Joachim Kühn 2014 web (c) Juan Martin Koch

Joachim Kühn: Porträt und Auftritt im Leeren Beutel

Unten stehendes Portrait von Ssirus W. Pakazd erschien zuerst in der Printausgabe 2-14. Am 15. April gastierte Joachim Kühn im Leeren Beutel in Regensburg. Juan Martin Koch fotografierte. In Trance: Joachim Kühn feierte seinen 70. Geburtstag – von Ssirus W. Pakzad: Seinen 70. Geburtstag hat Joachim Kühn in einem Berliner Studio verbracht – mit seinem Lieblings-Tontechniker, dem Sound-Magier Walter Quintus und ohne die feste Absicht etwas zu schaffen, was später unbedingt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden muss. „Ich werde einfach spielen, wozu ich gerade Lust habe und an nichts anderes denken“, sagte der legendäre Pianist ein paar Monate vor seinem Ehrentag.“ Er zuckt kurz mit den Schultern, als das runde Wiegenfest im Gespräch gestreift wird. „Man nullt mal wieder. Und man ahnt, dass die Hälfte der Lebenszeit überschritten ist.“ Einem Schmunzeln folgt eine Pause, dann ein fast unhörbarer Seufzer. „Man weiß, dass vermutlich die letzte Dekade angebrochen ist.“ Da klang schon ein bisschen Wehmut durch. Andererseits besitzt der immer noch mit jungenhaftem Charme gesegnete Joachim Kühn die gleichen Gene wie sein Klarinette spielender Bruder Rolf, der mit 84 noch erstaunlich vital und schaffensfroh ist – …

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Wo sind nur die Frauen im Jazz?

Die JazzZeitung, Ausgabe 2-14 ist gedruckt. Im Anschluss das Editorial der Redaktionsleiterin Ursula Gaisa zum Thema „Frauen im Jazz“. Weiterhin finden Sie unter anderem im neuen Heft: Portraits – Joachim Kühn 70, auf dem Titel Mike Herting auf Afrika-Tournee mit dem BuJazzO, German Jazz Trophy für Chris Barber, Andreas Schaerer und seine Projekte, Kathrin Pechlofs Imaginarium, Christiane Hagedorns Rose Hip, Iiro Rantala, GLM-Jubiläum auf Gut Sonnenhausen, Konzerte in den Bauer Studios; Berichte – Women in Jazz Hall, Neuer deutscher Jazzpreis Mannheim, BuJazzo-Arbeitsphase, WDR Jazzfest mit Rebekka Bakken, Vibraphonissimo Nürnberg, neue Festivalhalle für Moers… Liebe Leserinnen, liebe Leser, in seinem Bericht zur 53. Arbeitsphase des BuJazzO schreibt Reiner Kobe auf S. 19 dieser Ausgabe: „Die zu 80 Prozent neu formierte Band, komplett männlich besetzt, brachten die Gastdirigenten Alexander von Schlippenbach und Manfred Schoof auf Vordermann.“ Dieser Satz bestätigt wieder einmal, dass meine Frage nach den Frauen im Jazz wohl wirklich seine Berechtigung hat. Das fängt schon an bei den Medien: Ebenfalls 80 bis 90 Prozent meiner geschätzten Kollegen sind auch wirklich Kollegen, nicht Kolleginnen. Nachdenklich wurde ich auch bei meiner Suche nach den „Newcomern des Monats“, …

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Unermüdlich und unentbehrlich: Ali Haurand wird 70

