Jazz im Düsseldorfer Goethe-Museum

Waren auch schon im Goethe-Museum zu Gast: Trioscene.
Waren auch schon im Goethe-Museum zu Gast: Triosence.

Von Dietrich Schlegel – Eine erfolgreiche originelle Konzertreihe

Das Goethe-Institut schickt viele, nicht zuletzt auch junge deutsche Jazzmusiker durch die ganze Welt. In örtlich bescheidenerem Rahmen, aber weitaus intensiver mit dem Namen des Dichterfürsten verbunden, präsentiert sich seit vergangenem Jahr eine Jazzkonzert-Reihe in Düsseldorf, in dem Mitte des 18. Jahrhunderts vom Kölner Kurfürsten Karl Theodor errichteten Jagdschloss Jägerhof. In dessen prachtvollen Räumen befindet sich die umfangreichste private Goethe-Sammlung Deutschlands, eine Stiftung des Verlegerpaares Anton und Katharina Kippenberg. Barbara Steingießer, angesehene Kultur- und Jazzjournalistin, überdies promovierte Literaturwissenschaftlerin, hatte die Idee, in diesem von etablierter Kultur geprägten Ambiente zeitgenössischen Jazz erklingen zu lassen. Der Direktor des Goethe-Museums Düsseldorf, Prof. Dr. Christof Wingertszahn, war sofort begeistert. Seitdem machen Poster mit dem Schattenriss eines Saxophon spielenden Goethe – auch das eine Idee Steingießers – auf die Jazzkonzerte im Jägerhof in der Jacobistraße aufmerksam.

Den viel versprechenden Auftakt im Mai des vergangenen Jahres bestritt der israelische, in Düsseldorf lebende Pianist Omer Klein, mit Haggai Cohen Milo (b) und Amir Bresler (dr). Im November folgte Triosence: Bernhard Schüler (p), Ingo Senst (b) und Stephan Emig (dr). Am letzten Donnerstag dann schien der Beweis erbracht, dass sich „Jazz im Goethe-Museum“ als Konzertreihe etabliert hat. Der intime, ansonsten der Kammermusik vorbehaltene Saal im zweiten Stock des Schlosses war erneut bis auf den letzten Platz besetzt. Der wiederum enthusiastische Beifall des sichtbar Generationen umfassenden Publikums hätte fast das erlesene Porzellan in den rechts und links in die Wände eingelassenen Vitrinen erzittern lassen. Diesmal galten Aufmerksamkeit und Begeisterung dem schwedisch-kubanisch-deutsch besetzten, bereits dreimal mit JazzECHOS und drei Jazz Awards in Gold ausgezeichneten Tingvall Trio.

Pianist Martin Tingvall, Schlagzeuger Jürgen Spiegel und Omar Rodriguez Calvo am Bass brannten ein wahres Feuerwerk ab, zumeist beginnend und endend mit filigranem Tasten- und Saitenspiel und sich dazwischen ergießend in wahren Klangkaskaden, voller Energie und inspirierter Improvisation, doch letztlich gebändigt durch den kraftvoll antreibenden Spiegel am Drumset, und gebündelt durch den nicht von ungefähr mittig platzierten Bassisten Omar Calvo. Jener erhielt für seine häufigen Soli, auch die zarten gestrichenen, reichlich Sonderapplaus. Seit 2003 spielen die drei in Hamburg ansässigen Musiker zusammen, sind musikalisch aufs engste miteinander verknüpft, ein Muster an integriertem und interaktivem Trio-Jazz, sich auf unzähligen Konzerttournees, auch mit dem Goethe-Institut, immer wieder erneuernd, vor allem aber immer bewusst den Zuhörern zugewandt. Davon zeugte nicht nur der Auftritt in Düsseldorf, sondern die 2013 herausgekommene Live-CD „Tingvall Trio in Concert“, mit der die bisher fünf im Studio aufgenommenen Platten sinnvoll ergänzt werden, auch die neueste „Beat“, von der einige Titel in Düsseldorf vorgestellt wurden (alle CDs bei Skip records).

Mit den jetzt schon zum Stammpublikum gewordenen Zuhörern ist Barbara Steingießer, der die künstlerische Leitung der Konzertreihe obliegt, sehr gespannt, wie sich nach drei Klaviertrios beim nächsten, dem vierten Konzert Saxophon und Trompete klanglich in die Akustik des intimen barocken Konzertsaals einfügen werden. Am 5. Juli treten nämlich die „Echoes of Swing“ auf. Der Geheime Rat aus Weimar, ein Musikliebhaber und –kenner, empfand keine Scheu vor neuen Tönen, was sich vielfach belegen lässt. In ihrer Begrüßung hatte die Goethe-Kennerin Steingießer ihn mit dem Vers zitiert: „Im Zimmer wie im hohen Saal, / Hört man sich nimmer satt, / Und man erfährt zum erstenmal, / Warum man Ohren hat.“

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