So klingt der Sommer: der 26. Internationale Augsburger Jazzsommer 2018

Der diesjährige 26. Augsburger Jazzsommer war, nomen est omen, in der Tat „hot“ – wettertechnisch wie musikalisch! Vor gut 12 Jahren konnten zuletzt alle Konzerte Open Air im Rosenpavillon des Botanischen Gartens stattfinden, ohne auf das Große Glashaus ausweichen zu müssen. Das Wetterglück war sowohl Musikern wie dem Publikum hold: auch wenn es beim Vijay Iyer Sextett im Laufe des Abends recht kühl wurde, es bei Andy Sheppard nur Drumherum und nicht im Botanischen Garten selbst gewitterte und bei Florian Favres Konzert zum Schluss ein paar Regentropfen fielen. Das Festival war dieses Jahr ein absoluter Open Air Genuss!

Musikalisch am interessantesten waren sicherlich das Vijay Iyer Sextett und Bobo Stenson mit seinem Trio. Aber auch Florian Favre und Matthias Schriefl mit Six, Alps & Jazz überzeugten auf ganzer Linie. Joe Lovano & Dave Douglas Formation „Sound Prints“ war ein jazziger Selbstläufer, und auch die anderen beiden Konzerte, das Christian Stock Trio & Billy Harper, sowie Andy Sheppard waren Balsam für die Ohren. Die Festivalleitung setzt nicht nur auf große, zugkräftige Namen, sondern versteht es seit Jahrzehnten ein abwechslungsreiches und interessantes Programm zusammen zu stellen, das sich sehen und hören lassen kann. An dieser Stelle sei noch erwähnt, was die Technik im Hintergrund leistete. Hier galt es die Quadratur des Kreises zu bewältigen: unterschiedlichste Formationen mit ihren Instrumenten in einem Pavillon Open Air so abzumischen, dass der Klang überall klar, deutlich und nuanciert auf die Ohren des Publikums trifft – das ist keine Selbstverständlichkeit und hat an allen Abenden hervorragend funktioniert. Mit viel Fingerspitzengefühl waren die Soundleute an den Reglern, es wurde getüftelt und justiert während intensiven Proben/Soundchecks und letztlich perfekt platzierten Mikrofonen.

Einer der aufregendsten Momente des Festivals war sicherlich der Abend mit dem Vijay Iyer Sextett, das ungestüm einen dynamischen Parforceritt durch die Jazzgeschichte veranstaltete und mit ungezügelter Spiellust das Publikum in ihre teilweise komplexe, aber immer groovende Klangwelt entführte. Am Lustigsten war zweifelsohne Matthias Schriefls Six, Alps & Jazz – immer mit schelmischem Augenzwinkern bei der Sache ohne musikalisch Kompromisse zu schließen und am Intimsten sicherlich der Moment, als es beim Florian Favre Trio im zweiten Set anfing etwas zu regnen und das Publikum von den Musikern eingeladen wurde, sich einfach unter das Dach des Pavillons auf die Bühne zu setzen, um dann den Rest des Abends im Trockenen genießen zu können. Last not least natürlich die sonntäglichen Matineen im Zeughaus/Brunnenhof, die das Festival-Programm abrundeten.

Das war der diesjährige Augsburger Klaviersommer. Man darf gespannt sein, was uns nächstes Jahr im Botanischen Garten und Drumherum erwarten wird.

Text & Fotos: Thomas J. Krebs

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