Liebe Jazzmusiker, wir verstehen euch ja: Jazz macht Mühe. Da hat man endlich einen Gig ergattert, steht auf der Bühne und alles soll klappen. Die Tempi sollen stimmen, die Einsätze, das Saxophonblättchen soll nicht quietschen, die Musik muss nach vorne losgehen. Und ein paar originelle Ideen in der Improvisation wären auch nicht schlecht. Klar, dass man dann zwischen den Stücken nicht auch noch den Bühnenkasper machen kann oder den plaudernden Conférencier. „Danke. Das nächste Stück ist auch von mir“ – das muss reichen. Der Stücktitel fällt einem in der Aufregung sowieso nicht ein und eine Bedeutung hat er ja eh nicht. Vielleicht könnte man rasch etwas über die Entstehung des Stücks erzählen, über die Idee der Komposition, über die Erfahrungen mit diesem Stück? Dafür allerdings hätte man sich vorher ein paar Stichwörter notieren müssen, aber dafür ist halt nie Zeit. Anreise, Hotel, Soundcheck, die Tempi sollen stimmen, die Einsätze, die Musik muss nach vorne losgehen. Und sie wird wohl auch weiterhin ganz allein für sich selbst sprechen müssen.
WeiterlesenKategorie: Blog
Das JazzZeitungs-Blog. Hier schreiben Rainer Wein, Jörg Lichtinger, Peter Ortmann, Thomas Spitzer, Benjamin Schaefer, Martin Hufner …
Jazz, Tote und jede Menge Rotwein…
Das neue Frankfurter Ermittler-Duo im hessischen Tatort, Steier und Mey, löst heute abend (20.11.11; 20.15 Uhr, ARD) seinen zweiten Fall. Dabei geht es dank der musikalischen Vorliebe des von Joachim Król gespielten, saufenden Kommissars Steier jazzig zu. „Sex, Suff und pumpende Bläsersätze“ resümiert der SPON-Artikel über den Auftritt des neuen Tatort-Teams. Gehört sich ja auch irgendwie für einen Frankfurter Kommissar. Die Liebe zum Jazz, nicht das Saufen… Werbung Infos zur Sendung (Quelle: HR): „Der Tote im Nachtzug“ ist der zweite Tatort-Fall des neuen hr-Kommissarteams Conny Mey und Frank Steier alias Nina Kunzendorf und Joachim Król. Der Hessische Rundfunk (hr) zeigt den TV-Krimi am Sonntag, 20. November, um 20.15 Uhr im Ersten. Lars Kraume schrieb das Drehbuch, das auf einem authentischen Fall aus dem Buch „Auf der Spur des Bösen“ des Kriminalkommissars und Tatort-Analytikers Axel Petermann basiert. Kraume führte – wie schon beim ersten Fall – auch Regie. Zum Inhalt: Conny Mey wird früh morgens – noch in Joggingkleidung – zum Bahnhof beordert. Im Nachtzug aus Warschau wurde eine blutüberströmte Leiche mit Schusswunde gefunden, ein Verdächtiger ist beim Eintreffen der Polizei geflohen. Frank Steier, nach einer …
WeiterlesenJazz in Berlin (4)
Es ist noch nicht lange her, da strömten Jazzmusiker von überall her, um hinfort in der Hauptstadt zu leben. Umbruch! Aufbruch!! Experiment!!! In geschätzten 200 Clubs konnte man Tag und Nacht performen, mal mit zwei Schlagzeugern, mal mit drei DJs, lauter Überraschungs-Gigs mit Überraschungs-Gästen – und 30 Euro Gage gab’s auch noch! Heute – so habe ich mir im Schwarzen Café in der Kantstraße erzählen lassen – muss man einen Überraschungs-Gig schon ein halbes Jahr vorher anmelden, die Wartelisten für interessierte Musiker sind ellenlang. Gagen gelten in Berliner Clubs schon seit einer Weile als uncool, also spielt man auf Eintritt. Eintrittsgelder gelten aber inzwischen auch als uncool, also lässt man nur noch den Hut rumgehen. Die Tendenz ist klar: Bald ist der Hut uncool und die Musiker müssen dafür bezahlen, dass sie überhaupt spielen dürfen. Die typische Ansage nach der Pause lautet jetzt schon: „Danke, dass ihr noch nicht gegangen seid.“ Dann sind die 15 Zuhörer immer ganz stolz auf sich.
