Ein Münchener Jazz Sommer zwischen Tradition und Moderne

Sieben Konzerte in fünf Tagen, das ist kein großes Jazzfestival wie es andere Musikstädte haben, aber ein großartiges. Während das Motto früherer Ausgaben salopp gesagt „USA im Hotel Bayerischer Hof“ hätte heißen können, haben Bookerin Katarina Ehmki und Hotelchefin Innegrit Volkhardt jetzt eine Jazz-Tour du Monde vorgestellt: Nigeria, USA, Brasilien, Frankreich und Israel waren dieses Jahr vertreten. Und dass die gewohnten Salsaklänge am Ende des Festivals entfielen, mag die latinische Tanz-Community Münchens enttäuscht haben, aber nicht die Jazzer: Ein sehr improvisationsfreudiger Al Jarreau gestaltete den Festival-Höhepunkt im ausverkauften Festsaal. Im Vergleich zu seinem letzten, eher konventionell wirkenden Münchner Konzert 2011, war der Maestro diesen Sommer wie ausgewechselt, ein Mister 10.000 Volt: Er riss „sein“ Publikum, das alle Hits aus dem Stand mitsingen konnte, sofern der Maestro ihm den Einsatz dazu gab, völlig hin- und mit. Jarreau redete viel, aber wie: Aus Ansagen wurden Wortgedichte, Scat-Gesang oder gar vokale Instrumentals. Jarreaus Dankesworte an die Veranstalterin Innegrit Volkhardt für die langjährige erprobte Zusammenarbeit, oder sentimentale Altersrückblicke wurden durch Jarreaus permanente Wortakrobatik zu einem einzigen, quasi durchkomponierten Stück, in dem Musik, Ansage, Gesang und zeitgemäße Arrangements seiner alten …

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+++ News +++ LJJO Hessen feiert mit Dianne Reeves +++ Hamburger Jazz Walk im August +++

+++ Landes Jugend Jazz Orchester Hessen feiert sein 30-Jähriges mit Dianne Reeves +++ 2015 feiert das hessische Ensemble mit seinem Gründer und musikalischen Leiter Wolfgang Diefenbach sein 30jähriges Bestehen im Rahmen eines Konzerts des Rheingau Musik Festivals. Für den Auftritt am Sonntag, 2. August  im Wiesbadener Kurpark konnte Macher Diefenbach einen absoluten Weltstar des Jazz gewinnen: die fünffache Grammy Award-Gewinnerin Dianne Reeves. Begleitet von den besten hessischen Nachwuchstalenten präsentiert die Starvokalistin ihr neues Album „Beautiful Life”. Flexibel und einfühlsam bildet Kicks & Sticks eine ungemein weiche Soundfläche für eine unvergleichbare Künstlerin, eine einzigartige Stimme. Für das Jubiläumskonzert zieht Wolfgang Diefenbach alle Register und konzipiert ein noch nie dagewesenes Programm, das sowohl der herausragenden Gastsolistin aber auch dem Big-Band-Sound in all seinen Facetten eine gebührende Bühne bereitet. „Grundsätzlich ist das Leben wunderschön“, findet Dianne Reeves »und ich wollte das feiern, was zu oft übersehen wird.“ „Beautiful Life“ nennt die Jazz-Diva dementsprechend auch ihr neustes Album, das sich nicht nur als Feier des Lebens, sondern auch als Feier der Musik und Stile versteht – kurz gesagt: die Kunst der Reeves in Reinform. Beim Rheingau Musik Festival bekommt …

