Das kleine aber feine Festival „Vibraphonissimo“

Um ihrem Instrument ein Podium zu geben, beschlossen die beiden in Nürnberg studierenden Vibraphonisten Volker Heuken und Izabella Effenberg, eine spezielle Konzertreihe ins Leben zu rufen. Vom 22. bis 26. Januar wird nun in Nürnberg und Fürth das kleine aber feine Festival „Vibraphonissimo“ stattfinden. JazzZeitung: Wie kam euch die Idee zu diesem Festival und wie verlief die Umsetzung? Volker Heuken: Schon vor gut einem Jahr kam Izabella mit der Idee auf mich zu. In den ersten Wochen und Monaten mussten wir uns klar werden, welchen Rahmen das Ganze haben sollte und mit wem wir zusammenarbeiten würden. Mit dem Jazzstudio Nürnberg und dem Kulturforum Fürth haben wir dann schnell adäquate Partner gefunden. JazzZeitung: Was ist der Grundgedanke, die inhaltliche Ausrichtung des Festivals? Heuken: Wir wollen dem Vibraphon eine spezielle Plattform bieten und es während des Festivals von verschiedenen Seiten beleuchten: einerseits im Jazzband-Kontext (Herrenboutique) und im kammermusikalischen Jazz (Vibraxophonie, Mathias Haus Quartett), andererseits aber auch in einem experimentellen, stilübergreifenden, teilweise klassischen Zusammenhang (Metropolmusik). Darüber hinaus haben wir mit Bernard Maseli einen Virtuosen am Malletkat (eine Art E-Vibraphon) gewinnen können. JazzZeitung: Wie würdest du das Vibraphon charakterisieren, …

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Beruf: Jazzmusiker (3) – Mehr Selbstbewusstsein, bitte!

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich unsere Vorstellung von Arbeit grundlegend gewandelt. Ursprünglich nur Mittel zum Zweck der eigenen Bedarfsdeckung (Sicherung des Lebensunterhalts), wurde die Arbeit mehr und mehr zum Selbstzweck und das Erwirtschaften von Gewinnen zum erklärten Ziel. Alsbald wurde nach Wegen gesucht, diese Gewinne zu maximieren. Mittlerweile ist es oberstes Ziel, den Vorgang der Gewinnmaximierung auch noch größtmöglich zu beschleunigen. Kurzfristige Rendite wird höher gewichtet als langfristige Entwicklung. Leider ist diese Form des Kapitalismus zu einer gesamtgesellschaftlichen Lebensphilosophie mutiert, mit dramatischen Folgen: es gilt das Recht des (wirtschaftlich) Stärkeren, Banken zerstören Volkswirtschaften, Börsen dulden Spekulationen mit Grundnahrungsmitteln, Konzernlobbyisten diktieren Politikern Gesetzestexte; jahrhundertealte Vorstellungen von Ethik und Moral werden scheinbar achselzuckend über Bord geworfen. Fast wirkt es, als wäre besonders in der westlichen Welt Geld das einzige, was manchen Menschen noch heilig ist.

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Gebhard Ullmann übernimmt Vorsitz der Union Deutscher Jazzmusiker

Der Berliner Multiinstrumentalist und Komponist Gebhard Ullmann ist neuer Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker. „Nach zwei sehr intensiven und fruchtbaren Jahren freue ich mich über einen so renommierten und hochgeschätzten Kollegen als Nachfolger“, so Julia Hülsmann, die der Union Deutscher Jazzmusiker seit Februar 2012 vorgestanden hatte und auf eigenen Wunsch nicht mehr kandidiert hatte. Gleichzeitig löst der Kölner Pianist Benjamin Schaefer den Berliner Schlagzeuger Christian Lillinger im Vorstand ab. „Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben und über das Vertrauen der Mitglieder“, so Gebhard Ullmann nach der Wahl auf der Mitgliederversammlung. „Dabei kann ich an die hervorragende Arbeit meiner Vorgängerin und des Vorstands anknüpfen und für den Jazz aus Deutschland eine starke Stimme sein. Ich habe keine Angst auch mal anzuecken, ohne dabei das Machbare aus den Augen zu verlieren“. Mehrere Schwerpunkte stehen für die Arbeit der Union Deutscher Jazzmusiker in den kommenden Monaten an. Zunächst geht es nach wie vor um die weitere Professionalisierung des Berufsverbandes, der sich erst Anfang 2012 neu aufgestellt und runderneuert hatte. Gleichzeitig sollen die guten politischen Kontakte auf Bundesebene nach der Bundestagswahl erneuert und ausgebaut werden, um das in …

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SOFIA – ein Förderprogramm für junge Jazzmusikerinnen

