Zwei, die sich inspirieren: Siyou’n’Hell

Zwischen funky Grooves, afrikanischen Traditionals und Songs von existentieller Tragweite bewegte sich das Duo Siyou’n’Hell kürzlich im Jazzclub Leer Beutel in Regensburg.  Kein Konzert, welches aktuell stattfindet, geht ohne wenigstens einen kleinen seelischen Striptease über die Bühne des Leeren Beutels. „Nach so vielen Wochen, Monaten der Abstinenz ist es etwas ganz Besonderes“, wandte sich Sängerin Siyou Isabelle Ngnoubamdjum ans Publikum, „hier zu sein.“ Es sei für sie ungewohnt und gleichzeitig sehr vertraut – letzteres hörte man dem Spiel, der Musik des Duo Siyou’n’Hell auch an. Vom ersten zarten Ton an, in den nach einigen Takten Hellmut Hattler auf seinem E-Bass einstimmt, ist diese starke künstlerisch-emotionale Verbundenheit zwischen den beiden spürbar. „Motherless Child“, ein Spiritual mit dem der afroamerikanische Folksänger Ritchie Havens beim legendären Woodstock-Festival bekannt wurde, machte den Auftakt zu einem Abend mit stürmischen Grooves und ebenso ruhigen, innigen Momenten. Überraschungen hielten die beiden Musiker manchmal eher untereinander parat, wenn Hattler seine Duopartnerin unerwartet Haken auf dem Bass schlug und sie daraufhin in herzhaftes Lachen verfiel. Der Spaß und die Freude vor realen und nicht nur zahlenmäßigen Zuhörern bei einem Online-Konzert zu spielen übertrug sich …

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Jazz im Radio. Foto/Montage: Hufner

Die Jazz-Radiowoche vom 03.01.22–09.01.2022

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 1. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Andere tolle Sendungen im Radio finden Sie in der Radiowoche im Bad Blog Of Musick. Wenn Sie sich eine tägliche Radio-Infoübersicht in Ihr Postfach wünschen, tragen Sie sich hier in den kostenlosen Newsletter nmz – der radiotag ein. Sie bekommen dann gegen 18 Uhr die ausgewählten Sendungen für den nächsten Tag. mo – 03.01.2022 17:50 bis 18:00 | SWR 2 SWR2 Jazz vor sechs 19:30:00 | Ö1 John Scofield/Dave Holland Duo 2021 im Porgy & Bess, Wien Beide sind zu unterschiedlichen Zeiten durch die Schule der Band von Miles Davis gegangen, beide gelten auf ihren Instrumenten als Großmeister des Gegenwartsjazz, waren darüber hinaus als Bandleader erfolgreich. Und obwohl sich die Wege von Dave Holland und John Scofield vor allem in den 1990er Jahren schon einige Mals gekreuzt haben, so war es doch eine kleine Sensation, als sie im Herbst 2021 im schlanken Duoformat auf Europatournee gingen: Der 75-jährige britische Grandseigneur des Kontrabasses, bekannt als virtuoser Melodiker, und der zu diesem Zeitpunkt noch 69-jährige Meister der Reduktion und des …

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Zwischentöne, allumfassend: Zum Tod des Pianisten Walter Lang

Am 16. Dezember 2021 starb der Jazzpianist Walter Lang. Ein Nachruf von Ralf Dombrowski Ich hatte ein Bild gepostet. Viele Menschen haben es kommentiert, aus aller Welt. Es sind nicht die beiläufigen Beileidsbekundungen, die man kennt. Denn der Tod von Walter Lang trifft viele. Er war nur 60 Jahre alt, der Krebs hatte ihn ereilt, über das Jahr hinweg geplagt. Er musste sich zurückziehen, es passte nicht zu ihm. Denn Walter Lang war immer mittendrin. Höflich unauffällig, aber beständig. Seit den späten Achtzigern gehörte er zur bayerischen, zur deutschen, zur europäischen Jazzwelt, ein Fels in der Brandung der Zeitläufte, der, auf den man sich verlassen konnte. Das hing eng mit seinen musikalischen Vorstellungen zusammen. Walter Lang war kein Revolutionär. Der offensive Regelbruch interessierte ihn kaum, wenn überhaupt, dann als Akzent in einem größeren gestalterischen Zusammenhang. Seine Welt waren Harmonie und Melodie, beide für sich, aber auch in engem Austausch. Er liebte das Feine, das aus einem pointiert gesetzten Akkord erwachsen konnte, das Lächeln eines Klangs, der Menschen anstrahlte. Vor allem faszinierte ihn das Kantable, die vokale Qualität von Melodien, die sich nicht im Vordergrund des …

