Musik aus Stadt und Sand – Rudi Mahall und István Grencsó veröffentlichen CD „Marginal Music / Rétegzene“

Von Mathias Bäumel – Da treffen zwei der fulminantesten und ausdrucksstärksten Holzbläser ihrer Länder – der Deutsche Rudi Mahall und der Ungar István Grencsó – aufeinander, und was wird gespielt? Eine zwar kraftvolle, aber dennoch überaus lyrische, atmosphärische Musik. Die beiden kommen bekanntlich aus verschiedenen Freejazz-Kulturkreisen. Mahall ist stark geprägt von der Berliner Großstadt-Jazz-Atmosphäre, ist bekanntgeworden durch Gruppen wie Der Rote Bereich, Günter Adler oder Die Enttäuschung, durch seine Zusammenarbeit mit Aki Takase und vor allem durch seine Mitwirkung am Projekt „Monk’s Casino“, der einzigartigen Einspielung der Kompositionen Thelonius Monks. Mahall steht für eine souveräne Verbindung von Free Jazz mit Bebop und dem Großstadt-Jazz früherer Zeitepochen. Grencsó dagegen entstammt dem eher ländlichen Nordosten Ungarns, in dem auch slowakischer, ukrainischer und rumänischer Kultureinfluss spürbar ist. Seit mehr als zwei Jahrzehnten mit eigenen Projekten eine individuelle Stimme im Jazz Ungarns, zeigt sich István Grencsó doch stark geprägt vom großen György Szabados und dessen Balance von freien Improvisationen, folkloreinspirierten Melodien und vorgegebenen Strukturen. Durch seine Mitwirkung im Ungarischen Königlichen Hoforchester (Magyár Királyi Udvari Zenekar – MAKUZ) hatte Grencsó Anteil an der Einspielung der von György Ligeti hochgelobten CD …

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Jazzpräsentation und Weltoffenheit – Fehlanzeige?!

Dimiter Panev (Labelchef und Promoter, Elen Music) zur Lage des Jazz in Deutschland: „If music cannot change the world, what use does it have?“ (Hector Zazou) Als ich Joachim-Ernst Berendt in 1997 kennenlernte, unterhielten wir uns über John Coltraine. Er erzählte mir, dass Coltraine fast süchtig war, Musik aus fernen Welten zu hören. Besonders die Komplexität der Musik aus Indien hatte ihn fasziniert. Das spiegelte sich auch direkt in seiner Musik wieder, sowohl in der Musikstruktur und der Komposition als auch in der Improvisation. Alben wie z.B. A Love Supreme (z.B. Psalm), OM oder Meditations sind so entstanden. Ein neues Musikempfinden hatte sich entwickelt. Sein Musikkreis  –  seine Frau Alice Coltraine und besonders Pharao Sanders – haben diese Linie weiterverfolgt und eine neue Musikwelt erschaffen. Don Cherry ist Ende der 60er selbst nach Marokko gefahren, um dort mit ethnischen Musikern zusammenzuarbeiten. Dann folgten Miles Davis, das Mahavishnu Orchestra, Jan Garbarek etc. etc. etc. Diese Giganten der Musik und des Jazz haben die eigene Musik als Musik der Welt gesehen. (John Coltraine und die indische Musik: http://indiamusicweek.org/files/coltrane.pdf) Meine erste Live-Berührung mit dem Jazz war 1986 auf den Leipziger Jazztagen. Damals entdeckte ich …

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Tag der Offenen Tür am music college Regensburg

Text und Fotos: Ursula Gaisa – „Wir bilden Profis aus“ lautet das Motto der anerkannten Berufsfachschule für Pop, Rock und Jazz, dem music college im Lokschuppen in Regensburg. Seit fast 20 Jahren gibt es die Schule jetzt und Anfang Februar lud man – wie jedes Jahr – zum Tag der Offenen Tür ein. Interessierte konnten sich das Haus und die Räumlichkeiten ansehen, mit den Dozenten sprechen, sich ausgiebig beraten lassen und einer Einführung des Schulleiters Gunther Conrad lauschen. Außerdem gab es eine öffentliche Probe der Bigband unter Dominik Glöbl. Am Abend schloss sich ein Konzert mit den verschiedenen college-Ensembles an.

