Improvisation über Improvisation #1

Der Wecker klingelt wie gestellt. Der Taxifahrer klingelt wie bestellt. Auch der Zug, der mich zum Flughafen bringt, ist auf die Minute pünktlich. Abfertigung reibungslos, Flug ohne Turbulenzen. Ankunft um 14:48. Raus aus der Schalterhalle, rein ins alltägliche Chaos. Lautes Stimmengewirr, ich verstehe kein Wort. Stau. Enge. Ein Paradies für Huptonforscher. Theoretisch gilt Rechtsverkehr; praktisch gilt links wie rechts das Recht des Schnelleren. War das gerade ein Geisterfahrer? Ach so, normal. Beißender Benzingeruch. Überlandfahrt.Autos,Minibusse,hoffnungslosüberladeneLastwagen,Fahrradtaxis,Pferdefuhrwerke,Fußgänger-allegleichzeitigundkreuzundquer.FünfköpfigeFamilieaufeinemMoped.Stau.Hupkonzert. AmStraßenrandbaumelnnackteKälberohneKopf.ImDrecknebenanliegteintoterHund. UnfertigesHausnebenunfertigemHaus.BrennendesPlastik.Smog.Staub. WowollendieLeutedennallehin? Werbung W ü s t e . Hoteloase. Balkon mit Flussblick. Endlich: ein wenig Ruhe. Zeit für diese Zeilen. Es funktioniert ja alles, irgendwie. Nur ganz anders als bei uns. Die Menschen winken uns zu, heißen uns mit herzlichem Blick willkommen, sind auf untertänige Weise höflich. „Die Ausländer haben ihre Sandwiches bei mir gekauft“, ruft der Verkäufer stolz über den ganzen Platz. Ich schäme mich. Was will ich denn? Eigentlich am liebsten keine bevorzugte Behandlung. Aber ich bin auch gewöhnt an „Leben light“, an reibungslose Abläufe und sichere Häfen. Von meinem vermeintlich hohen westlichen Ross ist der vermeintliche Boden kaum zu erkennen. Traue ich mir den Absprung zu? …

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Blue Eye Big Band mit Sinatra-Programm

Vierte Regensburger Sonnennacht

Am 9. April 2014 findet zum vierten Mal die Regensburger Benefizgala SonnenNacht statt. Nach drei Jahren ehrenamtlicher Organisationsarbeit können Anastasia Wolkenstein und Uli Zrenner-Wolkenstein auf  knapp 100.000 Euro Gesamterlös verweisen. Der VKKK Ostbayern e.V. tritt wieder als Veranstalter auf und garantiert so, dass sämtliche Gewinne aus dem Kartenverkauf und alle Spendeneinnahmen direkt zur Unterstützung von krebskranken und körperbehinderten Kindern in allen Phasen ihrer Krankheit benutzt werden. Zusätzlich verzichten alle Künstler auf ihre Gage, damit die Kosten so gering wie möglich gehalten werden. Wie jedes Jahr spielt auch der Jazz eine zentrale Rolle im wohltätigen Konzert. Gerwin Eisenhauer kommt mit seinem neuesten Projekt ins Regensburger Velodrom: Musikklassiker aus Videospielen werden neu interpretiert von einem Quartett mit Walter Lang, Uli Zrenner-Wolkenstein und dem  Gitarristen Graeme Stephen. Weiter zeigt The Blue Eyes Big Band Teile ihrer Revue „A tribute to Frank Sinatra“, die deutschlandweit u.a. in Berlin, Frankfurt und Leipzig zu sehen war. Mehr Infos zur vierten Sonnennacht unter http://www.sonnennacht.de Werbung

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Improvisationen über Improvisation – Einleitung