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Jazz im Radio. Foto/Montage: Hufner

Die Jazz-Radiowoche vom 06.12.21–12.12.2021

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 49. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. Andere tolle Sendungen im Radio finden Sie in der Radiowoche im Bad Blog Of Musick. Wenn Sie sich eine tägliche Radio-Infoübersicht in Ihr Postfach wünschen, tragen Sie sich hier in den kostenlosen Newsletter nmz – der radiotag ein. Sie bekommen dann gegen 18 Uhr die ausgewählten Sendungen für den nächsten Tag. mo – 06.12.2021 17:50 bis 18:00 | SWR 2 SWR2 Jazz vor sechs 19:30:00 | Ö1 Cyrille Aimée & Band im September 2021 im Wiener Porgy & Bess Im Lockdown sei ihr New Orleans zu trist geworden, also habe sie kurzerhand ein Stück Land in Costa Rica gekauft und im Dschungel ein Haus gebaut, erzählte Cyrille Aimée dem staunenden Konzertpublikum im Wiener Jazzclub Porgy & Bess, wo die französische Jazzsängerin am 12. September 2021 nach einigen pandemiebedingten Verschiebungen endlich mit ihrem Quartett auf der Bühne stehen konnte.  In Costa Rica habe sie auch zwei Musiker ihrer Band kennengelernt, verriet Aimée weiter, nämlich den Bassisten Lex Warshawsky und den Schlagzeuger und Perkussionisten Pedro Segundo. Am Fazioli-Flügel im ausverkauften …

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Radiowoche

Die Radiowoche vom 15.11.21–21.11.2021

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 46. Wie es mit der Live-Musik weitergeht, das kann sich schnell ändern. Das Radio dagegen spielt und spielt und spielt. Die Wochenübersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. mo – 15.11.2021 12:00 | hr2-kultur Doppelkopf: Am Tisch mit Gerald Mertens, „Orchester-Stratege“ Am 3. Oktober 1990 trat die ehemalige DDR der Bundesrepublik Deutschland bei. Für viele Menschen begann eine Zeit der Unsicherheit, unter ihnen auch diejenigen, die in einem der rund fünfzig Kulturorchester an Opern- und Konzerthäusern spielten. Am 4. Oktober 1990 trat der junge, musikbegeisterte Jurist Gerald Mertens seine Stelle bei der Deutschen Orchestervereinigung an. Seine Aufgabe: so viele Berufschöre und -orchester wie möglich in den neuen Bundesländern zu erhalten. 17:30:00 | Ö1 Musik aus allen Richtungen mit Astrid Schwarz und Rainer Elstner. 19:30:00 | Ö1 On stage Daniel Zamir & Shalosh beim Jazzfestival Leibnitz 2021 Das Trio Shalosh hat sich seit der Veröffentlichung des Debütalbums „The Bell Garden“ (2014) rasch zu einer der erfolgreichsten jungen Bands des israelischen Jazz entwickelt: Aus Tel Aviv stammend, nennen Pianist Gadi Stern, Bassist David Michaeli und Schlagzeuger Matan Assayag die …

