Klingender Episodenfilm: der Gitarrist Samo Salamon

Kennern ist er ein Begriff, und nicht erst seit heute. Schon 2008 schrieb der »Guitar Player« in seinem Juni-Heft, der 1978 geborene Samo Salamon sei »one of the hottest 10 new guitarists in the world«. Und Salamons 2003 erschienene, längst vergriffene Album »Ornethology« wurde vom Penguin Jazz Guide aus dem Stand für die Ausgabe »The History of the Music in the 1001 Best Albums« ausgewählt. In der internationalen Jazzpresse der letzten Jahre wird Samo Salamon gitarristisch mit Kurt Rosenwinkel und Ben Monder verglichen. Doch wer dem Slowenen häufiger zuhört, weiß: er ist eine komplette, eigene Künstlerpersönlichkeit. Mit seinem relativ neuen Album »Ives« (dem Komponisten Charles Ives gewidmet), das er im Gitarrentrio gemeinsam mit Mikkel Ploug (Dänemark) und Manu Codija (Frankreich) einspielte, veröffentlichte der 37-Jährige bisher sechzehn Alben als Leiter eigener Ensembles, dazu kommen weitere Einspielungen als Sideman. Mit mehr als 160 eigenen Kompositionen gehört er wohl zu den kreativsten und »komplettesten« Köpfen des zeitgenössischen europäischen Jazz.   Album »Ives« mit Sonderstellung Dabei nimmt »Ives« eine Sonderstellung im bisherigen Werk Salamons ein. Nicht nur, dass es die erste Veröffentlichung des Musikers und Komponisten aus Maribor ist, …

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Jazz-Soul-Katharsis: Gregory Porter lässt in der Muffathalle den Spirit fließen

Von Claus Lochbihler, Fotos von Ralf Dombrowski –  Soulful und jazzig, das wären gern viele Sänger. Schon deshalb, weil man dann nicht nur das überschaubare Jazzpublikum, sondern auch die vielen Soulfans, vielleicht sogar den einen oder anderen Hip-Hop-sozialisierten Jungen erreicht. Und so nicht nur kleine Clubs oder philharmonisch-steife Konzertsäle wie den Gasteig füllt, sondern auch lässigere Orte wie die Muffathalle. Und das im wortwörtlichen Sinne: Die Halle war beim Konzert vorgestern Abend so ausverkauft und voll, dass sich Gregory Porter nach zwei Nummern bei seinen Fans für die „fast schon illegal“ volle Venue bedankte. Soulful und zugleich jazzig wären gerne viele. Gregory Porter ist es. In Balladen wie „Wolfcry“ oder „Hey Laura“ klingt er so sahnig und klar wie Nat King Cole, den er als kleiner Junge einst als seinen Ersatzvater adoptierte, weil sich der leibliche Vater davon gestohlen hatte. Dabei kommt Porter nie kitschig rüber – selbst wenn er von Vögeln mit gebrochenen Flügeln singt, wie in „No Love Dying“, seinem Plädoyer dafür, den Glauben an die verändernde Kraft von (Nächsten-) Liebe, Fürsorge und Engagement niemals aufzugeben. Gregory Porter singt solche Songs mit einem …

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Kulturpreis der Stadt Nürnberg für Wolfgang Haffner

