Klangschöne Friedensreferenz und nachtdunkle Intensität – aktuelle CD von Carlo Mombelli

Auf dem Rücken einer nachtblauen Katze schläft ein grün-gelber Mann. Er trägt eine Augenlarve und ist mit einer blauen Decke bedeckt. Das surreale Bild des südafrikanischen Künstlers Norman Catherine bezieht sich auf den Titelsong von Carlo Mombellis neuem Album  „I Press My Spine to the Ground“. Gleichzeitig korrespondiert es auf geheimnisvolle Weise mit der dunklen, stark vom Sound geprägten Musik des Bassisten. Orakelhaft lenkt Glockengeläut in der einleitenden Kollektivimprovisation (Bells of Gitschenen) die Ohren auf einen Klangpfad voller Uneindeutigkeit und tastend-versponnener Voodoo-Sinnlichkeit. Almvieh-Abtrieb im Gebirge? Der Ruf zum Gebet? Oder Warnung vor der abgründigen Intensität kreativer Freigeisterei? Es bleibt offen, auch wenn der Dreiklang am Schluss des Sechs-Minuten-Stücks zum titelgebenden, nachdenklichen Song überleitet. Brenda Sisane steuert darin als Gastmusikerin ein stark spirituell gefärbtes, poetisches Spoken-Word-Stück bei. Auch wenn musikalisch scheinbar wenig passiert, das Quartett mit Mombellis langjährigen Partnern Kyle Shepherd (piano), Kesivan Naidoo (drums) und Mabuso Khoza (voice) verhalten, fast somnambul kurze Klangeruptionen, melancholisch-verträumte melodische Schnipsel und afrikanische Erhabenheit erzeugt, gelingt mit dem Wenigen ein kaum fassbare Intensität und emotionale Dichte. Hymnische Kraft und dunkel leuchtendes Pathos gipfeln in „Picasso´s Dove“, eine musikalische Referenz an …

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+++News+++Charles Gayle Trio in der Manufaktur+++Jaffrika – Der Bayreuther Jazz-November

Charles Gayle Trio in der Manufaktur Schorndorf Am 21.10.16 um 20:30 gibt das Charles Gayle Trio ein Konzert in der Manufaktur Schorndorf. Für den einstigen Straßenkünstler Charles Gayle währte der von permanenter sozialer Not geprägte Zustand fast ein halbes Leben. Geboren 1939 in Buffalo im US-Bundesstaat New York, bekommt Gayle als Kind zunächst Klavierunterricht. Das Saxophonspiel bringt er sich später selbst bei. Ab Ende der 1950er-Jahre tritt er regelmäßig in seiner Heimatstadt auf. Bei gelegentlichen Aufenthalten in New York City kommt es zu Begegnungen mit Archie Shepp, Pharoah Sanders und Anderen. Sein Spiel verändert sich, wird radikaler, unerbittlicher. Ekstatisch, frei und kompromisslos, geschult an Albert Ayler und der Gospeltradition, bläst er sich in New York, wohin er Anfang der 1970er-Jahre endgültig übergesiedelt ist, die Seele aus dem Leib. Beständig in finanziellen Schwierigkeiten, ist er rund 15 Jahre obdachlos. Eine spürbare Wendung trat ein, als in den 1980er-Jahren der deutsche Bassist Peter Kowald (1944–2002) auf Gayle aufmerksam wurde und gemeinsame Auftritte in den USA und Europa organisiert. Aber es sollte noch bis 1992 dauern, dass es tatsächlich zu so etwas wie einem Durchbruch kam: Mit Hilfe …

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Internationales Flair im Bayerischen Hof