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Radiowoche

Die Radiowoche vom 01.11.21–06.11.2021

Ein kleiner Blick in die Radiowoche 44. Man hat ja sonst auch keinen Spaß daran, wenn so viel fehlt. Hier die persönliche Auswahl im Bereich Musik, Feature und anderes Kluges im Radio in der ersten Novemberwoche, wo die Abende bekanntlich länger werden und kälter und dunkler. Die Übersicht zum Download als PDF. Alle Angaben ohne Gewähr. mo – 01.11.2021 14.00 Uhr, Das Ö1 Hörspiel am Feiertag „Die größere Hoffnung“ von Ilse Aichinger (100. GT am 1.11.). Mit Anne Bennent, Felix Bennent, Thea und Christo Gulua, Dilara und Berdan Tokat, Jadurani und Yogesvara Rozanski, Alvin Sumyc und Jele Toé. Musik: Otto Lechner, Peter Rosmanith. Gitarre: Karl Ritter. Ton: Jupp Prenn. Dramaturgie: Christine Ivanovic. Textfassung und Regie: Anne Bennent (Autorenproduktion im Auftrag des ORF 2016) Ilse Aichingers autobiografisch geprägter Roman zählt zu den wichtigsten Werken der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Die Schauspielerin Anne Bennent hat für Ö1 eine Hörspielfassung erarbeitet, die eine sehr persönliche Sichtweise des Romans vermittelt: „‘Mama, ich habe keine Angst mehr vor der Angst’. Diese Aussage unseres Sohns Felix, der sich damals fürchtete, allein in seinem Zimmer im Erdgeschoß zu schlafen, hat sich mir ins Herz …

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Streaming +++ King Georg +++ Green Days im Stadtgarten +++ Köln +++

+++ Das KING GEORG, Deutschlands erster digitaler Straight-Ahead-Jazzclub +++ (Pressemitteilung) Er gehörte schon immer zu den ersten Adressen, was Live-Musik angeht. Seit neuestem ist der Kölner Jazzclub KING GEORG obendrein zu den Vorreitern in Sachen digitales Musikangebot in Deutschland und sogar in ganz Europa avanciert. Gleich mehrere Live-Konzerte pro Woche treten als Streaming die Reise ins Netz an. Die Bandbreite reicht von weltweit gefragten Acts wie dem New Yorker „Emmet Cohen Trio“ bis zu „Young Talents“, eine Reihe, die Newcomern selbst in der Pandemie nicht nur eine Bühne, sondern auch eine Gage in den sonst so finanziell klammen Zeiten bietet. Verantwortlich fürs Programm ist Martin Sasse, der selbst zu den Ausnahme-Pianisten des Landes gehört und im KING regelmäßig am hauseigenen Steinway-Flügel sitzt. Für High End Konzert-Feeling in den Wohnzimmern sorgen ausgebildete Ton- und Videospezialisten. Woche für Woche produzieren sie aufwendige Konzert-Mitschnitte, die den höchsten technischen Ansprüchen von Musikliebhabern gerecht werden. Das ständig wachsende Archiv beinhaltet mittlerweile über 100 Konzerte, die über ein Abo-Modell zu einem schmalen Kurs abrufbar sind. Ob Tradition oder Innovation, klassische Moderne oder Avantgarde. Jazz ist ein spannender Austausch der Musiker untereinander …

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Das Karoline Weidt Quartett veröffentlicht am 13. Februar 2021 online ihre erste EP

Oha! Die Melodien erinnern mich an etwas: An die melodischen Bögen einer Cassandra Wilson. Nicht vom Timbre der Stimme her, aber im Hinblick auf die Art, komplex Jazziges mit liedhafter Popmusik zu verbinden. Die Musik, die die Dresdner Sängerin Karoline Weidt im Quartett mit Mikolaj Suchanek (Piano), Loreen Sima (Bass) und Valentin Steinle (Drums) mit der neuen Online-EP »The Dream« vorstellt, verfügt über klare, prägnante Melodien, bewusst ausformulierte Texte und klangfarbenreiche, feinsinnige Arrangements. Eine Musik zum Zuhören, zum Ernstnehmen, aber auch zum Genießen, zart, aber auch entschlossen, rhythmisch filigran und doch auch spannungsvoll. Die Kompositionen stammen von Karoline Weidt selbst, die Texte ebenfalls. Dieses von Dresden aus operierende Quartett ist eines von mehreren Projekten der überwiegend klassisch ausgebildeten Sängerin. Die junge Künstlerin ist neben ihrer Solotätigkeit auch Teil der Ensembles Choons (mit Florian Schultz, git) und aMUSE (mit Kilian Sladek, voc). Konzertreisen führten sie bereits durch die USA, Kanada, China und Israel. Ein wichtiges Sprungbrett ihrer Karriere war das Bundesjazzorchester (2018–2020). Auch Dresdner Jazzfreunde hatten bisher schon mehrmals die Gelegenheit, Karolines Gesangskunst zu verfolgen – seit dem Juni 2016 trat sie immer wieder in verschiedenen …