Die Improvisation ist ein zentrales Merkmal des Jazz. Sie ermöglicht es den beteiligten Musikern, trotz wenig vorgeschriebenem Material oder sogar ganz ohne auskomponierte Vorlage sinnvoll miteinander zu musizieren. Entgegen einer landläufigen Meinung hat Improvisation absolut nichts mit Beliebigkeit zu tun. Dass das für ungeübte Ohren bisweilen so klingen mag, ist nachvollziehbar, macht diese Meinung aber nicht weniger falsch. Es ist nicht egal, was wer wann spielt – auch und gerade im Free Jazz nicht. Um zu verstehen, warum das so ist, lohnt sich der Blick auf die verschiedenen Spielformen des Jazz. Werbung Eine seit den Anfängen bis heute sehr gängige Form ist die Improvisation über eine feststehende Vorlage, bei der die Akkordfolge (die „changes“) einer Komposition als Grundlage für die Improvisation dient. Ob diese Komposition ein einfacher Blues, ein Song aus einem Broadway-Musical oder ein komplexes Instrumentalstück ist, spielt dabei keine Rolle. Im Normalfall sind hier viele der wesentlichen musikalischen Parameter festgelegt: harmonischer Verlauf, Melodie und gegebenenfalls Text des Stückes, rhythmisches Metrum; oft auch Tempo, Stilistik, Grundstimmung und Arrangement. Bei letzterem erfreut sich das Modell Anfangsthema – Improvisation(en) – Schlussthema besonderer Beliebtheit. Bereits diese „Standardform“ …

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Wo sind nur die Frauen im Jazz?

Die JazzZeitung, Ausgabe 2-14 ist gedruckt. Im Anschluss das Editorial der Redaktionsleiterin Ursula Gaisa zum Thema „Frauen im Jazz“. Weiterhin finden Sie unter anderem im neuen Heft: Portraits – Joachim Kühn 70, auf dem Titel Mike Herting auf Afrika-Tournee mit dem BuJazzO, German Jazz Trophy für Chris Barber, Andreas Schaerer und seine Projekte, Kathrin Pechlofs Imaginarium, Christiane Hagedorns Rose Hip, Iiro Rantala, GLM-Jubiläum auf Gut Sonnenhausen, Konzerte in den Bauer Studios; Berichte – Women in Jazz Hall, Neuer deutscher Jazzpreis Mannheim, BuJazzo-Arbeitsphase, WDR Jazzfest mit Rebekka Bakken, Vibraphonissimo Nürnberg, neue Festivalhalle für Moers… Liebe Leserinnen, liebe Leser, in seinem Bericht zur 53. Arbeitsphase des BuJazzO schreibt Reiner Kobe auf S. 19 dieser Ausgabe: „Die zu 80 Prozent neu formierte Band, komplett männlich besetzt, brachten die Gastdirigenten Alexander von Schlippenbach und Manfred Schoof auf Vordermann.“ Dieser Satz bestätigt wieder einmal, dass meine Frage nach den Frauen im Jazz wohl wirklich seine Berechtigung hat. Das fängt schon an bei den Medien: Ebenfalls 80 bis 90 Prozent meiner geschätzten Kollegen sind auch wirklich Kollegen, nicht Kolleginnen. Nachdenklich wurde ich auch bei meiner Suche nach den „Newcomern des Monats“, …

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Beruf: Jazzmusiker (10) – Outro

In den letzten Wochen und Monaten habe ich zahlreiche Facetten meines Berufs beleuchtet, drängende Probleme benannt und nach Lösungen gesucht. Hierbei ging es mir weniger um die Vermittlung szene-internen Detailwissens als um die Einordnung in den gesellschaftlichen Kontext und das aktive Werben für diese großartige und wichtige Kunstform. Ich begreife Jazzmusiker – letztlich Künstler insgesamt – sehr wohl als Teil der Gesellschaft. Sie mögen hin und wieder an deren Rand stehen, um abseits ausgetretener Pfade beobachten, denken und handeln zu können. Dennoch sind und bleiben sie stets integraler Bestandteil jeder denkwilligen Gesellschaft und verdienen als solche nicht nur Duldung und Akzeptanz, sondern eben auch die nötige Unterstützung bei der Schaffung und Erhaltung tragfähiger Strukturen, die sie für die Ausübung ihrer Aufgabe benötigen. Werbung Auf Kulturförderung zu verzichten, weil sie sich nicht „rechnet“, ist ein ebenso altes wie grundsätzlich falsches Muster, wie Richard von Weizsäcker mehr als einmal angemahnt hat. In seiner Abschiedsrede heißt es beispielsweise: „Chöre, Orchester und Bühnen, Sammlungen, Ausstellungen und Initiativen aller Art gehören nämlich auch zu den Vorbildern in der Kosten-Nutzen-Relation. Ihre Kosten sind kleiner als fast alle anderen Haushaltstitel, ihre Wirkung …

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Kultur erwünscht?

