Mali zu Gast in Schweden: ein Bericht vom Stockholm Jazz Festival

Am Anfang traf man sich auf der Insel Skeppsholmen, im Sommer, unter freiem Himmel und zu einem unterhaltsam Programm, das unter anderem Musiker wie Dizzy Gillespie, Chet Baker oder Count Basie in die Stadt lockte. Seitdem sind mehr als drei Jahrzehnte ins Land gegangen, der Sommertermin wurde in den Herbst geschoben und aus den Wiesen wurden Clubs und Theaterbühnen wie das Fasching oder das Kulturhuset. Denn das Stockholm Jazz Festival entwickelte sich zu einem zentralen Treffpunkt nationaler und internationaler Künstler, die sich dort im Herbst mit neuen, oft eigens geschriebenen Programmen vorstellen. Zur Eröffnung beispielsweise lud das Stockholm Art Orchestra um den Saxofonisten Nils Berg die Sänger Fatoumata Diawara in die Band, mit dem Ziel, die eigene schwebend kammermusikalische Klangvorstellung mit Impulsen aus Mali zu verknüpfen. Das Resultat klang durchwachsen, nach anfänglichen gestalterischen Höflichkeiten aber zunehmend konzise und wurde von charmantem Ernst und der hinreißend präsenten Stimme Diawaras bestimmt. Ebenfalls ein Experiment war die Kombination des Saxofonisten Magnus Lindgren mit der Opernsängerin Malena Ernman. In diesem Fall vor einem Publikum der Silver Ager umgarnten sich die beiden musikalisch, in den Soundteppich von Lindgrens versiertem Quartett …

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Chico Freeman, Svante Henryson, Reto Weber in der Unterfahrt

Chico Freeman verkörpert als Saxofonist, Komponist und Produzent die Intentionen des neuen Jazz und ist stets auf der Suche nach neuen Wegen des Ausdrucks. Svante Henryson ist ein Virtuose auf gleich drei Instrumenten – dem Cello, Kontrabass und E-Bass. Dazu ist er ein Komponist, der alle musikalischen Sprachen beherrscht. Und der Schweizer Schlagzeuger und Percussionist Reto Weber gründete 1978 sein Percussion Orchestra und nahm seitdem zahlreiche Alben auf. Legendär sind zudem seine unzähligen Konzerte, die er gemeinsam mit Albert Mangelsdorff gab. Am vergangenen Samstag war das exzeptionelle Trio in der Unterfahrt zu Gast. Ralf Dombrowski hatte seine Kamera dabei, seine Kritik lesen Sie auf http://www.sueddeutsche.de/kultur/kurzkritik-genuss-statt-ekstase-1.3169082?reduced=true 

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Steidle und Brötzmann im Einstein

Das Konzert, das der Verein Offene Ohren e.V. im Einstein veranstaltete, war erwartungsgemäß intensiv und frei, lediglich bei einem Stück spielte Peter Brötzmann fast lyrische Töne auf seiner Klarinette – das Zusammenspiel von Oliver Steidle und Peter Brötzmann blieb von der ersten bis zur letzten Minute dynamisch und spannungsgeladen. Ein Konzert der feinen, besonderen Art! Ansonsten sind die Fotos von Ralf Dombrowski und TJ Krebs selbsterklärend und spiegeln die Atmosphäre des Abends wider.

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Ernst und Entertainment: Iiro Rantala mit seinem aktuellen Programm in Trier

Am Anfang Bach, am Ende Beatles. Für Iiro Rantala passt das gut, denn der eine ist seiner Meinung nach als Improvisator des Barocks der Erfinder des Jazz und die anderen gehören zu den besten Songschreibern der Musikgeschichte. Er selbst sitzt irgendwo dazwischen, als brillanter Pianist, famoser Variationskünstler, humorvoller Interpret. Im großen Saal des Tagungszentrum der IHK Trier bedankt er sich mit einem ebenso charmanten wie unterhaltsamen Solo-Konzert im Rahmen des Mosel Musik Festivals für den JTI Trier Jazz Award 2016, der ihm bei dieser Gelegenheit als international renommiertem Instrumentalisten und Musiker einer neuen, stiloffenen und inhaltlich vorbehaltlosen Spielkultur überreicht wurde. Dabei führt ihn sein Programm an einigen Größen der Historie entlang. Leonard Bernstein kommt vor, John Lennon, vor allem aber viel Eigenes von Verbeugungen vor dem Pianisten Erroll Garner oder dessen früh verstorbenen Kollegen Esbjörn Svensson bis hin zu Widmungsstücken an seine Söhne Bruno und Topi. Am Ende erntet Iiro Rantala stehende Ovationen, selbst sichtlich bewegt durch die Verleihung des Preises und die Woge der Sympathie, die ihm entgegenbrandet. Ralf Dombrowski

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All About The Bass

Eindeutig eine Woche für Bassisten. Denn innerhalb von sechs Tagen drei internationale Stars ihres Instruments in den Stadt zu haben, ist selbst für die mit ausgezeichneten Konzerten verwöhnten Münchner Konzertgänger eine Besonderheit. Den Anfang machte Richard Bona vergangenen Mittwoch mit seinem Septett Mandekan Cubano im Jazzclub Unterfahrt. In den späten Achtzigern angetreten, um die rockmusikalische Spielhaltung von Jaco Pastorius aus afrikanischer Perspektive auf den Jazz zu übertragen, ist er inzwischen selbst jemand, er eigene Stilformen kreiert. Seine Form der Afrosalsa wirft den Blick von Afrika aus auf die Karibik und seine perfekt mit dieser Idee harmonierenden Partner schaffen ihm einen Klangkosmos, der in fragilen Balladen ebenso funktioniert wie als Fluss der Rhythmen. Ob als Sänger oder Bassist, Bona hat seine Band und deren Wirkung entspannt im Griff, dynamisch differenziert, diszipliniert groovend und voller improvisatorischer Höhenflüge vor allem seines Trompeters Dennis Hernandez und seines Pianisten Osmany Paredes. Zwei Tage später folgt ihm das Trio des Pianisten Harold López-Nussa, selbst einer der Rising Stars der kubanischen Jazzwelt, sekundiert von seinem trommelnden Bruder Ruy und dem Bassisten Alune Wade. Ursprünglich aus Dakar, war er zunächst mit Stars der …

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