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+++ News +++ XJAZZ Berlin Kreuzberg +++ Benefizkonzert in Kaufbeuren +++ Internationales Jazzfestival Diersbach-Inntöne – Österreich +++

+++ XJAZZ Berlin Kreuzberg +++ Das XJAZZ Festival geht in die dritte Runde: Vom 5. bis 8. Mai 2016 wird es an 4 Tagen wieder über 70 Konzerte in Clubs, Bars und Kirchen in Berlin Kreuzberg geben. Mit fast 13.000 Besuchern 2015 ist das Festival mittlerweile eine feste Institution der Berliner Kulturlandschaft und hat sich national und international einen Namen gemacht.  XJAZZ repräsentiert dabei wie kein anderes Festival die Berliner Musikszene. Genregrenzen zwischen Jazz, improvisierter elektronischer und neuer klassischer Musik werden aufgebrochen. Schon in frühen Jahren wurde Jazz in vielfältiger Weise mit anderen Stilen weiterentwickelt. XJAZZ folgt dieser Tradition – und spiegelt damit den Zeitgeist der aktuellen Szene wider. Nach Island und Israel wird die Türkei 2016 Partnerland des XJAZZ Festival 2016. Die Wahl liegt für die Veranstalter auf der Hand, ist in Berlin doch die größte türkische Gemeinde außerhalb der Türkei ansässig. Neue Kooperationen zwischen Türkischen und Berliner Musikern und eine spannende musikalische Welt gilt es zu entdecken. Da die Kapazitäten der Veranstaltungsorte begrenzt sind bleibt XJAZZ seinem Ticketkonzept treu. Für alle Konzerte werden Einzeltickets erhältlich sein. Außerdem können mehrere Einzeltickets zu einem rabattierten …

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Jazz war seine zweite Leidenschaft – Zum Tode von Roger Willemsen

Von Dietrich Schlegel. Die Literatur war die eine Leidenschaft des am vergangenen Sonntag am Krebs gestorbenen Autors, Fernseh-/Radio-Moderators und Filmemachers Roger Willemsen. Seine zweite war der Jazz. Sie kam aber in den vielen Nachrufen in den Medien eher zu kurz, wurde oft gar nicht einmal erwähnt. Zu vielfältig, fast unübersehbar war auch das Schaffen dieses ungewöhnlichen, auch ungewöhnlich kreativen Intellektuellen. Doch die Hingabe, mit der er sich der Musik im Allgemeinen und dem Jazz im Besonderen widmete, war beeindruckend. Er verfügte über fundierte Kenntnisse der Geschichte des Jazz, seiner Stilrichtungen und seiner Interpreten. Und er war – wie das Verve-Online-Magazin „Jazz Echo“ seinen Nachruf überschrieb – „ein Advokat des Jazz“, ein unermüdlicher Werber für die heiß geliebte Musik der Improvisation. In seine Fernseh-Talkrunden lud er nicht nur Jazzmusiker wie Herbie Hancock, Chick Corea oder Quincy Jones ein. Er gewann auch Michel Petrucciani (1962 – 1999) zum „Hauspianisten“ seiner Talkshow „Willemsens Woche“ und verschaffte dem durch seine Knochenkrankheit schwer behinderten, aber ungestüm lebenshungrigen genialen Musiker in Deutschland eine über die Jazzszene hinaus reichende Bekanntheit. Die Zusammenarbeit der beiden schon so äußerlich unterschiedlichen Männer – Petrucciani war …

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Montreux Jazz Festival 2016 – das halbe Jahrhundert

