CD von Jens Düppe. CD von Jens Düppe.

Ego-d – Jens Düppe auf „Lebensweltreise“ – erstes Solo-Album des Schlagzeugers

Von Dietrich Schlegel. Es klingt keineswegs anmaßend oder gar snobistisch, wenn Jens Düppe im Gespräch beiläufig erwähnt, dass er auf seinen weltweiten Konzertreisen die Essay-Sammlung „Silence“ von John Cage im Gepäck mitführt, um sich von der Musikphilosophie und den Einsichten des in jeder Hinsicht alle Grenzen überschreitenden Zen-Buddhisten für seine eigenen Kompositionen  und Improvisationen inspirieren und seine eigene Weltsicht überprüfen und womöglich erweitern zu lassen. Der aus dem Schwäbischen stammende, seit langem in Köln heimische Schlagzeuger, Percussionist, Komponist, Bandleader, Klang-Erforscher, gilt als einer der einfallsreichsten Musiker im weiteren Bereich des zeitgenössischen Jazz mit offenen Grenzen zur Minimal Music. Anima Dabei geht er stets bedächtig vor, lässt vieles reifen. Für das erste Album unter eigenem Namen mit eigener Band (Anima, 2015) ließ er sich fast zwei Jahrzehnte Zeit, denn sie brauchte er mit seinen vielfältigen Engagements am Drumset mehrerer Big Bands und der fast unübersichtlichen Anzahl kleinerer Formationen der Kölner und rheinischen Jazzszene wie auch für seine ungewöhnlichen Kommunikationskonzerte etwa in einem „Geräusch-Café“. Nun hat er die Corona bedingte Zwangspause von Live-Auftritten genutzt, um sich den lang gehegten Wunsch einer Solo-Einspielung zu erfüllen. „The Beat“ Als …

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Gregor Hübner mit „Preludes“ aus dem Lockdown auf CD und Note

Keine Konzerte, keine Treffen zu Proben, kein Einkommen – in Musikerbiografien haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie tiefe Spuren hinterlassen. Auch wenn jeder Künstler anders mit den beruflichen Einschränkungen umging, gemeinsam ist allen, dass sie in diesen Wochen und Monaten das taten, was Musiker*innen immer tun können: üben, komponieren und im Homestudio aufnehmen. Und natürlich sich fit halten und Sport treiben. Damit kommen wir zu dem Geiger Gregor Hübner, der seit Jahrzehnten zwischen NYC und München pendelt. In Big Apple hat er vor fast drei Jahrzehnten sein Studium an der Manhattan School of Music mit Auszeichnung beendet und seine internationale Karriere aufgenommen, in Harlem wohnt seine Familie. Im größten Dorf der Welt, in München – aus transatlantischer Perspektive nicht weit vom Bodensee, wo Hübner aufwuchs – hat er eine Professur für Komposition an der Musikhochschule. „Stories from the New York-Lockdown“ In Coronazeiten war die Wahl klar: Hübner blieb bei der Familie in Harlem. In dieser Zeit begann er neben dem Geigenspiel auch wieder mehr Klavier zu spielen. Hübner ist natürlich keiner, der stur Geläufigkeitsübungen und Harmonielehre paukt – er komponierte beim Üben und so entstanden nach …

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Masako Ohta & Matthias Lindermayr – CD „MMMMH“

Die in München lebende Pianistin Masako Ohta und der ebenfalls in München ansässige Trompeter Matthias Lindermayr haben auf der gerade erschienenen Aufnahme „MMMMH“ im Duo zusammen gefunden und präsentieren ein wunderbar fließendes, homogenes Album. Dass sich die Musiker, die aus unterschiedlichen Genres stammen, kenngelernt haben ist dem Musikförderpreis der Stadt München zu verdanken, der im Jahr 2019, wohl verdient, an die beiden Künstler verliehen wurde. Dabei wirken sie in unterschiedlichen musikalischen Bereichen: Masako Ohta ist maßgeblich sowohl der Klassik als auch der zeitgenössischen Moderne verbunden, während Lindermayr in erster Linie als Jazz-Solist und diversen Formationen beheimatet ist. Trotz allem haben beide eine gemeinsame Verbindung: sie legen sich nicht per se auf eine bestimmte musikalische Richtung fest, sondern loten Stile aus und musizieren vielseitig wie abwechslungsreich. Das Album „MMMMH“, aufgenommen im Unterföhringer Mastermix Studio, präsentiert neun Kompositionen von Lindermayr und Ohta, die leichtfüßig und beruhigend den Hörer in ihren Bann ziehen. Inspirierte Themen werden vorgestellt, die mit Fingerspitzengefühl weiter gesponnen werden, darüber schichten sich Improvisationen, ab und zu mit leichter Rhythmik, versetzen den Hörer dabei in eine Art Trance. Sich fallen lassen Man kann sich zur …

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Alpenrausch Festival: Z’Fuaß am Flaucher mit dem Duo Schriefl-Bär