„Liebe Regensburger, kämpft um eure freie Kultur!“ heißt es in einem Beitrag des Bayerischen Rundfunks. Leider geschieht das kulturelle Ausbluten der Stadt nicht Abrupt, sondern schleichend, schon seit Jahren. Und hat mehr Gründe als ein paar böse Regionalpolitiker. Werbung Am 28. Februar wurde im Bayerischen Rundfunk ein Beitrag (hier anschauen) zum Thema Kultur in Regensburg ausgestrahlt, welcher zur Zeit bei facebook die Runde macht. In dem siebenminütigen Clip „Regensburg: Kultur muss draußen bleiben?“ geht es um Gentrifizierung, das Verbot von Kulturveranstaltungen durch das Ordnungsamt und die Schließung studentischer Kneipen und Kulturstätten. In einer emotionalen Szene wird der Betreiber des Ostentorkinos, welches in einem Jahr schließen muss, mit Tränen in den Augen gezeigt. Es heißt, Regensburg habe eine schöne Altstadt. „Doch unter der Oberfläche brodelt es gewaltig.“ „Die junge Kultur hält die Stadt lebendig.“ Und schließlich: „Liebe Regensburger, kämpft um eure freie Kultur!“ Natürlich ist das alles relativ schade. Jedoch wäre es falsch, die Gründe für das kulturelle Ausbluten der Stadt ausschließlich bei bösen Reichen, korrupten Regionalpolitikern und fiesen Spießbürgern zu suchen. Tatsächlich gibt es im Hinblick auf junge Kultur viel mehr Probleme als es dem …

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Beruf: Jazzmusiker (9) – I would work for free, if…

Ich gebe zu – die Idee des freiwilligen, kostenlosen Teilens oder Tauschens von Gütern und Leistungen gefällt mir sehr. Ich bin oft gerührt vor Freude, wenn ich Berichte über öffentliche Gemüsebeete, Tauschhandel oder Recycling-Initiativen sehe. Klitzekleine gallische Dörfer. Winzige Lichtpunkte auf der dunklen Landkarte des wirtschaftlichen Weltimperiums. Daher möchte ich meine Güter und Leistungen gerne unverzüglich kostenlos anbieten – sobald ich es mir leisten kann, das zu tun, ohne dadurch meine Selbstverantwortung zu verletzen und mich in Lebensgefahr zu bringen. Genau genommen also ab dem Moment, in dem ich im Gegenzug kostenfreien Zugang zu folgenden Gütern und Leistungen habe: Werbung Sauberes Wasser. Nahrung in ausreichender Menge. Wetterfeste Kleidung und Behausung, letztere gerne mit grundsätzlichen Komforts wie Strom, Heizung, fließend (Warm-)Wasser, einem Bett und ein paar Möbeln. Toilette nach Möglichkeit mit Anschluss ans Abwassernetz. Mobilität auch für Strecken, die nicht fußläufig erreichbar sind. Medizinische Grundversorgung. Gerne ein Telefonanschluss. Kulturelle Veranstaltungen und Erzeugnisse. Dazu natürlich funktionstüchtige Rahmenbedingungen und Infrastruktur zur Ausübung meines Berufs, was für mich als Musiker bedeutet: Ein angemessen gutes Instrument mit sämtlichem notwendigen Zubehör. Ein Proberaum, falls ich in meiner Behausung nicht spielen darf, …

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Von Marathon bis „Everlasting“ – Mein persönliches Jahr 2013, Teil 3

