Ein bisschen Schwing muss sein? Roberto Blanco in New York

Heute hab‘ ich mich getraut. Ich hab‘ sie eingelegt – in den CD-Player, bzw. das Laufwerk des Computers, denn mich hat zugegebenermaßen seit Wochen das Cover abgeschreckt. Roberto, der alte Schlagerkönig, sieht da genauso aus wie vor 30 Jahren, als er mir in der Hitparade androhte: „Ein bisschen Spaß muss sein“. Fast scheint er aus der quietschbunten New Yorker Kulisse herausspringen und mich abbusseln zu wollen… NEIN! Ich bin doch nicht mehr jung und blond schon gar nicht mehr… (Innen im Booklet ist er übrigens mit seiner frisch angetrauten 70 Jahre jüngeren Frau, ähm nein, natürlich ist sie nur 40 Jahre jünger, tschuldigung, abgebildet…) Aber bleiben wir mal sachlich, wenden wir uns der Musik auf dieser Scheibe zu. Sie ist… mmh, wie soll frau das beschreiben? – ein buntes Knallbonbon? Retrounschick? „Die Post geht ab, wenn ich dich seh, du bist wie Zucker im Kaffee, immer wieder, immer wieder (…) Du bis so wie der Sommerwind, mal Donnersturm, mal Wonnekind, an dir kann selbst der Teufel nicht vorübergehen. Und wenn du auch nicht treu sein kannst, das Leben wird durch dich erst schön, immer wieder, …

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Die Sache mit der Goldkette

Comedians und Musiker dieser Welt! Bitte hört endlich auf, euch über HipHop lustig zu machen. Oder sagen wir besser: Über das, was ihr für Hip Hop haltet.  Es gehört nicht viel dazu, sich über HipHop lustig zu machen. Zieh dir eine schlabberige Hose an und einen albernen Hut, äußere den Drang nach Beischlaf mit der Mutter des Rezipienten und tätschele dabei stolz dein Kettchen aus Gold. Fertig ist die youtube-Sensation. So wie bei Sag nie mehr Sieg Heil (6 Millionen Klicks), jedem zweiten Clip von Y-Titty oder Show Me Your Genitals, dem mit über 64 Millionen Klicks unangefochtenen Urvater aller modernen Rap-Parodien. Stolz wie Bolle So müssen viele Comedians denken. Coolness veräppeln und dabei selbst ein bisschen davon abstauben, nie schien es leichter. Bei Carolin Kebekus zum Beispiel ging die Rechnung vor vier Monaten auf. Ihr Video Dunk den Herrn, für das sie sich MC Rene, das alte Schlachtross, ins Boot holte bescherte ihr nicht nur ein bisschen Publicity in der BILD-Zeitung („Zensur! WDR streicht Anti-Kirchen-Clip!“) sondern auch einen traumhaften Karriere-Boost. Die Unterhalterin wusste sich zuvor schon gekonnt in Szene zu setzen, mit einem Programm …

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Aus den Gletschermassen des Jazz herausgebrochen – Das BuJazzO feierte 25jähriges Bestehen mit Konzert in Berlin

Das Orchester ist zwar erst 25 Jahre alt, aber seine Mitglieder sind nicht älter als 24. Es handelt sich um die wahrscheinlich besten jungen Jazz-Musiker Deutschlands, die seit Jahren durch diese BigBand hindurchgeschleust worden sind. Das stellten sie auch in der aktuellen Besetzung klar. Sie spreitzten dabei das Repertoire von Kompositionen ebenfalls junger Musiker wie Monika Roscher oder Johannes Lauer über Arrangements von Standards bis zur den Gesang von Kurt Elling begleitenden Formationen. Unter der Leitung von Niels Klein und Jiggs Whigham setzen sie fort was unter Peter Herbolzheimer begann. Als Projekt unter der Trägerschaft des Deutschen Musikrats begann man 1988 mit dem wohl besten Jazzpädagogen, Peter Herbolzheimer, unter anderem mit Till Brönner an der Trompete. Heute sind die Früchte der Musik vollreif. Es handele sich, so ein Gast des Jubiläumskonzerts, um das „vielleicht beste BuJazzO aller Zeiten“. Das BuJazzO ist nämlich nicht nur ein Resultat, eine Summe aktueller musikalischer Spielfreude sondern wirkt offensichtlich auch zurück in die Motivation junger Jazzmusiker überhaupt. Es hat das Niveau durch seine stetige künstlerische Leistung insgesamt gehoben. Das tut es nicht allein, sondern im Zusammenspiel mit der gesamten Jazzförderung, …