Text und Fotos von Ralf Dombrowski – 50 Jahre, ein stolzes Alter: im Sommer 1967 brachte Claude Nobs, gelernter Koch und begeisterter Musikfan, in seiner Heimatstadt Montreux ein Festival auf den Weg. Dem an zunehmender Bedeutungslosigkeit leidenden, wenn auch einst strahlenden Kurbad am Genfer See passierte damit ein Glücksgriff, der ihm zu neuer Größe verhalf. Denn jener Visionär, der am 4. Februar 80 Jahre alt geworden wäre, baute das Montreux Jazz Festival nicht nur zu einem der wichtigsten sommerlichen Musiktreffpunkte in Europa, sondern auch zu einem der am besten dokumentierten Verstaltungsreihen der Konzertwelt auf. Es gibt also etwas zu feiern in diesem Sommer. Zwar schweigt sich die Programmleitung des Festivals bis April über das kommende Line-Up aus. Trotzdem aber wurde schon einmal zum Stelldichein in das Chalet Nobs hoch über dem Genfer See geladen. Denn erstens wurde das Jubiläums-Plakat vorgestellt, für das der Waadtländer Künstler Giovanni Riva das Logo des Festivals mit Details der vorangegangenen 49.Ausgaben hinterlegte. Am Berg wurde dafür eigens eine leuchtende Skulptur mit den Schriftzug aufgestellt, das von der anwesenden Medienwelt auch ausgiebig abgelichtet wurde. Weit spannender aber waren zweitens zwei andere …

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Jazzlabel NEUKLANG erweitert sein Repertoire mit NEUKLANG Future

Schön, dass sich von den kleinen Labels in Deutschland doch immer wieder Neues berichten lässt, diese Pressemitteilung erreichte uns heute Morgen: Die NEUKLANG Familie der Bauer Studios Ludwigsburg sorgt im Frühling 2016 für frischen Wind und begrüßt mit NEUKLANG Future ein neues Mitglied. NEUKLANG Future steht für zeitgenössische und avantgardistische Klänge. NEUKLANG Future richtet einen Blick in die Zukunft, einen Blick in die Musik von morgen. Dieses Unterlabel von NEUKLANG hebt kreative Künstler und richtungsweisende Kompositionen hervor, mit großen Ensembles in außergewöhnlichen Besetzungen und Grenzüberschreitungen zu zeitgenössischer Musik, Rock und Elektronik. Ping Machine, das Polytheistic Ensemble und das Verworner-Krause-Kammerorchester sind die ersten ausgewählten Künstler, um dieses zukunftsweisende Unterlabel vorzustellen. Mehr unter www.neuklangrecords.de / www.bauerstudios.de

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„Edition Unterfahrt“: enja präsentiert neue CD-Reihe

Mit der ersten Ausgabe der Edition Unterfahrt verwirklicht der Jazzclub Unterfahrt ein lang gehegtes Vorhaben: Aufnahmen aus dem Club bzw. mit Musikern, die in enger Verbundenheit mit dem Club stehen. In Zusammenarbeit mit Enja Records erscheint in dieser neuen Reihe Ende Februar die erste CD Vibes & Strings, ein Projekt des Münchner Bassisten und Cellisten Henning Sieverts. Am 16. Februar 2016 präsentiert sein Quartett in Originalbesetzung die CD-Neuerscheinung live im Jazzclub Unterfahrt. Im Vorfeld des Konzerts wird es einen Jazz-Talk geben, in dem Henning Sieverts im Gespräch mit einem Journalisten Einblicke in seine Arbeit gibt. Das Label Bereits seit mehr als 20 Jahren arbeitet der Jazzclub Unterfahrt mit dem Münchner Label Enja zusammen. Im Laufe dieses jahrelangen Austausches entwickelten sich viele gemeinsame Projekte. „Wir sind alle miteinander gewachsen“, beschreibt Werner Aldinger von Enja die fruchtbare Zusammenarbeit. So entstand bereits vor vielen Jahren im Zuge dieser Zusammenarbeit die Idee zur einer CD-Reihe Edition Unterfahrt. Über die Jahre reifte die Idee, und die Aufnahmen, die Henning Sieverts im August 2014 vornahm, schufen die beste Voraussetzung, diese endlich in die Tat umzusetzen. Im Fokus der Reihe stehen regionale …