Sie ist hochbegabt, attraktiv und versteht gleich viel von Business und Vermarktung ihrer Talente wie von ihrer Musik. Die Rede ist von Nicole Johänntgen, der Initiatorin von SOFIA. SOFIA ist ein auf Nachhaltigkeit angelegtes Projekt zur Förderung begabter Jazz Musikerinnen. Sechs junge Frauen werden aus der Schweiz, Frankreich und Deutschland von einer Fachjury sorgfältig ausgewählt und für SOFIA nominiert.  Im März 2014 finden dann in den Metropolen Paris, Köln und Zürich Konzerte und Workshops statt. SOFIA verhilft jungen Musikerinnen zu einem vertieften Know-how, wie sie sich selber oder ihre Band vermarkten können. Mit gezielten Business-Kursen und Workshops zu Themen wie Booking, Moderation, Labelarbeit, Urheberrechte, Medientraining, PR oder Musikphysiologie machen sich die Frauen fit für ihre Zukunft. Ihre musikalischen Talente werden gefördert, indem sie als SOFIA Band 2014 unter Anleitung internationaler Jazzmusiker Eigenkompositionen einstudieren, die sie im März 2014 in exquisiten Konzerten in den drei Ländern vortragen. Den Auftakt bildet je ein Konzertabend in Paris und Köln. Hier werden die sechs Jazz Musikerinnen als SOFIA-Band auftreten. Die Krönung bildet das SOFIA-Festival im Jazzclub Moods in Zürich vom 17. bis 19. März 2014. Neben den Konzerten wird …

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„Jahre und Jahre Jazz-Lobby“: Der lange Weg zum Spielstättenprogrammpreis

Felix Falk, Saxophonist, stellvertretender Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker, Sprecher der Bundeskonferenz Jazz und Jurymitglied des Spielstättenprogrammpreises im Gespräch. – Der neu eingerichtete Spielstättenprogrammpreis Rock, Pop und Jazz wurde in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen. Vom Bundestag mit einer Million Euro finanziert, durch Kulturstaatsminister Bernd Neumann in Hamburg am 25. September überreicht, von der Initiative Musik gGmbH organisiert. Über die Hälfte der Preise und mehr als 400.000 Euro der Prämien gingen an Jazzclubs. Wie kam das zustande? Wir sprachen mit Felix Falk, einem der Väter des Preises und Mitglied der Preisjury.

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Preis der deutschen Schallplattenkritik für Kurt Edelhagen und Michael Wollny

Der Preis der deutschen Schallplattenkritik wird vierteljährlich verliehen und ehrt herausragende CD- und DVD-Produktionen der vergangenen drei Monate. Eine unabhängige Jury aus führenden deutschen Musikjournalisten wählt für die aktuelle Bestenliste die Gewinner in den Bereichen Klassik, Jazz und Rock/Pop aus. Gleich zwei CDs aus dem Jazzbereich wurden jetzt ausgezeichnet: Die jazzhaus-Produktion „Orchester Kurt Edelhagen feat. Mary Lou Williams and Caterina Valente” wurde als künstlerisch herausragende Neuveröffentlichung in die Bestenliste 4/2013 aufgenommen. Es gab 1954 nicht nur das „Wunder von Bern“, sondern auch das „Wunder von Baden-Baden“. Verantwortlicher Trainer war SWF-Redakteur Joachim-Ernst Berendt, und ein ehrgeiziger Spielführer namens Kurt Edelhagen hatte ein brillantes Team zusammengestellt, das den jazzhungrigen Deutschen 69 grandiose Minuten auf dem Spielfeld bot – von „Tuxedo Junction“ über „You Go To My Head“ bis zu „Lester Leaps In“. Auf der Ersatzbank: Mary Lou Williams und Caterina „Ganz Paris träumt von der Liebe“-Valente, die das Spiel gegen Ende noch einmal gehörig auf Tempo bringen. Noch heute stellt sich beim Hören von Valentes Stimme Bedauern darüber ein, dass Deutschland sie als Jazzsängerin nicht gewollt hat. (für die Jury: Rainer Nolden) Michael Wollny erhält für das …

