Ein Festival, das überzeugt: New Colours 2022 in Gelsenkirchen

 „Lass uns diese Räume pflegen!“ appellierte Festivalleiter Bernd Zimmermann an sämtliche Anwesenden im stadt.bau.raum zum Auftakt des New Colours Festivals. Sich von Vielfalt anstecken zu lassen lautete die Einladung ans Publikum, zu dem auch viele internationale Medienvertreter gehörten. Nicht alles konnte so stattfinden, wie es geplant war. Das lag vor allem am Wetter. Dafür überforderte dieses Festival auch nicht mit einem zu dichten Überangebot, sondern gab Raum zum Durchatmen und zum „Sich-einlassen“. Das hat Stefan Pieper getan und berichtet für uns aktuell vom jüngsten deutschen Jazzevent.   Das kam schon dem Auftaktkonzert im stadt.bau.raum zu gute. Mit der österreichisch-tschechischen Band „Purple is the Colour“ eroberte ein junges Quartett aus der Gegenwart des europäischen Jazz (besser: aus der aktuellen europäischen Jazz-Szene) ihr Publikum, welches sich von der organischen Spielfreude dieser Band restlos mitreißen ließ. Der enthusiastisch gefeierte Auftritt verkörperte die typischen Qualitäten des Jazz, wie er seit 10 Jahren in Gelsenkirchen durch die Reihe Fine Art Jazz gepflegt wird: Hier blenden nicht in erster Linie große Namen, dafür zählt das Entdeckungspotenzial umso mehr.     Vom Südtirol Jazzfestival Alto Adige nach Gelsenkirchen war der slowenische Cellist …

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„Clarinet Bird“ – Zum Tode von Rolf Kühn

Die Jazzwelt weit über die deutsche Szene hinaus trauert um Rolf Kühn, Klarinettist von internationalem Ruf, Komponist und Arrangeur, Bandleader sowie Musical Director. Er starb in der Nacht zum Freitag, dem 19. August, in seinem Wohnort Berlin nach vergeblicher Operation infolge eines Sturzes. Er wäre am 29. September 93 Jahre alt geworden. Bis ins hohe Alter unentwegt mit eigenen Bands aktiv, sollte er noch mit seinem neuen Quartett „Yellow & Blue“ im Rahmen des Multiphonics-Festivals am 20. September in Köln und zwei Tage danach in Wuppertal auftreten.   Der in Köln geborene und in Leipzig aufgewachsene Jazzmusiker konnte auf ein wahrhaft reiches künstlerisches Leben und auf eine überaus erfolgreiche Karriere zurückblicken. Er wurde frühzeitig klassisch ausgebildet, an Klavier und Klarinette, in Musiktheorie und Kompositionslehre. Nach ersten Engagements als Saxophonist und Soloklarinettist in den  Rundfunk-Tanzorchestern Leipzig unter Kurt Henkels und des RIAS Berlin unter Werner Müller, frönte Rolf Kühn bald auch in kleinen Formationen seinen Jazzambitionen. In den fünfziger Jahren gewann er als Klarinettist alle deutschen und europäischen Jazz Polls und 1957 sogar den Down Beat Poll als „Clarinet New Star“, denn inzwischen war er auch …

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+++Baden-Württemberg zeichnet Lauren Newton für ihr Lebenswerk aus++++++Tim Isfort bleibt beim moers festival+++

Sonderpreis des baden-württembergischen Jazzpreises geht an Sängerin Lauren Newton Die Sängerin, Komponistin und Schauspielerin Lauren Newton wurde für den ‚Sonderpreis Lebenswerk‘ des Landesjazzpreises nominiert. Baden-Württembergs Kunststaatssekretärin Petra Olschowski sagte anlässlich der Auszeichnung: „Mit dem Ehrenpreis würdigen wir eine ganz herausragende musikalische Lebensleistung. Lauren Newton ist eine überragende Tonkünstlerin mit einem enormen musikalischen Spektrum und zu recht die erste Lebenswerk-Preisträgerin.“ Der künstlerische Weg der US-amerikanischen Sängerin, die in diesem November ihren 69. Geburtstag feiert, führt von Oregon nach Deutschland und letztlich von 1993 bis 2019 an die Musikuniversität Luzern als Professorin für Jazzgesang und freie Improvisation. Sie konzertierte auf namhaften Festivals sowohl in Europa als auch in den USA, Kanada und Japan. Im Bereich der Performance-Art hat sie sich mit verschiedenen Ensembles, zum Teil mit Tänzerinnen und Tänzern sowie dem Künstler Koho Mori in Japan und in ganz Europa einen Namen gemacht. Ihre Discographie umfasst mehr als 75 Tonträger, unter anderem mit Joëlle Léandre, Fritz Hauser, Aki Takase, Joachim Kühn und Vladimir Tarasov. Seit 1985 wird jedes Jahr der Landes-Jazz-Preis Baden-Württemberg verliehen. Im Jahr 2015 wurde die Kategorie des mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreises für das …