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Umbria Jazz 2015

Text und Fotos von Ralf Dombrowski – Die Karawane ist wieder unterwegs. Europa wird bespielt von einer Schar internationaler Jazzkoryphäen und Publikumslieblinge, die seit Mitte Juni die großen Festivals beglücken. Einige davon sind Saurier des Geschäfts wie Chick Corea, Herbie Hancock, Charles Lloyd oder auch Tony Bennett, der auf seine alten Tage sich mit Lady Gaga als Sahnehäubchen des soliden Swings zusammengetan hat. Andere hört man in den kleineren Sälen, was ihre Kunst durchaus beflügeln kann. Vijay Iyer zum Beispiel gab sich mit Bassist Stephan Crump und Drummer Marcus Gilmore im Teatro Morlacchi die Ehre, der Bühne in Perugia, die während des Umbria Jazz Festivals für die modern jazzigen Konzerte zuständig ist. Seiner Musik tat das Ambiente eines ehrwürdig bürgerlichen Schauspielhauses gut, denn es un terstrich die Tendenz zum Kunstanspruch, die die kollektiven Energieschübe umgab, die er mit seinem langjährigen Trio präsentierte. Es war Stukturarbeit auf hohem Abstraktionsniveau, changierend zwischen Momenten des pulsierenden Flows und Gegenstücken motivisch extrem durchformter Passagen. Zuweilen auf  Suitenlänge gedehnt, entstanden Redundanzen, die aber durch den gesamten Spannungsbogen eines konzentrierten Konzerts wieder Sinn machten. Diese Gegensätze passten zum ganzen Umbria Jazz …

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+++News +++ Gender-Workshop +++ Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis +++ Travejazz Festival Lübeck +++

+++ Jetzt anmelden! – Jazz-Ensemble-Workshops in Frankfurt vom 2. bis 4. Oktober 2015 +++ mit Gina Schwarz (A), bass / Stephanie Wagner (D), flute / Esther Bächlin (CH) piano, Konzert PLAYGROUND 5. Oktober 2015 -Im Rahmen des 14. Darmstädter Jazzforums (01. – 04.10.2015) zum Thema „Gender und Identität im Jazz“ bieten das Frauen Musik Büro, Waggong e.V. Frankfurt und das Jazzinstitut Darmstadt Jazz-Ensembleworkshops mit Gina Schwarz, Stephanie Wagner und Esther Bächlin in den Räumen der Kulturwerkstatt Germaniastraße an. Die 3 Jazzmusikerinnen lernten sich auf der letzten Frauen Musik Woche als Dozentinnen kennen und beschlossen, ein gemeinsames Bandprojekt zu starten. Nun ist es soweit, im Oktober können wir sie mit einem Konzert live und bei den Workshops in Frankfurt erleben. Freitag, 02.10., 17 – 21 Uhr | Samstag/Sonntag, 03./04.10., 12 – 18 Uhr, Kosten: 130 Euro, erm. 100 Euro, Anmeldung über Waggong: kursprogramm_kurse.php?kid=1374 Alle Infos auch auf www.frauenmusikwoche.de Konzert 5. Oktober 2015, Romanfabrik Frankfurt – PLAYGROUND (D/A/CH) – Klangfarben-Jazz / Eigenkompositionen, Tickets: 12,- € / erm. 10,- € | Reservierung über www.romanfabrik.de Kontakt: Frauen Musik Büro, Frankfurt, Tel. 069/496 08 48, Fax 496 08 00, musik@melodiva.de und …

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+++ News +++ Dresdner Drum & Bass Festival 2015 +++ Fotograf Christian Wurm verstorben +++ Stingray Rising Star Award für Florian Hoefner

+++ Dresdner Drum & Bass Festival 2015 +++ Auch nach neun Jahren wird das Dresdner Drum & Bass Festival seinem früh entstandenen Ruf, zu den innovativsten und coolsten Festivals seiner Art in Europa zu gehören, gerecht. Mehr als 30 Künstler aus acht Nationen, darunter fast ausschließlich Festival-Erstlinge, gestalten am 19. September 2015 diesen besonderen Tag in Sachsens schöner Elbmetropole. Dass es nach acht Festivals mit mehr als 200 Künstlern so wenig Wiederholungen gibt, liegt neben der Größe der Szene und ihrem schnellen Wachstum eben vor allem am Anspruch der Veranstalter, stets neue Impulse zu setzen. Zwar ist das Programm dieses Jahr mit deutlich weniger „Big Names“ bestückt als bisher. Doch zwischen den Headlinern Russ Miller, Rhani Krija, Chuck Rainey und Stuart Hamm entdeckt man wahre Perlen der Rhythmus-Zunft. Richard Spaven beispielsweise gilt noch als Geheimtipp, obwohl er aus der Neosoul und HipHop Szene nicht mehr wegzudenken ist. Der 26-jährige Amir Bresler aus Tel Aviv ist Vollblut-Jazzer und seit Jahren schon an der Seite von Starbassist Avishai Cohen aktiv. Zum Festival pendeln Workshop und Konzert (mit Bemet) eher zwischen Breakbeat und Dubstep – spektakulär! Die Schweizer …

