Leise Töne, vertrackte Rhythmen: Das Trio Openthebox in Regensburg

Zweifellos gehört Andreas Dombert zu den local heroes, den Stars der regionalen Szene, wie Jazzclub-Vorstand Bernhard Lindner den Gitarristen bei der Ankündigung eines Konzertes des Trios Openthebox vorstellte. Der gebürtige Straubinger hat in den vergangenen 15 Jahren mehrfach mit ausgesprochen spannenden Projekten und internationalen Kooperationen auf sich aufmerksam gemacht. Dabei hat er sich musikalisch in einem stilistisch weiten Spannungsfeld von bayerisch inspirierter Popmusik über zeitgenössischen Jazz, elektronischen Klangabenteuern bis hin zur Minimal Music als Soloprojekt bewegt. Mit Openthebox, einem neu gegründeten Trio mit dem Tübinger Bassisten Axel Kühn und dem Ulmer Schlagzeuger Christian Krischkowsky, bewegt er sich wieder im Bereich des aktuellen Jazzgeschehens. Das Trio „interpretiert den Kanon des Jazz neu“, wie es auf der Homepage heißt. Tatsächlich verbinden die Kompositionen, die überwiegend von Krischkowsky stammen, vertrautes Terrain mit vertrackten Rhythmen und ungewohnten Wechseln, mit Tempoverschiebungen und großer dynamischer Breite. Kurz und trocken Während sich dabei die beiden Saitenartisten oftmals in der Melodieführung abwechseln und in einem wunderbar leicht swingenden Zwiegespräch miteinander kommunizieren, bricht der Schlagzeuger aus diesem, vielleicht zu harmonisch und geradlinig empfundenen Stil immer wieder aus. Krischkowsky bremst und stoppt mit kurzen, trockenen …

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Virtuoser Grenzgänger und Flunkerer – Rabih Abou-Khalil im Leeren Beutel

„Auch auf diese Eventualität sind wir vorbereitet“, lächelt Rabih Abou-Khalil  verschmitzt ins Publikum. Nach der ersten Zugabe hat es dieses nicht mehr auf den zugewiesenen Stühlen gehalten. Alle sind auf den Beinen und rufen mit rhythmischem Klatschen und begeisterten Trillern und Kicksern nach mehr Musik. Den Abschied nach einem zweistündigen Konzert voller Tempo, Innigkeit, getragenen Klängen und mitreißender Power gestaltet der Komponist und Oudspieler mit seinen Partnern Mateusz Smoczynski (violin) und Jarrod Cagwin (drums) mit einem ruhigen Stück. Er habe es über ein Thema geschrieben, erläutert Abou-Khalil, welches viele berühre. Von vielen verachtet, wolle der dieses Thema – Die (Kunst der) Lüge – mit seiner Musik verteidigen. Unter den innigen Bogenstrichen des virtuosen polnischen Geigers und den verhaltenen Schlägen Cagwins auf der großen Rahmentrommel zeichnet sich eher eine ruhige Wertschätzung, als eine vehemente Rechtfertigung ab.  Es ist ein ernstes und zugleich sinnlich-schönes Stück, welches noch einmal die Tiefe und Vielseitigkeit des musikalischen Kosmopoliten unterstreicht. Grenzgänger Der gebürtige Libanese, der lange in der Nähe Münchens gelebt hat, ist künstlerisch ein Grenzgänger. Früh hat er einen Weg gefunden traditionelle arabische Musik mit westlichen Formen von Klassik über …

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Jacob Karlzon Trio beim BMW Welt Jazz Award

