Nun schreibe ich einen Blog über das Publikum und fange doch wieder bei den Musikern an. In Bezug auf Zuhörer und Zuschauer kann die Titelfrage getrost mit „nein“ beantwortet werden, auf Musikerseite hingegen drängt sich diese Frage gleich in zwei Gebieten auf: Haben wir zu viele Jazzmusiker in Deutschland? Inzwischen bieten fast 20 Musikhochschulen hierzulande Jazz-Studiengänge an. Etliche davon sind erst in den letzten 10-20 Jahren entstanden, die Zahl der Studierenden ist seither deutlich gestiegen. Während sich zumindest in den Städten mit Musikhochschulumfeld ein vergleichbarer Anstieg auch bei der Zahl der Spielstätten beobachten lässt (siehe unten), sind zwei existentiell wichtige Faktoren leider nicht mitgewachsen: die Publikumszahl und die finanziellen Rahmenbedingungen. Daraus den Schluss zu ziehen, eine Verknappung der Ausbildungsplätze könne helfen, liegt nahe, erscheint mir jedoch zumindest fragwürdig. Zum einen freue ich mich als Musiker über die wachsende Zahl an inspirierenden Kollegen, die mit der ihnen eigenen Kreativität den Jazz lebendig halten. Zum anderen bieten die Hochschulen mehr Arbeitsplätze für Jazzmusiker, was angesichts der wirtschaftlich prekären Lage punktuell wohltuend wirkt. Und drittens entwickeln sich in den Jazz-Studiengängen des Landes eben nicht nur die zukünftigen Jazzmusiker, …
WeiterlesenSchlagwort: Festivals
Noch ein Jazz-Event: Trave-Jazz-Festival Lübeck
Von Peter Ortmann – Heute genügt es nicht mehr, mit einem Jazzkonzert oder Festival in eine quadratische Konzert- oder Mehrzweckhalle zu gehen. Das Ambiente muss stimmen! Möglichst mit Wasserflächen (Meer oder See), Hafen, Schiffen, Wind und Wetter, Promenaden mit einladender Infrastruktur zum Verweilen. Daher finden Festivals wie Elbjazz (Hamburger Hafen) oder Jazzbaltica (Hafen von Niendorf an der Ostsee) so viel Zuspruch. (Siehe dazu auch das neue Heft „Musikforum“, der Zeitschrift des Deutschen Musikrates, zum Thema „Event-Kultur“). Das alles bietet auch Lübeck, eine alte Hansestadt mit Hochzeiten schon um 1200, umflossen von Trave, Stadtgraben und Kanal, mit einem Museumshafen und alten Hafenschuppen. Und so lag die Idee nahe, auch hier ein athmosphärereiches Jazzfestival anzubieten, was im vergangenen September zum ersten Mal erfolgreich über Bühne ging. Das Programm bestand aus einer attraktiven von Highlights (Nils Wülker) mit regional bekannten Gruppen (Salt Peanuts Bigband, Eric Staiger Duo, Patrick Farrant, Funkhaus usw. ). Einen weiteren Highlight brachte der im Juli 2014 gegründete jazz pool Lübeck e.V. ein, eine Vereinigung von Lübecker Musikern und Jazzfreunden. Er brachte Michal Urbaniak (Violine, Ex-Miles Davis), Kim Clarke (Bass, Defunk) und Keith Copeland (Schlagzeug, …
WeiterlesenFestival „LeipJAZZig“ feiert runden Geburtstag
Von Julian Krenz – 2015 geht das Festival „LeipJAZZig“ bereits in die 20. Runde. Bereits im Mai 1996 veranstaltete die damals noch junge Initiative Leipziger Jazzmusiker e.V. zum ersten Mal das Festival. Der Hintergedanke der Initiative war, den Jazz auf die Bühne zu bringen. Zuvor beschränkte sich das konzertante Schaffen der Musiker lediglich auf Auftritte in Clubs und Restaurants mit Live-Musik. Mit der Schirmherrschaft der Kulturstiftung Leipzig stand bis 2011 die Aula der zentral gelegenen „Alten Nikolaischule“ für die Konzerte zur Verfügung. Seitdem finden die Konzerte im „plan b“ in Leipzig statt. Hier herrscht perfekte Konzertatmospähre, es kommen auch leise Klänge