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+++News:+++Jazzclub BIX in Stuttgart+++Jazzin‘ Erftstadt+++28. Internationaler Augsburger Jazzsommer+++

+++Stuttgarter Jazzclub BIX+++ Wie alle Jazz-Locations im Bundesgebiet hat auch der Stuttgarter Jazzclub Juni endlich die Restart-Taste gedrückt. Im Juli geht es weiter im  BIX mit zwei sehr unterschiedlichen Konzerten. Das Soul Diamonds-Konzert mit Fola Dada am Freitag, den 17.7. , ist leider schon ausverkauft Karten gibt es noch. Für den Auftritt der jungen Stuttgarter Band BRTHR Am Samstag, den 18.7. Philip Eisler singt von Einsamkeit, Vergänglichkeit und Mauern in Köpfen und an Landesgrenzen – aktueller denn je und mit subtil melancholischem lo-fi Americana-Folk. Da Stehplätze derzeit nicht verkauft werden dürfen, kann es eng werden mit den Plätzen. Wer keine Tickets mehr für sein Wunschkonzert erhalten hat, kann auf der Terrasse vor dem BIX das mediterrane Flair zwischen Sandsteinmauern bei einem schönen Abendessen und / oder guten Drinks genießen, während Jazz- oder Soul-Klänge – siehe Soul Diamonds am 1.7. – aus der offenen Tür über den Platz ziehen. +++Jazzin‘ Erftstadt+++ In Erftstadt westlich von Köln hat sich seit Jahren ein sehr aktiver Jazzclub etabliert, ursprünglich begründet von dem Saxophonisten und Komponisten Heiner Schmitz. Zumeist gastieren Musiker und Musikerinnen aus der aktiven Kölner Jazzszene. Am Sonntag, …

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Heinrich von Kalnein: Möbius Strip

Jeder ausübende Musiker kennt Etüdenbücher: Jene systematisch aufbauenden Sammlungen, in denen in meist kleinen, reduzierten Stücken bestimmte spielerische Probleme angegangen werden. Aber wenn große Komponisten am Werk sind, gehen solche „Versuchsanordnungen“ über das rein technische weit hinaus und es entstehen große künstlerische Schöpfungen für die Ewigkeit. Jazz als freiere, improvisierte Praxis emanzipiert sich von jeder rigiden Systematik, wo es ums unmittelbare Spielen geht. Auf der neuen Doppel-CD des Saxofonisten Heinrich von Kalnein drängen sich solche Gedanken dennoch auf. Nicht falsch verstehen: Der in Graz lebende Saxofonist, Bandleader, Komponist und Pädagoge würde wohl nie schnöde Techniketüden veröffentlichen. Aber das neue Release leistet sich eine fast schon enzyklopädische Bandbreite, um die Vielfalt an musikalischen Möglichkeiten im Jazz zu bilanzieren. Volume 1 stellt die Individualität von Instrument und Musikerpersönlichkeit heraus. Bemerkenswert ist der Entstehungsprozess dieser lupenrein klingenden Aufnahmen. Heinrich von Kalnein improvisierte nämlich die meisten dieser Stücke zunächst allein für sich im Studio von Joachim Kühn auf Ibiza, übrigens auf persönliche Einladung des berühmten Pianisten hin. Die Bassistin Gina Schwarz und der Drummer Lukas König spielten später ihre eigenen Tracks dazu. Der Prolog ist ein einladendes Rezitativ. Stück …