Der Schlagzeuger und Komponist Wolfgang Haffner hat  den mit 10.000 € dotierten großen Kulturpreis der Stadt Nürnberg erhalten. Die Auszeichnung überreichte Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly im Rahmen der Preisverleihung in der Nürnberger Tafelhalle. Die Laudatio auf Wolfgang Haffner hielt BR Klassik Jazzredakteur Roland Spiegel. Mit dem jährlich verliehenen Preis werden Persönlichkeiten gewürdigt, die „herausragende Akzente im Kulturleben der Stadt Nürnberg und über dieses hinaus setzen.“ Wolfgang Haffner wurde im fränkischen Wunsiedel geboren, lebte lange in Altdorf bei Nürnberg und lebt heute auf Ibiza – seiner fränkischen Heimat ist er im Herzen jedoch stets treu geblieben. Als Leader hat Wolfgang Haffner vier Alben auf ACT veröffentlicht. Sein Labeldebüt „Shapes“ erhielt den German Jazz Award. Für sein Album „Round Silence“ erhielt er 2010 den Echo Jazz als bester deutscher Schlagzeuger. Darüber hinaus wurde Wolfgang Haffner bereits mit dem Förderpreis der Stadt Nürnberg (1989), dem Wolfram-von-Eschenbach-Preis (2010) und dem Bayerischen Kulturpreis (2011) ausgezeichnet. Am 20. Februar 2015 erscheint Wolfgang Haffners neues Album „Kind of Cool“ mit Jan Lundgren, Christopher Dell, Dan Berglund, Dusko Goykovich, Jukka Perko & special guest Max Mutzke.  

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Tobias Christl: der Aha-Effekt

Text und Foto. Ssirus W. Pakzad – Wildern ist ein Jazz-Prinzip. Bei frühen Beutezügen gingen Tages-Schlager und Broadway-Songs ins Netz. Heute werden überall Fallen aufgestellt, besonders dicht im Terrain des Pop. Der Kölner Sänger Tobias Christl geht mit seiner Band „Wildern“ wildern. Er weidet „Video Games“ von Lana del Rey, „Toxic“ von Britney Spears, „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Division, „I Will“ von Radiohead oder „Take On Me“ von a-ha genüsslich aus. Es gibt Musiker, die so etwas tun, weil es Aufmerksamkeit verheißt, weil dicke Schlagzeilen im Bereich des Möglichen liegen, wenn sich E über U hermacht. Jazzer, die Songs von Lana del Rey, Britney Spears oder a-ha covern? Da wird bestimmt so heftig gezwinkert, bis die Lider einen Muskelkater haben. „Dabei sind solche Nummern völlig unironisch gemeint“, sagt ein völlig übermüdeter Tobias Christl, der an diesem Morgen kaum aus den Augen gucken kann und manchmal mit Wortfindungsschwierigkeiten zu kämpfen hat. Nach mehreren Anlaufversuchen kann er dann aber schon formulieren, dass es ihm ernst ist mit den Songs, die manch einer abtun würde, weil sie ursprünglich Teil des Glitzer- und Glamour-Geschäfts waren. Aber …

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Jazzkritik ist käuflich

Die Dinge sind kompliziert. Neulich übersandte mir Redakteur Andreas Kolb einen Einladung zu einem JazzFestival, das in wenigen Tagen im September auf der Krim stattfinden soll. Rossiya Segodnya International Information News Agency invites Jazz Zeitung to take part in a press trip to the International Jazz Festival Koktebel Jazz Party. The press trip scheduled for September 10-17, 2014 will be held in Koktebel, a picturesque and cozy coastal town in Crimea. Die Sache ist vollfinanziert und so, als ob man Jazzjournalisten einkaufen könnte. (Kann man natürlich und das wird auch gerne, wo Kohle vorhanden, gemacht.  So kam ich zum Winterjazz nach Köln dieses Jahr. Ich glaube, das ist nich okay!) Es wirkt in der Tat teils merkwürdig, was man als bezahlter Gast dann schreibt, wo man sich für die Nettigkeit in der Pflicht fühlt. Ich hätte es auch nie gedacht, dass man nach einer Pressekonferenz über die Qualität des Buffetts nachdenkt und, wenn es mal nur Schnittchen gab statt Frikadellen schon enttäuscht ist. Gehätschelt werden wollen, vollkritisch bleiben und so, wie geht das zusammen? Aber das Geld ist überall knapp. Heute haben die „normalen“ Journalisten …

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Liberté, Egalité, Virtuosité: das 32. Jazzfestival Südtirol mit Frankreich-Schwerpunkt