Am vergangenen Wochenende fand an zwei Tagen in der Münchner Isarphilharmonie HP 8 das erste Alpenrausch Festival statt, kuratiert von Stefanie Boltz, die in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich nach dem Alpen Jazz am Tiroler Achensee das Alpenspektakel auf Gut Sonnenhausen organisiert und durchgeführt hat. Präsentiert wurde sowohl in der Philharmonie, im Saal X und dem Außengelände ein abwechslungsreiches, grenzüberschreitendes und vielseitiges Programm rund um das Thema Neue Volksmusik. Ein kleiner Höhepunkt des Festivals war eine musikalische Wanderung mit Matthias Schriefl und Johannes Bär, die im Anschluss dazu ihren Dokumentarfilm „Auf Tour Z’Fuaß“ vorstellten. Zusammen mit den beiden Musikern ging der Ausflug von der Isarphilharmonie über die Schinderbrücke zum Flaucher und wieder zurück. Im Gepäck ein Sammelsurium an Instrumenten von Alphörnern bis hin zu Trompeten, Akkordeon und Tuba. Auf dem Weg gab es ein Alphornkonzert mit Jodelworkshop, am Flaucher bei den „Nackerten“ wurde u.a. der 60ziger Jahre Hit „Für Gaby tu‘ ich alles“ zum Besten gegeben, samt Tipps zum Trinken und Pieseln auf Wanderungen, immer wieder begleitet von musikalischen Einlagen. Nach gut  einer Stunde ging es dann wieder zurück zur Isarphilharmonie. Das Ganze alles in …

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Nicole Johänntgen solo 2: „Ich kann das Wort Zeit neu interpretieren“

(Von Stefan Pieper) Eng getaktete Zeitmaße sind überwunden auf der zweiten Solo-CD der Saxophonistin Nicole Johänntgen. Hier sind – wortwörtlich genommen – höhere Dimensionen im Spiel. Aus einzelnen Tönen werden Intervalle, die sich zu Motiven formen. Immer neu und immer anders gefärbt. Vielleicht so, wie ein Naturszenario am Morgen allmählich erwacht? Das hektische Zeiterleben bleibt irgendwo unten im Tal zurück, wenn die Musik weiter auf diesem Weg nach oben trägt. Die in Zürich lebende Saxophonistin wählte für ihre zweite Soloaufnahme die Capella di San Gottardo – in 2100m Höhe gelegen auf dem Scheitelpunkt der berühmten Alpenpassstraße – mit einer nachhall-gesättigten Akustik, die manchmal fast selbst zu einem Musikinstrument wird. Ist der Mensch nicht ganz klein angesichts der Größe einer solchen Berglandschaft? Oder ist er doch ganz im Mittelpunkt? Das improvisierte Spiel ganz mit sich allein wurde zur Meditation über solche Seinsfragen. Freiheit und Logik Erst nach vier Stücken formen die Töne und Motive dieses Soloalbums zum ersten Mal eine zusammenhängende Melodie, was wie die Erfüllung eines Planes wirkt, in dem trotz aller assoziativen Freiheit viel Logik im Spiel ist. Aber Nicole Johänntgen ist eine viel …

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Die AG der fiependen Mäuse – neue CD von Gabriele Hasler

Im Jazzfach steckt sie manchmal immer noch. Früher hat Gabriele Hasler „God Is A She“ gesungen und wurde von gestandenen Jazzern wie Bog Degen, Manfred Bründl und ihrem damaligen Partner, dem Modern-Jazz-Schlagzeuger Jörn Schipper begleitet. Von Album zu Album hat sich die aus Hessen stammende Komponistin und Stimmkünstlerin jedoch weiter von herkömmlichen Songstrukturen und Genregrenzen entfernt. Gleichzeitig ist sie immer tiefer in die Sprache selbst als Ausgangsmaterial für ihre Kompositionen eingedrungen. Dabei überlagert der klangliche Aspekt von Worten nicht selten deren eigentliche Bedeutungsebene. Schon die Vertonung von Texten des in Rumänien geborenen Dichters Oskar Pastior (Sonetburger, frösche und teebeutel) und der Dichterin Gertrude Stein eröffnete mittels feinst geformten Stimmgeräuschen ungeahnte musikalische und Klanguniversen.   Herden und andere Büschel Mit ihrem Anfang 2020 aufgenommenen und von ihr selbst produzierten Soloalbum „Herden und andere Büschel“ durchstreift die mittlerweile im Wendtland lebende Musikerin mit ihrer Stimme das Tierreich. Es zirpt und schnarrt, rauscht und schwirrt ohne dass die Anmutung entstehen könnte, hier gehe es um ein besseres Huhn, Schaf oder das dünne Gefiepe einer Maus. Verdoppelt und in rhythmischen Klangbildern vervielfacht trifft die vielfach elektronisch verfremdete Stimme auf …

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Bewerbungsphase fürs Bayerische Jazzweekend Regensburg gestartet

„Vom 14. bis 17. Juli 2022 ist Regensburg ganz Jazz. Von Dixieland über Swing und Bebop bis hin zu Free Jazz: Das Bayerische Jazzweekend Regensburg sucht Musikerinnen und Musiker, Bands und Combos auf allen Richtungen und Sparten der Jazzmusik. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung! “ Das Zitat stammt von der neuen Homepage des Bayerischen Jazzweekends, die am Montag, den 15. November 2021 gelauncht wurde. Gleichzeitig mit der Homepage ist die Bewerbungsphase gestartet, die am 10. Januar 2022 endet. Auftretende Bands erhalten wie bisher 100 EUR netto pro Musiker sowie eine entsprechende Verpflegung am Veranstaltungsort. Die Bewerbung kann digital auf der Homepage jazzwe.de eingereicht werden. Die Auswahl aus den eingegangenen Bewerbungen wird Ende Februar 2022 abgeschlossen sein. Für die folgenden Jahre kann man sich voraussichtlich bis zu einem Bewerbungsschluss im Oktober bewerben. Die Auswahl wird dann bis Dezember getroffen, damit ab Januar mit der Bekanntgabe des Programms begonnen werden kann. Neues Kuratorium unter Christian Sommerer Nachdem der Regensburger Kulturreferent Wolfgang Dersch Ende August dem Bayerischen Jazzinstitut der Intendanz des dieses Jahr 40 Jahre alt gewordenen Non-Profit Festivals gekündigt hatte, stellte er jetzt das neue 5-köpfiges …

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