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Neue Studie zum Kreativwirtschaftsbereich Jazz in NRW gestartet

Die Jazz-Szene in NRW gilt als eine der lebendigsten im Bundesgebiet.  Die Kulturregion bietet eine große Zahl an Musikern, Aufführungs- und Ausbildungsstätten und Festivals. Aber vieles könnte noch besser zur Entfaltung kommen, meint  der Verein nrwjazz und will deshalb im Rahmen einer vom Wirtschaftsministerium geförderten Projektstudie nach Verbesserungsmöglichkeiten für alle Beteiligten forschen. Bis Ende dieses Jahres soll der Bedeutung des Jazz in NRW für die Kreativwirtschaft auf den Grund gegangen werden. Im Mittelpunkt des am 1. Juli offiziell gestarteten Forschungsprojekts steht die „Verwertungskette“ zwischen Anbietern (=Musiker) und Konsumenten (=Publikum). Denn so manches läuft augenscheinlich nicht „rund“: Es mangelt an finanzieller Ausstattung bei den Schaffenden, die dadurch ihre kreativen Potenziale nicht verwirklichen können. Auch bestehen Missverhältnisse zwischen einem Überangebot an Konzerten und produzierten Tonträgern sowie realer Nachfrage. Auch bei der Vermittlung der Inhalte könnte noch mehr echte Kreativität zum Tragen kommen. Hinzu kommen demographische Faktoren: Das Publikum wird immer älter, aber Nachwuchs gibt es vor allem auf Seiten der Musiker. Von diesen und (vielen mehr) Annahmen ausgehend, werden nrwjazz in den nächsten Wochen den Musikerinnen und Musikern, Hochschullehrern, Konzertveranstaltern und auch -besuchern viele Fragen stellen. Wo …

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Swiss Jazz Award für Raphael Jost

Raphael Jost gewinnt den Swiss Jazz Award 2015 Ascona/Basel 29.6 – Raphael Jost und seine „lots of horns“ Band sind die Gewinner der 9. Ausgabe des Swiss Jazz Awards. Das Finale fand am Sonntagabend im Rahmen des Festivals JazzAscona in Ascona statt. Die drei Finalisten hatten sich dafür in vorangegangenem Online-Voting qualifiziert. Ausser den Gewinnern waren dies Beat Baumli & Jürg Morgenthaler Trio und Piri Piri. Die drei Bands traten nacheinander in halbstündigen Sets auf und sammelten so nochmals Stimmen vom Publikum und der Jury, zu der dieses Jahr erstmals Pepe Lienhard hinzu gehörte. Raphael Jost & lots of horns vermochten mit ihrem hervorragenden Zusammenspiel, ihrer starken Bühnenpräsenz und dem Abwechslungsreichen Programm sowohl Publikum als auch Jury überzeugen. Den Gewinnern stehen nebst dem Award und erhöhter Medienpräsenz auch Auftritte an Schweizer Festivals und Jazz Clubs bevor, unter anderem am Festival da Jazz in St. Moritz am 9. August 2015 und am JazzAscona 2016. Ermöglicht werden diese sowie der gestrige Finalabend von den Organisatoren des Swiss Jazz Awards: Dem SRG SRF-Sender Radio Swiss Jazz und dem Festival JazzAscona, mit Unterstützung vom Migros-Kulturprozent und den teilnehmenden Jazz …

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jazzopen stuttgart erwarten für 2015 Besucherrekord

