Von Dietrich Schlegel – Um neue Ideen für ungewöhnliche Projekte ist der Komponist und Saxophonist Heiner Schmitz nie verlegen. Hatte er sich vor vier Jahren mit der „Odyssee“ das älteste Werk der abendländischen Literatur ausgesucht, um es in die Klangwelt einer modernen Jazz Big Band einzubetten, dem Cologne Contemporary Jazz Orchestra, und mit „The Voice“ Christian Brückner als Sprecher (s. JazzZeitung 2011/03 und 2012/04), so wagte er sich jetzt an die klassische Vorlage der Sieben Todsünden („Sins & Blessings“). Wem dabei Brecht/Weil oder gar mittelalterliche Mysterienspiele einfallen, liegt falsch, sowohl bei der inhaltlichen als auch der musikalischen Konzeption. Zwar nutzten auch Schmitz und sein Autor Peter Schanz den religiös ritualisierten Sündenkatalog – Hochmut, Habgier, Völlerei, Neid, Zorn, Trägheit, Wollust – als Basis. Aber sie erweiterten und relativierten diese Untugenden bis hin zur Umkehrung ins Positive, stellten die Sünden wortwörtlich in Frage, formulierten provozierende, hintergründige, ironische Fragen an die Zuhörer, die während der vier Konzerte im Januar nachdenklich schweigend, verlegen kichernd oder befreit lachend reagierten. Was trifft wohl auf mich zu? Da hieß es zum Beispiel: „Kann es Wachstum ohne Habgier geben?“ Oder: „Schon mal bei …
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Die Band Cyminology @ Unterfahrt
Von Thomas J. Krebs – Vollbesetztes Haus am Samstagabend in der Münchner Unterfahrt: „Orient trifft Okzident“! Cymin Samawatie präsentierte dort mit ihrer Gruppe Cyminolgoy die gerade auf ECM erschiene CD „Phoenix“. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Kombination persischer Lyrik mit kammermusikalischen, zeitgenössischen, jazzigen Klängen, diesmal erweitert um eine wunderbare Klangfarbe mit Martin Stegner an der Viola. Cymin Samawatie entließ das Publikum, verzaubert vom Klang ihrer Stimme und ihrer Band, nach einem grandiosen Abend und berührenden Momenten wieder ins winterliche Münchner Wochenende. Alle Fotos: Thomas J. Krebs
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Virtuose Akkordeonklänge in der Unterfahrt
Von Thomas J. Krebs – Der Akkordeonvirtuose Vincent Peirani, in Frankreich letztes Jahr mit dem „Prix Django d’Or“ ausgezeichnet, besuchte die Münchner Unterfahrt diesmal mit seinem aktuellen Projekt „Living Being“ und gleichnamiger CD im Gepäck (veröffentlicht auf dem Münchner ACT Label). Eine facettenreiche Band mit jungen Musikern, die alle aus unterschiedlichen stilistischen Lagern kommen. Mit großer Leichtigkeit musizierte Peirani, entlockte seinem Instrument grenzüberschreitend einzigartige Klänge, fernab aller Traditionen oder musikalischen Konventionen. Gemeinsam mit dem Saxophonisten und Weggefährten Émile Parisien, Tony Paeleman am Fender Rhodes, dem Bassisten Julien Herné und Schlagzeuger Yoann Serra zündete das Quintett ein pulsierendes „Electric Jazz & More“- Feuerwerk, das Maßstäbe setzte und die Zuhörer im ausverkauften Club restlos begeisterte. Alle Fotos: Thomas J. Krebs.
