Chaplin’s Secret: Dotschy Reinhardt mit neuer CD

Mit ihrem mittlerweile vierten Album ist die Berliner Sängerin Dotschy Reinhardt  musikalisch einem Geheimnis auf der Spur. Entdeckt wurde es von Charlie Chaplins Tochter Victoria in dessen Nachttisch. Dort verwahrte der berühmte Daddy einen Brief, worin festgestellt wird, dass er – Charles Chaplin – nicht in London, sondern auf einem nahe gelegenen Grundstück geboren worden sei, auf welchem „romany people“, also Romanis kampierten. Dieses Geheimnis nimmt Reinhardt als Ausgangspunkt, um mit Eigenkompositionen und einigen Standards dem Swing von Django Reinhardts Hot Club, dem Bossa Nova und swingendem Jazz ihre Referenz zu erweisen. Eine coole Mischung, welche die Sinteza – die sich seit Langem aktiv für die Rechte von Sinti und Roma einsetzt – schon früher erfolgreich erprobt hat. Weich und geschmeidig singt sie von schwierigen Fragen des Lebens. Sie lädt ihre Landsleute ein Romanes zu sprechen, damit die Sprache ihrer Vorfahren nicht verloren geht und zeichnet mit ihrem Gitarristen Alexey Wagner eine wunderschöne, intime Liebeseinladung in den Himmel – „Fly Away“. Leider schmiert sie bei ihrem entschiedenen und selbstbewußten Aufruf „Romanes“ am Schluß ein wenig mit der Stimme ab. Eine kaum merkliche Beeinträchtigung, die den …

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Der Dichter spricht: Das Matthieu Bordenave Trio lässt sich beim BMW Welt Jazz Award von René Char inspirieren

Das Trio des 35-jährigen Tenorsaxophonisten Matthieu Bordenave aus Südfrankreich betrat als vierter der insgesamt sechs Teilnehmerbands das Podium des lichtdurchfluteten Podiums des BMW Welt Jazz Award, der dieses Jahr unter dem Motto „Saxophone Worlds“ steht. Bordenave studierte zunächst klassisches und Jazzsaxophon in Paris, bevor er zum Masterstudium an die Münchner Musikhochschule kam. Mittlerweile gilt er mit seinem lyrischen, nuancenreichen Spiel als einer der herausragenden Stimmen des europäischen Jazz. In den BMW Doppelkegel kam Matthieu Bordenave mit seinem Projekt „Archipel“: Rund um die Gedichte und Aphorismen des französischen Dichters René Char entwickelten Matthieu Bordenave und seine Mitstreiter ihre Stücke in einer intimen Triobesetzung ohne Schlagzeug. Ein Morgen mit zarter, introvertierter Jazzmusik, die das Publikum derart in Bann schlug, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Am 10. März wird der BMW Welt Jazz Award mit einem Matinee-Konzert der estnischen Saxofonistin und Komponistin Maria Faust fortgesetzt, die in ungewohnter Formation mit zwei Bassisten, einem Pianisten, einer Cellistin sowie einem zweiten Saxofonisten nach München kommt. Fotos: Thomas J. Krebs

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Pianist Jermaine Landsberger mit neuem Trio

Regensburg. „Geschichte wird gemacht, es geht voran“ sang 1982 die Düsseldorfer Band Fehlfarben. Nun, Musikgeschichte hat Jermaine Landsberger beim Auftritt im Leeren Beutel sicher nicht geschrieben. Einen deutlichen Sprung voran aber hat der energiegeladene Pianist und Keyboardspieler mit seinem neuen Trio ohne Zweifel gemacht. Es ist die eigene Entwicklung, seine Geschichte, der der gebürtige Niederbayer mit Daryl Hall, einem großartigen E-Bass- und Kontrabassspieler, und dem kein bisschen weniger beeindruckenden Drummer Donald Edwards gerade einen kräftigen Kick gibt. Dabei spielen die recht unterschiedlichen Musiker erst ziemlich kurz miteinander. Gerade absolvieren sie ihre erste Minitour durch einige Clubs in Bayern als Vorbereitung für eine Plattenaufnahme. Die soll dann nach Möglichkeit „im Oktober“ herauskommen. „Es kann aber sein“, schränkt Landsberger ein wenig atemlos und noch verschwitzt vom begeistert aufgenommenen Auftritt beim Jazzclub ein, „dass es erst im nächsten Jahr veröffentlicht wird“. Das hänge davon ab, bei welchem Plattenlabel er das Album unterbringen könne. Nachfragen danach bekam er bereits jetzt. Während der kurzen Unterhaltung wollten immer wieder Besucher wissen, ob es denn „die Musik auf Cd gibt“ oder wann diese erhältlich sei. Dabei hatten alle noch ein Leuchten vom …

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Dombrowski mit Mitchell unter den besten Jazzbildern 2019

