Wolfgang Sander: Keith Jarrett. Eine Biographie. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2015 364 Seiten, 22,95€ / E-Book 19,99€

Wolfgang Sandner: Keith Jarrett. Eine Biographie.

Keith Jarrett feiert am 8. Mai diesen Jahres seinen 70. Geburtstag. Das wird natürlich gebührend gefeiert. Im Hause ECM werden zu diesem Anlass gleich zwei Aufnahmen erscheinen. Eine klassische Einspielung mit Werken von Samuel Barber & Bela Bartok, sowie eine Solo CD mit Live-Improvisationen aus dem Jahr 2014. Soviel zu seiner Musik, die aktuell veröffentlicht wird. Und damit kommen wir auch gleich zum wesentlichen Punkt. Bei Jarrett steht immer die Musik im Vordergrund. Über den Menschen Keith Jarrett selbst blieb bisher vieles im Hintergrund und Verborgenen. Wolfgang Sandner, der ihn in persönlichen Gesprächen kennenlernen durfte, legt nun ebenfalls rechtzeitig zum seinem 70. Geburtstag eine fundierte Biografie über den Ausnahmepianisten vor. Das bis dato einzige erschienene, groß angelegte Werk schrieb 1992 der britische Trompeter Ian Carr. In der Zwischenzeit hat sich aber nicht nur im Jazz, sondern auch bei Jarrett viel ereignet, so dass Sandners Buch nicht zuletzt zu diesem Anlass überfällig war. Der Leser erfährt hier keine voyeuristischen Einblicke in Jarretts Leben, sondern seinen Lebenslauf, der parallel mit der Entwicklung des Jazz in soziologischen und historischen Kontext gestellt und mit persönlichen Ereignissen verwoben wird. Selbstverständlich …

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Von links nach rechts: Jakob Petzl, Matti Oehl, Antonia Hausmann und Philip Frischkorn. Foto: Susann Jehnichen

„Trio.Diktion“ – Romantischer Jazz aus Leipzig

Von Julian Krenz – „Trio.Diktion“, das sind nicht drei, sondern vier junge Musiker aus Leipzig, die zusammen einen neuen Stil, eine neue Ästhetik fanden. Matti Oehl (Altsaxophon, Klarinette, Glockenspiel), Antonia Hausmann (Posaune), Jakob Petzl (Kontrabass) und Philip Frischkorn (Klavier) schaffen inspiriert von Liederzyklen der klassischen Romantik, aktueller Singer-Songwriter-Musik und Broadway-Songs des zwanzigsten Jahrhunderts erfrischenden und spannenden Jazz. Die untypische Besetzung des Quartetts lässt den Hörer neue Klangwelten entdecken. Nur eine logische Folge, dass die Leipziger beim erstmals vergebenen Münchner Jazzpreis im Jahr 2013 sogleich die Bronze-Medaille holten.

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News: New York in München +++ moers festival Programm +++ 41. Freiberger Jazztage

New York im Bayerischen Hof Im Frühjahr 2015 findet eine Konzertreihe unter dem Motto „New York im Bayerischen Hof“ statt und bringt amerikanischen Jazz-Flair in die Landeshauptstadt Bayerns. Das Programm ist prominent besetzt und schreitet auch Genres wie Flamenco und Trance Blues ab. Montag, 23.03.15: Billy Cobham Band. Einlass: 20:00 Uhr, Beginn: 21:00 Uhr Dienstag, 14.04.15: Ben Williams Band. Einlass: 20:00 Uhr, Beginn: 21:00 Uhr Mittwoch, 22.04.15: Rita Marcotulli & Luciano Biondini. Einlass: 20:00 Uhr, Beginn: 21:00 Uhr Sonntag, 03.05.15: Las Migas. Einlass: 20:00 Uhr, Beginn: 21:00 Uhr Dienstag, 12.05.15: Renaud Garcia Fons Quartet. Einlass: 20:00 Uhr, Beginn: 21:00 Uhr Mitwoch, 03.06.15: Otis Taylo & Contraband. Einlass: 20:00 Uhr, Beginn: 21:00 Uhr Tickets gibt’s bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.muenchenticket.de und www.eventim.de. Außerdem gibt es die Möglichkeit Tickets zu gewinnen. Bei Interesse schicken Sie ein Mail mit dem Betreff „New York im Bayerischen Hof“ und unter Angabe Ihres Wunschtermins und Ihrer Adresse an gaisa@jazzzeitung.de. Programm des moers festival bekanntgegeben Das moers festival, das bereits zum zweiten Mal in der umgebauten Tennishalle stattfindet, hat sein Programm bekanntgegeben. Hier finden Sie eine Übersicht über das Hauptprogramm: …