WeiterlesenJazz in Berlin (3)
Der Süddeutschen Zeitung vom 8. November entnehme ich, dass das JazzFest Berlin dieses Jahr ein erhebendes spirituelles Ereignis war. Die beteiligten amerikanischen Künstler hatten sich offenbar auf dem Weg nach Europa allesamt irgendwie verloren, vermutlich beim langen Warten vorm Flughafen-Check-in, also war erst mal gründliche Selbstfindung nötig. Lizz Wright zelebrierte auf der Bühne ihre „Suche nach Identität“, Joe Sample verarbeitete seine „private Identitätsfindung“ und auch bei Gregory Porter stand „Identitätsfindung“ ganz im Mittelpunkt. Gefunden haben sie sich schließlich durchweg in der Erinnerung an glückliche Tage im Schoße ihrer Kirchengemeinde. Wie rührend! Lizz Wrights Vater hatte nämlich eine „Südstaatenkirche“, Joe Sample entdeckte ebenfalls seine „Wurzeln in der Kirche“, für Gregory Porter war die „schwarze Kirche“ der Ausgangspunkt für alles, auch Charles Lloyds Großvater baute eine „schwarze Südstaaten-Kirche“, während Carla Bley in einer „weißen Kirche im kalifornischen Oakland“ entscheidende Orgel-Impulse erfuhr. Hallelujah!
WeiterlesenJazz in Berlin (2)
In der englischen ersten Fußballliga spielen fünf Vereine aus London, in der spanischen immerhin zwei aus Madrid, in der italienischen zwei aus Rom. In der deutschen ersten Bundesliga spielt ab und zu die Hertha mit. Wo sollen die Fußballer auch herkommen? In Berlin gibt es nur drei große Bevölkerungsgruppen: die Polit- und Business-Kaste, die Kunst- und Bildungs-Bohème und die Hartzer Schicksalsgemeinschaft. Der Rest sind Touristen – für die macht man weiterhin das Hauptstadt-Jazzfestival. Ein paar Musiker aus Berlin, Polen und Skandinavien und ein paar amerikanische Sänger sollten dafür schon reichen. Und für die Berliner Nachtschwärmer gibt es dazu am Wochenende noch ein bisschen Party im Quasimodo: Brass, Funk, Groove, HipHop, schwarze Haut, Tattoos, Jazz Pants, „Hello Berlin“ und eine Menge Feelgood. Die Touristen, die sich zufällig dahin verirren, berichten hinterher begeistert: „Das ist Berlin wie in den Zwanzigern, Exotik, freie Sitten, Hot Music, Spaß und Revue Nègre! Fa-bel-haft!“
WeiterlesenJazz in Berlin (1)
Früher war das JazzFest Berlin bekannt dafür, dass es Projekte und Ensembles nach Deutschland holte, die man hier noch nie gehört hatte. Diese Zeiten liegen eine gefühlte Ewigkeit zurück. Jedenfalls hieß ein Schwerpunkt-Thema 2011: Polen. Dieses Land beginnt 80 Kilometer hinter Berlin – und niemand wird behaupten, dass Adam Pieronczyk, Leszek Mozdzer, Tomasz Stanko oder Vladyslav Sendecki noch nie in Deutschland gespielt hätten. Im Gegenteil: Die Logistik war diesmal sogar besonders leicht zu handhaben, denn praktischerweise konnte sich der scheidende künstlerische Leiter die Hälfte der genannten Musiker direkt vom Label seines Vertrauens vermitteln lassen. Mit im Label-Paket steckten dann überraschenderweise noch ein paar andere Künstler wie Michael Wollnys [em], Caecilie Norby, Joakim Milder, Christopher Dell, Ida Sand und Iiro Rantala – die gab es wahrscheinlich gebündelt zum Rabattpreis obendrauf. Gerüchten zufolge übernimmt Siggi Loch im nächsten Jahr gleich selbst die künstlerische Leitung beim ActFest Berlin.
