Jazzclub des Monats November: Der Jazzclub Regensburg

Der Jazzclub Regensburg wurde vom Staatsminister für Kultur und Medien mit dem Spielstättenprogrammpreis 2013 ausgezeichnet. Aus 320 Einsendungen wählte eine Fachjury 55 Preisträger in drei Kategorien aus. Damit zählt der Jazzclub Regensburg zu insgesamt noch 12 ausgezeichneten Clubs aus Bayern. Unsere Mitarbeiterin Caro Kirsch hat sich den Club näher angeschaut. Mitten in der Innenstadt der 130.000-Einwohner-„Metropole“ Regensburg und doch versteckt in einer kleinen Seitengasse gibt nur ein kleines Schild einen Hinweis auf den Sitz des Jazzclubs Regensburg in der Bertoldstraße.

Winnie Freisleben nimmt den Spielstättenprogrammpreis aus den Händen von Bernd Neumann entgegen
Winnie Freisleben nimmt den Spielstättenprogrammpreis aus den Händen von Bernd Neumann entgegen

Seit 1988 hat der gemeinnützige Verein hier ein kleines Büro gemietet, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Saal des Leeren Beutels, in dem die Livekonzerte stattfinden, die der Jazzclub das ganze Jahr über organisiert. Schon in den 1970ern gab es erste Bestrebungen, den Jazz in die Stadt an der Donau zu bringen. Der Pianist und Jazzpionier Richard Wiedamann rief in privater Initiative den Jazzkeller Rabozil ins Leben, der aber 1980 einem Hochwasser zum Opfer fiel.

Der nächste Versuch durch das Ehepaar Winnie und Traudl Freisleben, Livekonzerte in der Kulturkneipe Einhorn zu initiieren, war nachhaltiger von Erfolg gekrönt. Aus diesen Vorläufern entstand 1987 der Jazzclub Regensburg e.V. Heute zählt der Verein mit etwa 60 Livekonzerten im Jahr und rund 750 Mitgliedern zu den größeren Clubs in Deutschland. Aktuell besteht der Vorstand aus Winnie Freisleben, Anita Keuchl, Bernhard Lindner, die durch sechs weitere Jazzliebhaber im Beirat unterstützt werden. Dazu kommt die Programmgruppe, die jeden Monat um die 300 CDs und Bewerbungen sichtet, um in Absprache mit Vorstand und Büro ein qualitativ hochwertiges Programm auf die Beine zu stellen. Um Verwaltungsangelegenheiten und Veranstaltungstechnik kümmern sich zwei Angestellte. Bei den Livekonzerten helfen alle zusammen: Boris Janda, langjähriges Mitglied und mit seiner Marketing- und Werbeagentur Janda + Roscher auch einer der Hauptsponsoren des Jazzclubs, nennt das „eine Familie“. Ohne die ausnahmslos ehrenamtliche Hilfe der Mitglieder könnte im Leeren Beutel kein einziges Jazzkonzert stattfinden.

Die Gelder für Konzerte und Organisation werden nicht allein durch Kartenverkauf, sondern auch durch Mitgliedsbeiträge, Sponsoren- und Fördergelder der Stadt Regensburg finanziert. „Der Jazzclub ist ein gemeinnütziger Verein, in dem viel Herzblut steckt. Als Mitte September die Nachricht aus Hamburg eintraf, dass wir Preisträger seien, war die Freude natürlich groß“, erzählt Winni Freisleben, Vorsitzender des Jazzclubs. „Unsere Arbeit auf diese Art und Weise bestätigt zu bekommen, spornt uns enorm an.“

„Der Preis“, so Bernd Neumann, Bundesbeauftragter für Kultur und Medien, in seinem offiziellen Statement, „zielt auf die kleinen und mittleren Clubs und Programmveranstalter, die mit Mut zum Risiko ein kulturell herausragendes Programm anbieten, das jenseits des Etablierten auf ein hohes musikalisches Niveau setzt. Mit dem Preis unterstreicht die Bundesregierung die Bedeutung solcher Spielstätten für die Rock-, Pop- und Jazzmusik. Nicht zuletzt für die Künstlerinnen und Künstler ist eine lebendige Clublandschaft von fundamentaler Bedeutung.“ Vorstand Winnie Freisleben fuhr am 25. September 2013 persönlich nach Hamburg, um den Preis aus den Händen von Bernd Neumann entgegenzunehmen. Der Regensburger Jazzclub wurde mit dem Preis der Kategorie II ausgezeichnet, der mit 15.000 Euro dotiert ist und für Spielstätten gedacht ist, die mindestens einmal in der Woche ein Liveprogramm anbieten. Vorstandsmitglied Bernhard Lindner erklärt dazu: „Das ist eine Auszeichnung, die wir sehr gerne annehmen, ganz klar.

Mit dem Preis können wir ein paar Projekte anstoßen und weiterführen, die wir möglicherweise schon in der Tasche hatten, aber damit fällt es uns einfach leichter.“ Mit dem Preisgeld soll nicht nur in die technische Ausrüstung im Saal, vor allem die Akustik betreffend, und die EDV-Technik im Büro investiert werden, sondern auch in ein anderes Projekt, das dem Verein schon länger am Herzen liegt: Nach einem Vorbild in Basel will man den Jazz in die Regensburger Schulen bringen. Vor allem die große Vielfalt und die enorme Power des Jazzclub Regensburg hatte die Jury überzeugt. Größen wie Chet Baker, Archie Shepp, Joe Pass oder Till Brönner waren bereits zu Gast. Auch jungen Talenten und Nachwuchskünstlern bietet der Jazzclub ein großartiges Forum. Mit den Reihen „Blue Sunday“ bzw. „Talents on Stage“ holt der Jazzclub junge Musiker auf die Bühne und fördert die regionale Jazzszene. Auf die Frage, was sie immer wieder neu antreibt erklärte Ulrike Eilers, eine der beiden Angestellten des Jazzclubs: „Immer wieder muss man sich auf Neues einstellen: neue Musik, neue Künstler und neues Publikum.“

Auch die Kommunikationsformen des Clubs mit Publikum und Mitgliedern wandelt sich: Zum Beispiel ging man mit einer neuen Homepage online. Die Homepage www.jazzclub-regensburg.de ist jetzt auf die Bedürfnisse der Besucher, die auch gerne Smartphone und Tablet nutzen, ausgerichtet. Die Besucherzahlen der Website sind im Vergleich zum letzten Jahr um 77 Prozent auf 28.575 Besucher in nur 10 Monaten gestiegen. 35 Prozent der Karten werden inzwischen online reserviert.

Seit einigen Jahren steigen auch die Besucherzahlen bei den Konzerten. Im Zeitraum Januar bis September 2013 sind 4.824 Jazzliebhaber zu den Veranstaltungen angereist. Das ist ein Plus von 40 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Neugierig geworden? Schauen Sie doch vorbei, etwa am 21. November, wenn Steamboat Switzerland spielt, oder zu elften internationalen Aidstanzgala am 23. November, die der Jazzclub zusammen mit der Psychosozialen AIDS-Beratungsstelle Oberpfalz des BRK und dem Theater Regensburg organisiert.

Caro Kirsch

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