WeiterlesenNews: Defrancesco in Oberthulba +++ Jazz-Jubiläum in Syke +++ Verdienstkreuz für Hans-Martin Müller
Joey Defrancesco an der Hammond-Orgel in Oberthulba Nach dem Auftritt im Juli 2004 von Legende Jimmy Smith an der Hammond Orgel, kommt nun auch sein designierter Nachfolger Joey Defrancesco (USA) mit Trio auf die Piano-Bühne in Oberthulba. Auf allen großen Bühnen der Welt zeigt er seine Klasse an der „Hammond B3“ Orgel. Die Bühnenpartner des Radio- und TV-Stars waren und sind Jimmy Smith, Miles Davis, und Ray Charles. Mit dem Miles Davis-Orchestra tourte er bereits als 17-Jähriger durch Europa. Mit 5 Jahren begann er das Orgelspiel und mit 10 Jahren spielte er in Philadelphia schon in einer Band. Sein Ziehvater war Jimmy Smith. Mit 18 hatte er sein eigenes Quartett und mit 22 spielte er 4 Jahre lang in der Band von John McLaughlin. 2004 und 2010 war er für seine Titel „Falling in love again“ und „Never can say good bye“ für den „Grammy“ nominiert. Begleitet wird Joey von international anerkannten Musikern: Jason Brown am Schlagzeug und Dan Wilson an der Solo-Gitarre, Spezialist für Soul&Technik an der Jazz-Gitarre. Freitag, 06. März, 20:00 Uhr in Oberthulba auf der Piano-Bühne. Weitere Informationen: www.pianobuehne.de 20 Jahre Jazz Folk Klassik in Syke …
WeiterlesenJulia Hülsmann auf Tour: Ungesungenes hörbar machen
Unter dem Projektnamen „Unsung Weill“ geht die Pianistin Julia Hülsmann ab März 2015 mit ihrem Quartett auf Deutschland-Tour. In eingespielter Formation mit Marc Muellbauer (Bass), Heinrich Köbberling (Schlagzeug) und Tom Arthurs (Trompete, Flügelhorn) bringt sie bisher unbeachtete, „unsung“ Werke Kurt Weills auf die Bühne, die beispielsweise aus Musicals herausfielen, weil ein Charakter gestrichen wurde. Für den gesanglichen Part holte sich Hülsmann den Grammy-Nominierten und Echo-Preisträger Theo Bleckmann ins Boot, der in den USA als ein Künstler „from another planet“ (New York Times) bezeichnet wird. Die CD zur Tour erscheint am 06. März bei ECM. Die Tourdaten: 19.03.2015 Mindelheim @ Jazztage (Quartet) 25.03.2015 Neustadt, Schloss Landestrost (4 + Theo B.) 26.03.2015 Wittlich, Jazzclub (4 + Theo B.) 27.03.2015 Neuburg, Birdland (4 + Theo B.) 29.03.2015 Freiburg, Jazzhaus (4 + Theo B.) 30.03.2015 CH-Lugano, RSI (4 + Theo B.) 31.03.2015 Schloss Elmau (4 + Theo B.) 01.04.2015 A-Wien, Porgy & Bess (4 + Theo B.) 02.04.2015 Dortmund, Domicil (4 + Theo B.) 04.04.2015 Hamburg, Nochtspeicher (4 + Theo B.) 05.04.2015 Berlin, A-Trane (4 + Theo B.) 09.07.2015 Frankfurt am Main im Palmengarten (Quartett) 24.10.2015 Konstanzer Jazzherbst (Quartett) …
WeiterlesenCD-Rezension: Sternal Symphonic Society Vol 2
Von Thomas J. Krebs – Viele kleine Räder, Riemen und Gelenke sind auf dem CD-Cover der neuen Sternal Symphonic Society abgebildet und diese greifen musikalisch passgenau ineinander. Aber der Reihe nach: Vor gut 2 Jahren erschien die erste, vielbeachtete CD der Sternal Symphonic Society. Das Ensemble, im Jahr 2011 in Köln gegründet, legt nun mit „Vol. 2“ seine neue Aufnahme vor. In der Zwischenzeit ist die Society vor allem durch Live Auftritte weiter gereift und zu einem noch homogeneren Klangkörper verschmolzen. Was gleich beim ersten Hören der aktuellen CD auffällt ist, dass die Kompositionen und Arrangements expliziter auf die Musiker und Persönlichkeiten zugeschnitten sind. Mit von der Partie sind neben dem „Dirigenten“ Sebastian Sternal, der bei vier Stücken selbst den Klavierpart übernimmt, wieder alte Bekannte (ein „who is who“ der jungen deutschen Jazzszene) angefangen von Frederik Köster an der Trompete, dem Posaunisten Klaus Heidenreich, Christoph Möckel und Niels Klein an den Saxophonen/Klarinette, dazu das Pablo Held Trio (!) mit Jonas Burgwinkel und Robert Landfermann, sowie einem exzellent besetztem Streichquartett mit Erik Schumann, Zuzana Schmitz-Kulanova, Magdalena Härtl und Thomas Schmitz. Mit vortrefflichem Gespür für den nicht …
WeiterlesenÀ la Bartók im Kontrast zum herkömmlichen Freejazz