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Nach der „Odyssee“ nun die Sieben Todsünden: Heiner Schmitz

Von Dietrich Schlegel – Um neue Ideen für ungewöhnliche Projekte ist der Komponist und Saxophonist Heiner Schmitz nie verlegen. Hatte er sich vor vier Jahren mit der „Odyssee“ das älteste Werk der abendländischen Literatur ausgesucht, um es in die Klangwelt einer modernen Jazz Big Band einzubetten, dem Cologne Contemporary Jazz Orchestra, und mit „The Voice“ Christian Brückner als Sprecher (s. JazzZeitung 2011/03 und 2012/04), so wagte er sich jetzt an die klassische Vorlage der Sieben Todsünden („Sins & Blessings“). Wem dabei Brecht/Weil oder gar mittelalterliche Mysterienspiele einfallen, liegt falsch, sowohl bei der inhaltlichen als auch der musikalischen Konzeption. Zwar nutzten auch Schmitz und sein Autor Peter Schanz den religiös ritualisierten Sündenkatalog – Hochmut, Habgier, Völlerei, Neid, Zorn, Trägheit, Wollust – als Basis. Aber sie erweiterten und relativierten diese Untugenden bis hin zur Umkehrung ins Positive, stellten die Sünden wortwörtlich in Frage, formulierten provozierende, hintergründige, ironische Fragen an die Zuhörer, die während der vier Konzerte im Januar nachdenklich schweigend, verlegen kichernd oder befreit lachend reagierten. Was trifft wohl auf mich zu? Da hieß es zum Beispiel: „Kann es Wachstum ohne Habgier geben?“ Oder: „Schon mal bei …

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CD-Rezension: Sternal Symphonic Society Vol 2

Von Thomas J. Krebs – Viele kleine Räder, Riemen und Gelenke sind auf dem CD-Cover der neuen Sternal Symphonic Society abgebildet und diese greifen musikalisch passgenau ineinander. Aber der Reihe nach: Vor gut 2 Jahren erschien die erste, vielbeachtete CD der Sternal Symphonic Society. Das Ensemble, im Jahr 2011 in Köln gegründet, legt nun mit „Vol. 2“ seine neue Aufnahme vor. In der Zwischenzeit ist die Society vor allem durch Live Auftritte weiter gereift und zu einem noch homogeneren Klangkörper verschmolzen. Was gleich beim ersten Hören der aktuellen CD auffällt ist, dass die Kompositionen und Arrangements expliziter auf die Musiker und Persönlichkeiten zugeschnitten sind. Mit von der Partie sind neben dem „Dirigenten“ Sebastian Sternal, der bei vier Stücken selbst den Klavierpart übernimmt, wieder alte Bekannte (ein „who is who“ der jungen deutschen Jazzszene) angefangen von Frederik Köster an der Trompete, dem Posaunisten Klaus Heidenreich, Christoph Möckel und Niels Klein an den Saxophonen/Klarinette, dazu das Pablo Held Trio (!) mit Jonas Burgwinkel und Robert Landfermann, sowie einem exzellent besetztem Streichquartett mit Erik Schumann, Zuzana Schmitz-Kulanova, Magdalena Härtl und Thomas Schmitz. Mit vortrefflichem Gespür für den nicht …

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Gedenkkonzert zum 2. Todestag von Leo von Knobelsdorff