September-Dezember 2013: Schon war es wieder September und das Jahr verging wie im Flug. Nachdem ich am 5ten aus meinem Urlaub frisch erholt wieder in München angekommen war, ging es schon gleich weiter mit den ersten Jobs. Was die CD Produktion betraf, war ich immer noch motiviert und hatte das Ziel diese 2013 auf den Markt zu bringen. So trafen wir uns in der zweiten September-Hälfte mit Claus für sechs Tage um die Songs zu mischen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch endlich das Gefühl, dass es Richtung Zielgerade geht mit der Produktion, trotz der nervigen Unterbrechungen, die sich immer wieder einschlichen. Es machte mich verrückt, die ganzen Leute zu koordinieren, Zeiträume zu finden an denen das Studio frei ist etc … Werbung Am ersten Mix-Tag versuchten wir die Grundeinstellungen festzulegen, damit wir am nächsten Tag direkt anfangen konnten. Es war für uns Beteiligten im Studio wichtig drei Tage mischen zu können, und dann mit einer Woche Pause den Rest abzuarbeiten. So konnten wir das Material in Ruhe anhören, Dinge, die uns negativ auffielen in der letzten Mix-Runde aus der Welt schaffen. Mir ging es …

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Beruf: Jazzmusiker (8) – Unterricht und Unterrichtsvergütung

Auch wenn viele (Jazz-)Musiker ihren Lebensunterhalt gerne allein durch das Musikmachen finanzieren können würden, gibt eine große Mehrheit von ihnen zusätzlich Unterricht, um über die Runden zu kommen. Unterrichtet wird in den eigenen Räumlichkeiten, an einer privaten oder städtischen Musikschule oder an einer der derzeit gut 20 deutschen Musikhochschulen. Jede dieser Unterrichtsarten hat ein eigenes Anforderungsprofil mit jeweils eigenen Reizen, Schwerpunkten und Schwierigkeiten. Welchen Umfang dabei die Vermittlung von Improvisation im Allgemeinen und Jazzmusik im Speziellen haben kann, hängt nicht in erster Linie von der Unterrichtsstufe, sondern vom jeweiligen Schüler ab. Die Nachfrage nach Musikschulunterricht und Musik-Studienplätzen in Deutschland ist unverändert hoch. Die Unterrichtsqualität ist in der Regel ebenso hoch und wird durch einen konstanten Zulauf von bestens ausgebildeten Musikern gesichert. Alles bestens also, könnte man denken. Leider jedoch macht sich der vermeintliche Sparzwang in Politik und Gesellschaft auch im Unterrichtsbereich deutlich bemerkbar. Werbung Waren noch vor einigen Jahren Festanstellungen mit Vergütung nach Bundes-Angestelltentarif an städtischen Musikschulen keine Seltenheit, fallen inzwischen viele Musikschulen ganz aus dem Geltungsbereich von Tarifverträgen; feste Stellen werden gestrichen und durch Honorarverträge ohne soziale Absicherung und mit dramatisch schlechterer Bezahlung ersetzt. …

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Von Marathon bis „Everlasting“ – Mein persönliches Jahr 2013, Teil 2

April-August 2013: Mittlerweile im April angekommen stieg die Anspannung immer mehr und mehr. Denn das erste  Ziel rückte unaufhaltsam näher. Am 28ten April fand der Marathon in Madrid statt, und die Vorbereitung ging in die Endphase. Da ich aber gut vorbereitet war lief ich Anfang April noch einmal zwei längere Strecken über 30km, und versuchte die Woche davor mich mit kürzeren Läufen in Form zu halten. Werbung Musikalisch war es ein wenig ruhig, aber dennoch ein wichtiger Monat, denn ich besuchte die „Frankfurter Musikmesse“. Es ist jedes Jahr immer wieder schön dort zu sein, sich mit Musikern, den  Ausstellern uvm auszutauschen. Vor allem mit den tollen Firmen „Vandoren“ und „Selmer“, die mich mittlerweile seit mehreren Jahren unterstützen. Es war ein schöner Tag, und mein Besuch wirkte sich auch positiv auf mein Album aus. Schon auf dem Weg nach Hause, ging ich kurz vor Messeende noch einmal durch die Bläser Abteilung, und hörte jemand Trompete spielen. Sofort dachte ich mir:  „Den kenn ich doch“ !? Ich täuschte mich nicht und es war Michael „Patches“ Stewart, langjähriger Trompeter der „Marcus Miller Band“. Sofort nutzte ich die Möglichkeit mit Ihm …

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