Ein Mann, der stets seine Kamera für die Jazzzeitung bereithält. Ralf Dombrowski ist schon seit Längerem als hochgeschätzter Fotograf für die Redaktion der Jazzzeitung aktiv. Das Team freut sich umso mehr, dass Ralf Dombrowski es mit seiner Fotografie von Roscoe Mitchell auf dem Jazzfest Berlin 2018 unter die Top 30 der besten Jazzbilder des Jahres 2019 von Jazz World Photo geschafft hat. Damit ist er als einziger deutscher Fotograf im Finale. Die Redaktion der Jazzzeitung drückt die Daumen! Die Fotos der Finalisten wurden bereits auf Facebook unter folgendem Link veröffentlicht. Beitragsbild: Ralf Dombrowski. Foto: TJ Krebs  

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Cooler Bop vom Schlangenbeschwörer

Vincent Herring begeisterte mit Soul Chemistry im Regensburger Jazzclub Leerer Beutel. Auch, weil der Altmeister ein seltenes Statement abgab. Vincent Herring ist gewiss keine Reinkarnation des großen Charlie Parker. Und dennoch, wenn Herring auf der Bühne steht und in sein Horn bläst, erinnert so einiges an den legendären Altsaxofonisten, der als einer der Schöpfer des Bebop gilt. Da ist die leicht massige Gestalt des New Yorkers, der eigentlich aus Kentucky stammt. Dann auch die Haltung, wie man sie von alten Fotos aus den 50er Jahren von Charlie Parker kennt. Und vor allem der mächtige Ton und das superschnelle Spiel auf dem Altsax, bei dem sich die Finger scheinbar lösen und selbständig über die Klappen zu tanzen scheinen. Zwar trägt Herring beim Konzert mit Soul Chemistry im Leeren Beutel keine Krawatte, wie sein großes Vorbild.  Mit einem leuchtend blauen Einstecktuch im Jackett seines Anzugs verfügt er aber über die gleiche Eleganz und geschmackvolle Erscheinung, die heute manchmal merkwürdig altertümlich wirkt. Bei Musikern aus dem boporientierten Mainstream ist es nach wie vor weit verbreitet, großen Wert auf die äußerer Aufmachung zu legen. Zum Anzug, den alle vier …

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Fotogalerie: Jochen Rückert Quartett feat. Mark Turner im Jazzclub Unterfahrt

Das Jochen Rückert Quartett gastierte mit  internationaler Besetzung im Jazzclub Unterfahrt. Der Kölner Schlagzeuger hat sich mit seinem Können und Durchhaltevermögen internationalen Ruf erarbeitet und erntet nun die Früchte seiner Arbeit. Was Rückert gemeinsam mit dem großartigen Mark Turner am Tenorsaxophon, dem Gitarristen Lage Lund und Matt Penman am Bass präsentierte war beeindruckend. Lage Lund nutzte gekonnt spielerische Räume mit seiner halbakustischen Gitarre, Mark Turner improvisierte im Dialog mit Lund beseelt am Tenor, während Penman und Rückert mit Fingerspitzengefühl und Emotionalität für entsprechenden Groove und Zusammenhalt des Quartetts sorgten. Mit ihrem aktuellen Programm und brandneuen Stücken begeisterte Rückert und sein Quartett das Publikum im Jazzclub Unterfahrt. Der Bayerische Rundfunk hat das Konzert mitgeschnitten und wird Ausschnitte des Abends am 12. Juli im Rahmen der Sendereihe „BR Jazzclub“ als weiteres Konzerthighlight aus Münchens Jazzlandschaft senden. Text: Thomas J. Krebs

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Inspiriert vom Inuit-Klang

Jazzkonzert. Das junge österreichisch-bayerische Quartett Tiktaalik überrascht bei Preisträger-Tour durch Clubs mit eigenen Stücken. Von Michael Scheiner   Regensburg. Gibt man bei einer Suchmaschine den Begriff Tiktaalik ein und schaut sich die gesammelten Bilder an, findet man Fische. Keinen gewöhnlichen „großen Süßwasserfisch“, wie der Name aus der Sprache der Inuit übersetzt lautet, sondern einen ausgestorbenen Fleischflosser, der sich an Land robbt. Das wird sich vermutlich ändern, wenn Fotos von Liveauftritten des nach diesem fossilen Tier benannten Quartetts aus Österreich nach und nach das Netz fluten. Die vier jungen Musiker aus Österreich waren kürzlich auf einer Tour durch Bayern. Dabei gaben sie auch beim Jazzclub im Leeren Beutel ihre musikalische Visitenkarte ab. Vergangenes Jahr hatte die Band in der letzten Runde eines Wettbewerbs gegen drei andere Jazzgruppen bei der Jury die Nase vorn und holte sich den LAG-Jazzpreis. Der undotierte Preis ist bei Nachwuchsmusikern und jungen Bands durchaus begehrt, weil damit eine Clubtour verbunden ist. Die verhilft jetzt dem 2015 von Saxofonist Oliver Marec gegründeten Quartett zu einer größeren Bekanntheit. Der Alt- und Sopransaxofonist ist in Bayern aufgewachsen, daher war die Teilnahme am Wettbewerb möglich. Nach …

