„Rainbow Bubbles“ zum Staunen

Von Mathias Bäumel Immer mal wieder kann man in CD-Begleittexten lesen, dass die Musik vollständig ohne Overdubs, also live ohne irgendwelche „künstlichen” Zusätze, in einem Rutsch eingespielt worden sei. Solche Hinweise sind verräterisch. Tendenziell unterstellen sie, dass eine Musik ohne nachträglich im Studio hinzugefügter Klangelemente authentischer und somit künstlerisch wertiger sei. Oder sie heben heraus, dass das spieltechnische Vermögen des Musikers so frappierend groß ist, dass eine studiotechnische Nachbearbeitung nicht nötig sei. Beides kann zutreffend sein und die Qualität der betreffenden Musik verdeutlichen. Aber könnte ein gegenteiliges Konzept nicht auch zu einer brillanten Musik führen? Einer der ersten, der einen solchen Weg im Bereich des zeitgenössischen Jazz beschritt, war 1969 Miles Davis mit seiner LP „In A Silent Way”. Hier wurden die Stücke durch Schneiden, Zusammenfügen, Kopieren und Wiederholen aus etwa 80 Minuten Material zurechtgeschnitten. In einem solchen Fall ist die Jazz-LP ganz wesentlich ein Produkt von Studioarbeit, nicht mehr bloß eine Dokumentation von Live-Musik (im Studio oder beim Konzert). Der Ausnahmegitarrist Samo Salamon veröffentlicht mit „Rainbow Bubbles” wieder eine ganz spezielle Platte. Während im Falle von „In A Silent Way” Produzent und Musiker das …

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Ein Festival, das lange nachglitzert

Egal ob Archie Shepp im Teatro del Giglio in Lucca in den 80ern, Johannes Faber und Freunde im Münchner Theater am Gärtnerplatz in den 90ern oder das neue Jazzfestival „Sparks & Visions“ im Regensburger Stadttheater heute: Jazzmusik im Ambiente eines klassizistischen Theaters ist und bleibt etwas Besonderes. Das beginnt damit, dass sich die Musiker in einem anderen Setting wiederfinden als gewohnt. Das geht weiter mit guten akustischen Verhältnissen – und lässt man den Blick vom Parkett in die Ränge schweifen, findet man ein anderes Publikum vor, als man es vom Jazzclub her kennt. Erkannt und vorgemacht hat das in Regensburg bereits der Jazzclub mit seiner Reihe Jazz im Theater. Bei „Sparks & Visions“ kam noch einmal ein ganz besonderes Festival-Flair hinzu. Von München bis Münster – teilweise von weit her war das Publikum angereist und traf sich drei Tage als verschworene Gemeinde in Regensburgs Kultur-Schmuckstück. Kulturpolitisch ist es der Festivalmacherin Anastasia Wolkenstein gelungen, mit den Partnern Theater Regensburg, Regensburg Tourismus und dem Regensburger Kulturreferat in die verregnete oder bestenfalls verschneite Saure-Gurken-Zeit der Welterbestadt neues Glitzern und Attraktivität zu bringen. Sie schaffte es, mit einem programmatischen …

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