zur Geltung. Für die große Besetzung des „LeipJAZZIG-Orkester“ konnte man das UT Connewitz als Konzertstätte gewinnen, Spielort für Clubkonzerte ist seit 2002 die Gaststätte Hopfenspeicher. Jetzt haben die Leipziger Jazzmusiker das Programm für ihr 20. Festival bekanntgegeben und laden wieder einmal in ihre Spielstätten ein. Das Festival-Programm im Überblick: 17.03. (20:00 Uhr) im UT Connewitz: LeipzigBigBand & Pascal von Wroblewsky 18.03. (20:00 Uhr) im UT Connewitz: LeipJAZZig -Orkester & Tobias Morgenstern 19.03. (20:00 Uhr) im UT Connewitz: Spielvereinigung Sued & Claudio Puntin 20.03. (20:00 Uhr) …
WeiterlesenCD von Esther Kaiser +++ Swiss Jazz Award +++ Leipziger Jazztage +++ Jazz Zirkel Weiden +++ HfM Nürnberg aktuell
CD-Release von Esther Kaiser Mit einer erlesenen Band um den Pianisten Tino Derado und den Kontrabassisten Marc Muellbauer stellt Esther Kaiser ihr neues Herzensprojekt vor: „Learning How to Listen – The Music of Abbey Lincoln“ (GLM/Soulfood). Damit gibt sich eine der aufregendsten Stimmen im deutschen Vokaljazz am 6. Februar (21 Uhr) in der Cascadas Bar in Hamburg die Ehre und präsentiert ihre Hommage an die vor fünf Jahren verstorbene Abbey Lincoln, eine der Ikonen des Gesangs aus der goldenen Ära des modernen Jazz. Esther Kaiser, 1975 in Freiburg geboren, studierte Jazzsängerin und mittlerweile Hochschulprofessorin am Jazzstudiengang in Dresden, weiß nur zu gut, dass es keinen Sinn hat, die Stimme und die Phrasierung von Abbey Lincoln zu imitieren. In ihrer Hommage an die Musik Lincolns destilliert sie neue Seiten, Farben und Facetten, Qualitäten, die mit ihren eigenen Erfahrungen zu tun haben. So lassen sich Songs in eine heutige Form bringen, so behalten sie ihren wahrhaftigen Kern und sind weiterhin in der Lage, ihr Publikum zu berühren. Eintritt: 13 /10 €, JFH-Mitglieder: Eintritt frei Nominierungen für den Swizz Jazz Award 2015 Radio Swiss Jazz und JazzAscona geben …
WeiterlesenKlingender Episodenfilm: der Gitarrist Samo Salamon
Kennern ist er ein Begriff, und nicht erst seit heute. Schon 2008 schrieb der »Guitar Player« in seinem Juni-Heft, der 1978 geborene Samo Salamon sei »one of the hottest 10 new guitarists in the world«. Und Salamons 2003 erschienene, längst vergriffene Album »Ornethology« wurde vom Penguin Jazz Guide aus dem Stand für die Ausgabe »The History of the Music in the 1001 Best Albums« ausgewählt. In der internationalen Jazzpresse der letzten Jahre wird Samo Salamon gitarristisch mit Kurt Rosenwinkel und Ben Monder verglichen. Doch wer dem Slowenen häufiger zuhört, weiß: er ist eine komplette, eigene Künstlerpersönlichkeit. Mit seinem relativ neuen Album »Ives« (dem Komponisten Charles Ives gewidmet), das er im Gitarrentrio gemeinsam mit Mikkel Ploug (Dänemark) und Manu Codija (Frankreich) einspielte, veröffentlichte der 37-Jährige bisher sechzehn Alben als Leiter eigener Ensembles, dazu kommen weitere Einspielungen als Sideman. Mit mehr als 160 eigenen Kompositionen gehört er wohl zu den kreativsten und »komplettesten« Köpfen des zeitgenössischen europäischen Jazz. Album »Ives« mit Sonderstellung Dabei nimmt »Ives« eine Sonderstellung im bisherigen Werk Salamons ein. Nicht nur, dass es die erste Veröffentlichung des Musikers und Komponisten aus Maribor ist, …
WeiterlesenAudience Development (1) – Einleitung