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Auftakt des Münchner Festivals Out Of The Box mit Terje Isungsets „Ice Music“

Mit einem ganz besonderen Festival, Out Of The Box, beginnt das Ausstellungsjahr für das Kunst- und Kulturzentrum whiteBox im Münchener Werksviertel. In erster Linie geht es darum, künstlerische Aktionen auf ganz eigene, andere Art zu präsentieren und für die Realisierung gleichzeitig dazu auch mal gewohnte Räumlichkeiten zu verlassen. Den Festivalauftakt bestritt der norwegische Jazz-Perkussionist Terje Isungset auf der Rooftop Location München Hoch5 im Werksviertel. Seit mittlerweile 30 Jahren ist er unbestritten einer der Pioniere der „Ice Music“ und entwickelte über die Jahre ein Universum an Musikinstrumenten aus purem Eis, die in Konzerten zum Einsatz kommen und gespielt werden.   Die Fotos vom ersten Konzert im Schneesturm auf der Freiterrasse des München Hoch5 machte Susanne van Loon, vom zweiten Konzertabend inside berichtet Thomas J. Krebs. Am zweiten Abend von Isungsets „Ice Music“ trat er gemeinsam auf mit Arve Hendriksen an der Trompete, verschiedenen Eis-Hörnern & Gesang, Anders Jormin mit einem Eis-Bass (!), der Sängerin & Soundtüftlerin Maria Skranes und – last not least – unterstützt von Ina Charlotte Mo (Eis-Assistenz), sowie Isungsets langjährigem Sounddesigner Asle Karstad. Eigentlich sollte auch dieses Konzert Open Air auf dem Rooftop …

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5. Klavier Festival in Ottobrunn mit Bobo Stenson, Ketil Bjørnstad & Martial Solal am 13. & 14. Dezember

Im Dezember finden in Ottobrunn seit nunmehr 5 Jahren Piano Abende der besonderen Art statt. Im Rahmen des Jubiläums „10 Jahre Ottobrunner Konzerte“ wird das diesjährige Klavier Festival im Wolf-Ferrari-Haus am Donnerstag, den 13. Dezember von zwei ganz besonderen ECM-Pianisten eröffnet: dem Schweden Bobo Stenson, der u.a. in Formationen mit Jan Garbarek und Charles Lloyd Maßstäbe gesetzt hat, sowie Ketil Bjørnstad, der nicht nur als außerordentlicher Jazzpianist, sondern auch als erfolgreicher Autor lyrischer Werke und Essays weit über die Grenzen seiner Heimat  Norwegen bekannt geworden ist. Am 14. Dezember folgt dann ein absolutes Piano-Highlight: Kein Geringerer als der 1927 in Algier geborene Martial Solal, Grandseigneur des französischen Jazz-Pianos, wird den zweiten Abend des Festivals bestreiten! Wie kein Zweiter beeinflusste er in der Tradition von Bud Powell, Lennie Tristano oder auch zeitgenössischer Musik die französische wie internationale Jazzszene. Bis heute gilt er als einer der ganz Großen, der mit seinem Spiel den Jazz maßgeblich geprägt und bereits zu Lebzeiten Geschichte geschrieben hat. Gleichzeitig hat Solal immer gelehrt und sein Wissen weiter gegeben. So geschehen vor ca. 30 Jahren an einen seiner Schüler, den Pianisten Cornelius Claudio …

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Ghost Note in der Münchner Unterfahrt: „Tearing down the Club!“

„Don’t Stop The Music“, otherwise we will „Burning Down the House“ – passende Zitate, die man dem Publikum an diesem Abend in der Unterfahrt durchaus zugetraut hätte! Zum Glück liegt der Jazzclub Unterfahrt im Kellergeschoss und hat kein Dach – das nämlich wäre nach dem Ghost Note-Gig am vergangenen Wochenende komplett weggeflogen. Die Snarky Puppy Rhythmn Masterminds, Percussionist Nate Werth und Drummer Robert Sput Searight, haben an dem Abend mit Ghost Note für furiose Stimmung gesorgt. Dwayne Thomas Jr., aka Mono Neon, Prince letzter Bassplayer, sorgte für tiefe, scheppernde Groovelines, Sylvester Onyejiaka und Jonathan Mones an den Reeds arbeiteten sich an ihren Instrumenten ab, Vaughn Henry spielte an den Keyboards alles an die Wand und Gitarrist Peter Knudsen sorgte mit der ihm eigenen Coolness für inspirierte Gitarrenriffs. Trotz Reisestress und kaum Schlaf für die Band, die am Morgen nach einem Gig bis in die frühen Morgenstunden direkt aus London anreiste, ging es nach einem umfangreichen Soundcheck von der ersten Sekunde an in die Vollen und zum Ende des Konzertes, ganz und gar untypisch für die Unterfahrt, stand das komplette Publikum, klatschte und tanzte zu den …

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