Aus den Gletschermassen des Jazz herausgebrochen – Das BuJazzO feierte 25jähriges Bestehen mit Konzert in Berlin

Das Orchester ist zwar erst 25 Jahre alt, aber seine Mitglieder sind nicht älter als 24. Es handelt sich um die wahrscheinlich besten jungen Jazz-Musiker Deutschlands, die seit Jahren durch diese BigBand hindurchgeschleust worden sind. Das stellten sie auch in der aktuellen Besetzung klar. Sie spreitzten dabei das Repertoire von Kompositionen ebenfalls junger Musiker wie Monika Roscher oder Johannes Lauer über Arrangements von Standards bis zur den Gesang von Kurt Elling begleitenden Formationen. Unter der Leitung von Niels Klein und Jiggs Whigham setzen sie fort was unter Peter Herbolzheimer begann.

Das BuJazzO unter der Leitung von Jiggs Whigham mit Kurt Elling
Das BuJazzO unter der Leitung von Jiggs Whigham mit Kurt Elling

Als Projekt unter der Trägerschaft des Deutschen Musikrats begann man 1988 mit dem wohl besten Jazzpädagogen, Peter Herbolzheimer, unter anderem mit Till Brönner an der Trompete. Heute sind die Früchte der Musik vollreif. Es handele sich, so ein Gast des Jubiläumskonzerts, um das „vielleicht beste BuJazzO aller Zeiten“. Das BuJazzO ist nämlich nicht nur ein Resultat, eine Summe aktueller musikalischer Spielfreude sondern wirkt offensichtlich auch zurück in die Motivation junger Jazzmusiker überhaupt. Es hat das Niveau durch seine stetige künstlerische Leistung insgesamt gehoben. Das tut es nicht allein, sondern im Zusammenspiel mit der gesamten Jazzförderung, die schon zuvor mit der Einrichtung von Landesjazzorchestern begonnen hat.

Wen man auch fragt, auf welcher Ebene und in welcher Funktion sie mit diesen jungen Musikern in ganz Deutschland zusammenarbeiten, man spürt die musikalische Lebensfreude, die Aufgeschlossenheit der Musiker und ihr Engagement. Denn bei alledem handelt es sich nur mittelbar um pädagogische Projekte, die sie auch sind, nämlich Lernprozesse, am Ende steht ein Resultat, Jazz-Kunst. Da gibt es kein Vertun. Das klappt oder geht schief – zur Not ist es nur langweilig.

Das war beim Jubiläumskonzert nicht anders. Die erste Set mit sechs Nummern unter der Leitung von Niels Klein bestand aus Kompositionen Stefan Karl Schmid, Johannes Lauer, Monika Roscher, Niels Klein, Jens Böckamp und Hans-Christian Stephan. Werke, die eigens für das BuJazzO entstanden sind und deren musikalische Cleverness auch manchen Wohlklang zur Seite drängte. Die Arrangements waren mit extremen technischen Schwierigkeiten vor allem in Sachen Gesamtklang gespickt. Da geriet auch mal manches aus den Fugen. Gleichwohl waren Stücke wie die von Lauer, Roscher und Schmid zugleich Spielwiese für die Arbeit am Klang und in der Gruppenimprovisation. Diese Stücke, die teilweise wirken wie aus der Gletschermasse des Jazz herausgebrochen, wurden ergänzt um großartige Arrangements von Standards und anderen Klassikern. Dabei versteht es Whigham unterhaltsam und charmant, das Orchester und das Publikum zu führen, hineinzusaugen in den Klangwall, den das BuJazzO zu erzeugen in der Lage ist. Da brennen einem schon mal die Ohren. Als Stargast hatte sich Sänger Kurt Elling aus New York angesagt. Quasi probefrei agierten Orchester und Solist in bester Stimmung. Zum Teil wurde gebattlet, was das die Instrumente hergaben mit respektlosem Respekt. So soll es sein. Der kleine Sendesaal des rbb schien diesem brausenden Jazzsturm schon fast nicht gewachsen. So wenig wie dem Andrang. Angeblich gab es für die nur 160 Karten des zweiten Konzertes 1.600 Anfragen.

Die Erfolgsgeschichte BuJazzO hat definitiv einen neuen Zenit erreicht. Aber über die weiteren künstlerischen Wanderungen des Orchesters muss man keine Sorge haben. Das Gebirge ist groß genug, an Gipfeln und wunderbaren Tälern ist sicher kein Mangel. Für die nächsten Arbeitsphasen haben sich Alexander von Schlippenbach und Manfred Schoof angesagt. Das dürfte in einer „Sendung mit dem Jazz“ enden.

Nicht vergessen werden sollen die, die das BuJazzO organisatorisch begleitet haben (Peter Ortmann) und begleiten (Dominik Seidler) und damit den Grund sicherten und sichern, auf dem diese musikalischen Leistungen möglich waren und sind.

Nach dem Konzert konnte ich kurz mit einem Zuhörer, einem Mitglied des BuJazzO, Johannes von Ballestrem, und dem Projektleiter, Dominik Seidler ein paar Worte wechseln.

Einen Mitschnitt der Konzerte gestern und heute, soll am 26.12.2013 im rbb gesendet werden. Eine Doppel-CD unter Live-Bedingungen mit Werken der Next Generation (unter Klein) und den „Klassikern“ (unter Jiggs Whigham) liegt im Handel bei Double-Moon-Records vor.

Fotoimpressionen (alle Fotos: Petra Basche)

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