Vor ungefähr drei Jahren veröffentlichte der amerikanische Pianist Kurt Ellenberger in der Huffington Post einen Artikel mit dem Titel „The Audience and the Educator – A Study in Blue“. Darin beklagte er die reflexartige Forderung nach mehr „Jazz Education“, die erwiesenermaßen schon seit 40 Jahren nur mehr Jazzmusiker, nicht aber mehr geneigtes Jazzpublikum hervorbringe. Patrick Jarenwattananon vom „Blog Supreme“ des NPR stellte daraufhin die Frage, warum sich keine Korrelation zwischen „Jazz Education“ und Publikumszuwachs ergeben habe. Seine Antwortsuche führt ihn wiederum zu Ellenberger, welcher der Jazzkultur und -ausbildung (wohlgemerkt nicht aber der Musik!) vorwirft, im „goldenen Zeitalter“ der 1950er und 60er zu verharren und jegliche „Coolness“, jeglichen Bezug zur aktuellen Kultur eingebüßt zu haben. Versuche, dem Jazz und seiner Präsentation durch Rekontextualisierung neues Leben einzuhauchen, hat es seither zahlreich gegeben: der afroamerikanische Trompeter Nicholas Payton schlug vor, Jazz in „Black American Music (BAM)“ umzubenennen; der Pianist Robert Glasper setzte sich an die Spitze einer Bewegung jüngerer amerikanischer Jazzmusiker, die ihre (Jazz-)Musik mit HipHop-Elementen verbinden und/ oder – wie der Schlagzeuger Chris Dave – in beiden Welten gleichermaßen zuhause sind. Auch hierzulande gibt es zahllose Beispiele, …
WeiterlesenBreaking News +++ Hayden Chisholm Improviser in Residence in Moers +++ Fritz Rudolf Fries gestorben +++ Ausstellung Jazzfestival Münster +++ Party im Bayerischen Hof München
Hayden Chisholm wird Improviser in Residence 2015 in Moers. Damit tritt der 1975 in Neuseeland geborene profilierte Saxophonist, Klarinettist und Komponist die Nachfolge von Julia Hülsmann in Moers an. Das Übergabekonzert der beiden Improviser, die bereits beim moers festival 2014 gemeinsam spielten, findet am 14. Januar 2015 in der Festivalhalle Moers statt. Der „Improviser in Residence“ ist eine Einrichtung des moers festival. Seit 2008 wird eine musikalische Persönlichkeit eingeladen, ein Jahr lang in Moers zu leben und zu arbeiten. Der „Improviser“ organisiert Konzerte, ist Ansprechpartner für Projekte und künstlerische Koproduktionen und arbeitet mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Moers und Umgebung. +++ Der Schriftsteller Fritz Rudolf Fries, der Literatur- und Jazz-Freunden durch seinen Debütroman „Der Weg nach Oobliadooh“ bekannt geworden ist und in dessen weiteren Romanen der Jazz immer wieder aufscheint und zitiert wird, starb am 17. Dezember im Alter von 79 Jahren in seinem Wohnort Petershagen bei Berlin. In der JazzZeitung 04/2010 würdigte Dietrich Schlegel den Autor aus Anlass seines 75. Geburtstags in dem Beitrag „Der Weg nach Oobliadooh – Ein Roman voller Jazz“. +++ Energiegeladene Saxophon-Soli, überschäumende Spielfreude am Bass oder intime, …
WeiterlesenBreaking News +++ neue Vorstände in der UDJ +++ Jazzfest Bonn 2015 +++ jazzahead 2015 +++ Jazzfestival Münster im Januar
Auf der jährlichen Mitgliederversammlung der Union Deutscher Jazzmusiker in Köln wählten die Mitglieder zwei neue Vorstände. Die Saxophonistinnen Alexandra Lehmler aus Mannheim und Silke Eberhard aus Berlin folgten auf Angelika Niesicer aus Köln und Johannes Lauer aus Berlin, die beide nicht erneut kandidierten. Der Vorsitzende der Union Deutscher Jazzmusiker, Gebhard Ullmann, dankte den scheidenden Vorständen für ihren ehrenamtlichen Einsatz und gratulierte den neuen zu ihrer Wahl: „Wir freuen uns mit Silke Eberhard eine starke Frau in Berlin und mit Alexandra Lehmler eine hochprofilierte Musikerin in der Rhein-Neckar-Region gefunden zu haben. Damit sorgt die UDJ für Kontinuität in der Hauptstadt und unterstreicht gleichzeitig ihre Aufgabe der Musikervertretung, die unterschiedlichen lokalen Szenen in Deutschland zu repräsentieren.