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+++ „3 Tage Jazz“ Festival Saalfelden Leogang+++Jazzförderung in Baden-Württemberg 2020 +++

„3 Tage Jazz“ Festival Saalfelden Leogang 17.-19. Jänner 2020 Im Gegensatz zum Saalfeldener Sommerfestival ist das „3 Tage Jazz“ ein kleineres Festival, das im tiefsten Winter inmitten des Salzburger Innergebirgs stattfindet. Mit großen Namen der europäischen Jazzszene als auch mit jungen österreichischen Jazzformationen. Neun Konzerte auf drei Bühnen Freitag und Samstag finden jeweils drei Konzerte im Kunsthaus Nexus statt, eines auf der Stöcklalm in Leogang (kostenfrei) und zwei weitere im Bergbau- und Gotikmuseum, ebenfalls in Leogang. Für alle, die schon am Donnerstag anreisen um den Winter in Saalfelden Leogang zu genießen, zeigen wir am Abend im Kunsthaus Nexus den Film „Brüder Kühn – Zwei Musiker spielen sich frei“ – ein dokumentarisches Porträt der beiden deutschen Jazzmusiker Rolf (Jahrgang 1929) und Joachim Kühn (Jahrgang 1944), die es unabhängig voneinander zu Weltruhm gebracht haben und trotz ihres Alters immer noch auftreten. Rolf Kühn lädt am Samstag zusammen mit Klaus Paier, Asja Valcic und Patrice Héral zum Konzert ins Kunsthaus Nexus und ist mit 90 Jahren der älteste Musiker beim diesjährigen „3 Tage Jazz“ Festival. Offiziell eröffnet wird das „3 Tage Jazz“ Festival am Freitag von dem österreichischen …

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Jazzfest Berlin 2019 | Tag 3 | Tücken mit Präpapaparationen

Drei Acts auf der Hauptbühne des Hauses der Berliner Festspiele. Bereit zur Präparation von Musik, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Dieses Mal Beobachtungen vom Parkett aus, statt aus Bird’s Höhle und seiner akustischen Hölle gestern. Präparation des Instruments: Eve Risser mit Après un rêve Zu vörderst Eve Risser an einem vielfältig präparierten stehenden Klavier mit ihrem etwas über 30-minütigen neuen Stück Après un rêve. Dabei handelt es sich um eine Art Toccata über den Grundton „D“. Das Klavier, an manchen Stellen höchst effektiv präpariert wird zu einem Klangorchester (mit einer per Fußpedal integrierten Mini-Bassdrum), die sich fast komplett über einem gepulsten rhythmischen Grundteppich langsam von einer akustischen Szene zur nächsten bewegt.   Das klingt in bestimmten einfachen harmonischen Fortschreitungen zart, dann wieder, in extremen Registern, spitz. Großes Vergnügen bereitet das, schon ob der kecken Grundgrooves, aber eben auch wegen der Farbigkeit, die diesem Instrument, gelegentlich auch mit Schlegeln, entlockt wird. Intim das alles und zugleich doch expressiv. Tückisch gut!  Das Gute, das so einfach sein kann. Das Simple kann doch wirklich einen komplexen Klangzauber entfachen. Die Mittel dazu sind ökonomisch, die Ausführung ist virtuos. Klasse. …

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+++ News +++ Erstausstrahlung der Dokumentation über die Brüder Kühn +++ 30. Jazzfestival München 2019 +++