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Jazz Day

Fast hätte ich es gar nicht mitgekriegt: Es gibt jetzt einen Welttag des Jazz! Die UNESCO und Herbie Hancock haben den 30. April zum „International Jazz Day“ erklärt. Natürlich erschrickt man da erst mal: Ist es schon so schlimm? Solche Tage werden in der Regel ja erst ausgerufen, wenn etwas akut vom Verschwinden bedroht ist: der Wald und das Wasser, das Urheberrecht und das geistige Eigentum, die Feuchtgebiete und das deutsche Butterbrot. Ist es auch für den Jazz schon fünf vor zwölf? Oder ist es womöglich gar schon zu spät? Handelt es sich beim „Jazz Day“ etwa um einen Tag des Gedenkens an Vergangenes wie beim Columbus Day, dem D-Day oder dem 17. Juni? Schließlich redet man in Amerika gerne vom „Jazz Age“ und meint damit etwas, das lange vor dem Zweiten Weltkrieg über die Bühne ging. Doch beruhigenderweise spricht die UNESCO vom Jazz immer noch im Präsens: Er breche Grenzen nieder, heißt es, er sei ein „Vektor“ (?) der freien Meinungsäußerung. Deshalb wahrscheinlich wurde der 30. April als Datum gewählt: die pure Grenzniederreißung, die radikale Meinungsfreiheit, der große Hexensabbat, die Walpurgisnacht, der Vektor des …

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Downloaden ist cool

Wer wäre nicht gern Musiker? Ein Instrument spielen, auf dem Bandstand stehen, eigene Stücke präsentieren, Studio-Aufnahmen machen, eigene CDs verkaufen, Interviews geben… Nur leider fehlt den meisten von uns das Talent, um als Musiker erfolgreich zu sein. Denn andere sind besser. Selbst wenn wir Geld hätten, um uns eine gute Band zusammenzukaufen und ein tolles Studio zu mieten: Die anderen sind immer noch besser. Aber jetzt kommt Bewegung in die Sache. Jetzt kommt die große Chance für alle Betuchten, Millionäre und Promis. Jetzt könnt ihr endlich Vollzeit-Musiker werden! Denn die, die es besser können als ihr, können ab sofort von ihrer Musik nicht mehr leben. Dank Internet-Tauschbörsen, Gratis-Downloads, Peer-to-peer-Netzwerken, Pirate Bay, Torrent-Dateien und all dem. Die guten Musiker suchen jetzt richtige Jobs im Call Center oder beim Kulturreferat – und dann ist der Weg frei für euch! August-Wilhelm Scheer wird Deutschlands Vorzeige-Saxophonist, Kyle Eastwood führt bald die internationalen Bassisten-Polls an und Gitarrist Stefan Raab ersetzt im Handstreich Metheny, Scofield und Frisell. Und alle sind sich einig: Musiker sein ist geil. Downgeloadet werden ist cool. Wenn man reich ist.

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Was will die UDJ? – Julia Hülsmann im nmz-Interview

Die Berliner „Initiative für einen starken Jazz in Deutschland“ hat die hiesige Jazzszene ordentlich durchgeschüttelt. Jedenfalls ihre politische Vertretung, die Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ). Die ist gewissermaßen von der Initiative übernommen worden und eine der Schlüsselfiguren, die Pianistin Julia Hülsmann, hat den bisherigen Vorsitzenden der Union Manfred Schoof abgelöst. Was ist neu? Was bleibt? Welche Ideen hat die neue Führung der UDJ? Nachzulesen im nmz-Interview mit Julia Hülsmann

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Sven Regener: Der unheimliche Hulk des Urheberrechts

Der Wutbürger an sich tummelt sich nicht nur auf schwäbischen Bahnhöfen – auch in Tonstudios wird der eine oder andere zum unheimlichen Hulk, wenn er daran erinnert wird, dass es im Zeitalter der unbegrenzten Downloads viel zu leicht ist, Schindluder mit geistigem Eigentum zu treiben. Zuletzt beobachtet bei Sven Regener von Element of Crime, als Zündfunk-Autor Erich Renz anrief, um Regeners Meinung zum Urheberrecht zu erfragen…

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In eigener Sache…

Da Jazz ja jetzt nicht sooo viel mit Essen zu tun hat, gebe ich hiermit meine Kolumne „Jazzredakteurin Cooks“ auf. Wer weiter an meinen Rezepten interessiert ist, sei auf meinen nicht mehr ganz neuen Blog verwiesen… http://franz-allesmitliebe.blogspot.com

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Enja-Mitbegründer Horst Weber gestorben

Wie Enja Records auf seiner Facebookseite bekannt gab, ist Label-Mitbegründer Horst Weber am 24. Februar 2012 im Alter von 78 Jahren in Garmisch-Partenkirchen verstorben. Im Juli 1971 legte Horst Weber gemeinsam mit seinem Partner Matthias Winckelmann mit einer Live-Aufnahme eines Konzerts des Pianisten Mal Waldron im Münchner Jazzclub „Domicile“ den Grundstein für ihr Label, das in den folgenden Jahren große Bedeutung für den internationalen Jazz erlangen sollte. 1986 trennten sich die Wege der beiden – Weber zog sich ganz aus der Jazzszene zurück, Winckelmann führt das Unternehmen Enja weiter bis heute. Im vergangenen Herbst konnte Enja Records sein 40-jähriges Bestehen mit einer Konzertreihe und einem Festkonzert im Münchner Carl-Orff-Saal feiern. Zum Gedenken, die Aufnahme, mit der damals alles begann… Die Trauerfeier findet statt am Montag, 5. März um 13 Uhr am Münchner Waldfriedhof, Eingang Loretto-Platz.

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