Die Jazzwelt gratuliert heute dem Kontrabassisten, Bandleader und Festivalmacher Ali Haurand zum 70. Geburtstag. Über viele Jahrzehnte ist der Viersener zu einer festen Größe in der Musikwelt geworden – und sein sensibles Bassspiel war schon an der Seite so vieler Weggefährten zu hören, egal ob Philly Joe Jones, Tony Oxley, Daniel Humar, Joachim Kühn oder Gerd Dudek. Vor allem letzter ist ein langjähriger, ewiger Partner für den Viersener Bassisten – und beide sind auch schon bald wieder live zu erleben – nämlich am 6. Dezember im Kölner Freiraum. Traurig stimmt Ali Haurand, dass einige seiner Freunde und Weggefährten, etwa Charlie Mariano diese Welt schon verlassen haben – vor allem überschattet der plötzliche Tod von Paul Kuhn, mit dem gerade noch Auftritte geplant waren, die Freude über den runden Geburtstag. Umso mehr muss an dieser Stelle auf die glanzvollen Verdienste, die prägende Kraft und vor allem auf die künstlerische Verantwortung für das große Ganze im Leben und Wirken des Ali Haurand zurück geblickt werden. Haurand hatte an der Essener Folkwanghochschule und später an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz studiert. Seit den 70ern ist sein …

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Im Silbermeer des Mittelalters

Vor mir saß im Konzert ein Mann, dessen Brille, machte mich meine Nachbarin aufmerksam, von der gleichen Manufaktur stammt wie die meine. Man könnte annahmen, er habe auch sonst den gleichen Geschmack. Schließlich sitzt er auch im gleichen Konzert. Und ja, ein Gespräch am Ende eines weiteren Konzertes bbestätigte diese Vermutung. Man war gemeinsam angetan. Das Alter des Mannes passte auch in den Zusammenhang. Man ist eine Generation. Mittelalter. Und dann sieht man sich um: Alles ist hier Mittelalter und vorwiegend männlich. Das vielbeschworene Silbermeer, oft dem klassischen Kozertsaal oder der Oper zugeordnet, exisitiert vor allem bei den Festen des Jazz. Alles ströbelt in allen Ecken. Demgegenüber dann die Musiker auf der Bühne: Christian Scott (dessen Mitmusiker so 22, 23, 24 Jahre alt sind). Heute abend Monika Roscher mit ihrer BigBand (auch keine alten Herren). Michael Wollny! (Obwohl, der sieht nur so jung aus!) Auf der anderen Seite: Olle so genannte Legenden. Pharoah Sanders (74), Jack DeJohnette (71), Ernst-Ludwig Petrowsky (80), Joachim Kühn (69), Fred Wesley (70). Knapp schon steinalt, aber nicht veraltet in ihrer Musik. Und wen erreichen Sie eben? Uns, zwischen 40 und …

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Jazzfest 2013 gestartet – Christian Scott und Joachim Kühn on Stage: Stretch as jazz can

Es gibt offizielle und heimliche Schwerpunkte bei umfangreichen Veranstaltungen wie es das JazzFest in Berlin eine ist. Offiziell geht es um einen „Afrika-Akzent“, inoffiziell um Umarmungen. Das Eröffnungskonzert brachte zwei Formationen nacheinander auf die Bühen: Der Trompeter Christian Scott mit seiner Band und „Gnawa Jazz Voodoo – Joachim Kühn Africa Connection feat. Pharoah Sanders“. Wer umarmt hier wen, wie betont werden die Akzente? Unterschiedliche Antworten: Der Abend war musikalisch durchwachsen und erzeugte ebenso Langeweile wie Verdichtung. Erste Eindrücke und Bilder vom JazzFest 2013. Stretch Music (Christian Scott) Die Gruppe um Christian Scott (tp) mit Braxton Crook (sax), Matthew Stevens (git), Lawrence Fields (p), Kris Funn (b) und Cory Fonville (dm) wird hoch gehandelt. Die teilweise sehr jungen Musiker zu einer musikalischen Familie zusammen gefunden, einer Familie, die einen Kopf hat, Christian Scott und einen Körper, die Band. Darin gelingt es scheinbar mühelos, das Vokabular des Jazz in viele Richtung zu erweitern und sich einzuverleiben. Vom minimalistischen Pattern bis zum Song, von der Einzel- bis zur Gruppenimprovisation. Dabei Stielelemente parallel laufen und sich trotzdem kreuzen zu lassen, bringt eine Multidimensionalität hervor, die musikalisch funktioniert. Das alles …

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