Lodernder Fusionsound – Trio Hovercraft mit „Midwife Crisis“

Bekommt jetzt auch die Jazzszene ihr -ismusSkandälchen? Beim Titel „Midwife Crisis“ des Trios Hovercraft um den israelischen Saxophonisten Omri Abramov könnte die pc-Gemeinde immerhin auf die Idee kommen, eine verdächtige Portion Sexismus dahinter zu erkennen. Wer es bei der Musik belassen will, wird auf dem ersten Album der Band mit einem dichten, vorwärts drängenden Sound konfrontiert.

Miami Vice lässt grüßen

Der erinnert an die ausladenden Fusioneskapaden vorwiegend amerikanischer Prägung der 80er- und 90er-Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts. Erweitert um Effekte (mit dem Sax) und das selten gespielte elektronische EWI (Electric Woodwind Instrument), auf deutsch auch als Blaswandler bezeichnet, ziehen vor dem inneren Auge/Ohr älterer Jazzfans us-amerikanische Serien wie Miami Vice und deren akustische Erkennungsmelodien auf. Nun darf man den drei noch jungen Musikern keineswegs ein kraftvolles Segeln unter fremden Flaggen unterschieben. Immerhin sind sie teils sogar jünger als die alten Quotenbringer, dennoch gibt es eine gewisse Affinität zu konstatieren. Ein ausgiebiges malerisches Schlagzeugsolo – auch ein wenig ein Relikt – mit Stolperfallen und verwinkelten Rhythmen prägen das mehr als siebenminütige „Depredation“, das harmloser rüberkommt, als der Titel suggeriert. Beinahe sanft kommt das aus einem einfachen Motiv entwickelte, blueslastige „Chappy“ einher. Ein zurückhaltendes Basssolo entwickelt der New Yorker Evan Hyde in „Midwife Crisis“ mit  aristokratischer Noblesse.

Magie

In den kraftvollen Arrangements Abramovs bilden weniger die affektiven Improvisationen des Bläsers, als der dichte intuitive Energiefluss zwischen den drei Musikern den lodernden Kern des Albums. Der israelische Komponist und Produzent lebt mittlerweile in Berlin und steuert von hier aus seine musikalischen Aktivitäten mit Niogi und dem iranisch-israelischen akustischen Ensemble Sistanagila, an denen er seit mehreren Jahren beteiligt ist. „Hovercraft“ enthält die ersten Aufnahmen des noch jungen Trios, das in New York zusammengefunden hat und genug Magie verströmt, dass die drei zusammenbleiben und weitermachen wollen.

CD: 

Omri Abramov/Benjamin Tiberio/Evan Hyde, Hovercraft, Download: Bandcamp und  einschlägige Plattformen

Besetzung:

Omri Abramov – Saxophone & Effects, EWI

Benjamin Tiberio – bass

Evan Hyde – drums


Kontakt: https://abramovmusic.bandcamp.com/album/hovercraft

 

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