Folklore. Seine zwei Bachelor in Klassischer Gitarre hat Maxwell Oliveira in seiner Heimat Brasilien und den Master an der Musikhochschule in Köln absolviert. Zusammen mit zwei weiteren einzigartigen Musikern, einem Perkussionisten und einem Bassisten, spielt und begeistert Maxwell Oliveira sein Publikum temperamentvoll mit tollen Songs, die er selbst transkribiert, arrangiert oder komponiert hat. Auf dem Programm stehen neben Maxwell Oliveiras eigenen Liedern „Luiza“, „Baião Sintético“ und „No Teatro do Amor“ weitere Werke von renommierten brasilianischen Musikern wie Tom Jobim, Ernesto Nazareth, Baden Powell, Djavan, João Bosco, Lenine und Seu Jorge. Mit den genannten unterschiedlichen Musikgenres nehmen die drei Musiker das Publikum mit auf eine unvergessliche Reise nach Brasilien. www.maxwell-oliveira.com Jazzclub Hürth-Gleuel, Hermülheimer Str. 12-14 Einlass: 19 Uhr, Beginn 20 Uhr Eintritt: 10 €  nur Abendkasse, keine nummerierten Plätze +++ Star-Trompeter Till Brönner sorgt in Kampen erneut für den guten Ton +++ Nach dem gelungenen Start von Kampen Jazz 2016 by …

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Jazzwoche Burghausen mit reichlich Pop, Soul und auch Jazz

Musikerinnen, erkannte Joe Viera in seiner Anmoderation der Saxofonistin Lakecia Benjamin, würden immer öfter als „Bandleaderinnen und Instrumentalistinnen in Erscheinung treten“. Der 84-jährige Grandseigneur und Mitbegründer der Internationalen Jazzwoche Burghausen, nicht unbedingt als Feminist bekannt, lenkte damit die Aufmerksamkeit auf einen Aspekt der auch im Pop und Rock Gültigkeit hat – eine deutliche Unterrepräsentanz von Frauen. Lediglich als Sängerinnen überflügeln Musikerinnen die nach wie vor ausgeprägte männliche Dominanz, auch wenn sich das seit ein paar Jahrzehnten ganz allmählich zu verschieben beginnt. Bei der mittlerweile 48. Jazzwoche bildeten, neben Benjamin und der Fürther Gitarristin Monika Roscher, auch in diesem Jahr Sängerinnen die weiblichen „Zugpferde“ im vielschichtigen Programm. Vor der Engländerin Joss Stone, die nach einer Kritik als „Popstar Burghausen verhext“ hat, war die in Paris lebende Amerikanerin China Moses die  eigentliche Überraschung des Festivals. Glücklich schätzen könne man sich, jubelte Viera, dass Moses „denselben Beruf hat, wie ihre Mutter Dee Dee Bridgewater“. Die hatte zwei Jahrzehnte zuvor – 1998 – einen  gefeierten Auftritt in Burghausen. Mit einem lockeren Blues aus ihrem vielgelobten Tributealbum „This One´s For Dinah (Washington)“ startete die 39-Jährige die Eroberung der erstaunlicherweise nur …

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Andreas Dombert mit seinem neuen Album „35“

Die Vorbereitungen waren bis ins Detail ausgetüftelt, das Ergebnis dennoch bis zu einem gewissen Grad offen. Für die Aufnahmen zu seinem Album „35“ hat sich Andreas Dombert extra zwei Tage früher in einem Hotel nahe beim Aufnahmestudio eingemietet. Er wollte den Klang des Studios kennenlernen, um sich darauf einstellen zu können. Das war im Sommer vor zwei Jahren. Nach der Veröffentlichung ist er heuer mit „35“ auf der Nominierungsliste für den Echo Jazz in der Kategorie „Instrumentalist national Gitarre“ gelandet. Bei der Verleihung der Preise Anfang Juni in Hamburg auf dem ehemaligen Werftgelände von Blohm+Voss wird sich herausstellen, ob die Musik des Regensburger Gitarristen auch das Zeug hat, die beiden Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen. Aufgenommen hat er sie in einem Trio. Von Michael Scheiner Der in New York lebende Kölner Schlagzeuger Jochen Rückert und der Münchner BR-Redakteur Henning Sieverts am Bass waren Domberts Wunschbesetzung für sein Debütalbum. Freilich hat der 37-jährige Musiker schon zuvor auf zahlreichen Aufnahmen mitgewirkt und mit eigenen Bands, wie „Dombert´s Urban Jazz“ und der „Night of Jazz Guitars“, auch von ihm geschriebene Stücke in die Welt gesetzt. „35“ allerdings …