Am 22.9.16 startet die Herbst-Saison im Bayerischen Hof mit einem vielfältigen, internationalen Programm. Die Serie „New York im Bayerischen Hof“ lockt wie Größen wie Abdulah Ibrahim, Bê Ignacio, Ron Carter Golden Striker Trio, der Dino Saluzzi Group, Cosmo Klein and the Phunkguerilla, Omer Avital, Icognito und das Fred Wesley Trio bis zum 6.12.16 in den Nightclub des Luxushotels. Abdulah Ibrahim – 22.9.16 Das erste Konzert wird vom Pianisten Abdulah Ibrahim im Bayerischen Hof gestaltet. Ibrahim ist ein Künstler, dessen Musik aus der Tradition seiner südafrikanischen Heimat, aber ebenso aus einer tief empfundenen Spiritualität sowie der japanischen Kultur gespeist ist. In Kapstadt geboren und aufgewachsen, später wegen des Apartheidsystems ins Exil geflohen, wurde Abdullah Ibrahim in den 60er Jahren von Duke Ellington entdeckt und gefördert. In der Folge profilierte er sich als herausragender Pianist, Bandleader, Komponist und Improvisator weltweit. In der afrikanischen Heimat wurde er zudem zur Symbolfigur der Befreiungsbewegung – an der Seite seines Freundes Nelson Mandela. Mit allen Größen wie Duke Ellington, John Coltrane, Ornette Coleman, Hugh Masekela, Miriam Makeba, Pharoah Sanders, Cecil Taylor, Don Cherry, hat Abdullah Ibrahim zusammengearbeitet und ist vom Bebop …

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+++ News +++ Das 47. Deutsche Jazzfestival Frankfurt 2016 +++ 30 Jahre Stadtgarten +++ Jazz&The City +++

+++ Fünf Tage, drei Bühnen, ein Festival – Das 47. Deutsche Jazzfestival Frankfurt 2016 +++ Vom 26. bis 30. Oktober laden 12 Musikformationen zu verschiedenen Konzerten in Frankfurt. In der 47. Ausgabe wagt das Deutsche Jazzfestival den Sprung in die City. Das Auftaktkonzert in der Alten Oper, Elektro-Sounds und Clubmusik zum Abschluss im Künstlerhaus Mousonturm und verschiedene Konzerte im hr-Sendesaal. Die ersten vier Konzertabende werden live von hr2-kultur übertragen. Das Deutsche Jazzfestival, 1953 in Frankfurt gegründet, ist das älteste Jazzfestival der Welt. Zu den Künstlern, die sich hier zum Teil noch als Newcomer präsentierten, gehörten Pharoah Sanders, Archie Shepp, Michael Brecker, Cassandra Wilson, Cecil Taylor und Lester Bowie. Der Hessische Rundfunk (heute hr2-kultur) ist seit den Anfängen mit dabei und veranstaltet das Festival mit der Stadt Frankfurt als festem Partner. Dieses Jahr widmen sich zwei Festival-Projekte den „Fab Four“. Django Bates´ Neuinszenierung des Beatles-Albums „Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band“ für die hr-Bigband, die damit auch das Festival in der Alten Oper Frankfurt eröffnen wird und drei Tage später Julia Hülsmann mit ihrem Programm im hr-Sendesaal. Dort wird sie weitere Songs von Lennon und McCartney …

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News +++ Roscoe Mitchell +++ Jazz&Joy-Festival +++ Jazz-Pott 2016 Preisträger Jochen Rückert +++

+++ Roscoe Mitchell im Konzert +++ Am Freitag den 30.9.16 um 20.30 gibt der amerikanische Saxophonist Roscoe Mitchell ein Konzert in der Manufaktur Schorndorf. 1966 schuf Roscoe Mitchell mit seinem ersten Solo-Album „Sound“ ein Manifest der AACM-(Association fort he Advancement of Creative Musicians) Ästhetik. Stille und Pausen wurden plötzlich ebenso wichtig wie Töne und Klänge. Hier setzte jemand dem konventionellen Free Jazz-Ideal, einer riskanten Kakophonie das Konzept eines penibel organisierten Klangraums entgegen. Mit dieser musikalischen Vision sollte die Chicagoer AACM die Vorherrschaft von New York im Jazz nachhaltig in Frage stellen. Den Musikern ging es vor allem um Fragen einer homogenen Sound-Architektur. Von 1967 bis 1969 formierte Mitchell mit seinen Chicagoer Weggefährten Lester Bowie, Joseph Jarman und Malachi Favors das Roscoe Mitchell  das Art Ensemble of Chicago. Das Kollektiv trat in afrikanischen Gewändern und mit Gesichtsbemalung auf und emanzipierte die sog. „little instruments“ – kleine afrikanische Geräuscherzeuger – als vollwertige Musikinstrumente.   +++ Jazz, Jam und Rock beim Wormser „Jazz & Joy“-Festival +++ Die 26. Ausgabe des Wormser „Jazz & Joy“-Festival bietet vom 19. bis 21.8.16  auf 5 Open-Air-Bühnen um den historischen Wormser Kaiserdom Konzerte …