Vor zwei Jahren starb in Erftstadt der legendäre Kölner Boogie-Pianist Leo von Knobelsdorff. Zu seinem Gedenken  findet am Samstag, den 21. Februar 2015, 20.15 Uhr, in der Aula der Gottfried-Kinkel-Realschule an der Jahnstraße in Liblar ein Konzert statt. Veranstaltet wird es vom Kulturhaus Erftstadt, Szene 93 und Jazzin‘ Erftstadt. Die Schirmherrschaft übernahm Bürgermeister Volker Erner. Axel Zwingenberger und Knobelsdorffs letzter Schüler Stefan Ulbricht am Piano, Moritz Schlömer an den Drums und Thomas Aufermamm, Vocals, erinnern mit diesem Konzert an den großen Musiker. Den Erlös erhält die Erftstädter Flüchtlingshilfe. Moderieren wird das Konzert Philipp Wasmund. Im Vorraum wird es eine Ausstellung des Musikarchivs Köln mit Stücken aus Knobelsdorffs Nachlass geben. Eintrittskarten für das Konzert gibt es im Erftstädter Buchhandel für 12, ermäßigt 8 Euro, sowie unter www.szene93.de und unter Tel. 0 22 35/92 28 34. Und hier ein Artikel aus unserem Archiv von Dietrich Schlegel zum Tod von Leo von Knobelsdorff (JazzZeitung Ausgabe 2/2013) Ein Denkmal gesetzt Zum Tode des Boogie Woogie-Pianisten Leo von Knobelsdorff Er war eine legendäre Musikergestalt weit über Köln und das Rheinland hinaus, und er war auf seine unverwechselbare Art auch ein Original …

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Audience Development (2) – Ist weniger mehr?

Nun schreibe ich einen Blog über das Publikum und fange doch wieder bei den Musikern an. In Bezug auf Zuhörer und Zuschauer kann die Titelfrage getrost mit „nein“ beantwortet werden, auf Musikerseite hingegen drängt sich diese Frage gleich in zwei Gebieten auf: Haben wir zu viele Jazzmusiker in Deutschland? Inzwischen bieten fast 20 Musikhochschulen hierzulande Jazz-Studiengänge an. Etliche davon sind erst in den letzten 10-20 Jahren entstanden, die Zahl der Studierenden ist seither deutlich gestiegen. Während sich zumindest in den Städten mit Musikhochschulumfeld ein vergleichbarer Anstieg auch bei der Zahl der Spielstätten beobachten lässt (siehe unten), sind zwei existentiell wichtige Faktoren leider nicht mitgewachsen: die Publikumszahl und die finanziellen Rahmenbedingungen. Daraus den Schluss zu ziehen, eine Verknappung der Ausbildungsplätze könne helfen, liegt nahe, erscheint mir jedoch zumindest fragwürdig. Zum einen freue ich mich als Musiker über die wachsende Zahl an inspirierenden Kollegen, die mit der ihnen eigenen Kreativität den Jazz lebendig halten. Zum anderen bieten die Hochschulen mehr Arbeitsplätze für Jazzmusiker, was angesichts der wirtschaftlich prekären Lage punktuell wohltuend wirkt. Und drittens entwickeln sich in den Jazz-Studiengängen des Landes eben nicht nur die zukünftigen Jazzmusiker, …

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Noch ein Jazz-Event: Trave-Jazz-Festival Lübeck

Von Peter Ortmann – Heute genügt es nicht mehr, mit einem Jazzkonzert oder Festival in eine quadratische Konzert- oder Mehrzweckhalle zu gehen. Das Ambiente muss stimmen! Möglichst mit Wasserflächen (Meer oder See), Hafen, Schiffen, Wind und Wetter, Promenaden mit einladender Infrastruktur zum Verweilen. Daher finden Festivals wie Elbjazz (Hamburger Hafen) oder Jazzbaltica (Hafen von Niendorf an der Ostsee) so viel Zuspruch. (Siehe dazu auch das neue Heft „Musikforum“, der Zeitschrift des Deutschen Musikrates, zum Thema „Event-Kultur“). Das alles bietet auch Lübeck, eine alte Hansestadt mit Hochzeiten schon um 1200, umflossen von Trave, Stadtgraben und Kanal, mit einem Museumshafen und alten Hafenschuppen. Und so lag die Idee nahe, auch hier ein athmosphärereiches Jazzfestival anzubieten, was im vergangenen September zum ersten Mal erfolgreich über Bühne ging. Das Programm bestand aus einer attraktiven von Highlights (Nils Wülker) mit regional bekannten Gruppen (Salt Peanuts Bigband, Eric Staiger Duo, Patrick Farrant, Funkhaus usw. ). Einen weiteren Highlight brachte der im Juli 2014 gegründete jazz pool Lübeck e.V. ein, eine Vereinigung von Lübecker Musikern und Jazzfreunden. Er brachte Michal Urbaniak (Violine, Ex-Miles Davis), Kim Clarke (Bass, Defunk) und Keith Copeland (Schlagzeug, …