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Tourabstecher: Fred Frith begeisterte in Regensburg

„Ich freu mich, wir freuen uns aaauf. Fred Frith!“ In seiner Aufregung über den Tourschlenker, den der Musiker mit dem legendären Ruf für einen Auftritt beim Jazzclub Regensburg genutzt hat, vergisst Clubchef Winfried Freisleben ganz, dass da noch zwei andere Musiker mit auf der Bühne stehen. Mit kurzem Nicken nimmt der Gitarrist den Platz neben dem Flügel ein und stellt mit einer gemurmelten Begrüßung „Mister Jason Hoopes on bass“ und „on drums, Mister Jordan Glenn“ vor. Solide englische Höflichkeit, die dem in Kalifornien lebenden und lehrenden Musiker in den legereren USA unberufen nicht abhanden gekommen ist. Hoopes und Glenn, beide Abgänger des renommierten Mills College in Oakland, sind gut eine Generation jünger als Frith. Zwei Tage zuvor feierte der seinen 68. Geburtstag. Bemerkbar macht sich das gelegentlich, wenn Frith in Soundtüfteleien und Gefrickel vertieft, spürbar abgeklärter wirkt, während der schwarzgelockte Bassist wie unter Strom wuchtige rhythmische Breitseiten abfeuert, vertrackt kontrastiert, immer wieder aufs Tempo drückt. Dennoch ist die gemeinsame Haltung, aus dem Moment heraus eine von Stil- und Genregrenzen befreite, nach vielen Seiten offene Musik zu kreieren, auch bei musikalischen Sticheleien durchwegs spürbar. Transportiert werden …

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Traumbild von Stille und Feuer

Auch wenn die oberbayerische Harfenistin deutlich mehr zu bieten hat, bekannt wurde sie hauptsächlich mit dem Rosenheimer Quartett „Quadro Nuevo“ um Mulo Francel, dem sie seit bald zehn Jahren angehört. Mit Francel (saxes) hat Evelyn Huber schon vorher diverse Duo-Alben aufgenommen, ebenso wie vor allem am Anfang ihrer künstlerischen Laufbahn mit dem Hackbrettspieler Rudi Zapf. Auch als Solokünstlerin ist sie auf einigen älteren Scheiben zu hören. Was in ihrem Portfolio bisher fehlte, war ein Band-Album unter ihrem Namen. Das holt die Münchnerin jetzt mit „Inspire“ nach. Für diese technisch hervorragende Aufnahme hat sie sich den Pianisten Matthias Frey, Christopher Herrmann an Cello und gleich zwei Percussionisten, Wolfgang Lohmeier und den großartigen Kölner Ramesh Shotham, ins Studio geholt. Herausgekommen ist eine warme klangfarbenreiche Sammlung melodiöser Songs, zum größeren Teil aus Hubers eigener Feder, ergänzt um Kompositionen von Frey und Herrmann. Diese binden sich erstaunlich gut in den gefühlvoll-bewegenden  Gesamteindruck des Albums ein. Sicher auch deshalb, weil die beiden Musiker und Mitkomponisten eine ähnliche stilistische Offenheit wie Huber zwischen Weltmusik, Jazz, Tango und impressionistischen Klang pflegen. Ihre eigenen Nummer  entstehen dabei oft aus der Ruhe und Konzentration, …

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Malene Mortensen – durchwachsenes Debüt