Ein Bericht aus Südtirol – von Oliver Hochkeppel, Fotos von Ralf Dombrowski: Dass es im Laufe der vergangenen Jahre nicht nur wegen seiner besonderen Spielorte, sondern auch programmatisch eines der außergewöhnlichsten und spannendsten Festivals geworden ist, belegte die 32. Ausgabe des Südtirol Jazzfestivals gleich mit den beiden Auftaktveranstaltungen am vergangenen Wochenende. Zunächst hatte der Wunderakkordeonist Vincent Peirani – mittlerweile beim Münchner Label ACT unter Vertrag und nicht nur als frisch gebackener „Jazz Victoires“ Sieger vielleicht der im Moment herausragende junge französische Jazzer – eine „Carte Blanche“ für „Une Nuit Francaise“ erhalten. Basis des Abends war Peiranis aktuelles „Living Being“ Quintett mit Sopransaxofonist Emile Parisien, E-Bassist Julien Herne, Schlagzeuger Yoann Serra und Tony Paeleman am Fender Rhodes. Mit Parisien – den Peirani „meinen Bruder“ nennt und der soeben gleichfalls bei den Jazz Victoires erfolgreich war – verbindet ihn eine langjährige persönliche wie künstlerische Freundschaft, unlängst ist ihr Duo-Album „Belle Epoque“ bei ACT erschienen. Es verwunderte daher nicht, dass diese Kombinationen nahezu miteinander verschmolzen, dass Peirani seine einmaligen Fähigkeiten, nahezu jedes andere Instrument auf dem Akkordeon erklingen zu lassen, problemlos jeden Einfall improvisatorisch begleiten zu können und …

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Konzert mit Pete York im Bayerischen Hof

Am Sonntag, den 4. Mai präsentieren Pete York & Young Friends ihre CD „Basiecally Speaking” (ACT) im Nachtclub des Bayerischen Hofs in München: Die Sache reicht zurück bis ins Jahr 1965. Da nahm die Spencer Davis Group – mit dem Nummer- Eins-Hit „Keep On Running“ gerade zu einer der heißesten Bands des Jahres avanciert – in London für die deutsche Phillips eine deutschsprachige Single auf. Neben dem Gitarristen und ehemaligen Deutschlehrer Spencer Davis, Steve Winwood und seinem älteren Bruder Muff gehörte der aufstrebende Schlagzeuger Pete York zur Band. Der nicht minder aufstrebende Produzent der Session war Siggi Loch. „Seit damals sind Siggi und ich befreundet“, erinnert sich Pete York, der im August dieses Jahres 70 geworden ist. „Vielleicht ist es Siggi‘s Geburtstagsgeschenk an mich, dass ich jetzt bei ACT ein Album machen konnte.“ Das Geschenk heißt „Basiecally Speaking“, und wie der Titel unschwer vermuten lässt, steht Count Basie im Zentrum des Geschehens. Mit „Basiecally Speaking“ verwirklicht Siggi Loch ein sensationelles Projekt, das herausragenden Nachwuchs einem rundum erfahrenen Veteran zusammenbringen sollte. Und wer wäre für diese Rolle des lernenden Lehrers besser geeignet gewesen, als Pete York.Deshalb …

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Joachim Kühn 2014 web (c) Juan Martin Koch

Joachim Kühn: Porträt und Auftritt im Leeren Beutel

Unten stehendes Portrait von Ssirus W. Pakazd erschien zuerst in der Printausgabe 2-14. Am 15. April gastierte Joachim Kühn im Leeren Beutel in Regensburg. Juan Martin Koch fotografierte. In Trance: Joachim Kühn feierte seinen 70. Geburtstag – von Ssirus W. Pakzad: Seinen 70. Geburtstag hat Joachim Kühn in einem Berliner Studio verbracht – mit seinem Lieblings-Tontechniker, dem Sound-Magier Walter Quintus und ohne die feste Absicht etwas zu schaffen, was später unbedingt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden muss. „Ich werde einfach spielen, wozu ich gerade Lust habe und an nichts anderes denken“, sagte der legendäre Pianist ein paar Monate vor seinem Ehrentag.“ Er zuckt kurz mit den Schultern, als das runde Wiegenfest im Gespräch gestreift wird. „Man nullt mal wieder. Und man ahnt, dass die Hälfte der Lebenszeit überschritten ist.“ Einem Schmunzeln folgt eine Pause, dann ein fast unhörbarer Seufzer. „Man weiß, dass vermutlich die letzte Dekade angebrochen ist.“ Da klang schon ein bisschen Wehmut durch. Andererseits besitzt der immer noch mit jungenhaftem Charme gesegnete Joachim Kühn die gleichen Gene wie sein Klarinette spielender Bruder Rolf, der mit 84 noch erstaunlich vital und schaffensfroh ist – …