Der 2010 in seiner Heimat Schweden als Jazz-Musiker des Jahres ausgezeichnete Pianist Jacob Karlzon macht schon immer Musik für den inneren Film. In der BMW Welt spielte er zusamen mit  Morten Ramsbøl am Bass und Rasmus Kihlberg am Schlagzeug am 22. März das 2. Konzert des diesjährigen BMW Welt Jazz Awards mit 5 weiteren Teilnehmerbands. Den Zuhörern im Doppelkegel präsentierte Karlzon keine Kurzfilme, sondern großes Kino: Er hängte die Stücke übergangslos aneinander und ließ derart eine ausladende Jazzsuite entstehen, die mittels stupender Technik und tiefer Empfindung seinerseits bei den Zuhörern große Emotionen weckte. Ungebremste schwedische Spielfreude konnte Thomas J. Krebs auf seinen Schwarzweiß-Bildern festhalten.                               Weiter mit dem Wettbewerb geht es am 5. April 2022: Da spielt die israelische Pianistin Anat Fort mit ihrem Trio. Die Pianistin Fort gehört zu der Riege israelischer, in New York groß gewordener Musiker, die den aktuellen Jazz wesentlich mitprägen. Sie selbst lebt inzwischen wieder in Israel, was ihrer weltweiten Beachtung keinen Abbruch getan hat. Seit über 20 Jahren spielt sie mit dem Bassisten Gary Wang …

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Jazz im Radio. Foto/Montage: Hufner

Die Jazz-Radiowoche vom 28.03.22–03.04.2022

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 13. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Andere tolle Sendungen im Radio finden Sie in der Radiowoche im Bad Blog Of Musick. mo – 28.03.2022 17:50 bis 18:00 | SWR 2 SWR2 Jazz vor sechs 19:30:00 | Ö1 Céline Bonacina Trio bei den INNtönen 2021 Die aus dem ostfranzösischen Belfort stammende Céline Bonacina hat sich in den letzten 15 Jahren als eine der interessantesten europäischen Stimmen am Baritonsaxofon etabliert. Mit kraftvollem Ton und rhythmusbetonten, dann auch wieder balladesk entschleunigten Eigenkompositionen, die auch durch ihren siebenjährigen Aufenthalt auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean beeinflusst sind, wusste die 46-Jährige auch am 1. August 2021 im Rahmen des INNtöne-Open-air-Festivals auf dem Buchmannhof im oberösterreichischen Innviertel zu überzeugen: Bonacina, auch am Sopransaxofon zu hören, intonierte mit ihrem aus Chris Jennings (Kontrabass) und John Hadfield (Schlagzeug) bestehenden Trio Musik ihrer aktuellen CD „Fly Fly“ und erhielt dafür viel Beifall von Seiten eines beglückten Publikums. 22:04 bis 23:00 | WDR 3 WDR 3 Jazz: Der geheime Garten des Jazz Extended Version 22:30 bis 23:00 | hr2-kultur Jazz Now: Aus …

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Cicero – Zwei Leben, eine Bühne jetzt im Kino

Vor ziemlich genau sechs Jahren erschütterte die Nachricht vom frühen Tod Roger Ciceros die Musikwelt Deutschlands und weit darüber hinaus Fans in ganz Europa. Er hatte den Bigband-Swing mit deutschen Texten so populär wie nie zuvor gemacht, beim ESC in Finnland weit abgeschlagen, aber um so mehr in Deutschland verehrt. Dass er einen ziemlich berühmten Vater namens Eugen hatte, der mit nur 57 Jahren an einem Hirninfarkt gestorben ist, war wohl nur Jazzfans wirklich bekannt. Im berührenden Dokumentarfilm CICERO – ZWEI LEBEN, EINE BÜHNE, der jetzt ab heute in den deutschen Kinos zu sehen ist, zeichnen Kai Wessel und Katharina Rinderle die Vater-Sohn-Beziehung zweier Ausnahmetalente nach. Wegbegleiter wie Charly Antolini, Till Brönner, Ack van Rooyen und weitere Zeitzeugen lassen die beiden in ihren Erinnerungen wieder lebendig werden, und besondere Konzertausschnitte lassen die Lücke, die ihr früher Tod hinterließ, aufleuchten. Der Filmfängt irgendwo backstage in Deutschland an: Ein nicht mehr ganz junger Mann mit Kappe, Jeans und Lederjacke macht Lippenstimmübungen während er Tee kocht und seine Mails checkt. Etwas später mit Hütchen und T-Shirt unterm Anzug wünscht er allen Musikern im Dunklen hinter der Bühne toi …