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Klänge zum Zeitgeschehen – eine Veröffentlichung von Matthieu Bordenave

Gerade mal zwei Auftrittstermine hat Matthieu Bordenave für dieses Jahr 2021 auf seiner Homepage stehen. Davon nur einen mit seinem neuen Trio mit Patrice Moret (bass) und dem Pianisten Florian Weber. Mit diesen beiden hat der Franzose, der in Bayern lebt, sein neues Album „La Traversée“, also die Durch- oder Überfahrt, bei ECM eingespielt. Veröffentlicht worden ist es im Spätherbst, es ist das erste für die Edelschmiede und erinnert ein wenig an die Anfangszeit von Eichers Label mit seiner damals aufregend neuen Klangästhetik. Mit ruhigen, traumverloren schwebenden Stücken, die nach Zeilen und Bildern des französischen Schriftstellers und Poeten René Char betitelt und von diesen inspiriert sind, fügt das Trio dieser Tradition eine eigene Note hinzu. Diese ist neben Chars Poesie, die hierzulande wenig bekannt ist, auch von den Innovationen des Jimmy Giuffre Trio beeinflußt, das ebenfalls neue Akzente im Klangraum zwischen Jazz und zeitgenössischer  Kammermusik setzte. Auch für den lyrischen Franzosen mit dem weichen Klang auf seinem Tenor spielt der (Klang-)Raum eine gewichtige Rolle. Das ist bereits auch am starken Hall ablesbar ist, der sein Spiel von zartesten, fast verschwindenden Momenten bis zu kurzen vogelrufartigen …

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Die Frankfurter Jazz-Verjünger von Jazz Montez bringen ein Kellerkind aufs Endgerät

Das Frankfurter Kollektiv Jazz Montez existiert seit März 2016 und ist seit 2018 ein gemeinnütziger, eingetragener Verein: Die Veranstaltungen im namensgebenden Frankfurter Kunstverein Familie Montez e. V. zeichnen sich durch ein buntes und vielfältiges Programm von traditionellen bis hin zu modernen Jazz-Konzerten aus. Erklärte Absicht von Jazz Montez ist es, Konzerte und Festivals an ungewöhnlichen Orten zu veranstalten mit dem Ziel, ein neues und junges Publikum für Jazz und Jazz-beeinflusste Musik zu begeistern. Da es aufgrund von Corona – wie alle wissen – derzeit nicht möglich ist, Live-Veranstaltungen zu organisieren, startet heute JAZZ MONTEZ VIDEO GAMES – eine Reihe von Musikvideos junger und aufstrebender Künstler*innen, gefilmt an besonderen Orten in Frankfurt. Das erste Video – LEVEL 1 – zum Lied „Georgio“ der Band Triorität (feat. Lukas Lehmann) wurde im spektakulären Außenbereich des Städel Museums gedreht. Das Video will die zirkulär-symmetrische Architektur des Städel-Neubaudachs und die Musik von Triorität ins Psychedelische überhöhen. Inwieweit das gelungen ist kann man hier nachprüfen: youtube.com/jazzmontez Triorität mit Alexander Hoffman (dr), Gerrit Ebeling (keys) und Grégoire Pignède (bass) ist sowohl vom Jazz-Funk und Fusion der 70er Jahre (à la Azymuth, Headhunters …

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