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Benefizkonzert für Johannes Bauer im Aufsturz-Klub Berlin-Mitte

Am Freitag den 2.9.2016 organisiert der Jazzkeller 69 e.V. in enger Zusammenarbeit mit den Musikern ein Benefizkonzert für Johannes Bauer im Aufsturz-Klub. Einlass ist um 21 Uhr, beginnen wird die Veranstaltung um 21:30. Das „Johannes Bauer Memorial Werkstattorchester“ eröffnet das Konzertprogramm. Mit dabei sind   Gebhard Ullman (flute), Frank Paul Schubert (sopran sax), Frank Gratkowski (alto sax), Heiner Reinhardt (tenor sax, bass clarinet), Christof Thewes (trombone), Simon Jakob Drees (violin), Andreas Willers (guitar), Julie Sassoon (piano), Matthias Bauer (bass) und Willi Kellers (drums) an. Es folgt eine Improvisation von Isabelle Duthoit (clarinet), Lotte Anker (saxes), „Joe“ Sachse (guitar) und Paul Lovens (drums). Das „New Andi Altenfelder Quintett“ tritt zu guter Letzt mit einer Johannes Bauer-Komposition auf, gespielt von Christian Magnusson (trumpet), Heiner Reinhardt (tenox sax, bass clarinet), Christof Thewes (trombone), Christoph Winckel (bass) und Willi Kellers (drums).   Für den Verein Jazzkeller 69 schreibt Wolf-P. „Assi“ Glöde: Hannes ist Anfang Mai im Alter von nur 61 Jahren von uns gegangen. Einige von uns haben sich am Tag seiner Beisetzung, bei der von seiner Frau Marion Stille organisierten Lebensfeier, musikalisch von ihm verabschieden können. Sein Kampf gegen …

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In Miniaturen großes Sagen: Glauco Venier mit neuer CD

Auf seinem gerade bei ECM erschienen Solo Debut „Miniatures“ präsentiert sich der 1962 in Udine geborene Pianist Glauco Venier von einer gänzlich anderen Seite als man ihn bisher kennt. Vielen Hörern vertraut ist er vor allem durch seine kammermusikalische Zusammenarbeit im Trio mit Norma Winstone und Klaus Gesing. „Miniatures“ – „Music for piano and percussion“ beginnt in loser Erzählfolge eine Art klangliches Tagebuch aufzublättern, in dem Venier über frühe musikalische Erfahrungen und Kindheitserinnerungen reflektiert. Die Aufnahme ist quasi eine Liebeserklärung an Gradisca di Sedegliano, dem Dorf in dem er geboren wurde und heute noch lebt „…das Adriatische Meer ist ganz in der Nähe, Flüsse, Seen, Berge und …hier gibt es eine Menge Stille…meine Annäherung an die Musik erfolgte über die Orgel in unserer Kirche…sehr gute Erinnerungen habe ich noch daran, wie ich in kalten, dunklen Wintermonaten auf der Orgel dort spielte…“, so Vernier selbst. Bevor er sich dem Jazz zugewendet hat studierte er Orgel am Konservatorium in Udine und tauchte ein in die Welt der italienischen Renaissance- und Barockmusik, seinen musikalischen Wurzeln. Veniers Affinität zur klassischen Musik ist auf „Miniatures“ auch nicht zu verleugnen, präsentiert …

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Carla Bleys musikalischer Zauber in der Unterfahrt