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+++ news +++ Kari Ikonen (Titelfoto) beim Enjoy Jazz Festival Heidelberg +++ Persischer Jazzfrühling in München +++ 51. Jazzwoche Burghausen: BR überträgt Konzerte +++

Burghausen Jazzwoche startet Nachdem die Jazzwoche Burghausen in den letzten zwei Jahren ausfallen musste, kann sie vom 22. bis 27. März zum 51. Mal stattfinden. Das Programm ist bunt gemischt und reicht Soul-Sängerin Joy Denalane bis zur Jazzharfenistin Juli Campiche. Der Bayerische Rundfunk überträgt als Partner des Festivals ausgewählte Highlights im Radio auf BR-Klassik und Bayern 2 sowie alle Konzerte aus der Wackerhalle live im Videostream auf BR-Klassik Concert. Weitere Informationen unter: https://www.b-jazz.com/ und auf der Seite des BR: hier Persischer Jazzfrühling in München Am Samstag dem 26. März ab 20:00 Uhr findet im Import Export München der persische Jazzfrühling statt. Iranische, französische und deutsche Musiker*innen werden gemeinsam auf der Bühne stehen. Die Veranstaltung wird vom Studentischen Kulturtreff der Iraner in München – Patogh organisiert und ist aus dem Festival „Spring of Jazz“ in Paris hervorgegangen. Der Abend soll eine Chance auf Dialog zwischen persischem Jazz und der lokalen Münchner Jazzszene bieten. Der persische Jazz hat seine Wurzeln in den 1950er Jahren. Der amerikanische Musiker Lloyd Miller aka Alias Kourosh Ali Khan begründete das Genre. Arshid Azarine, Kurator und Organisator des Persischen Jazzfrühlings München prägte …

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Jazz im Radio. Foto/Montage: Hufner

Die Jazz-Radiowoche vom 21.03.22–27.03.2022

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 12. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Andere tolle Sendungen im Radio finden Sie in der Radiowoche im Bad Blog Of Musick. mo – 21.03.2022 14:05:00 | Ö1 In Concert: Blood, Sweat and Tears 1972 im Wiener Konzerthaus Am 14. Juni 1972 gastiert die US-amerikanische Jazzrock-Band Blood, Sweat and Tears im vollbesetzten Großen Saal des Wiener Konzerthauses. Sänger Jerry Fisher und ein 13-köpfiges (!) Ensemble, dem unter anderem Jazz-Kapazunder wie Saxofonist Joe Henderson, Trompeter Lew Soloff und Pianist Larry Willis angehören, liefern eine temperamentvolle Show. Neben Hits wie „You’ve Made Me So Very Happy“ werden ausufernde Versionen von Jazzstandards aus der Feder der Pianisten Bill Evans und Herbie Hancock geboten. Und man/frau ist noch immer erstaunt darüber, dass vor 50 Jahren eine derartige Mischung aus publikumswirksamer und doch anspruchsvoller Musik massentauglich war. Ein Fundstück aus den Tiefen des ORF-Archivs im Wiener Funkhaus! 17:50 bis 18:00 | SWR 2 SWR2 Jazz vor sechs 19:00 bis 20:00 | hr2-kultur Hörbar Musik grenzenlos und global – Chanson, Folk, Jazz, Singer/Songwriter, Klassik oder Filmmusik – hier ist alles möglich …

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Saxophonist und Komponist Jakob Manz erhält den Jazz-Preis Baden-Württemberg 2022

„Wer Jakob Manz auf der Bühne erlebt, ist fasziniert von seiner Energie und Spielfreude.“ Das sagt Kunststaatssekretärin Petra Olschowski über den diesjährigen Preisträger des Jazz-Preises Baden-Württemberg. Der 20-jährige Jakob Manz aus Dettingen bei Reutlingen überzeugte die Jury unter anderem mit seinem „reifen und charakterstarken Saxophonspiel“ und der „kompositorischen Finesse seiner Arrangements für The Jakob Manz Project.“ Bereits in jungen Jahren entdeckte Manz seine Leidenschaft für den Jazz und die Improvisation. Seine professionelle Ausbildung begann er 2016 als Jungstudent von Prof. Christian Weidner an der Musikhochschule Stuttgart. Mittlerweile studiert er Jazz/Pop Saxophon bei Roger Hanschel an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Also Solist tritt Jakob Manz bei Konzerten im In- und Ausland auf. So beispielsweise beim Jazzfestival in Port-au-Prince in Haiti auf Einladung der deutschen Botschaft und neben anderen Künstlern wie Gregor Meyle, Curtis Stigers oder Nils Landgren im April 2022 beim Jubiläumskonzert „70 Jahre SWR Big Band“ in Stuttgart. Der Jazz-Preis Baden-Württemberg ist mit 15.000 Euro einer der bestdotiertesten Nachwuchspreise für Jazz in Deutschland. Er wird seit 1985 an Künstlerinnen und Künstler verliehen, die nicht älter als 35 Jahre sind und in Baden-Württemberg …

