32. Münchener Jazzfest vom 11.-13. November in der Black Box Gasteig

Einige von denen, die in den Pausen zwanglos beieinander stehen, sind sich sicher, dass es erst einmal weitergehen werde mit der Black Box, zu schön und zu praktisch sei dieser laborhaft intime, konzentrierte Konzertraum, Renovierung hin oder her. Ein bisschen seltsam ist es trotzdem, den Blick durch die leeren Flure und Foyers schweifen zu lassen, nachdem ein Teilumzug des Kulturzentrums in das Ausweichquartier HP8 vollzogen ist. Andy Lutter jedenfalls freut sich wie ein Schnitzel, dass es schließlich mit den Jazzfest doch geklappt hat, mit 2G und zusätzlichem Aufwand, aber live mit echten Musikern vor richtigem Publikum. Als künstlerischer Leiter, Vertreter der Jazzmusiker Initiative München e.V. (J.I.M.) und Conférencier, am ersten Termin auch Mitspieler der Quartetts von Ulrich Wangenheim, gibt er den drei Konzertabenden mit launischem Frohsinn einen moderierenden Rahmen, spürbar erleichtert, dass mehr als im Vorjahr möglich ist, als die ganze Veranstaltung der pandemischen Gesundheitsvorsorge geschuldet ins Internet verschoben werden musste.

Vielfältiges Programm an den drei Konzertabenden

Das Konzept hinter dem Programm war schlicht und einleuchtend. An jedem Abend stand erstens ein/e Newcomer/in auf der Bühne, das Quartett des Baritonsaxophonisten Jonas Brinckmann, die Band des Sängerin Hannah Weiss und das Sextett des Schlagzeugers Valentin Renner. Jeweils eine Gruppe repräsentierte zweitens die etablierte Generation, Pictures Of Rhyhthm etwa um Wangenheim und Lutter, das Trio Watoo mit groovend experimentellem Crossover im Umfeld des LBT-Drummers Sebastian Wolfgruber und das Orgel-Trio des Gitarristen Martin Scales. Und jeweils ein weiteres Projekt wies drittens über die Stadtgrenzen hinaus, das Trio des Saxophonisten Matthieu Brodenave mit dem fabulösen Florian Weber am Klavier, das stilistisch weit gefächerte Septett Distances und das Berliner Soul Groove Quartett Tab Collective mit den Vokal-Gästen Pat Appleton und Ken Norris.

Das musikalische und gestalterische Niveau war dabei so hoch, dass kaum etwas wirklich schief gehen konnte. Trotzdem gab es Überraschungen, die die Skala der Erwartungen noch einmal revidierten. So erweis sich das Tab Collective am finalen Abend als souveräne, aus des Mitte des Soul heraus agierende Combo, die mit ihren wechselnden Besetzungen ein musikalisches Spektrum von Randy Crawford bis Bill Witwers aufzurufen verstand. Martin Scales hatte einen immensen Spaß daran, die trocken angezerrte, mit Blues im Sound getönte Gitarre der Siebziger auszupacken („Sie haben gesagt, ich soll Jazz spielen. Also habe ich Jazz mitgebracht!“). Ein echtes Power-Paket aber war das Sextett von Valentin Renner, das mit Bastien Rieser, Anton Mangold und Tom Förster nicht nur eine leichtgängig komplex agierende Bläsersection bieten konnte, sondern mit dem Bandleader, dem Bassisten Nils Kugelmann und dem Pianisten Luca Zambito auch wild energisch die Latin Fusion des Bandkonzepts fundamentierte. Drei Beispiele für eine veranstaltete Vielfalt, die auch im reduzierten Rahmen gedrosselten Tourneewesens, halbgeöffneter Venues und komplizierter Bestimmungen glänzen konnte. Und die so froh war über das Publikum, das sie Musiker mit lebendigem und lebhaftem Applaus feierte.

Beitragsbild: Bastien Rieser (Tr), Nils Kugelmann (b). Alle Fotos: Ralf Dombrowski

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