Bei der  Sängerin Malene Mortensen kann man in Versuchung geraten über ihr unpassendes Sommerkleid, die langen blonden Haare oder ihre Erscheinung insgesamt zu parlieren. Das liegt weniger an ihrem Auftreten beim Jazzclub im Leeren Beutel, wo sie mit einer Pianotrio-Besetzung ihr Regensburg-Debüt gab. Vielmehr hat in der ersten Hälfte des Konzertes einiges nicht so recht zusammengepasst. Stimmlich hatte Mortensen leichte Probleme, traf Töne nicht genau und bekam kurze Hustenanfälle. Die Band wirkte, bis auf den sehr beweglichen und einfallsreichen Bassisten Paul Hinz, wenig inspiriert. Schließlich hörte sich Mortensens akkordisches Spiel auf einer leuchtend roten Jazzgitarre – Blickfang auf Plakaten und Postern – auch noch an, als sie eine Anfängerin am Werk. Etwas, was Mortensen definitiv nicht ist.   Die Dänin ist seit Anfang des Jahrtausends musikalisch unterwegs, anfänglich mit gecoverten Popsongs in Castingsshows. Aber schon ihr erstes Popjazz-Album „Paradise“ spielte sie mit dem Übervater des dänischen Jazz, den Oscar-Peterson-Bassisten Nils-Henning Ørsted-Pedersen, und Alex Riel ein. Auf dem Produzentenstuhl sass kein anderer als der Pianist Niels Lan Doky, ebenfalls eine herausragende Größe des zeitgenössischen  nordischen Jazz. Inzwischen hat Mortensen bereits sieben Alben veröffentlicht, ihr letztes „You …

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Weihnachtliches mit orientalischer Note von Quadro Nuevo

Alle Jahre wieder – breitet sich ein hochansteckendes Virus in der Musikszene aus und infiziert wahllos Musiker aller Couleur. Mehrfach angesteckt wurden bereits die Vier von Quadro Nuevo. „Music for Christmas nights“ ist nach „Weihnacht“ und „Bethlehem“, das vor drei Jahren erschienen ist, bereits ihr drittes Album mit Musik aus und für die christliche Weihnachtszeit. Dass damit mehr als nur ein tiefer Herzenswunsch verbunden ist – und das sentimentale Gefühl vieler Menschen angesprochen und zum Kauf angeregt werden soll, ist sonnenklar. Ob darüber hinaus mehr in einem solchen Album steckt, bringt nur ein genaues Hineinhören ans Licht – oder in diesem Fall besser, in die Weihnachtsnacht. Leuchtend, das sieht man auf den ersten Blick, ist auf jeden Fall das Cover mit einer stilisierten Kerzenflamme, die witzigerweise dem Schalltrichter eines altertümlichen Schallplattenspielers entspringt. Von diesem effektvollen, aber einfallslosen Konzept abgesehen, weist das Album bei der Auswahl der Lieder nur einige wenige Besonderheiten auf. Was ihm aber tatsächlich einen eigenen Charakter verleiht, ist die Herangehensweise und – teilweise – die Umsetzung dieser einfachen, dabei oft starken Melodien. Zuallererst fehlt eine menschliche Stimme, die Lieder sind alle instrumental …

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Mit richtigem Dreh junge Leute erreicht

Mit Nuejazz/ hat Nürnberg endlich wieder ein internationales Jazzfestival, das vom engagierten Jazzmusiker-Verein veranstaltet wird Von Michael Scheiner – Noch während Avishai Cohen seinen Bass auf den Bühnenboden ablegen will, reisst es die ersten Zuhörer förmlich aus ihren Sitzen. Sekunden später steht das gesamte Auditorium in der Staatsoper Nürnberg und bejubelt tosend und pfeifend den überwältigenden Auftritt des israelischen Bassisten mit seinem Trio. Cohen hat eben sein letztes – und wie er sagt: „das letzte ist immer das beste“ – Konzert einer Europatournee mit einem schnellen hymnischen Stück beendet, bei dem das Trio am Schluss geradezu zu explodieren schien. Dramaturgisch hervorragend platziert, bildete es den Höhepunkt eines vorwiegend verhaltenen kammermusikalischen Konzertes höchster Güte. Seit Eberhard Weber hat kein Bassist die subtile Eleganz und einen ebenso feinen, wie vollen Ton an seinem Instrument besser ausgelotet, wie Cohen. Während Pianist Omri Mor mit stoischer Regelmäßigkeit den Groove mit repetitiven Motiven am Laufen hält, dabei in feinsten dynamischen Schattierungen Akzente setzt, malt Itamar Doari perkussiv-leuchtende Klangbilder voller Schönheit und fein gemaserter Fülle. Der Bass dominiert, nur selten gibt Cohen die Führung an seinen großartigen Pianisten ab, der ein …

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