Vom 3. bis 12. Juli 2015 präsentieren die jazzopen stuttgart Stars der internationalen Jazz-, Blues-, Soul- und Pop-Szene auf sechs Bühnen – darunter Gregory Porter & Dianne Reeves, Jamie Cullum, Zaz & SWR Big Band, Max Herre, Caro Emerald, Mariza und viele mehr. Diesen Freitag, den 3. Juli beginnt die 22. Ausgabe des Festivals. mit der Verleihung der German Jazz Trophy an den Gitarristen, Komponisten und Bandleader Ralph Towner im Eventcenter SpardaWelt. Anschließend tritt der Geehrte selbst solo sowie mit Muthspiel-Grigoryan-Towner auf:  MGT – Wolfgang Muthspiel, Slava Grigoryan & Ralph Towner, das sind drei unterschiedliche Herangehensweisen an das Gitarrenspiel, drei Individualisten, drei Generationen aus drei Kontinenten. Tags darauf startet das Programm auf der Open Air Bühne am Mercedes-Benz Museum. Hier finden vier Konzertabende statt: die niederländische Chart-Stürmerin Caro Emerald und der sizilianische Soul-Jazz-Sänger Mario Biondi am 4. Juli, der Boomtown-Rats-Sänger und Band-Aid-Gründer Bob Geldof sowie der  Gitarrist  Carl Verheyen am 5. Juli, die portugiesische Fado-Sängerin Mariza und zuvor die aus Kuba stammende Addys Mercedes am 6. Juli sowie Jazz-Bassist und Miles Davis-Weggefährte Marcus Miller und zuvor Tenorsaxophonist Joshua Redman mit seinem Jazz-Rock-Trio The Bad Plus. …

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Morgenland Festival Osnabrück

Vom 22. bis 26. Juli 2015 findet nun schon zum elften Mal das Morgenland Festival in Osnabrück statt. Das Festival bietet ein kulturelles, internationales Forum, um den musikalischen Dialog zwischen den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens und der westlichen We lt zu fördern. Genremäßig breit aufgestellt, präsentiert es Jazz von Florian Weber, Salman Gambarov, Vahagn Hayrapetyan, Armen Hyusnunts, Jivan Gasparyan jr, Alex Baboian und Eurasians Unity, ebenso wie Weltmusik und Klassik. Den diesjährigen Schwerpunkt bildet die Musik Armeniens. Ein Land mit so wechselvoller wie schmerzvoller Geschichte, mit einer zauberhaften eigenen Schrift; das Land, welches als erstes das Christentum zur Staatsreligion erklärte und in dem der ersten Genozid des 20. Jahrhunderts hunderttausenden Menschen das Leben kostete. Die armenische Musik unterscheidet sich sehr von der persischen, arabischen und türkischen, und doch hat sie diese beeinflusst und ist von diesen geprägt worden. Fast immer hat sie etwas Melancholisches – als wolle sie die Katastrophe des armenischen Volkes beschreiben, die sich 1915 ereignete. Das Morgenland Festival Osnabrück entstand aus dem Wunsch, die reiche und doch weithin unbekannte Kulturlandschaft des Vorderen Orients einem westlichen Publikum vorzustellen und dient mittlerweile …

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Audience Development (10) – Zielgruppenüberlegungen

In den letzten Blogfolgen habe ich viel über Vermittlung geschrieben. Dabei ging es in erster Linie darum, was wir vermitteln möchten und wie wir das tun können. Ebenso interessant ist jedoch die Frage, an wen wir denn vermitteln wollen. Glaubt man dem Volksmund, ist Jazz Musik für ältere Akademiker. Das Bild vom „weißbärtigen, Pfeife rauchenden Studienrat“ wird nach wie vor gern bemüht, hält aber weder der oberflächlichen Überprüfung im Konzertsaal noch den – wenigen – wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema stand. Leider liegen die umfassenden Erhebungen zum deutschen Jazzpublikum bereits 25 Jahre und mehr zurück (Rainer Dollase/ Michael Rüsenberg/ Hans J. Stollenwerk: „Das Jazzpublikum“, 1978; Fritz Schmücker: „Das Jazzkonzertpublikum“, 1990). Die jüngste Studie dieser Art, die ich finden konnte, wurde von Leila Guilloteau für das französische Magazin „Jazzman“ verfasst, untersucht das Publikum im Pariser Jazzclub „Sunset“ und wurde 1995 veröffentlicht. Einige Erkenntnisse sind jedoch allen genannten Studien gemein. Zunächst einmal gehört das Gros des Publikums nicht etwa der Generation 50+ an, sondern ist jünger oder knapp älter als 30 Jahre (Dollase: 89% der Besucher jünger als 30 bei zeitgenössischen Jazzkonzerten, 57% bei Mainstream-Jazzkonzerten; Schmücker: 65% …

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