“ Alexandra Lehmler kommt ursprünglich aus Bad Ems bei Koblenz und lebt seit 15 Jahren in Mannheim. Mit Ihrem Quintett veröffentlichte sie 4 CDs. Sie ist im In- und Ausland mit Ihren Bands unterwegs. „Ich freue mich darauf, im Vorstand der UDJ mitarbeiten, da die Arbeit der UDJ in den letzten Jahren stark an Fahrt aufgenommen hat und ich diese tolle Entwicklung unterstützen möchte. Die Wahrnehmung des Jazz in Deutschland muss weiter …
Weiterlesen„Egal wo ein Klavier steht, da fühle ich mich zuhause“ – Luca Sestak
Von Miriam Hasenkampf – Wer sich im Dezember nicht nur mit Glühwein warm und mit Plätzchen bei Laune halten will, dem sei „New Way“, ein Blues und Boogie Album des niedersächsischen Jungpianisten Luca Sestak, ans Herz gelegt. Denn der erst 19-Jährige vermittelt mit seinem facettenreichen Klavierspiel Lebensfreude und Energie. Auf dem Album „New Way“, welches 2014 auf CD in raffinierter Vinyl-Optik erschienen ist, findet sich Jazz, der sich nicht in eine Schublade stecken lässt: bluesige Kompositionen neben klassischem Boogie (sehr schön: „Laci’s Boogie“), aber auch eine poppige Ballade („For Her“) und klassische Interpretationen (z.B. von Chopins „Frederic’s dream“). Dabei fahren einem vor allem die Boogie Stücke mit schnellem Tempo in die vereisten Tanzbeine. Von den 13 Songs, die Sestak alle selbst auf dem Klavier eingespielt hat, sind neun Eigenkompositionen. Nur bei zwei der 13 Stücke erhielt er Unterstützung am Schlagzeug durch Johannes Niklas. Die JazzZeitung hat dem jungen Künstler Fragen zu seinem Album, seinen persönlichen musikalischen Vorlieben und seinen bereits gemachten Erfahrungen und Erlebnissen auf der Bühne gestellt: JazzZeitung: „New Way“ ist bereits Dein zweites Studioalbum. Davor hast Du 2010 das Album „Lost in …
WeiterlesenJazz im Musikinstrumenten-Museum Berlin – die Konzertreihe 2015 steht fest
Seit 2006 gibt es in Berlin in Kooperation mit dem Komponistenverband Berlin eine Konzertreihe für modernen Jazz im Musikinstrumenten-Museum, kurz JAZZ IM MIM. Jeden letzten Donnerstag eines Monats findet ein kostenloses Konzert statt. Die Programmgestaltung liegt in den Händen Hannes Zerbe. JAZZ IM MIM möchte dem steigenden Bedarf an Auftrittsmöglichkeiten für Jazzensembles Rechnung tragen. Das Engagement des Komponistenverbands Berlin erklärt sich aus der Struktur des Verbandes, in dem von der Neuen Musik bis zur Popmusik die unterschiedlichsten Genres vertreten sind. Seit 2010 klingt das Jahr mit einem Jahresendspecial aus. Jetzt wurde das Programm für die erste Halbjahr 2015 vorgestellt: Donnerstag, 29.01.2015 – JEAN QUADRAT Johannes Böhmer, Trompete; Johannes Ludwig, Saxophon; Philip Czarnecki, Gitarre; Max Leiss, Kontrabass; Julian Fau, Schlagzeug. Die Band gründete sich auf der Südafrika-Tour des Bundesjazzorchesters 2009. Die Mitglieder sind Preisträger des Internationalen Jazzwettbewerbs Startbahn Jazz 2011 Straubing und haben im Oktober 2011 ihre zweite CD bei Peter Fuldas Label11 veröffentlicht, wobei der Bayerische Rundfunk das Release-Konzert im Jazzstudio Nürnberg mitschnitt. Die Jazz-Zeitung (Beilage der NMZ) sah in Jean Quadrat „die beste Band des Bayerischen Jazzweekends 2011“ und die Moosburger Zeitung meint: „Quintett …
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