Letzten Donnerstag (14.7.2016) in der restlos ausverkauften Münchner Unterfahrt: 214 Jahre Jazzerfahrung auf der Bühne mit Carla Bley, Steve Swallow und Andy Sheppard, jenem Trio, das vor mittlerweile 22 Jahren(!) in dieser Besetzung ihr erstes, sensationelles Album „Songs with Legs“ einspielte. Vom ersten Ton an zogen die drei das Publikum in ihren Bann und verwandelten den Club in einen kammermusikalischen Raum. Carla Bley’s pointiert typische Harmonien am Piano, der singend swingende Bass von Steve Swallow dazu und das melodisch tönende Saxophon von Andy Sheppard sorgten für ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuhörer, die nach 2 Sets mit dem wunderbaren Stück „Lawns“ als Zugabe belohnt wurden. Eine tiefe Verbeugung vor drei Meistern ihrer Zunft – das war eines DER musikalischen Highlights dieses Jahres in der Unterfahrt! Für alle Connoisseurs noch die Setlist des Abends. Set: Copycat / Up & down / Naked Bridges – Diving Brides / Healing Power Set: Saints alive / Tricycle / Andanto el Tiempo Encore: Lawns Text & Fotos: Thomas J. Krebs  

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„Der Flügel hält das aus“ – Gelungenes Auftaktkonzert im Foyer der Uni-Bibliothek Regensburg

Der Ort war so ungewöhnlich, wie Zeit und Anlass. Ein Jazzkonzert mitten am Nachmittag im Foyer der Universitätsbibliothek. Ein Novum und ein Versuchsballon, der – soviel schon vorweg – abgehoben hat. Chris Gall und Andreas Dombert spielen seit zwei Jahren zusammen und haben bisher ein gemeinsames Album veröffentlicht, schlicht „Duo“ betitelt. Die Besetzung mit zwei Akkordinstrumenten, Klavier und Gitarre, ist nicht gerade alltäglich, deshalb aber auch besonders reizvoll. Musikalisch liegt der besondere Akzent des perfekt aufeinander eingestimmten Gespanns in einer konsequenten Überschreitung herkömmlicher Stil- und Genregrenzen. Vor allem der Einfluss aus dem musikalischen Minimalismus, der Minimal Music, ist dabei unüberhörbar. Ein Flügel, verstärkt über ein Mikrofon, eine Jazzgitarre und ein kleiner Verstärker mit zwei Lautsprechern. Darum herum ein paar Stühle, die bei Konzertbeginn fast alle besetzt waren. Mehr war nicht nötig für ein spannendes Konzert. Zwischen einer impressionistischen, lyrisch-verhaltenen Stimmung und einem brausenden Orkan hereinbrechender Akkorde entfachten die beiden ein musikalisches Wetterleuchten, das es in sich hatte. Mit der Begrüßung durch Professor Dr. Katelijne Schiltz vom Institut für Musikwissenschaft wurde auch klar, wie es zu dem musikalischen Ereignis gekommen ist. Als Student bei Professor Dr. …

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Jetzt bewerben für den Jungen Münchner Jazzpreis 2016

Am 11. November 2016 wird zum vierten Mal der Junge Münchner Jazzpreis vergeben.  Mit diesem Preis  sollen junge Künstler und Bands aus Deutschland gefördert werden. Bewerben können sich 1-6 Jazzmusiker(innen). Jede(r) Musiker(in) kann sich im selben Jahr nur einmal bewerben, insgesamt maximal dreimal. Alle Bewerber(innen) sollen zum Zeitpunkt der Bewerbungsfrist nicht älter als 27 Jahre sein und ihren 1. Wohnsitz in Deutschland haben. Die Bewerber(innen) senden bitte per Post eine max. 2 Druckseiten umfassende Musiker- bzw. Bandinfo  einschließlich Kontaktdaten (Email und Telefon), 6 identische Exemplare einer anonymisierten CD (blank) mit insgesamt max. 20 minütigen Musikproben ein. Ende der Bewerbungsfrist ist 1. Juli 2016  (Posteingang). Aus allen fristgerecht eingegangenen Bewerbungen wählt die von ‘mucjazz – Münchner Verein zur Förderung von Jazz e.V.’ eingesetzte Fachjury die 3 besten Bewerber im blindfold  Verfahren aus. Die 3 ausgewählten Bewerber werden für den 11. November 2016 nach München in den Jazzclub Unterfahrt zum Finale eingeladen, bei dem sie im Rahmen eines Konzertes um den 1. Platz spielen. Die Gesamtdotation des Jungen Münchner Jazzpreises beträgt 6000,- €. Das Konzertfinale findet in Kooperation mit BR Klassik statt und wird vom BR aufgenommen. …

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