Tiefenentspannt: Die neue Solo-CD „Invisible Colours“ des Essener Pianisten Thomas Hufschmidt

Tief in sich ruhend wirken diese Solostücke: Thomas Hufschmidt, Pianist und Folkwang-Professor scheint auf seiner neuen CD „Invisible Colours“ dem vielbeschäftigen, mit vielen Projekten und Lehrtätigkeiten angefüllten Alltag konsequent entsagen zu wollen. Denn der musikalische Fluss, der hier aufkommt, wirkt wie eine tief in sich ruhende Innenschau eines erfahrenen Musikers, der sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen lässt.

Auf betont unaufgeregte Weise verbindet der Essener hier Eigenkompositionen und Lieblingstandards. Idyllische fast schwärmerische Impressionen stehen am Anfang eines „Prelude“, das uns sagt, dass der Frühling mit ganz viel Sonnenstunden nun kommen kann. Dann nimmt Denny Zeltons „Morning Touch“ Fahrt auf, bevor auch wieder freundliche Ruhepole gesetzt werden. Völlig in sich ruhend bekräftigt Hufschmidts eigenes Titelstück, dass es mit diesem Repertoire auf Augenhöhe rangiert. Immer pflegt das Spiel des Esseners eine kluge Ökonomie: Statt vieler ruheloser Tongirlanden „malt“ Hufschmidt lieber mit breiten, imaginären Pinselstrichen leuchtende, warme Emotionen – durch wohldosierte harmonische Wirkungen, die sich abwechseln, entwickeln, ergänzen und einander bereichern! Komponiertes und Improvisiertes fließt hier ebenso ineinander.

Hufschmidts Eigenkomposition „Planet Brico“ eröffnet durch reibungsvolle Intervalle eine wunderbar tiefsinnige Reflexion, in der auch Umwege und Abwege mit viel Spiellust ausgeleuchtet werden, bevor wieder wunderbar melancholisch Gwilym Simcocks balladesker „Plain Song“ einen anderen, sehnsuchtsvollen Farbtupfer setzt. Und es kommen auch einschlägige Referenzen ins Spiel: „Comrade Conrade“ featured den unerreichten Bill Evans als großen Ideengeber für alles, was in universalem pianistischen Modern Jazz Geltung beansprucht. Für eine weitere  Überraschung sorgt das letzte Stück: „For Alban“ nannte Hufschmidt seine eigene Hommage an die klassische Moderne im 20. Jahrhundert, ohne die vieles im Jazz nicht denkbar wäre: Eine Zwölftonreihe, aus der Hufschmidt einige assoziative Prozesse ableitet, ist unmittelbar, wie schon der Titel andeutet, von Alban Berg inspiriert. Hufschmidts gleichermaßen gelassene wie tiefgründige pianistische Lesart sagt viel über die zeitlose Qualität von musikalischer Zukunft.

Stefan Pieper

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