+++ Erstausstrahlung der Dokumentation über die Brüder Kühn +++ Rolf Kühn ist Meister der Jazz-Klarinette. Er arbeitete mit Benny Goodman oder Count Basie zusammen und seine Markenzeichen sind bis heute seine Neugier und Experimentierlust. Sein Bruder Joachim Kühn steht ihm in dieser Hinsicht als Pianist in nichts nach. Bekannt ist er unter anderem durch das Trio mit Jean-Francois Jenny-Ciark und Daniel Humair, oder sein Duo mit FreeJazz-Ikone Ornette Coleman. 3sat zeigt den Dokumentarfilm „Brüder Kühn – zwei Musiker spielen sich frei“ von Stephan Lamby am Samstag, 21. September 2019, um 20.15 Uhr in Erstausstrahlung. Der Jazz-Filmer begleitet die Musiker auf ihren Tourneen und zeigt gleichzeitig eine Zeitreise durch die deutsche Geschichte aus Sicht der beiden Musiker. Er schildert die Anfänge der Kühns als Zirkusfamilie und beobachtet die Beziehung zweier Brüder, die ihre menschliche und musikalische Freiheit genießen. Auch mit 75 Jahren konzentriert sich Joachim Kühn noch immer voll auf die Musik, ob auf Tour odre zu Hause am Flügel. Er versucht, so frei zu leben wie es irgendwie geht und lebt als Pianist und Saxophonist ganz für die Musik. Sein älterer Bruder Rolf Kühn wird …

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+++ news +++ hr-Bigband mit „Cuba 2.0“, Gaststar Till Brönner und weiteren Höhepunkten +++ Spanien und Portugal Schwerpunktländer beim Südtirol Jazzfestival +++

„Den eigenen Gefühlen und Assoziationen freien Lauf lassen und aus der Musik das schöpfen, was man von ihr will oder was man von ihr braucht.“ Das legt Orchestermanager Olaf Stötzler in seinem Vorwort zur neuen Saison den Zuhörerinnen und Zuhörern der hr-Bigband ans Herz. Die neue Spielzeit birgt mit ihren bekannten Stars und Newcomern auch genügend Raum, um sich auf neue musikalische Erfahrungen einzulassen. Die hr-Bigband eignet sich in dieser Saison musikalische Genres von Brasil Pop bis hin zur Neuen Musik an, von Filmmusik bis hin zur Musik von Duke Ellington. Künstler wie Joshua Redman, Melissa Aldana, Michel Portal, Philip Catherine und Roberto Fonseca werden zu Gast sein. Zum diesjährigen Europa Open Air des hr-Sinfonieorchesters hat sich die hr-Bigband einen ganz besonderen Gast eingeladen: Till Brönner, der erfolgreichste deutsche Jazzmusiker, wird das Programm zum 20-jährigen Jubiläum des Euro bereichern. Zwei weitere Jubiläen feiert die hr-Bigband im Oktober: Beim Eröffnungskonzert der 50. Ausgabe des Deutschen Jazzfestivals Frankfurt in der Alten Oper gratuliert die Band dem Münchner Plattenlabel ECM zum ebenfalls 50. Geburtstag zusammen mit Michael Formaneks „Ensemble Kolossus“. Am Festivalsamstag gibt es dann eine Uraufführung unter …

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„Joachim, willst Du mit uns spielen?“

Der Pianist Joachim Kühn traf im Dortmunder Jazzclub domicil auf die Ruhrgebiets-Kollektivband „The Dorf.“ Es braucht eigentlich kaum einer Erwähung: Auch der Pianist Joachim Kühn ist schon oft im Dortmunder Jazzclub domicil aufgetreten: „Es dürfte ungefähr im Jahr 1970 gewesen sein – und ich fand den Keller damals auch sehr schön“ erinnert sich der heute 75jährige Pianist an die alte Spielstätte des Jazzclubs in einem Keller an der Leopoldstraße. Später zog das domicil ins ehemalige Hansa-Theater und ist heute als regelmäßiger Aufführungsort für Jazz und anderes im Ruhrgebiet nicht wegzudenken. Seit der Gründung dürften hier etwa 3600 Livekonzerte über die gegangen sein – getragen von öffentlicher Förderung und noch mehr mehr bürgerschaftlichem Engagement, geadelt durch etliche Spielstättenpreise und immer wieder neu bestätigt durch eine kontinuierlich hohe Publikumsnachfrage. Das Auftaktkonzert einer ganzen Reihe zum runden Jubiläum demonstrierte, worum es in einem guten Jazzclub geht: Mit einem Soloauftritt von Joachim Kühn einen der besten internationalen Musiker auf der Höhe der Zeit nach hierhin zu holen. Zugleich mit einem Gig der Ruhrgebeitsformation „The Dorf“ am Puls der regionalen Musikszene zu sein. Im Idealfall berührt sich dies und reagiert …

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