Die Musik der CD »Trio Kontraszt« folgt den Anregungen des großen György Szabados Von Mathias Bäumel – Geheimnisvoll, anregend, bizarr, in fremder Weise vertraut – das war die Musik, die uns in der späten Mitte der siebziger Jahre mit der ungarischen Langspielplatte »Az esküvő« (The Wedding) entgegenklang. Diese Platte hatte Biss, war Wasser auf die Freejazz-Mühlen, und war dennoch anders – irgendwie durchkomponierter als vieles, was uns damals als Freejazz bekannt war. Ihr Komponist und Pianist: der ungarische Musiker György Szabados. Die weitere Besetzung neben ihm: Schlagzeug, Bass und Geige. Das Besondere war die ziemlich strenge Strukturiertheit sowie die irgendwie nach Bartók klingende Melodik und Rhythmik der Musik. István Grencsó (sax) und Tamás Geröly (dr) musizierten schon in den Achtzigern zusammen in verschiedenen Projekten, ab Anfang der Neunziger auch manchmal mit dem über fünfzehn Jahre älteren Szabados, den sie sehr verehrten. Nach einer längeren Pause kamen Grencsó und Geröly wieder zusammen; ihr erstes gemeinsames Konzert seit Jahren – als Gäste des Pianisten Istvan (Stevan) Kovacs Tickmayer am 10. Juni 2011 zum Mediawave Festival Budapest – wurde überschattet – ausgerechnet vom Tode Szabados’, der genau am …
WeiterlesenCamila Meza beim BMW Welt Jazz Award
Die junge Chilenin Camila Meza ist ein neues Gesicht in der europäischen Jazzwelt: Tatsächlich war der Gig der singenden Gitarristin am gestrigen Sonntagvormittag anlässlich des BMW Welt Jazz Awards in Doppelkegel der BMW Welt ihr erster Trip nach München. Sie gilt derzeit als einer der angesagtesten Newcomer der New Yorker Jazzszene und begeisterte zusammen mit drei phänomenalen Begleitern: dem Pianisten Shai Maestro, der Bassistin Linda Oh und dem Schlagzeuger Kendrick Scott. Viel Applaus, eine Zugabe, lange Schlange am CD-Verkaufs- und Signierstand von Camila Meza. Eine ausführliche Konzertkritik von Ssirus W. Pakzad finden Sie hier. Fotos: Ralf Dombrowski
WeiterlesenCD-Tipp: Marius Neset – Pinball
Von Thomas J. Krebs – Marius Neset gehört mit seinen gerade mal 30 Jahren ganz klar zur „young generation“ der Jazzer, ist aber heute schon weitaus mehr als nur ein Hoffnungsträger für den Jazz und das Genre Saxophon. Wer ihn bereits kennt oder schon einmal live gehört hat weiß in etwa, was ihn da musikalisch erwartet. Wo andere auf diesem Instrument aufhören, fängt Neset gerade einmal an. Er ist nicht nur technisch brillant sondern versteht es, komplexe Melodien und Läufe planvoll zu spielen, dem Jazz gleichzeitig neue Impulse zu geben und den Hörer immer wieder zu überraschen. Auf dem Münchner Act Label ist soeben seine neue Aufnahme „Pinball“ erschienen. Anders als auf „Lion“, bei der er mit dem Trondheim Jazz Orchestra mit großem Ensemble debutierte, hat er sich für „Pinball“ ein kleineres, erprobtes Ensemble gewählt: den Pianisten Ivo Neame, Jim Hart am Vibraphon, den Bassisten Petter Eldh und Anton Eger am Schlagzeug. Schon das Intro der CD ist ziemlich ungewöhnlich: komplizierte, aber trotzdem eingängige Rhythmen werden geklatscht, erst langsam, dann immer schneller, während sich Nesets Saxophon mit einer zuerst schwebenden Melodie dazugesellt, die dann, ähnlich …
WeiterlesenFestival „LeipJAZZig“ feiert runden Geburtstag
Von Julian Krenz – 2015 geht das Festival „LeipJAZZig“ bereits in die 20. Runde. Bereits im Mai 1996 veranstaltete die damals noch junge Initiative Leipziger Jazzmusiker e.V. zum ersten Mal das Festival. Der Hintergedanke der Initiative war, den Jazz auf die Bühne zu bringen. Zuvor beschränkte sich das konzertante Schaffen der Musiker lediglich auf Auftritte in Clubs und Restaurants mit Live-Musik. Mit der Schirmherrschaft der Kulturstiftung Leipzig stand bis 2011 die Aula der zentral gelegenen „Alten Nikolaischule“ für die Konzerte zur Verfügung. Seitdem finden die Konzerte im „plan b“ in Leipzig statt. Hier herrscht perfekte Konzertatmospähre, es kommen auch leise Klänge zur Geltung. Für die große Besetzung des „LeipJAZZIG-Orkester“ konnte man das UT Connewitz als Konzertstätte gewinnen, Spielort für Clubkonzerte ist seit 2002 die Gaststätte Hopfenspeicher. Jetzt haben die Leipziger Jazzmusiker das Programm für ihr 20. Festival bekanntgegeben und laden wieder einmal in ihre Spielstätten ein. Das Festival-Programm im Überblick: 17.03. (20:00 Uhr) im UT Connewitz: LeipzigBigBand & Pascal von Wroblewsky 18.03. (20:00 Uhr) im UT Connewitz: LeipJAZZig -Orkester & Tobias Morgenstern 19.03. (20:00 Uhr) im UT Connewitz: Spielvereinigung Sued & Claudio Puntin 20.03. (20:00 Uhr) …
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