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Die Printausgabe 1-14: Peter Knoll und eine Wochenendverlosung

Das nachfolgende Portrait „Ein Passauer in New York“ von Josefine Koehn ist erstmals in der jetzt vorliegenden Printausgabe der JazzZeitung erschienen. Zur Feier des Erscheinens verlosen wir dieses Wochenende zwei Doppel-CDs aus dem Hause ACT: Duo Art – Creating Magic, unter anderem mit Lars Danielsson & Leszek Mozdzer, Nils Landgren & Esbjörn Svensson, Gwilym Simcock & Yuri Goloubev und Youn San Nah & Ulf Wakenius. Schicken Sie bis Montag, 3.2.2014 eine E-Mail mit Betreff „Duo Art“ und unter Angabe Ihrer Postadresse an gaisa@jazzzeitung.de Weitere Themen im Heft: Michael Wollnys „weltentraum“, Kulturpreis für Sigi Schwab, Bericht vom Festival der Jazzinitiative Würzburg, Interview mit dem neuen UDJ-Vorsitzenden Gebhard Ullmann, großer Fortbildungskalender mit Workshops und Ausbildungsstätten (auch hier als kostenloser Download!); Farewell: Jim Hall und Al Porcino; 5 Fragen an Nils Klein; BMW Welt Jazz Award: die kommenden Events u.v.m. Ein Passauer in New York – Peter Knoll: Der Jimi Hendrix des Avantgarde-Jazz Wer schon mal mit geschlossenen Augen durch New York spazieren gegangen ist, dem wird es nicht schwer fallen, die Klang- und Geräuschwelt der Millionenmetropole in den Improvisationen von Peter Knoll wieder zu finden. Mal schnell, …

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Das kleine aber feine Festival „Vibraphonissimo“

Um ihrem Instrument ein Podium zu geben, beschlossen die beiden in Nürnberg studierenden Vibraphonisten Volker Heuken und Izabella Effenberg, eine spezielle Konzertreihe ins Leben zu rufen. Vom 22. bis 26. Januar wird nun in Nürnberg und Fürth das kleine aber feine Festival „Vibraphonissimo“ stattfinden. JazzZeitung: Wie kam euch die Idee zu diesem Festival und wie verlief die Umsetzung? Volker Heuken: Schon vor gut einem Jahr kam Izabella mit der Idee auf mich zu. In den ersten Wochen und Monaten mussten wir uns klar werden, welchen Rahmen das Ganze haben sollte und mit wem wir zusammenarbeiten würden. Mit dem Jazzstudio Nürnberg und dem Kulturforum Fürth haben wir dann schnell adäquate Partner gefunden. JazzZeitung: Was ist der Grundgedanke, die inhaltliche Ausrichtung des Festivals? Heuken: Wir wollen dem Vibraphon eine spezielle Plattform bieten und es während des Festivals von verschiedenen Seiten beleuchten: einerseits im Jazzband-Kontext (Herrenboutique) und im kammermusikalischen Jazz (Vibraxophonie, Mathias Haus Quartett), andererseits aber auch in einem experimentellen, stilübergreifenden, teilweise klassischen Zusammenhang (Metropolmusik). Darüber hinaus haben wir mit Bernard Maseli einen Virtuosen am Malletkat (eine Art E-Vibraphon) gewinnen können. JazzZeitung: Wie würdest du das Vibraphon charakterisieren, …

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