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Johanna Borchert zu ihrem Solo-Debüt „FM Biography“

Von Oliver Hochkeppel, in Auszügen gedruckt in SILBERHORN 1-15: Der Name Johanna Borchert war bislang nur Experten bekannt, die sich für Bandbesetzungen interessieren: Als eine Hälfte des Duos Little Red Suitcase mit der Geigerin Elena Setién und Teil des – 2012 mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis ausgezeichneten – Quartetts Schneeweiß & Rosenrot. Das hat sich für die unter anderem bei Hubert Nuss und David Friedman in Berlin und Django Bates in Kopenhagen ausgebildete Pianistin, Komponistin und Sängerin mit ihrem fulminanten, bei Enja Yellowbird erschienenen Leader-Debüt „FM Biography“ nun schlagartig geändert. Der mit dem Gitarrenguru Fred Frith, dem Schweizer Schlagwerker Julian Sartorius und dem New Yorker Multiinstrumentalisten und Produzenten Shahzad Ismaily eingespielte, völlig eigenständige Stilmix mit Gesamtkunstwerk-Charakter – wovon nicht zuletzt zwei Videos zeugen, siehe www.johannaborchert.de – sorgte für Aufsehen und brachte ihr als nahezu einzige heimische junge Jazzerin eine Einladung zum Jubiläums-Jazzfest Berlin. Ihr Album klingt alles andere als nach Radiokost. Wieso heißt es „FM Biography“? Wie das bei Künstlern so ist. Am Schluss kommt etwas ganz Intuitives heraus, aus Einfällen, Gefühlen, Begebenheiten, die plötzlich einen Sinne ergeben. Der Titel stammt von Agnieszka Wolny-Hamkalo, einer …

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Kölner „Winterjazz“ – zum Vierten

Von Dietrich Schlegel – Auch wenn Angelika Niescier, preisgekrönte Saxophonistin, Komponistin und Bandleaderin, viel international unterwegs ist, bleibt sie ihrer – auch musikalischen – Heimatstadt Köln doch eng verbunden. Und es scheint ihr Ehrgeiz zu sein, diese Nähe nicht nur durch eigene Konzerte zu beweisen, sondern auch durch den von ihr initiierten und durch ihr weitverzweigtes Netzwerk auf hohem Niveau besetzten „Winterjazz“ – nun schon zum vierten Mal der Auftakt zur Kölner Jazz-Saison. Am 9. Januar wurden die auf einen langen Abend konzentrierten Auftritte der rund 60 Musiker in 20 Formationen auf fünf Bühnen wieder zu einem Highlight des Kultur- und Musiklebens der rheinischen Metropole, der neben Berlin wohl vitalsten Jazzmetropole Deutschlands. Aus der Stadtkasse gab es denn auch erneut einen gehörigen Zuschuss, ebenso vom Land NRW. Der Eintritt war wiederum frei. Darauf legt Angelika Niescier auch großen Wert, denn sie möchte neben den Jazzfans auch junge Leute ansprechen, die unter dem Eindruck der geballten Jazz-Ladung sich neben ihren Pop-Vorlieben vielleicht auch dem Jazz zuwenden könnten. So war der Andrang des überwiegend jungen Publikums wiederum gewaltig und wuchs schnell zur drangvollen Enge an. Viele blieben …

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