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+++ News +++ Das Jazzforum Bayreuth im März +++ Antares Acoustic Trio mit „Poesie der Wellen” +++ The Big Chris Barber Band in der Oper Halle +++

+++ Das Jazzforum Bayreuth präsentiert im März 2016 drei ganz besondere Konzert-Highlights +++ 
Am 4. März bringt Kalle Kalima’s Long Winding Road eine ganz besondere Jazz-Mischung nach Bayreuth: Neben dem in Berlin lebenden finnischen Gitarristen und Komponisten Kalle Kalima besteht das Trio mit Greg Cohen am Bass noch aus einer US-amerikanischen Komponente und mit Max Andrzejewski an den Drums aus einer deutschen mit polnischen Wurzeln. Die Musiker trafen sich in Berlin und setzen sich seither in ihrem Zusammenwirken sowohl mit amerikanischen Country- und Surfrock-Songs auseinander als auch mit finnischer Volksmusik und Marschmusik von Sibelius. Eine seltsame Mischung zugegebenermaßen, aber auch eine extrem coole Sache, zumal das Trio die Genre-Grenzen ganz nonchalant verwischt. Eine Woche später, am 11. März, präsentieren sich die Oldstars Bayreuth im Borracho, dem ehemaligen Jazzkeller in historischer Umgebung. Seit Jahrzehnten ist der Bandleader Stefan Mörlein ein wichtiger Botschafter des lokalen Jazz. Zusammen mit seinen Musikern nimmt er das Publikum mit auf eine musikalische Zeitreise, die nichts von einer melancholischen Trauerfahrt haben wird, sondern ein wilder Ritt nach Dixieland zu werden verspricht. Mit Phronesis steht am 12. März ein weiterer vielversprechender Abend auf dem Plan: Jasper Høiby, 1977 …

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Tord Gustavsen präsentiert Trio CD „What was said“ live in concert

Der norwegische Pianist Tord Gustavsen erweitert sein musikalisches Oeuvre mit einem hoch interessanten neuen Projekt. Nach klassischen Trio-, Ensemble- und Quartett Aufnahmen überrascht der ECM Künstler auf seiner neuen CD „What was said“ mit zum Teil für ihn neuen und ungewohnten Klängen. Bei dem aktuellen Trio-Projekt wird er von seinem langjährigen Weggefährten Jarle Vespestad am Schlagzeug unterstützt. Gustavsen und Vespestad kombinieren hier Klavier, fein gesponnene Rhythmen und zurückhaltende Elektroniksounds mit der eindrucksvollen Stimme einer deutsch-afghanischen Sängerin, Simin Tander. Dabei wurden uunter anderem in Zusammenarbeit mit einem afghanischen Lyriker, norwegische Volkslieder ins Paschtu übertragen. Gustavsen schlägt damit praktisch eine Brücke zwischen Christentum und Sufismus. So werden hier norwegische Hymnen, die für Gustavsen einen großen Einfluss außerhalb des Jazzkontextes darstellen, mit traditionellen „Klängen“ des Paschtu verbunden. Das traumwandlerische Zusammenspiel von Vespestad, Gustavsen und der einzigartigen Stimme Tanders erzeugen eine energiegeladene, teilweise zerbrechliche, fast geheimnisvolle Stimmung. Weiter interpretiert das Trio auf dem Album Texte der Beat Poetry Legende Kenneth Rexroth und Verse des persischen Mystikers Jalaluddin Rumi. Eine Aufnahme, die einem bei jedem neuen Hören weitere Horizonte erschließt und von Anfang bis Ende fesselt! Auftakt ihrer 12 Stationen …

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