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„Women in Jazz“ Halle 2014

Das 9. Festival „Women in Jazz“ findet vom 1. bis 9. Februar 2014 in Halle (Saale) statt. Wichtige Innovationen im Jazz kamen in den vergangenen Jahren von außerhalb, von der eher Jazzabgewandten Seite der Welt. Das 9. Festival wird diesem Aspekt seine besondere Aufmerksamkeit widmen und zum Grenzgänger werden. Die ausgewählten Projekte sprechen die vielfarbige Sprache des Jazz, suchen aber auch abseits der Alltäglichkeit des Jazz nach neuen spannenden Herausforderungen. Im Mittelpunkt steht das Projekt „Jazz aus der eurasischen Mitte“ mit acht Künstler(inne)n aus unterschiedlichen Kulturkreisen, die im Jazz bisher kaum mit einander in einen künstlerischen Austausch getreten sind. Der Jazz aus Europa sucht das gleichberechtigte künstlerische Miteinander mit unseren direkten Nachbarn im vorderasiatischen Raum und im Nahen Osten. Den Versuch einer Vervollständigung dieser Idee unternimmt das Festival mit jazzorientierten Künstlerinnen unmittelbar aus dem Nahen Osten – Achinoam Nini, genannt Noa, ist in Tel Aviv geboren, in der New Yorker Bronx jüdisch-orthodox erzogen, als 17-jährige nach Israel zurück gekehrt, hat sie sich zu einer der bekanntesten Sängerinnen in der Welt entwickelt. Die Posaunistin Reut Regev wuchs in Israel auf. Sie zog es nach New York. Hier integrierte …

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Beruf: Jazzmusiker (1) – Einleitung

Wir Musiker haben es derzeit aus verschiedenen Gründen nicht leicht. Die KSK gibt das durchschnittliche Jahreseinkommen unserer Berufsgruppe mit gerade einmal 12.400 Euro brutto an; bei den Berufsanfängern sind es sogar weniger als 10.000 Euro brutto. Damit sind wir nicht nur meilenweit entfernt von den üblichen Einstiegsgehältern für Hochschulabsolventen, sondern schneiden sogar innerhalb der freiberuflichen Kreativszene am schlechtesten ab.

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Nils Wogram erhält Albert Mangelsdorff-Preis 2013

Bisher wurde der Albert-Mangelsdorff-Preis (Deutscher Jazzpreis) der Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ) für das Lebenswerk verliehen. Die personell völlig neu aufgestellte UDJ hat sich in diesem Jahr für eine Öffnung der Auswahlkriterien des Preises entschieden. Somit konnte die Jury den Posaunisten und Komponisten Nils Wogram gestern im Rahmen des Jazzfests Berlin als bis dato jüngsten Preisträger ehren. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der GEMA-Stiftung, dem Förderungs- und Hilfsfonds des Deutschen Komponistenverbandes und der GVL gestiftet. Überreicht wurde der Preis erstmalig in Form einer Trophäe des Berliner Metallbaukünstlers Wolfgang Seidel von Julia Hülsmann, Vorsitzende der Union Deutscher Jazzmusiker. Die Laudatio hielt der Publizist Hans-Jürgen Linke, der die Arbeit des Preisträgers seit Jahren verfolgt:  „Nils Wogram steht mit beiden Beinen in der Jazzgeschichte, aber wie alle Posaunisten hat er seine Beine nicht nur zum Stehen und Geerdetsein. Er bewegt sich, und Jazzgeschichte ist für ihn immer eine Herausforderung zur Aneignung, die durchaus kompliziert ausfallen kann. In Root70 hat er gemeinsam mit Hayden Chisholm mikrotonale Spielweisen entwickelt, mit denen er sein eigenes Verständnis von Jazz auflädt. Vor einigen Jahren gab es zum Beispiel ein Album, das …

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Freier Jazz – arme Kunst

Zum Interview von Karl Lippegaus mit Peter Brötzmann – Peter Brötzmann hat vor kurzem Karl Lippegaus ein Interview gegeben, das sich insbesondere mit dem Verhältnis von künstlerischer Freiheit und finanziellem Auskommen beschäftigt und sinnigerweise mit „Freiheit macht arm“ überschrieben ist. Vorweg: In den Aussagen von Brötzmann findet der schon seit Jahrhunderten geäußerte Widerspruch Ausdruck, dass die Kunst frei sein soll, dass sie andererseits bezahlt werden will oder anders: Der Künstler will keine Beschränkung in seinem Schaffen erfahren, aber trotzdem oder gerade deshalb soll er davon leben können. Die Frage ist: Wer zahlt? Brötzmann möchte – das ist noch einigermaßen verständlich – nicht dem Staat auf der Tasche liegen, und der Veranstalter soll eine angemessene Gage zahlen. Kurios ist hier nur, dass der Veranstalter ohne öffentliche Förderung (gespeist aus unseren Steuergeldern) meist gar nicht zahlen könnte, auf keinen Fall angemessen und erst recht nicht für eine Musik, die Brötzmann spielt – mit Verlaub. Da dieser Widerspruch rein subjektiv nicht aufzulösen ist, bleibt es – geliebt oder nicht – der Lobby – beispielsweise der Union Deutscher Jazzmusiker und der Bundeskonferenz Jazz- überlassen, Möglichkeiten der Förderung mit dem …

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