WeiterlesenOrbit im Café Tasso mit Fotostrecke
Letzten Sonnabend, Berlin Friedrichshain, Café Tasso. Unten in der Ladezeile der alten sozialistischen Prachtstraßenbaus der ehemaligen Stalin-Allee. Dort hat sich das Café Tasso angesiedelt. Antiquariat und Café mit Bio-Touch. Ein Wohnzimmer mit Schaufenster. Es ist beinahe untypisch früh für einen Jazzauftritt. Aber es gibt keine Konzessionen. Gewöhnlich beginnen hier die kulturellen Veranstaltungen gegen 20 Uhr. Heute scheint ein Teil des Schlagzeugs defekt zu sein. Verspätung. Auftritt gegen kurz vor neun ein Quintett alten, bewährten Jazzerschlages: Trompete, Saxophon, Piano, Bass und Schlagzeug. Name: Orbit. Orbit im Sputnikgebiet. Draußen flanieren die frühen Vögel des Abends über den Boulevard, irgendwelche Getränke in der einen Hand haltend, die andere steckt in der Hosentasche oder wird zum Gestikulieren benötigt. So ist das mittlerweile ja Brauchtum. Werbung
WeiterlesenOne for Richard – Two for the Rest
LUX – 3 Herbstkonzerte des Landes-Jugendjazzorchesters Bayern mit dem Bayerischen Jugendchor Das Herbstprojekt des Bayerischen Landes-Jugendjazzorchesters ist in diesem Jahr eine Gemeinschaftsproduktion mit dem Bayerischen Landesjugendchor unter dem Motto „Lux – Licht“. Werbung Im ersten Teil des Programms beschäftigt sich der Landesjugendchor unter der Leitung von Gerd Guglhör mit der zeitlosen Thematik des Lichts als lebens- und sinnspendender Kraft in Werken von Johann Sebastian Bach bis zum Zeitgenossen Thomas Jennefelt. Herzstück des gemeinsamen Programmteils mit dem Landes-Jugendjazzorchester Bayern wird ein Requiem von Nils Lindberg sein. Die Leitung dabei hat Fred Sjöberg, Chordirigent an der Royal Academy of Music in Stockholm und Örebro. Die Solisten sind Gunnel Sjöberg (Sopran), Ulrike Malotta (Mezzosopran) und Andreas Burkhart (Bariton).
WeiterlesenJazz-Talk in Berlin: Musiker im Gespräch mit der Bundespolitik
Bundeskonferenz Jazz, Jazzinstitut Darmstadt und die Hessische Landesvertretung in Berlin laden ein: KONZERT / TALK: JAZZ TRIFFT POLITIK … nur für den politischen Frühschoppen? Gespräch zwischen Jazzmusikern und Bundespolitik Durch eine große Anfrage der SPD-Fraktion im Bundestag zur „Musikförderung des Bundes“ im April dieses Jahres und die inzwischen vorliegende Antwort der Bundesregierung richtete sich zuletzt der öffentliche Fokus auf den Einfluss bundespolitischer Entscheidungen im Bereich der öffentlichen Förderung von Musik sowie die Zweckmäßigkeit und Transparenz von bestehenden Förderstrukturen wie etwa der „Initiative Musik“. Werbung Dass Jazzmusikerinnen und -musiker in hohem Maße an solchen Themen interessiert sind, vor allem aber auch ihre eigene Stellung in der allgemeinen kulturpolitischen Wertschätzung hinterfragen, soll die Auftaktveranstaltung des diesjährigen Festivals „Jazz in den Ministergärten“ zeigen. Auf Einladung der Bundeskonferenz Jazz werden in der hessischen Landesvertretung die Jazzmusikerinnen Julia Hülsmann (Berlin) und Angelika Niescier (Köln) mit MdB Siegmund Ehrmann, Mitglied des Kulturausschusses im Deutschen Bundestag und Obmann der SPD-Fraktion für Kultur und Medien, zusammentreffen, um über die schwierige Wahrnehmung der Belange von Musikerinnen und Musikern aktueller improvisierter Musik in den für die Kulturpolitik zuständigen bundespolitischen Gremien zu sprechen.
WeiterlesenMusikförderung – Jazz: Wen die Bundesregierung aktuell fördert
In ihrer Antwort auf die Große Anfrage der SPD-Fraktion des Bundestages zur Förderpolitik im Bereich Musik geht die Bundesregierung auch auf die verschiedenen Jazz-Projekte und -Institutionen ein, die aus dem Fördertopf Gelder bekommen. Ein Auszug aus dem Papier der Bundesregierung; Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2010:
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