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Jazz im Radio. Foto/Montage: Hufner

Die Jazz-Radiowoche vom 14.03.22–20.03.2022

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 11. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Andere tolle Sendungen im Radio finden Sie in der Radiowoche im Bad Blog Of Musick. mo – 14.03.2022 17:50 bis 18:00 | SWR 2 SWR2 Jazz vor sechs 19:30:00 | Ö1 Kuhn Fu Sextett und Craig Taborn Trio, Jazzfestival Saalfelden 2021 Zwei spannende Konzerte des letztjährigen Jazzfestivals Saalfelden stehen heute auf dem Programm: Der deutsche Gitarrist Christian Kühn erweiterte sein international besetztes, für seinen launigen Punk-Jazz bekanntes Quartett Kuhn Fu am 20. August 2021 um die Tenorsaxofonisten Tobias Delius und John Dikeman, durch die die Musik eine rauere, noch unberechenbarere Not verliehen bekam. Im Gegensatz dazu choreografierte der US-amerikanische Pianist Craig Taborn am selben Abend im Trio mit Tomeka Reid (Violoncello) und Ches Smith (Schlagzeug, Vibrafon) überraschungsreiche, weitgehend frei improvisierte Soundscapes, einmal farbenreich und dicht, dann wieder die Gestalt schwebender Klangfelder annehmend. Christian Bakonyi präsentiert Ausschnitte aus diesen Konzerten, die mit zu den Höhepunkten des Jazzfestivals Saalfelden 2021 zählten. 22:04 bis 23:00 | WDR 3 WDR 3 Jazz: Der geheime Garten des Jazz Extended Version 22:30 bis 23:00 …

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Julia Hülsmann Trio eröffnet die 12. Konzert-Competition BMW Welt Jazz Award

Mit viel Liebe zum motivischen Detail eröffnete das Julia Hülsmann Trio die neue Runde des BMW-Welt Jazz Award. Nach der Corona-Zwangspause wollte man 2022 befreit wieder neustarten, die aktuelle politische Lage sorgte allerdings für eine entsprechend gedämpfte Stimmung bei allen Teilnehmern. Das Konzert war gut besucht, die berühmte Schlange vor dem Einlass zum Doppelkegel hatte sich dieses Mal (noch) nicht gebildet. Aber der Wettbewerb 2022 ist noch jung. BMW-Vorständin Ilka Horstmeier hatte sicher nicht geplant, bei ihrer Begrüßungsrede zur 12. Ausgabe der Münchener Konzertserie auf das humanitäre Engagement des Konzerns hinzuweisen zu müssen. Eine Million Euro hatte die BMW Group bereits nach der ersten Kriegswoche an eine ukrainische Hilfsorgansation gespendet. Julia Hülsmann war zur Competition der Pianistinnen und Pianisten unter dem Motto „Key Position“ mit ihrem Trio angereist. Mit Marc Muellbauer am Kontrabass und Heinrich Köbberling am Schlagzeug verbindet sie eine zwei Jahrzehnte dauernde künstlerische Zusammenarbeit. Von Routine war da aber nichts zu spüren, eher von einem gemeinsam atmenden Klangorganismus, dessen drei Musikerpersönlickeiten sich blind aufeinander verlassen konnten, insbesondere auch dann, wenn mal ein neues und noch wenig geprobtes Stück auf dem Programm stand. Hülsmann …

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